Work Life Balance 2.0?

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Das ist tatsächlich die richtige und entscheidende Frage. Und ich habe darauf keine Patentantwort, ich habe einfach sehr viel Glück gehabt. Wahrscheinlich würde ich eine Tätigkeit, die mir gar keine Freude macht fürs gleiche Gehalt nicht meiner jetzigen Tätigkeit für die Hälfte vorziehen.

@Utility
Das geht eben nicht in allen Jobs. Eine Herzchirurgin kann nicht nach 6 Stunden während einer Herz OP einfach nach Hause gehen. Ich kann eine komplexe Fusionsanmeldung nicht einfach auf beliebig viele Kollegen aufteilen, weil das unwirtschaftlich wäre - alle müssten 100% drin sein und entsprechend 100% Zeit aufwenden, würden am Ende aber nur 1/3 davon einbringen und entsprechend nur 1/3 in Rechnung stellen.
Das Beispiel mit der Chirurgin war ungünstig von dir gewählt :deliver:
Chirurgen sind Handwerker und gerade da kann man die Arbeit hervorragend aufteilen. Bei erwartbar zeitlich umfangreichen Operationen (z.B. HNO, die regelmäßig acht Stunden oder länger dauern) lösen sich die OP-Teams ab. Aber ich verstehe deinen Punkt: Jobs, die einen hohen Grad an Einarbeitung in einen speziellen Fall benötigen, können nicht ohne weiteres auf mehrere Köpfe verteilt werden und begleiten einen auch nach Ende der offiziellen Arbeitszeit. Das ist auch der Grund, warum ich nach dem Biologiestudium Krankenpfleger geworden bin: ich gehöre zu den Leuten, die nach Dienstende abschalten wollen.
Um bei dem Beispiel mit den Medizinern zu bleiben: ein Chirurg hat eine Baustelle (z.B. eine Oberschenkelhalsfraktur), behebt das Problem mit einem routinemäßigen Eingriff und geht dann nach Hause/wendet sich dem nächsten Fall zu. Ein Internist muss sich bei einem Patienten erst mal in eine Krankengeschichte einarbeiten, um alle Zusammenhänge erfassen zu können - das kann nicht mal eben abgegeben werden.

Für mich ist diese Familienfixiertheit halt etwas unverständlich. Wie gesagt war mein Vater nie vor 19 Uhr zuhause und wir haben ein super Verhältnis. Als ob ihr es alle gefeiert hättet, wenn euer alter Herr ab 17 Uhr am Fliesentisch gehockt hätte und euch vom bw spielen abgehalten hätte :rolleyes: Und wenn überhaupt geht es doch nur um die ersten paar Jahre. Spätestens nach der Einschulung werden die Gleichaltrigen zunehmen wichtiger und ab der Pubertät schämen sich eure Kinder für euch und sind um jede Minute froh, die ihr auf der Arbeit seid ;) (nicht zu ernst nehmen plz)

Du betrachtest das Ganze aus der Perspektive des Kindes. Natürlich kann ein Kind sich großartig mit seinem Vater verstehen, auch wenn dieser nur eine Stunde am Abend mit der Familie zusammen ist. Oder nur einmal pro Woche, z.B. bei getrennt lebenden Eltern.
Mein Anspruch als Vater ist aber ein anderer: ich möchte an der Entwicklung und Erziehung meiner Kinder gleichberechtigt teilhaben. Das geht nicht als Alleinernährer der Familie, der um sieben aus dem Haus geht und erst zum Abendbrot wieder kommt. Ob meine Kinder das so toll finden, ist mir an dieser Stelle ziemlich egal - mein Ziel ist es, ein guter Vater zu sein, nicht ein guter Kumpel.

Das mit der Work-Life-Balance ist ja schön und gut, aber mich hatte mehr interessiert, ob ihr das Gefühl habt, selbst unflexibel (oder zumindest Teil einer unflexiblen Generation) zu sein.

Definitiv :deliver:

Edit: wobei ich auch einer Generation angehöre, die sich das erlauben kann. In Zeiten, in denen viele Branchen mit massiven Nachwuchsproblemen zu kämpfen haben (insb. handwerkliche Betriebe) müssen die AGs einem den Puder in den Arsch blasen.
 
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Das mit der Work-Life-Balance ist ja schön und gut, aber mich hatte mehr interessiert, ob ihr das Gefühl habt, selbst unflexibel (oder zumindest Teil einer unflexiblen Generation) zu sein.
Um ehrlich zu sein, ich kann mit dieser Floskel nicht viel anfangen.

Relativ zu meiner Lebenssituation (Familienvater mit Kleinkind, nächstes unterwegs) halte ich mich für äußerst flexibel - ich kann mir gut vorstellen, für mehrere Jahre ins europäische Ausland zu ziehen.
Der entscheidende Punkt ist, dass ich dadurch vieles aufgeben müsste und mir dessen vollauf bewusst bin. Daher würde ich das nicht ohne eine handfeste Kompensation tun - und die sind viele Arbeitgeber eben nicht bereit zu zahlen.

Andererseits gibts auch viele Jobs, die für mich undenkbar sind, weil sie mir aufgrund von Arbeitszeit oder (un)regelmäßigen Dienstreisen nicht die Zeit mit Freunden und Familie ermöglichen, die ich will.

Aus dem Interview:
Sie finden im Ausland kaum noch qualifiziertes Personal. Außerdem sind Auslandsaufenthalte für die Weiterbildung wichtig. Und um die geht es den Generationen Y und Z anscheinend nicht mehr.
Man soll also Heimat und soziales Umfeld verlassen, um sich "weiterzubilden"? Für mich klingt das sehr nach: Mach das mal, die Firma profitiert sofort und du profitierst irgendwann auch selbst davon - fest versprochen!
Dass Leute sich auf sowas nicht mehr so gern einlassen, kann ich nicht nur verstehen, ich finde es auch richtig.
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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Das Beispiel mit der Chirurgin war ungünstig von dir gewählt
Chirurgen sind Handwerker und gerade da kann man die Arbeit hervorragend aufteilen. Bei erwartbar zeitlich umfangreichen Operationen (z.B. HNO, die regelmäßig acht Stunden oder länger dauern) lösen sich die OP-Teams ab.

