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wenn es wirklich stimmt, respekt... glaube aber nicht das das wirklich stimmt, bzw glaube ich nicht daran das wow alles verändert hat...Mit diesem Artikel möchte ich auf eine zunehmende Möglichkeit hinweisen, die meines Erachtens soviel Potential in sich birgt und so einen großen Einfluss für die heutige Jugend darstellt, dass man sie in naher Zukunft neben Jobbörsen und Jugendzentren zu einer der größten Chancen für heranwachsende Menschen zählen darf. Die Rede ist von Online-Spielen wie World of Warcraft, die neben einer starken Schulung des Selbstvertrauens auch zum sozialen Aufstieg führen kann. Dazu nun mein eigener Erlebnisbericht.
Das Elend:
Mein Name ist Markus, ich bin jetzt 25 Jahre alt, lebte in einem katastrophalen Familienhaushalt, war ein sehr schlechter Schüler, wog 110 Kg und habe seit dem ich denken kann so gut wie nie etwas fürs leibliche Wohl getan. Ich brauchte keinen Fitnesstest zu machen um zu wissen, dass mein Maximalalter bei 55 Jahren lag, was ich meiner nichtvorhandenen Kondition und meinem starken Zigaretten- und Alkoholkonsum zu verdanken hatte. Ich war also für mein Alter fast schon dem Tode geweiht, was eigentlich nicht sein durfte! Freunde hatte ich keine. Ich war immer der Außenseiter und keiner wollte etwas mit mir zu tun haben. Eine Freundin zu haben war für mich genau so wahrscheinlich, wie die Chance eines Schneeballs in der Hölle zu überleben. Leider hatte ich auch keine Fähigkeiten etwas Bildendes oder Förderndes zu tun, wie ein Musikinstrument zu spielen oder Sport zu betreiben. Ich war einfach in allem zu schlecht, als das mich jemals eine Gemeinschaft akzeptiert hätte! Dank nichtvorhandener Hobbys und fehlendem sozialen Kontakt litt ich stark unter Depressionen, saß Tag für Tag in meinem kleinen dunklen Zimmer und Fragte mich ob es das schon gewesen sein soll. Es ist der 11.Februar 2005 und heute soll der Tag sein an dem sich mein Leben grundsätzlich zum Positiven ändert.
Die Anzeige aus einer Computerzeitschrift machte mich auf das Online MMORPG-Spiel World of Warcraft aufmerksam. Da ich eh nichts Besseres zu tun hatte und ich für ein bisschen Abwechslung in meinen, ständig von Selbstmitleid bestimmten Alltag bringen wollte, entschied ich mich dazu dieses Spiel zu kaufen.
Nachdem ich dann das Spiel installiert hatte und ein wenig mit den Charakteren rumgebastelt hatte ging es auch schon in die Spielewelt. Was ich dort erlebte, hatte ich in meinem Leben nur in ganz wenigen Situationen, die ich an einer Hand abzählen kann erlebt. Ich wurde freundlich gegrüßt und hatte eine echt nette Unterhaltung. Nachdem ich und mein Gesprächspartner uns ein wenig vorgestellt hatten (wo wir herkommen etc.) ging es auch schon los die Welt zu erkunden. Da ich eh nichts weiter vorhatte, entschloss ich mich dazu erst mal mehr Zeit dem Spiel zu widmen als vorgesehen.
Der Aufschwung:
In den kommenden Wochen habe ich mir sehr viel Zeit genommen, die Welt zu erkunden und vor allem neue Kontakte zu schließen. Ich konnte nicht fassen wie einfach es war doch Menschen kennen zu lernen, die mich nicht gleich verstoßen haben. Mir viel auf, dass es gar nicht so sehr das Spiel war, was mich faszinierte, sondern die vielen verschiedenen Menschen mit ihren Liebenswertigkeiten und Macken die mich am spielen hielten. Das interessanteste jedoch war, dass ich Sachen gelernt hab, in Bereichen wie Allgemeinbildung, Kultur, Philosophie, Textmaschinenschreiben, Kunst und vielen anderen Themen. Ich würde mich niemals als Profi in den angegebenen Bereichen betitulieren, jedoch habe ich definitiv dort nun mehr wissen, als ich es zu Zeiten vor WoW hatte.
