Wie habt ihr eure berufliche Bestimmung gefunden?

Quint

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Es gibt Leute in meinem Bekanntenkreis, die schon von Kindesbeinen an genau wussten, was sie werden will. Eine hat immer "gern gemalt" und ist jetzt Modedesignerin. Es gab nie Zweifel an ihrem Berufswunsch - irgendwann ist sie aufgewacht und hat einfach gewusst, was sie werden will.

Das ist natürlich ein Ausnahmefall. Ich kenne genug andere Leute, die z. B. in die Fußstapfen ihrer Eltern getreten sind, x-Sachen ausprobiert haben oder einfach die finanziell sinnvollste Variante wählten und jetzt mehr oder weniger glücklich mit ihrer Berufswahl sind. Für viele ist es entweder ein goldener Käfig ("Ich mag die Arbeit zwar nicht wirklich, dafür aber die Benefits") oder ein Treiben lassen ("Ich finde eh nichts besseres und morgen ist ja schon wieder Freitag").

Wer von euch geht jeden Sonntag mit dem Gedanken "Morgen endlich wieder Montag!" ins Bett und liebt seinen Beruf? Wie habt ihr ihn gefunden? Oder kennt ihr eure Bestimmung und habt euch dennoch für etwas anderes entschieden?
 

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Ich mag meinen jetzigen Job im Großen und Ganzen sehr gerne und wusste seit meinem ersten eigenen "richtigen" PC (Pentium II 266MHz; Ende April '98 bei Aldi für 1998DM) dass ich was mit IT machen möchte. Zwischendurch interessierte ich mich noch für die Ausbildung zum Koch und Werkstoffprüfer (jeweils als Praktikum), hatte am Ende sogar einen der drei begehrten Ausbildungsplätze zum Werkstoffprüfer, schaffte dann aber noch den Sprung zur IT. Und da bin ich jetzt seit 2001 und fühle mich meistens pudelwohl.
 
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Ist halt ein Job (IT, "gelernt" eigentlich aber Dipl. Physik). Der muss für mich keine Bestimmung sein. Könnte mir auch vorstellen, nochmal was anderes zu machen, aber verwirklichen muss ich mich über die Arbeit nicht.
Bezahlung könnte absolut besser, aber letztlich macht mich da mehr Geld auch nicht groß glücklicher.

Ich finde ja auch, Herzensangelegenheiten können kaputt gehen, wenn man sie zum Beruf macht. Früher war Forschung immer mein Traum, aber dafür bin ich a.) zu schlecht und b.) die berufliche Perpektive ist einfach nur eine unvorhersehbare Katastrophe.
 

TheGreatEisen

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Ich war eigentlich eher ein unmotivierter Schüler und ebenso unmotivierter Student. Habe neben Jura noch VWL studiert (Vordiplom), weil ich bis zuletzt überhaupt nicht sicher war, ob Jura das richtige Betätigungsfeld ist. Selbst im Referendariat war ich unschlüssig, es musste eben erledigt werden.

Zum Glück ist die tägliche Arbeit (zumindest aus meiner Sicht) als Anwalt viel spannender als die trockene Scheiße im Studium. Die ersten 3 Jahre im Berufsleben waren geprägt von Druck und Unsicherheit, es fehlt anfangs naturgemäß die Sicherheit. Inzwischen, insbesondere nach der Selbständigkeit, gehe ich sehr gerne Arbeiten. Ich ertappe mich dabei, nach wenigen Tagen Urlaub schon zu denken, dass es endlich weitergehen muss. Die Meinung von Anwälten mag ja nicht die beste sein, in meinem Berufsalltag erlebe ich exakt das Gegenteil. Man erfährt eine sehr hohe Wertschätzung seitens der Mandanten, ist in vielen Bereichen (gerade bei Unternehmern) viel mehr als nur der juristische Rat, man wird auch in unternehmerische Entscheidungen eingebunden.

Und diese Entscheidungen interessieren mich zunehmend. Ich überlege schon, einen MBA zu machen, um mich irgendwann in der Zukunft in die Richtung CEO (natürlich eher KMU-Bereich) orientieren zu können.

Rückblickend muss ich mir selbst eingestehen, dass ich niemals gedacht hätte, gerne arbeiten zu gehen.
 

ReVenger!