Ich weiß nicht, habe das gewählt, weil ich zufällig einen Herzchirurgen im Freundeskreis habe, der dieses Beispiel selbst einbrachte bei einer ähnlichen Diskussion. kA Wie es im HNO Bereich ist, aber tatsächlich ist es bei einigen Herzoperationen wohl schlicht unmöglich das Team komplett zu wechseln, weil einer (ganz tumpf vereinfacht) seinen Finger im Herzen halten muss und zwar für 8 Stunden oder 10 oder 14. Deswegen ist gerade die Herz- und die Notfallchriurgie für Frauen hart. Bei anderen OPs wird es natürlich möglich sein, sollte auch nur ein Beispiel dafür sein, dass man eben nicht in allen Jobs beliebig Aufgaben verteilen oder Arbeitszeiten aufteilen kann.

Du betrachtest das Ganze aus der Perspektive des Kindes. Natürlich kann ein Kind sich großartig mit seinem Vater verstehen, auch wenn dieser nur eine Stunde am Abend mit der Familie zusammen ist. Oder nur einmal pro Woche, z.B. bei getrennt lebenden Eltern.
Mein Anspruch als Vater ist aber ein anderer: ich möchte an der Entwicklung und Erziehung meiner Kinder gleichberechtigt teilhaben. Das geht nicht als Alleinernährer der Familie, der um sieben aus dem Haus geht und erst zum Abendbrot wieder kommt. Ob meine Kinder das so toll finden, ist mir an dieser Stelle ziemlich egal - mein Ziel ist es, ein guter Vater zu sein, nicht ein guter Kumpel.

Ajo ok, fair point. Meine Perspektive ist tatsächlich eine andere. Mir wäre wichtig, was für das Kind gut ist, ich selbst nehme mich da gerne in den Hintergrund. Zugegeben mag es daran liegen, dass ich mit kleinen Kindern sehr wenig anfangen kann, so bis zum Schulalter. Danach beschäftige ich mich gerne mit Neffen und Nichten aber bis dahin sind Kinder einfach nicht so mein Fall :/
 
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(edit: Als Antwort auf die Auslandsaufenthalte etwas weiter oben, natürlich nicht auf die Kinder-Sache, die Diskussion bewegt sich einfach zu schnell ;) )
Auch das verstehe ich nicht so ganz. Klar, wer eine Familie hat will i.d.R. nicht mal eben ein halbes Jahr ins Ausland aber gerade jüngere Leute sind doch extrem geil auf Auslandsaufenthalte, direkt nach dem Abi, im Studium oder auch in den ersten Jahren des Berufslebens. Weil das die Phase ist in der man sowieso herumreisen möchte und wenn die Firma das auch noch bezahlt, warum nicht?
Dabei ist es dann aber natürlich tatsächlich wichtig, dass es zeitlich begrenzt ist, die Unterbringung passt und der Ort eben auch attraktiv ist - d.h. irgendwo wo man sowieso hin reisen wollen würde. Ich selbst hab sowas gemacht und war super glücklich damit, ebenso diverse Freunde.
Allgemein ist aber die Weltreise direkt nach dem Abi deutlich "normaler" geworden als sie es noch zu "unserer" Zeit war, könnte es sein dass viele Berufseinsteiger von heute ihre Reiselust ggf. einfach schon vor dem Berufseinstieg ausgelebt haben?
 
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Das ist tatsächlich die richtige und entscheidende Frage. Und ich habe darauf keine Patentantwort, ich habe einfach sehr viel Glück gehabt. Wahrscheinlich würde ich eine Tätigkeit, die mir gar keine Freude macht fürs gleiche Gehalt nicht meiner jetzigen Tätigkeit für die Hälfte vorziehen.

@Utility
Das geht eben nicht in allen Jobs. Eine Herzchirurgin kann nicht nach 6 Stunden während einer Herz OP einfach nach Hause gehen. Ich kann eine komplexe Fusionsanmeldung nicht einfach auf beliebig viele Kollegen aufteilen, weil das unwirtschaftlich wäre - alle müssten 100% drin sein und entsprechend 100% Zeit aufwenden, würden am Ende aber nur 1/3 davon einbringen und entsprechend nur 1/3 in Rechnung stellen.

Für mich ist diese Familienfixiertheit halt etwas unverständlich. Wie gesagt war mein Vater nie vor 19 Uhr zuhause und wir haben ein super Verhältnis. Als ob ihr es alle gefeiert hättet, wenn euer alter Herr ab 17 Uhr am Fliesentisch gehockt hätte und euch vom bw spielen abgehalten hätte :rolleyes: Und wenn überhaupt geht es doch nur um die ersten paar Jahre. Spätestens nach der Einschulung werden die Gleichaltrigen zunehmen wichtiger und ab der Pubertät schämen sich eure Kinder für euch und sind um jede Minute froh, die ihr auf der Arbeit seid ;) (nicht zu ernst nehmen plz)
Grundsätzlich stimme ich zu, dass es ne individuelle Entscheidung ist und jedem diese Entscheidung selbst freisteht. Jetzt geht es aber beim Thema Work-Life-Balance um etwas, was quasi jeden Menschen betrifft und womit sich somit schon Menschen vor dir Gedanken gemacht haben. Um das aus meiner Sicht mal etwas zusammenzufassen:

* Ab einer bestimmten Summe macht einen mehr Geld nicht glücklicher, da die Ansprüche steigen. Kann ich auch so nachvollziehen; verdiene deutlich mehr als am Anfang meiner Karierre. Und es gibt zwar die Glücksmomente, wie das erste Mal auf den neuen geilen Fernseher gucken oder durch Peking zu spazieren. Aber wenn ich mich ehrlich frage, ob ich dadurch jetzt glücklicher bin, dann muss ich das verneinen. Durch mehr Kohle kompensiert man den Stress der Mehrarbeit. Ich betrachte Geld mittlerweile mehr als Anerkennung meiner Arbeit und würde im Leben keinen Job annehmen, bei dem 80h+ arbeite oder jede Woche unterwegs bin - und wenn ich sechsstellig verdienen würde damit.
* Familienfixiertheit ist etwas kurz gedacht, aber ich stimme saistaed 100% zu, dass langfristiges Glück und Zufriedenheit an andere Menschen gebunden ist. Das muss nicht die Familie sein, aber ohne ein gemeinsames Miteinander wird man nicht froh, egal wie viel Kohle man hat. Und ich bin auch davon überzeugt, dass das für jeden Menschen gilt, unabhängig vom Charakter (Soziopathen vielleicht ausgenommen). Was die Beziehung zum eigenen Kind angeht sind natürlich die ersten Jahre entscheidend - aber dass es für die meisten keine optimale Situation dargestellt hat, ihre Kinder kaum zu sehen ist, aus meiner Sicht, auch verallgemeinbar. Ich meine dafür muss man sich nur die typischen gesellschaftlichen Rollenbilder angucken.
* Es muss auch gelernt sein, seine Freizeit zu verbringen. Mein Vater und mein Onkel sind selbstständig, mein Opa war es. Wenn ich eins gelernt habe, dann: "Ich schufte jetzt bis Tag X ohne Unterlass und danach lasse ich es mir gutgehen." ist eine Milchmädchenrechnung. Wenn man nie gelernt hat, seine Freizeit anders als um die Arbeit drehend zu verbringen, dann wird man das nicht im Alter lernen. Jetzt wird sich jeder Workaholic bestimmt als die eine Ausnahme betrachten - meine Überzeugung ist trotzdem, dass das nicht gut funktionieren wird.

Das in der Summe legt für mich die Qualitätskriterien fest, nach denen ich den Job auswähle: Ordentliche Arbeitszeiten, nicht zu viel unterwegs und mit ausreichend Zeit für soziale Kontakte. Anschließend soll es halbwegs Spaß machen und mir genug Geld für ein materiell sorgenfreies Leben ermöglichen. Würde mich daher als eher unflexibel betrachten; mit meiner Qualifikation reicht es trotzdem noch um Stellen zu finden.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Durch mehr Kohle kompensiert man den Stress der Mehrarbeit.

Das ist aber diese Linearität, die mE nicht zwingend ist. Wir haben ein ganz festes Lockstep Model (plus variabler Boni) und ich bekomme einfach jedes Jahr 10-15% mehr - mein Job ändert sich dadurch kein bisschen.

Ab einer bestimmten Summe macht einen mehr Geld nicht glücklicher, da die Ansprüche steigen.

Impliziert fälschlicherweise, dass genuin jeder die gleichen Ansprüche hätte. Ich sehe den Punkt durchaus, aber er tritt bei jedem zu einem anderen Zeitpunkt ein. Bei dem einen wird es kaum noch Meherwert geben, nachdem die Grundbedürfnisse wie Essen, Wohnen, Kleidung abgedeckt sind. Bei anderen tritt die Zufriedenheit erst bei der Villa mit Pool ein und erst darüber kommt keine wirkliche Steigerung mehr vor.

Ich betrachte Geld mittlerweile mehr als Anerkennung meiner Arbeit und würde im Leben keinen Job annehmen, bei dem 80h+ arbeite oder jede Woche unterwegs bin - und wenn ich sechsstellig verdienen würde damit.

Wieder so ein Extrembeispiel. Ich will gar nicht über mein Gehalt sprechen, aber in der Branche sind sechsstellige Gehälter der Einstiegsbereich. Und keiner arbeitet hier 80+ Stunden (ok keiner ist gelogen, es gibt immer Übertreiber - die durchschnittliche Arbeitszeit liegt aber, je nach Kanzlei, bei 50-55h. Das sind für mich völlig normale Werte, insb. wenn man bedenkt, dass Kollegen etwa im Staatsdienst teilweise deutlich (!) mehr arbeiten und die Hälfte an Kohle kriegen).

Wenn ich eins gelernt habe, dann: "Ich schufte jetzt bis Tag X ohne Unterlass und danach lasse ich es mir gutgehen." ist eine Milchmädchenrechnung.

Selbstständigkeit ist halt nochmal ne ganz andere Kiste. Da muss man wirklich drauf stehen und dann braucht man auch nicht "Freizeit" im engeren Sinne, sondern dann ist das, was man da macht, Arbeit und Hobby in einem.
 
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Impliziert fälschlicherweise, dass genuin jeder die gleichen Ansprüche hätte. Ich sehe den Punkt durchaus, aber er tritt bei jedem zu einem anderen Zeitpunkt ein. Bei dem einen wird es kaum noch Meherwert geben, nachdem die Grundbedürfnisse wie Essen, Wohnen, Kleidung abgedeckt sind. Bei anderen tritt die Zufriedenheit erst bei der Villa mit Pool ein und erst darüber kommt keine wirkliche Steigerung mehr vor.
Das impliziert fälschlicherweise, dass ich als aktives Subjekt keinen Einfluss auf meine Ansprüche hätte. Außerdem gibt es doch genug Studien dazu, die sehr darauf hindeuten, dass was du sagst nicht stimmt. Z.B. hier: https://link.springer.com/article/10.1023/A:1014411319119
Four replicable findings have emerged regarding the relation between income and subjective well-being (SWB): 1. There are large correlations between the wealth of nations and the mean reports of SWB in them, 2. There are mostly small correlations between income and SWB within nations, although these correlations appear to be larger in poor nations, and the risk of unhappiness is much higher for poor people, 3. Economic growth in the last decades in most economically developed societies has been accompanied by little rise in SWB, and increases in individual income lead to variable outcomes, and 4. People who prize material goals more than other values tend to be substantially less happy, unless they are rich. Thus, more money may enhance SWB when it means avoiding poverty and living in a developed nation, but income appears to increase SWB little over the long-term when more of it is gained by well-off individuals whose material desires rise with their incomes.
Will sagen: Es gibt nicht den Moment, wo keine Steigerung mehr vorkommt. Wenn der Typ Villa mit Pool hat, sieht er die Villa und den Pool des Nachbarn. Oder aber, er hat 2 Monate Freude an seinem Pool und danach ist er selbstverständlich und man ärgert sich nur noch, wenn die Reinigung des Pools nicht richtig funktioniert.

