Isabelle Kölbl (55) macht Behinderte glücklich
«Bei mir haben viele das erste Mal Sex»
Für viele Männer ist sie ihr erstes Mal. Isabelle Kölbl will jedem die Chance geben die eigene Sexualität zu entdecken. Auch Menschen mit einem Handicap. Sie setzt sich für ein grösseres Angebot in Sachen Liebesdienste für behinderte Männer ein.
Sie will mit ihrem Job ein Tabu brechen. Isabelle Kölbl (55) bietet in ihrem Studio bei Konolfingen BE Liebesdienste für behinderte Männer an. «Auch handicapierte Männer wollen Sex, bei dem auch mal etwas abgeht», sagt die Bernerin. «Sie wollen wissen, wie sich Sex anfühlt, und wollen nicht nur gestreichelt und massiert werden, so wie es andere Frauen anbieten.»
Vor sieben Jahren hat sich die gelernte kaufmännische Angestellte für eine Ausbildung zur Sexualbegleiterin entschieden. Sie sei auf der Suche nach einer neuen Herausforderung gewesen, nachdem die Kinder flügge geworden seien, sagt sie. Heute Abend spricht die Sexarbeiterin in der SRF-Sendung «Aeschbacher» über die Erfahrungen ihres neuen Jobs.
Zurückgewiesen
Eine sei ihr besonders in Erinnerung geblieben. «Ich hatte einmal einen Kunden, der nur noch den Kopf bewegen konnte. Die Ärzte gaben ihm noch zwei Jahre zu leben.» Der grösste Wunsch des Mannes sei gewesen, vor seinem Tod mit einer Frau intim zu sein. Sein Pfleger habe dann eine Prostituierte aus der Erotikkolumne einer Tageszeitung engagiert. «Doch obwohl die Frau vom Handicap ihres Kunden wusste, wies sie ihn schroff zurück!
Der Mann war am Boden zerstört», sagt Kölbl. «Ich konnte ihm in ein paar intimen Stunden helfen, seine Sexualität zu entdecken.» Bei ihr hätten überhaupt viele Männer zum ersten Mal Sex. «Solche Erlebnisse sind für mich etwas sehr Bereicherndes.»
Neue Plattform für Liebesdienste
Nun will sich Kölbl dafür einsetzen, dass es für behinderte Männer ein grösseres Angebot in Sachen Liebesdienste gibt. Kürzlich lancierte sie die Plattform Sexcare.ch. Die Frauen, die darauf inserieren, schult Kölbl zuvor in Workshops im Paraplegiker-Zentrum Nottwil LU.
«Wir arbeiten sehr eng mit einem Mann im Rollstuhl zusammen», erklärt sie. «Er zeigt, worauf die Frauen besonders achten müssen.» Sie selber wolle ihren Prostituierten aber vor allem eines mitgeben: «Dass Sex eine intensive Art der Kommunikation ist. Und ein Ausdruck für: Ich mag dich – mit allem Drum und Dran.»