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Ich hatte schon früh eine Begeisterung für Naturwissenschaften und spätestens seit Anfang der Pubertät habe ich mich auch in meiner Freizeit damit beschäftigt. Als das Abitur schließlich geschafft war, gab es nur noch die Frage, ob es Physik, Mathe oder Chemie als Studium wird, wobei ich mich am Ende für die Chemie entschieden habe, allerdings war das damals eher ein Bauchgefühl, als eine allzu stark abgewogene Entscheidung. Das Studium ging mir dann auch recht leicht von der Hand. Ich muss allerdings gestehen, dass die Laborarbeit, wie ich sie jetzt als Doktorand mache, auf Dauer zu eintönig ist. Generell bin ich eher ein Theortiker als ein Praktiker, und ich hoffe, dass ich später im Berufsleben eine entsprechende Stelle haben werden. Ansonsten bin ich auch heute noch von Naturwissenschaften überzeugt, wobei sich mein Interessenbereich schon deutlich erweitert hat, und es sicher auch andere Themengebiete gäbe, die ich gerne machen würde.
 

parats'

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Die Richtung IT hatte sich schon lange abgezeichnet. Mein spezieller Fokus kam dann während der Ausbildung.
 
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bin kurz vorm abi in ein berufsinformationszentrum, da gab es ordner zu jedem beruf und studium (heute dürfte so eine sammlung nicht mehr möglich sein). da blieb dann übrig: IT-Administrator, Physik, Elektrotechnik. IT fiel raus, da ich studieren wollten. physik hat ggn elektrotechnik wg praxisbezug verloren. trotzdem gibt es glaube ich so "freundesbücher" (?) in denen ich damals elektroniker reingeschrieben habe.

funfact: kumpel hat millionär reingeschrieben und ist nah dran :D

das problematische ist doch, dass man nach dem abi kein plan hat wie das berufsleben in der jeweiligen richtung sein wird, solang man nicht eine ganz klassische lehre macht.
 
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Mir war nur wichtig, dass ich in einer Branche arbeite, mit der ich halbwegs zufrieden bin. Aber für den Spaß arbeiten gehe ich wirklich nicht. Gehe jetzt aber auch nicht kotzend zur Arbeit. Höchstens mal nach Hause :)
 

Zsasor

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zufall. nach einigem hin und her habe ich mir gedacht: "hey, du fandest doch medizin immer recht cool, aber du kennst zu viele ärzte um den job machen zu wollen, wieso bewirbst du dich nicht einfach mal in der pflege?"
gesagt getan. habe direkt beim ersten praxiseinsatz gemerkt, dass dies ein job ist den ich für meine sprunghaften verhältnisse länger machen wollen würde und habe die entscheidung bisher nicht bereut.
ausbildung war ez pz, danach dann auf einer äußerst ansprichvollen station erste berufserfahrung gesammelt und mich dann abwerben lassen. jetzt habe ich einen relativ "entspannten" job (wenn es sowas geben kann), werde vermutlich irgendwann noch eine fachweiterbildung machen und mal schauen was so geht.
leitungsebene hatte ich mal überlegt, aber dann gerät so ziemlich alles was ich an dem beruf besonders gerne mag in den hintergrund und darauf habe ich (noch) keinen bock. das entsprechende angebot habe ich vorerst abgelehnt.

ob ich für immer da bleiben werde? keine ahnung. vielleicht packt mich ja doch noch irgendwann die lust aufs studieren und ich mache irgendwas mit pflegewissenschaft oder sattel doch noch mal um auf medizin, aber soweit bin ich echt zufrieden und habe den luxus gerne zur arbeit zu gehen und spaß an meinem job zu haben. das reicht mir fürs erste.
 

parats'

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Ich finde es immer beachtenswert wenn Menschen ihre Erfüllung in Jobs finden, welche nicht angemessen bezahlt oder prinzipiell unzureichend besetzt werden. Ob nun Pflege oder bspw. KiTa spielt dabei keine Rolle.
 
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Ach gott dieses märchen vom armen krankenpfleger/erzieher. Wenn man nicht von den dienstleistern ausgenommen wird ist das ein mehr als passabler beruf. Und selbstverständlich gibts jobs, in welchen man besser verdient, aber dort gehören nicht bezahlte überstunden schnell mal zum guten ton.
 

parats'

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Ohje stimmt, absolutes Märchen.
 