Wieder so ein Extrembeispiel. Ich will gar nicht über mein Gehalt sprechen, aber in der Branche sind sechsstellige Gehälter der Einstiegsbereich. Und keiner arbeitet hier 80+ Stunden (ok keiner ist gelogen, es gibt immer Übertreiber - die durchschnittliche Arbeitszeit liegt aber, je nach Kanzlei, bei 50-55h. Das sind für mich völlig normale Werte, insb. wenn man bedenkt, dass Kollegen etwa im Staatsdienst teilweise deutlich (!) mehr arbeiten und die Hälfte an Kohle kriegen).
Ich bin davon überzeugt, dass du mehr als ich verdienst. Und was den Staatsdienst angeht: Ich kenne jetzt nur die Verkehrsbranche, aber da macht keine Behörde Überstunden. Täglich von 07:00 bis 15:30 und Freitags bis 12:00. Klar, die verdienen weniger, aber Stress haben sie nicht. Für mich käme das, bislang, nur aus organisatorischen Gründen nicht in Betracht. Die Hierarchien sind in den Landesbaubetrieben so steil, dass Innovation quasi nicht vorkommt; das wäre mir als Arbeitsmodell zu altertümlich. Aber die Arbeitszeiten sind geil.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Das impliziert fälschlicherweise, dass ich als aktives Subjekt keinen Einfluss auf meine Ansprüche hätte. Außerdem gibt es doch genug Studien dazu, die sehr darauf hindeuten, dass was du sagst nicht stimmt. Z.B. hier: https://link.springer.com/article/10...:1014411319119

Warum sollte ich denn aktiv Einfluss auf meine Ansprüche nehmen? Klar, ich könnte auch Buddhist werden und mich generell vom Materiellen entfernen - vielleicht würde ich das schaffen, vielleicht auch nicht. Aber warum sollte ich?

Die Studie ist bekannt, aber ich sehe keinen Widerspruch zu dem, was ich sage. Dir ist doch bewusst, dass es bei solchen Studien nicht um betonfeste Aussagen über jeden einzlenen Menschen geht, sondern um Durchschnitts- und Mittelwerte mit einer hohen Varianz. Oder willst du mir erzählen, dass es keinen einzigen Menschen auf der Welt gäbe, der wirklich und ausschließlich seinen Glückspeak erreicht, wenn er endlich seinen Traumwagen besitzt?

Will sagen: Es gibt nicht den Moment, wo keine Steigerung mehr vorkommt. Wenn der Typ Villa mit Pool hat, sieht er die Villa und den Pool des Nachbarn. Oder aber, er hat 2 Monate Freude an seinem Pool und danach ist er selbstverständlich und man ärgert sich nur noch, wenn die Reinigung des Pools nicht richtig funktioniert.

Da stimme ich absolut zu. Und an dem Punkt muss man natürlich mal innehalten, reflektieren und neu abwägen. Aber bis dahin muss erstmal die Villa mit Pool her.

Ich bin davon überzeugt, dass du mehr als ich verdienst.

Das war nicht mein Punkt, solche alberenen Angebereien ziemen sich nicht. Mein Punkt war, dass man nicht "sein Leben verkaufen" oder "nur noch arbeiten" muss, um zB sechsstellig zu verdienen. Dafür reichen 50-55 Stunden in der Woche. Und ich kenne wirklich viele Richter oder Staatsanwälte aber auch Lehrer oder Ärzte, die DEUTLICH mehr für deutlich weniger Geld arbeiten.

Ich kenne jetzt nur die Verkehrsbranche, aber da macht keine Behörde Überstunden.

Das sieht leider in der Justiz oder auch im Lehramt (je nach Schule/Bezirk natürlich) leider deutlich anders aus. Ich würde mir auch wünschen, dass diese Personen besser bezahlt würden.
 
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Warum sollte ich denn aktiv Einfluss auf meine Ansprüche nehmen? Klar, ich könnte auch Buddhist werden und mich generell vom Materiellen entfernen - vielleicht würde ich das schaffen, vielleicht auch nicht. Aber warum sollte ich?

Die Studie ist bekannt, aber ich sehe keinen Widerspruch zu dem, was ich sage. Dir ist doch bewusst, dass es bei solchen Studien nicht um betonfeste Aussagen über jeden einzlenen Menschen geht, sondern um Durchschnitts- und Mittelwerte mit einer hohen Varianz. Oder willst du mir erzählen, dass es keinen einzigen Menschen auf der Welt gäbe, der wirklich und ausschließlich seinen Glückspeak erreicht, wenn er endlich seinen Traumwagen besitzt?
Warum du aktiven Einfluss auf deine Ansprüche nehmen solltest steht eben in der Studie. Weil die Ansprüche ein großer Motor im eigenen Glücks- bzw. Unglücksempfinden sein können. Und da gibt es doch nicht nur die Extreme vollkommenen Verzicht oder komplett materialistisches Leben. Eine Beschäftigung mit den eigenen Ansprüchen würde ich daher ausnahmslos jedem Menschen nahelegen. Schon alleine, weil manche Ansprüche aus falschen Hintergründen kommen.
Und klar sind Menschen unterschiedlich, aber ich würde deiner Funktion von Glück trotzdem deutlich widersprechen. Mir scheint als wäre deine Ansicht, dass letztlich jeder Mensch eine eigene gauß'sche Kurve hätte, in der er sein individuelles Glückspeak herausfinden könne. Dabei ist Glück keine Funktion, die in der Zeit stabil bleibt und die Ansprüche auch nicht. Als Kind wollte ich unbedingt nen fetten Sportwagen - später konnte ich mich von diesem Anspruch lösen. Und das ist für mein Glück imo eine unglaublich wichtige Eigenschaft.

Da stimme ich absolut zu. Und an dem Punkt muss man natürlich mal innehalten, reflektieren und neu abwägen. Aber bis dahin muss erstmal die Villa mit Pool her.
:rofl2: Also nach dem Erreichen des Ziels schon, aber vorher nicht oder wie?