Der Wandel:
Nachdem ich ca. ein halbes Jahr im Spiel unterwegs war und ich viele Menschen kennen gelernt hatte, gewann ich an Selbstvertrauen. Mittlerweile war es für mich nicht mehr selbstverständlich wie früher grundsätzlich die Klappe zu halten. Meine Meinung war anderen wichtig und das machte mich stolz. Eine Gemeinschaft hatte sich gebildet. Ich und meine Freunde (hätte niemals gedacht das ich das mal sage … meine Freunde …) gründeten eine Gilde. Ich könnte nicht behaupten, dass wir überdurchschnittlich erfolgreich waren oder besonderes geleistet hätten. Es ging uns um die Gemeinschaft. Sich mitzuteilen und einfach nur das Hobby was man teilt, gemeinsam zu genießen. Da viele diese Einstellung teilten wuchs unsere Gilde immer weiter. Man erlebte zusammen Abenteuer in der Welt von WoW, aber unterhielt sich auch über andere Themen, wie Gesundheit, Frauen, Lebenserfahrungen, andere Hobbys…alles Mögliche halt.
Trotz der Fähigkeit schnell zu tippen musste irgendwann eine alternative zum chatten her. Einer meiner Freunde schlug vor, dass wir uns doch mal in seinem Teamspeak treffen sollen. So ließe sich besser unterhalten. Teamspeak sagte mir nix. Ich hatte ein wenig Angst, dass ich mich bei meinen Freunden lustig mache, weil ich nicht wusste was das ist. Weit gefehlt. Nicht nur das sie mir erklärten, was Teamspeak ist sondern mir auch genau zeigten, wie ich es installiere und worauf ich zu achten habe. Das Teamspeak hat vieles sehr stark vereinfacht. Das Spiel war einfacher zu bewältigen durch absprachen die man machen konnte, aber auch die sonstige Kommunikation war wesentlich einfacher. Meine Befürchtung spätestens jetzt abgestoßen zu werden bewahrheitete sich nicht. Durch das Teamspeak (TS) stellte man schnell fest, dass ein männlicher Charakter nicht unbedingt bedeuten musste, dass auch ein Mann dahinter steht. Zum ersten Mal konnte ich mich ordentlich mit einer Frau unterhalten. Mein Herz hat so schnell geschlagen, dass ich Angst hatte es zerspringe. Weitere Zeit verstrich und ich gewöhnte mich an die „normale“ Kommunikation. Besonders schöne Gespräche hatte ich mit einer jungen Frau. Allein um mit ihr zu reden hätte ich schon das spiel weiter gespielt. Ich wusste zwar nicht wer sie in Wirklichkeit ist, aber ich hatte mich in ihre Stimme verliebt und wir haben Nächte lang miteinander geredet.
Das bin ich!:
Weitere Zeit verstrich ins Land. Mittlerweile spielte ich das Spiel seit ca. eineinhalb Jahren. Viele Kontakte haben sich ergeben. Sehr viele schöne Situationen habe ich erlebt. Mit der Zeit stellte ich fest, dass ich abgenommen hatte. Das Frust#%#*@!n, was ich nicht mehr brauchte und der verminderte Bierkonsum haben ihres dazu getan. Nicht das ich großartig Sport gemacht hätte, aber durch interessante Gespräche mit meinen Freunden kam ich dahinter, wie man lecker und Gesund isst. Es ist erstaunlich, was es für Möglichkeiten gibt, sich was leckeres zu Kochen, was nicht all zu kompliziert ist und dennoch gesund ist.