Shihatsu

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Ach gott dieses märchen vom armen krankenpfleger/erzieher. Wenn man nicht von den dienstleistern ausgenommen wird ist das ein mehr als passabler beruf. Und selbstverständlich gibts jobs, in welchen man besser verdient, aber dort gehören nicht bezahlte überstunden schnell mal zum guten ton.
:rofl2:
Ich habe in meiner Famile 2 Krankenschwester, in meinem Freundeskreis 2 weitere + 4 Erzieher, davon eine in leitender Position. Das was du als Märchen bezeichnest ist leider der Regelfall. Und lässt sich wunderbar an Erzeiehungs- bzw. Pflegeschlüssel von öffentlichen Einrichtungen (z.B. betrieben von Stadt oder Kriche) ablesen. Und denen gehts noch besser als den profitorientierten Privatunternehmen in diesem Bereich.
 
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Ach gott dieses märchen vom armen krankenpfleger/erzieher. Wenn man nicht von den dienstleistern ausgenommen wird ist das ein mehr als passabler beruf. Und selbstverständlich gibts jobs, in welchen man besser verdient, aber dort gehören nicht bezahlte überstunden schnell mal zum guten ton.
Die meisten Krankenschwestern/Pfleger meckern auch nicht über das Gehalt sondern über die Arbeitsbedingungen. Denn hier stimmt einfach das Verhältnis nicht mehr. Du wirst quasi unter dem Druck der Abmahnung/Kündigung oder de facto mobbingähnlichem Psychoterror gezwungen, gegen den ureigensten Berufsethos zu verstoßen. Jeden Tag. Schneller, mehr, effizienter, billiger. Hygienevorschriften existieren oft nur auf dem Papier, Zeit für menschliche Zuwendung (die elementarer Bestandteil des Berufsbildes ist) bleibt fast nie. Leute bleiben in ihrer Scheiße liegen, verrecken an vermeidbaren Infektionen oder kriegen Druckgeschwüre, Anleitung der Schüler passiert "on the fly", oft werden Schüler als Arbeitskräfte auf dem Stellenplan mitgezählt obwohl sie eigentlich Betreuung bräuchten die man von der normalen Arbeit abrechnen müsste. Maßnahmen die lt. den fachlichen Expertenstandards angebracht wären werden oft nicht durchgeführt weil keine Zeit dafür ist. Lieber wird im Nachhinein die Doku geschönt damit man nicht mit einem Bein im Knast steht.
Von der immer noch mehr als mangelhaften Kooperation der Ärzteschaft (zumindest in somatischen Häusern) gar nicht zu reden. Da herrscht teilweise immer noch das Selbstverständnis von Herr und Diener.

Sorry, aber wäre Kranken/Altenpflege (und wahrscheinlich auch der Erzieherjob, aber den kenne ich nicht first-hand) so wie man das lernt und so wie er lt. Stand der wissenschaftlichen Entwicklung gemacht werden sollte, dann wäre das Gehalt wahrscheinlich sogar okay. So wie er jetzt ist, könnte man teils easy 50% Lohnerhöhung veranschlagen. Ich hab in 15 Jahren keine einzige Krankenschwester (nochmal: nicht EINE) getroffen, die bis 65 durchgehalten hat. Die gehen alle eher in Rente und nehmen die Abschläge in Kauf, einfach weil sie nicht mehr können. Oder steigen aus dem Beruf aus oder reduzieren auf 'ne halbe Stelle. Und das hat Gründe, körperliche und psychische. Was manche Arbeitgeber insbesondere "ausgelagerten" Schwestern/Pflegern zahlen, die über Tochterunternehmen angestellt sind und meist Irinas oder Olgas aus Weißrussland oder der Ukraine sind, grenzt schon an Sittenwidrigkeit. Und für so einen Job musses halt Gehälter geben, dass die Leute mit 55 eben Schicht im Schacht machen können und trotzdem von der Rente leben können. Oder man dreht mal langsam drastisch was an den Arbeitsbedingungen.

Und Shi hat schon Recht, bei kommunalen Einrichtungen ist es noch halbwegs erträglich (aber alles andere als gut). Bei kirchlichen ist es manchmal gerade noch auszuhalten. Bei privaten Arbeitgebern ist es allerdings teilweise kurz vor der Sklaverei. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, es gibt immer mal wieder gute, fordernde Jobs wo die Leute zufrieden nach Hause gehen. Meiner z.B., bin ja auch als Krankenpfleger angestellt. Aber das ist halt echt rar gesät.