Das war nicht mein Punkt, solche alberenen Angebereien ziemen sich nicht. Mein Punkt war, dass man nicht "sein Leben verkaufen" oder "nur noch arbeiten" muss, um zB sechsstellig zu verdienen. Dafür reichen 50-55 Stunden in der Woche. Und ich kenne wirklich viele Richter oder Staatsanwälte aber auch Lehrer oder Ärzte, die DEUTLICH mehr für deutlich weniger Geld arbeiten.
Jo das stimmt schon. Für mich persönlich wäre dauerhaft 50-55 schon zuviel des Guten. Klar, im Projektgeschäft hab ich auch mal ne 55 oder 60-Stunden Woche. Dann mach ich die Woche darauf aber mal locker 30 Stunden um das auszugleichen. Und mehr Geld wäre für mich kein Anreiz, auf dauerhafte 55 Stunden aufzustocken; egal wie viel man mir real bietet (absurde Traumsummen, die einen nach einem Jahr in Rente gehen lassen mal außen vor).
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Also nach dem Erreichen des Ziels schon, aber vorher nicht oder wie?

Doch, die Villa mit Pool ist ja das Ergebnis der reiflichen Reflexion darüber, was wirklich wichtig ist im Leben und was man braucht, damit man glücklich ist. Du musst dich damit abfinden, dass Menschen verschieden sind, egal was du denkst oder was Studien angeblich sagen (obwohl sie, wie gesagt, nicht das Gegenteil behaupten, sondern immer nur Mittelwerte untersuchen)

Warum du aktiven Einfluss auf deine Ansprüche nehmen solltest steht eben in der Studie. Weil die Ansprüche ein großer Motor im eigenen Glücks- bzw. Unglücksempfinden sein können. Und da gibt es doch nicht nur die Extreme vollkommenen Verzicht oder komplett materialistisches Leben. Eine Beschäftigung mit den eigenen Ansprüchen würde ich daher ausnahmslos jedem Menschen nahelegen. Schon alleine, weil manche Ansprüche aus falschen Hintergründen kommen.

Klar, ist nie verkehrt. Aber kann eben auch zu o.g. Ergebnis führen.

Als Kind wollte ich unbedingt nen fetten Sportwagen - später konnte ich mich von diesem Anspruch lösen. Und das ist für mein Glück imo eine unglaublich wichtige Eigenschaft.

Oder ein Zeichen von Ambitionslosigkeit, Faulheit, Versagensangst, man kann es eben auch negativ deuten. Man könnte auch sagen "als Kind war mein Traum immer in einem freistehenden Haus mit Garten zu leben. Jetzt lebe ich in einer 2 Zimmerwohnung von Hartz4 und mir fehlt es an nichts. Zum Glück konnte ich mich von meinen übertriebenen Ansprüchen lösen."

Wo ist denn die Grenze dieser Abwärtsspirale? Bis wir alle wieder in Höhlen wohnen?
 

Benrath

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Doch, die Villa mit Pool ist ja das Ergebnis der reiflichen Reflexion darüber, was wirklich wichtig ist im Leben und was man braucht, damit man glücklich ist. Du musst dich damit abfinden, dass Menschen verschieden sind, egal was du denkst oder was Studien angeblich sagen (obwohl sie, wie gesagt, nicht das Gegenteil behaupten, sondern immer nur Mittelwerte untersuchen)

Alter weils mich gerade so aufregt und du das immer und über all machst. Keiner hat was gegen deine Präferenzen etc. Aber das du jedes mal mit "das muss nicht so sein, mimimim" kommst geht gehörtig auf den Senkel. Natürlich reden wir von Mittelwerten und Tendenzen, wenn wir sagen, dass der Grenznutzen von mehr Eigentum abnehmend ist und irgendwann gegen 0 tendiert.

Dem widersprichst du an sich auch nicht, aber irgendwie dann doch nur, weil du anscheinend gerade nix zu tun hast und du deine Präferenzen rechtfertigen möchtest, die sehr materielle definiert sind.
 
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Oder ein Zeichen von Ambitionslosigkeit, Faulheit, Versagensangst, man kann es eben auch negativ deuten. Man könnte auch sagen "als Kind war mein Traum immer in einem freistehenden Haus mit Garten zu leben. Jetzt lebe ich in einer 2 Zimmerwohnung von Hartz4 und mir fehlt es an nichts. Zum Glück konnte ich mich von meinen übertriebenen Ansprüchen lösen."

Wo ist denn die Grenze dieser Abwärtsspirale? Bis wir alle wieder in Höhlen wohnen?
Naja da einen festen Wert dran zu schreiben ist wohl illusorisch, aber klar gibt es nach unten eine Grenze. Armut ist definitiv eine der größten Hürden bei der eigenen Glücksentwicklung. Gerade zum Bezug von Sozialleistungen, insbesondere H4, gibt es da genug Studien zu. Kurz: So jemand wird nicht glücklich sein können.

@Studie: Ich glaube du missverstehst hier etwas. Klar sind Menschen unterschiedlich, aber mit deiner Argumentation wäre es doch vollkommen beliebig und die Ergebnisse der Studie könnten gar nicht zustande kommen. Will sagen: Klar kann es individuell Abweichungen geben! Es ist aber wahrscheinlicher, dass sich derjenige mit dem Ziel "Villa mit Pool" eben nicht so gut mit seinen Ansprüchen auseinandergesetzt hat und dadurch nicht wirklich glücklicher wird. Klar, unmöglich ist es auch nicht. Aber so geht man nicht mit Studien um.

€: Raute an Benrath, er war schneller.
 
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Wobei diese Glücksforschung auch für den Arsch ist, vorallem weil sie suggeriert, dass es nur ums Glück geht und man das irgendwie maximieren kann und sollte.
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Das mit der Work-Life-Balance ist ja schön und gut, aber mich hatte mehr interessiert, ob ihr das Gefühl habt, selbst unflexibel (oder zumindest Teil einer unflexiblen Generation) zu sein.

Ich habe den gegenteiligen Eindruck (Mitte 30, IT-Beratung). Haufenweise Leute wechseln jetzt ihre Jobs und auch Locations, v.a. die jüngere Generation. Da hält es niemanden mehr als 2 Jahre bei einem Arbeitgeber, wenn es dort keine Aufstiegs- also Karrieremöglichkeiten gibt. Die Wechselzahlen deshalb gehen aktuell Jahr für Jahr nach oben. Bei einigen läuft es über Headhunter.