Aus der „Not“ heraus ein Art Portal für unsere Gilde zu schaffen, habe ich mich mit HTML, XML, CMS und PHP auseinandergesetzt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten zu verstehen, ging es nach zahlreichen Tipps meiner Freunde recht gut. Ich habe immer weiter an unserer Homepage gebastelt, viele kniffe kennen gelernt und betreute von da an unsere Homepage. Ich war wichtig! Verdammt war das ein geiles Gefühl.
Über die Homepage hat sich der Freundeskreis noch mehr gefestigt. Bald kam die Idee auf, sich doch mal im Real-Life zu treffen. Ein letztes Mal kam Panik in mir hoch. Jetzt würde es vorbei sein mit meinen Freunden. Ich würde alle verlieren. Besonders die Angst „Sie“ nicht mehr hören zu können, schnürte mir die Luft ab. Ich überlegte, ob ich mich vor dem Treffen drücken solle, entschied mich aber dank der vielen guten Erfahrungen, die ich gemacht hatte doch dafür zu dem Treffen zu gehen. Es war wunderschön. Wir haben viel gelacht, viel zusammen unternommen und vor allem…ich habe „SIE“ getroffen. Das war einer der schönsten Momente in meinem Leben. Ich wurde von allen so akzeptiert wie ich bin. Ich hätte heulen können vor Glück.
Nachdem man sich häufiger mal so getroffen hatte, durch die HP die Möglichkeit hatte auch anders Kontakt zu halten und das Spiel zunehmend uninteressanter wurde, da man schon fast alles kannte und es nicht mehr wirklich was zu tun gab, meldete ich das Spiel vorzeitig ab. Der Freundeskreis jedoch blieb. Man hat häufiger Gildentreffen veranstaltet und im Internet war man mit allen möglichen Spielen unterwegs.
Und so ging es weiter:
Durch die Aufgaben die ich in WoW übernommen hatte, im Zusammenhang der Homepageverwaltung und Organisation einiger Gildentreffen, habe ich gelernt auch mich selbst zu organisieren. Nachdem ich Selbstvertrauen in mich gewonnen und viel gelernt hatte, bewarb ich mich bei einigen Firmen. Dank der Gildentreffen hatte ich auch nicht mehr die Scheu, meine „Heimat“ zu verlassen und konnte damit mein Bewerbungsfeld erheblich vergrößern. Seit August diesen Jahres habe ich eine Ausbildungsstätte bei einer Werbeagentur als Webdesigner. Meine Erfahrung die ich bei der Verwaltung unserer Gildenhomepage sammeln konnte hat maßgeblich dazu beigetragen die Ausbildungsstelle zu bekommen. Ausbildungsjahre sind keine Herrenjahre…aber der Job ist super genial und ich verdiene mein eigenes Geld.
Ich habe nun eine kleine Einzimmerwohnung und eine Freundin. Nein es ist nicht „Sie“ aus meiner Gilde, sondern jemand, den ich durch die Arbeit kennen gelernt habe und ich liebe sie über alles. Zu meinen Eltern habe ich endlich einen Draht gefunden. Er ist zwar noch sehr klein, aber die Distanz hat uns glaube ich gut getan.
Vor einem Monat habe ich meine WoW Account wieder aktiviert. Viel gespielt habe ich seit dem nicht. Gibt immer noch nix neues zu entdecken. Aber wenn jetzt das Addon raus kommt wird sich sicherlich wieder was gemeinsam Unternehmen lassen. Den Kontakt den ich über die Jahre aufgebaut habe besteht nach wie vor. Und ich habe auch noch zu „Ihr“ Kontakt. Sie kennt meine Freundin, da diese mittlerweile auch WoW spielt.
Auswirkungen:
Ich schreibe diesen Text in Anlehnung an den Post von Tinitus und habe ihn bewusst versucht ähnlich zu schreiben, wenn es meine Erlebnisse zuließen. Was ihm passiert ist bedauere ich zutiefst und wünsche ihm auf jeden Fall alles Gute. Jedoch wollte ich auch meine Sicht der Dinge darstellen.
Quelle: http://forums.wow-europe.com/thread.html?topicId=116333495&sid=3
wie seht ihr das?