Würd ichs wieder machen? Ja, würde ich, aber niemals dauerhaft Somatik. Naja, die SPD hat uns ja 30% mehr Gehalt versprochen. Was viele übrigens nutzen würden um auf 80% zu reduzieren, denen geht es nicht ums Geld, die wollen einfach ihre Rente noch halbwegs gesund erleben. Man darf gespannt sein. :)
 

parats'

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Die körpereliche Belastung ist wahrscheinlich das schlimmste. Meine Frau ist in der Krippe 8h am Tag auf der Höhe von Kleinkindern unterwegs. Das heißt kleine Möbel, alles nur auf Knien und entsprechend so merkt man seinen Körper. Noch ist sie Jung und macht durch die Physis viel wett, aber bis 65 wird das nichts. Knie/Rücken danken es dir, wenn du früh kürzer trittst. Die Bezahlung ist okay, allerdings nicht angemessen im Bezug auf Verantwortung und das ist genau mein Punkt gewesen. Wer für die schwächsten der Gesellschaft sorgt, der muss auch entsprechend kompensiert werden. Wobei ich da bei syz bin, bei mehr Geld wird reduziert.
 
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Die bezahlung für krankenpfleger ist völlig in ordnung, wenn sie denn in öffentlichen/staatlichen einrichtungen arbeiten. Dass man ein armes schwein ist, wenn man in privaten einrichtungen arbeitet oder über einen dienstleister angestellt ist, steht außer frage. Das ist aber branchenübergreifend der fall.

https://www.huffingtonpost.de/mevai...tenpfleger-gehalt-bedingungen_b_17346442.html

2000 € Netto, mit zulagen +-2200 €. Wenn ich nicht gerade in münchen, frankfurt oder hamburg wohne ist das dafür, dass ich "nur" eine ausbildung absolviert habe, eine menge geld.
Mein vater ist küchenmeister und bekommt kurz vor der rente gerade mal so 2000 € raus. Der hat beschissen viel stress, ist in der regel nach der arbeit komplett im eimer und darf erst einmal 2 stunden schlafen um die batterien wieder aufzuladen. Um nur eines von VIELEN beispielen zu nennen, wo man fernab der pflege gemessen an der psychischen/körperlichen belastung zu schlecht bezahlt wird.

Oder: Über den pflasterer, der bei 30 grad kniend und gebückt vor den schaufreudigen die drecksarbeit erledigen muss, hört man seltsamerweise nichts. Der politische und mediale diskurs über beschissene jobs ist einfach nur einseitig und heuchlerisch.
 

parats'

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Guck in den tvöd, der zählt. 2k netto Richtung 15j+ Betriebszugehörigkeit. Es geht hier um Verantwortung für Menschenleben. Junge.
 
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Wenn ein verdammter kfz-mechatroniker die radmuttern des autos seines kunden nicht richtig anzieht und dieser deshalb einen unfall baut und dabei 3 kleinkinder sterben ist auch die kacke am dampfen.

Der gewöhnliche krankenpfleger führt einen beschissenen normalen job aus und wird für seinen ausbildungsgrad überdurchschnittlich gut entlohnt. Also tu mir den gefallen und verhalte dich nicht wie ein unterentwickeltes emotinales trotziges balg in dem du lautstark "ABER DIE KINDER!!!" brüllst.
 

parats'

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Vergiss es einfach.
gg no re
 
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Wenn ein verdammter kfz-mechatroniker die radmuttern des autos seines kunden nicht richtig anzieht und dieser deshalb einen unfall baut und dabei 3 kleinkinder sterben ist auch die kacke am dampfen.
Du kannst für jeden Beruf irgend ein Szenario erfinden, bei dem schlimme Dinge passieren. Da ich mich mit Autos zufällig gut auskenne, kann ich Dir allerdings sagen, dass "nicht richtig angezogene Radmuttern" noch lange nicht ohne zutun des Fahrers zu schweren Unfällen führen. Wenn sie nur "nicht ganz" fest sind fällt so ein Rad noch lange (!) nicht während der Fahrt ab (im Grunde reichen 2 die halbwegs fest sind um so ein Rad auf der Achse zu halten) und wenn alle vier/fünf wirklich locker sind, muss der Fahrer das nach 10 Metern merken und hält dann eben an. Sowas wie "man merkt nichts und auf der Autobahn bei 200 fällt das Rad ab!" ist wirklich konstruiert.