Ich selbst bin allerdings in der Region verwurzelt und würde, für einen anderen IT-Beratungsjob, wohl nicht wechseln. Wozu auch? Anfahrt habe ich sowohl von A als auch von B...
 
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Wer Glück durch Arbeit und Konsum definiert wird Zeit seines Lebens ein Knecht bleiben! Insofern finde ich es großartig, dass wir dank digitaler Transformation/Disruption dazu mehr als je zuvor im Stande sind Arbeits- und Privatleben aufeinander abzustimmen!
 
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Wobei diese Glücksforschung auch für den Arsch ist, vorallem weil sie suggeriert, dass es nur ums Glück geht und man das irgendwie maximieren kann und sollte.
Glück ist kein Selbstzweck.
Afaik wird das über Relativbetrachtungen so gut es geht objektiviert - Ungenauigkeit bleibt natürlich trotzdem drin. Aber wenn man das schon als "für den Arsch" betrachtet, dann sollte man nicht zu optimistisch mit der Psychologie sein. Synterius, was meinst du denn wie es z.B. bei Schmerzuntersuchungen abläuft? Es gibt jede Menge Untersuchungsgegenstände, die sehr auf Subjektivität gemünzt sind. Heißt ja nicht, dass man sie mit ner geschickten Auswertung nicht trotzdem objektivieren kann.

Ansonsten: Glück ist das einzig sinnvolle Ziel im Leben und damit _der_ Selbstzweck schlechthin. Was denn sonst, die Gene weitergeben? Lol
 
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Ich war früher ja auch immer Anhänger der Wenig-Stunden-Fraktion. Mittlerweile ist mir Flexibilität von Seiten des Arbeitgebers deutlich wichtiger. Ich mach aktuell auch mal 12 Stunden Tage weil gerade was fertig werden muss, was dann auch völlig akzeptabel ist. Auf der anderen Seite guckt dann auch keiner doof wenn ich zwei Wochen später bei gutem Wetter den ganzen Tag am See verbringe.
Die Variante ist mir lieber als immer dank geloggten Zeiten und Kernarbeitszeit sowie Maximalbegrenzungen jeden noch so stupiden Tag im Büro absitzen zu müssen.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Alter weils mich gerade so aufregt und du das immer und über all machst. Keiner hat was gegen deine Präferenzen etc. Aber das du jedes mal mit "das muss nicht so sein, mimimim" kommst geht gehörtig auf den Senkel. Natürlich reden wir von Mittelwerten und Tendenzen, wenn wir sagen, dass der Grenznutzen von mehr Eigentum abnehmend ist und irgendwann gegen 0 tendiert.

Dem widersprichst du an sich auch nicht, aber irgendwie dann doch nur, weil du anscheinend gerade nix zu tun hast und du deine Präferenzen rechtfertigen möchtest, die sehr materielle definiert sind.

Äh nein, das sage ich, weil tic0r behauptet hat - jedenfalls habe ich ihn so verstanden, dass diese Studie auf alle Anwendung findet und quasi absolut niemand eine Villa mit Pool braucht, um glücklich zu sein. Dem wollte ich entgegentreten. Falls ich ihn falsch verstanden habe, mea culpa.
 
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Doch, finde ich schon

Hab ich früher auch gedacht. Aber Glück ist ein Signal und kein Ziel. Es dient als Orientierung. Aber es ist nich das Ziel, worum es eigentlich geht. Sonst müsste das Endziel der Menschheit ja sein, dass wir eine Maschine entwickeln, die unser Gehirn so stimuliert, dass wir die maximal glücklichsten Menschen aller Zeiten wären. Aber das klingt doch schon spooky. Eigentlich wollen wir das gar nicht.
 
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Umgekehrt wird ein Schuh draus heat0r. Ich verstehe wie Studien funktionieren, natürlich ist das eine Aussage über den Durchschnitt. Wenn aber die Aussage über den Durchschnitt relativ klar ist, dann ist auch die Abweichung vom Durchschnitt eher die Ausnahme als die Regel. Jetzt wird sich aber natürlich jeder als die Ausnahme und nicht die Regel betrachten. Da ich dich nicht persönlich kenne ist alles weitere nicht von mir diskutierbar, aber komplett beliebig a la 50:50 ists nunmal auch nicht.
Ich bin übrigens, unabhängig von der Studie, davon überzeugt, dass niemand eine Villa mit Pool braucht, um glücklich zu sein. Das ist aber einzig meine Überzeugung, keine Ahnung inwiefern das stimmt. Ich will auch btw. niemandem etwas vorschreiben - würde mich nur nicht wundern, wenn so Menschen wie der Villa mit Pool-Mann am Ende doch nicht glücklich sein werden.
 
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Bin von Natur aus eher unflexibel und heimatverbunden (zumindest Norddeutschland), so dass ich sicherlich nicht ohne ERHEBLICHEN Anreiz das Risiko einer sicheren Existenz an einem Ort, der mir gut gefällt, aufgebe.

Ansonsten ist work/life balance sehr wichtig finde ich, ich brauche auf jeden Fall ausreichend Freizeit um mich von der Arbeit zu erholen. Ich arbeite mehr als der normale 9to5-Arbeiter (zusätzliche Wochenenddienste zuzüglich normaler 40h-Woche) und mir ist es schon sehr wichtig, dass da irgendwo ein Ausgleich stattfindet. Sonst geht man da dran kaputt. Zumindest wenn die Mehrarbeit keinen Spaß macht (bei mir grenzt sie an Folter).
In der Tat ist es so, dass ich grade fühle, dass mein akzeptabel bezahlter Job mich krank macht und das gefällt mir gar nicht. Ein ziemlich schlechtes Gefühl, das einen auch sehr lange verfolgt und den ganzen Alltag einnehmen kann (auf der Arbeit sowie davor und danach). Bin allerdings so unflexibel, dass ich mir nicht vorstellen kann zu wechseln aus Angst, dass es dort noch schlimmer wird und dann auch noch das Team scheiße ist (das ist momentan das einzig Gute).
 