Als Kunde hast Du außerdem in der Regel die freie Wahl, ob Du zur letzten Hinterhofbude gehst oder in eine Werkstatt wo zumindest der Arbeitsbereich professionell (Ordnung, Ausleuchtung, Platz) aussieht und das Personal nicht offensichtlich im Akkord arbeitet und nicht jede Zweite Antwort "Tut mir leid ich komme gleich nochmal zu ihnen ich hab grad noch 5 andere Dinge zu tun die dringend erledigt werden müssen!" darauf hindeutet, dass hier Akkord gearbeitet wird.
Als fitter und kompetenter Patient kannst Du natürlich auch viel ausgleichen, was das Personal nicht schafft aber als unselbständiger Mensch (nach Unfall, bei schwerer Krankheit, akuter Notfall) bist Du schlichtweg darauf angewiesen, dass die Leute die sich um Dich kümmern vernünftig arbeiten, weil jeder Scheiß Langzeitfolgen haben kann. Und ein Einfluss wohin Du in einer Notlage gebracht wirst hast Du auch nicht. Es gibt Krankenhäuser, da würd ich mir nichtmal freiwillig hin wollen, wenn ich vom Laster überfahren wurde (bildlich gesprochen). Da sind falsch gegebene Medikamente noch echt das harmloseste. Übersehene Entzündungszeichen an einer Wunde? Kontamination von Einstichstellen, Nähten? Falsche Lagerung (Nervenschäden und Druckgeschwüre sind was feines!). Vergessene oder verzögerte Kontrollintervalle oder nur halbherzig durchgeführte Mobilisationsübungen? Symptomverschlimmerung nicht rechtzeitig gesehen oder unterschätzt und zu spät Maßnahmen eingeleitet? Viel Spaß mit Deiner Behinderung! Und das ist alles "DailyBuisiness" im Krankenhaus während das DailyBusiness in einer Autowerkstatt oder Großküche in der Regel nicht zu gravierenden Auswirkungen führt wenn einer 'nen Fehler macht.

Dass ich Recht habe siehst Du allein schon daran, dass wir jährlich mehrere zehntausend Tote (!) allein durch Hygienemängel im Krankenhaus haben, von denen der Großteil von Pflegekräften "verursacht" wird die 0815-Hygienemaßnahmen nicht mehr durchführen können weil die Zeit nicht da ist. Und das ist nur der Teilaspekt "Hygiene", andere Langzeitschäden gar nicht berücksichtigt. Ich glaube kaum, dass Du ähnliche Statistiken über die Todesfälle ausgelöst von KfZ-Mechatronikern oder Küchenchefs findest, weils die einfach nicht in dem Maße gibt.

Und selbst das alles was ich dir gerade aufgezählt habe, würde ich nicht mal dafür hernehmen, unbedingt "mehr Geld" rechtfertigen zu wollen. Das wollen die meisten Krankenschwestern/Pfleger ja gar nicht. Aber verglichen mit 'nem "KfZ-Mechatroniker" haben die in der Regel VIEL mehr Verantwortung und Langzeitbelastung durch ihren Beruf (Schichtdienst, körperliche und psychische Belastung, Akkordarbeit). Und alles was der Großteil der Leute dafür erwartet sind Arbeitsbedingungen, wo tatsächlich die Zeit bleibt, tatsächlich bei jedem Auto auch alle fünf Radmuttern festziehen zu können (ich hoffe Du verstehst den Vergleich) und vielleicht gnädigerweise doch auf seine 30 Minuten unterbrechungsfreie Pause zu kommen.


Der gewöhnliche krankenpfleger führt einen beschissenen normalen job aus und wird für seinen ausbildungsgrad überdurchschnittlich gut entlohnt. Also tu mir den gefallen und verhalte dich nicht wie ein unterentwickeltes emotinales trotziges balg in dem du lautstark "ABER DIE KINDER!!!" brüllst.
Der gewöhnliche Krankenpfleger ist nur noch in Deutschland "Nichtakademiker" weil sich das Gesundheitswesen massiv aus finanziellen Gründen dagegen sperrt. Deshalb wird die Ausbildung hier an "Krankenpflegeschulen" ausgelagert, obwohl sie nicht weniger Anspruchsvoll ist als im Ausland, wo das fast überall mittlerweile an der Uni gelernt wird. Im Grunde ist Gesundheits- und Krankenpflege aktuell ein Bachelorabschluss und ich kann Dir aus persönlicher Erfahrung sagen, dass ein frisch examinierter Krankenpfleger der ein 1er oder 2er Examen hingelegt hat, mit jedem (frischen) Assistenzarzt auf Augenhöhe ist was die fachliche Kompetenz angeht. Natürlich von den Prioritäten her etwas verschoben, aber auf vergleichbarem Niveau.