TheGreatEisen

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Habe in Brüssel gelebt zu Schulzeiten, studiert in Marburg, Referendariat wegen Frau in Braunschweig, jetzt wieder in der Heimat Nähe Mannheim. Schön wars überall, aber mit Familie und Haus bin ich jetzt schon ziemlich verwurzelt, und würde nur im äußersten Notfall hier wegziehen. Also eher nicht flexibel.


Work Life Balance war mir seit jeher sehr wichtig, als ich noch keine erfüllende Arbeit hatte. Habe mich zeitlebens um jede Form von Arbeit gedrückt, seit der Selbstständigkeit ist es umgekehrt. Hätte ich keine Familie, würde ich aktuell gerne jeden Tag arbeiten. Anerkennung ist sicher eine wichtige Triebfeder, und die Steigerung des Umsatzes/Einkommens stellt eine wichtige Kennzahl für den Grad der Anerkennung dar.

Ich glaube nicht dass ich durch Geld glücklicher werde, war als Student ohne Reichtümer sehr zufrieden, es war halt ein komplett anderes leben, ohne Geld, aber dafür auch ohne Verantwortung. Aktuell arbeite ich darauf hin, mit 40 schon deutlich runterfahren zu können ohne den Lebensstandard zu senken.
 
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Endlich ist the mighty Eisen hier mal reingesteppt, um das Gejammer der Besitzlosen zu unterbrechen.

Ich finde das topic sehr unterhaltsam zu lesen. Und das topic bestätigt auch meine eigene Ansicht zu dem Artikel, der im ersten posting verlinkt wurde: Es gibt so viele verschiedene Menschen, dass es eine empirische Aufgabe ist, zu messen, ob die Tendenz eher hin zur Flexibilität geht, oder weg davon. Ich kenne beides und kann beim besten Willen nicht einschätzen, ob und wie anders es vor 20 Jahren war.

Darum kann jeder auch mit gutem Gewissen von sich selbst schreiben, was ja gerade den Unterhaltungswert hier ausmacht.

Nun denn, ich bin das erste Mal seit 15 Jahren mit einer wöchentlichen Regelarbeitszeit ausgestattet und feier es extrem ab. Natürlich mach ich in jeder normalen Woche mehr, aber dafür nehme ich dann halt mal frei und mach andere coole Sachen. Außerdem arbeite ich in meiner Heimat im ländlichen Umfeld der schönsten Stadt der Welt (Hamburg für alle behinderten Berliner, die es immer noch nicht geschnallt haben) und bin daher schon aufgrund Bequemlichkeit unflexibel. Um mich hier wegzubekommen, müsste der Arbeitgeber schon sehr tief in die Tasche greifen. Selbst dann hätte ich gar keinen Bock auf mehr Stress (ich habe auch das erste Mal seit langem keine Personalverantwortung und genieße es), aber auf der anderen Seite bin ich wettkampforientiert und es wurmt mich natürlich ein bisschen gehaltstechnisch nicht mit unseren Forenjuristen mithalten zu können. Ich muss also noch zwei Hierarchie-Ebenen machen. Die Kunst dabei ist in meinem Fall das ohne Versetzung in ein fremdes Land und ohne nennenswerte Steigerung der Arbeitszeit zu erreichen :deliver:
Das Ziel ist klar: Ein Resthof/Anwesen im ländlichen Umfeld von Hamburg, wo ich viel Platz und meine Ruhe vor Hippstern und kultureller Bereicherung habe, ohne mich dafür zu sehr zu verausgaben. Arbeit und Umfeld ist sehr nice und kann so bleiben. Ich suche btw noch stabile Brudis die mitmachen.
 
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Langfristig will ich auch eher ländlich wohnen, aber nicht komplett am Arsch der Welt. Das hatte ich im letzten Jahr und v.a. im Winter war das grauenhaft, weil es überhaupt kein kulturelles Angebot gab. Im Sommer dagegen ist es auf dem Land wirklich nice. Wohne atm in München (bzw. sehr nahe dran), die Stadt an sich ist geil und bietet viel, aber sie ist auch zu teuer bzgl. Mieten und mir nen Tick zu groß auf Dauer. So um die 500k liegt für mich der sweet spot. Nicht zu groß, nicht zu klein. Da dann schön bürgerlich in den Speckgürtel ziehen und das Leben genießen, damit könnte ich gut leben.
 

Gustavo

Doppelspitze 2019
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Ich war früher ja auch immer Anhänger der Wenig-Stunden-Fraktion. Mittlerweile ist mir Flexibilität von Seiten des Arbeitgebers deutlich wichtiger. Ich mach aktuell auch mal 12 Stunden Tage weil gerade was fertig werden muss, was dann auch völlig akzeptabel ist. Auf der anderen Seite guckt dann auch keiner doof wenn ich zwei Wochen später bei gutem Wetter den ganzen Tag am See verbringe.
Die Variante ist mir lieber als immer dank geloggten Zeiten und Kernarbeitszeit sowie Maximalbegrenzungen jeden noch so stupiden Tag im Büro absitzen zu müssen.


Das klingt für mich relativ ideal. Was mich an dem an dem Interview ursprünglich etwas gestört hat war die Tatsache, wie der Typ einfach so eine Generation über einen Kamm scheren kann, ohne irgendwelche Belege oder Reflektion. Ab einer gewissen Entlohnung finde ich es auch ok, wenn man sich seine Flexibilität mit Geld entlohnen lässt, aber selbst für den durchschnittlichen "obere Mittelschicht"-Arbeitnehmer finde ich das schon etwas unverschämt: Wenn die Arbeitnehmer von "Flexibilität" reden, meinen sie fast immer die Flexibilität der Arbeitnehmer. Ich glaube ihnen ja im Grunde genommen, dass die Globalisierung zu Wettbewerbsdruck führt, auf den man irgendwie reagieren muss, aber den einfach an die Arbeitnehmer durchzureichen, das erscheint mir doch etwas unfair. Ich glaube nämlich für viele Arbeitgeber ist das durchaus machbar, flexiblere Arbeitszeiten anzubieten, nur müssen sie halt dazu gezwungen werden und wie wir alle merken ist die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer seit Jahrzehnten im Absinken begriffen, also kommen nur diejenigen in den Genuss dieser Flexibilität, um die man Arbeitsmarkt tatsächlich am härtesten kämpfen muss.
 
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An die ganzen Leute hier, die weinen, für den Alltag wäre ihr Gehalt zu gut aber für geile Sachen wie Yachten viel zu wenig: Ihr könnt ja euer Geld alle zusammenlegen und mir zum Verwalten geben. Ich kaufe damit dann eine Yacht. Da dürft ihr dann auch mitfahren. Wenn wir Glück haben, reicht das Geld sogar noch für ein paar Supermodels, die wir bang0rn können. So richtig Leo oder Branson Style halt. Deal?
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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An die ganzen Leute hier, die weinen, für den Alltag wäre ihr Gehalt zu gut aber für geile Sachen wie Yachten viel zu wenig: Ihr könnt ja euer Geld alle zusammenlegen und mir zum Verwalten geben. Ich kaufe damit dann eine Yacht. Da dürft ihr dann auch mitfahren. Wenn wir Glück haben, reicht das Geld sogar noch für ein paar Supermodels, die wir bang0rn können. So richtig Leo oder Branson Style halt. Deal?

Wer hat hier gesagt sein Gehalt wäre "zu gut"? Gibt es sowas überhaupt? Und wenn ich von Segelboot gesprochen habe, dann rede ich hiervor:
segelboot-segelyacht-x-yachts-413301-x-342-5b38beb7deb4a.jpg


nicht hiervon:

4dc93f16ccd1d56a73180000-750-380.jpg


unschwer daran zu erkennen, dass unteres keine Segel hat. Segeln ist ein ziemlich herausfordernder Natursport, sich von einer Crew über die Meere schippern lassen nicht. Ich rede von ersterem, auf das letztere hätte ich gar keinen Bock.
 
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Was hindert dich denn, Dir so ein Ding aus Bild1 zu kaufen? Ernst gemeinte Frage, Deinen Schilderungen nach verdienst Du ziemlich gut und so ein Boot kostet nun echt nicht die Welt. Noch dazu wo es genügend Möglichkeiten einer Bootsbeteiligung gibt, wenn Du das Ding sowieso nicht dauerhaft nutzt sondern eher als Hobby für alle paar Wochen mal rausfahren.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Gar nichts, aber erstmal gehen andere Dinge vor, wie zB Wohneigentum.
 
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lol, wer sich sowas selbst kaufen muss verkehrt eindeutig in den falschen (unterschichten-) kreisen.
 
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eben, wohneigentum gibs doch for free wenn die eltern sterben. :hum:
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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Öhm ja, nur ist man da im Schnitt selbst schon in Rente. Soll man so lange warten oder wie? In dem spanischen Ferienhaus möchte ich nicht das ganze Jahr über wohnen, das steht am falschen Meer ohne Wellen :deliver:
 
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Habe noch nicht meine Meinung zu dem Interview gesagt. Mit umziehen habe ich generell kein Problem, primär halt weil mich andere Menschen eh nicht wirklich interessieren und ich deshalb keine Freunde habe, ich will lieber meine Ruhe haben. Wäre nur schade, wenn ich weit von den Eltern weg ziehen müsste..

Ansonsten bin ich kürzlich von 40h auf 35h gewechselt. Ich finde 40h einfach übertrieben. Ganz ehrlich, es gibtn paar Dinge, für die Geld lohnenswert ist. So Basisdinge wie gescheite Möbel, ein gutes Fahrrad, ein guter PC oder eine Wohnung die nicht im dollsten Multikulti-Gebiet liegt, sind schon Geld wert und kosten auch Geld, wenns denn was Gescheites sein soll. Aber groß darüber hinaus, habe ich keinen Bock mich abzurackern. Ich verdiene jetzt nicht sonderlich gut, aber es reicht und sparen kann ich noch dabei idR einen guten 3-stelligen Betrag pro Monat.

Ich würde mir manchmal wünschen, dass ich eine bessere Ausbildung mit besseren Noten gemacht hätte, aber die meisten Beförderungen gibts eh nicht wegen Leistung sondern wegen Kontakten und da bin ich nicht gut drin.

Ansonsten haben Eltern haltn Haus, was mein Bruder und ich mal erben werden, von daher denke ich auch, dass ich von Altersarmut nicht so sehr betroffen sein werde. Wie auch immer.

Ich hatte dieses Mindset auch einfach nie, wirklich hart zu arbeiten. Habe ich auch keine Lust zu. Sollen die Leute halt machen und konsumieren wie sie wollen.

Vielleicht werde ich diese Einstellung mal bereuen, wenn irgendwann wirtschaftlich wieder härtere Zeiten auf Deutschland zukommen und die Arbeitslosenzahlen steigen und ich dann nicht mehr gewollt bin? Man weiß es nicht. Arbeite aber in IT/Automobile, also mache ich mir da auch keine zu großen Sorgen.

Ansonsten hat der Typ es doch selber erkannt: "Die Arbeitnehmer, die in den 1980er Jahren und später geboren sind, leben nicht, um zu arbeiten. Sie wollen das Leben genießen."

Was jammert der dann rum? Der Mensch an sich war noch nie ein großes Arbeitstier. In der langen Mensscheitsgeschichte ist hartes Arbeiten und 40h+ Woche eher eine neue Erscheinung imo, seit dem Mittelalter und der industriellen Revolution. Und die Menschen MUSSTEN damals halt rackern, weil sie sonst verreckt wären. Ganz einfach. Die hätten sicher auch lieber gearbeitet, um zu leben.

"Ich will auch keine Panik verbreiten. Aber ohne die notwendige Flexibilität werden wir langfristig nicht mithalten können." Kann sein. Ist mir auch egal. Ich denke auch schon, dass der Lebensstandard hier mittelfristig sinken wird, aber das liegt weniger an fehlender Flexibilität der AN imo, als vielmehr an Korruption und der grottigen Regierung. Aber bis zum Chinesen, der 60h+ schuftet und sich trotzdem kaum was leisten kann und ein Mal im Jahr nach Hause fährt, ist es noch ein weiter Weg. So ein Leben würde ich eh nicht leben wollen.
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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Kommt drauf an, was du wieder geschmissen hast :eagle:
 
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