Wenn Du das berücksichtigst und dann mit den o.g. Arbeitsbedingungen kombinierst, verstehst Du vielleicht, warum das Gehalt auf dem Papier zwar akzeptabel aussieht aber man sich im Grunde auf allen Ebenen einig ist (ja, Du bist 'ne absolute Ausnahme mit der Meinung, der Job wäre fair bezahlt), dass man den Beruf finanziell attraktiver machen müsste. Die Arbeitslosenquoten sprechen auch 'ne deutliche Sprache: Man bekommt die Stellen oft nicht mal mit kompetentem Personal besetzt, was ein glasklares Zeichen dafür ist, dass Entlohnung und Jobprofil nicht zueinander passen.

Wenn Du also noch das Bild im Kopf hat, dass die kleine dumme Schwester hinter dem Arzt herläuft und Urinbeutel leer macht und ansonsten mit großen Augen den Mediziner für seine Hexenkunst bewundert, dann ruf doch mal in den 70ern an ob man da ein Weltbild vermisst. Willkommen in der Gegenwart, Krankenpflege ist keine Hilfstätigkeit mehr sondern 'ne akademische Profession geworden, mit Bachelor- und Masterabschlüssen und der Möglichkeit zur Promotion. Seit 2014 gibts Pflegekammern wie bei anderen akademischen Berufen auch. Und dafür ist dann die Entlohnungstabelle des TvöD nun wirklich keine Offenbarung mehr. Zumal die immer noch flächendeckend von kirchlichen und privaten Trägern unterlaufen wird.
 
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Shihatsu

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Du kannst doch nicht allen ernstes die Verantwortung für den weiteren Werdegang eines Kindes mit der Verantwortung eines Mechanikers vergleichen. Dude. Srsly. Hör mal auf damit. Wenn du argumentieren willst, überleg bitte VORHER was du da schreibst.
Und von der Ausbreitung von MRKs in Krankenhäusern wegen Gelddruck fang ich garnicht erst an. Was das angeht solltest du mal in die Niederlande schauen, die kennen MRKs fast garnicht.

Manchmal fehlen mir hier echt die Worte...
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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was hat das eig alles mit der bezahlung zu tun? haben wir endlich die formel für objektive bewertung des wertes von arbeit gefunden oder welche rolle soll dieses verantwortungsargument haben?
das problem ist eher, dass das marktsystem im gesundheitssektor nicht funktioniert - wir haben trotz geringem angebots und steigender nachfrage nach pflegekräften keine preissteigerung im lohn, das kann eig nicht sein. entsprechend müsste der staat da nachregulieren.

zum topic: anwalt war tatsächlich mein erster berufswunsch, stand auch schon in diesen grundschul-freundschaftsbüchern. warhscheinlich als kind irgend einen coolen anwaltsfilm gesehen + geile anzüge, whats not to love. dazwischen gab es ein paar andere ideen, aber am ende habe ich festgestellt, dass das was da im studium und beruf gefordert wird am ehesten mit dem korreliert, was ich gut kann. daher war es eine vergleichsweise leichte und richtige wahl. monetär rechnet es sich aufgrund der langen ausbildung nicht wirklich, selbst wenn man mit einem sehr guten einstiegsgehalt anfängt ist man mit ende 20/anfang 30 so weit hinterher, dass man das sehr lange aufholen muss. die freunde, die nachm abi direkt bwl durchgezogen haben und dannach im investment banking oder bei hedgefonds angefangen haben, hatten um die zeit als ich fertig war schon ihre geldbündel gestapelt. manchmal bereu ich es deswegen, aber andererseits macht der job spaß, also passt das schon.
 
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So much moral highground :|

Und dabei war meine kritik, die sich übrigens explizit auf die höhere gehaltsforderung von krankenpflegern im öffentlichen dienst bezog, völlig harmlos.

Achja, und das kfz-mechaniker beispiel war selbstverständlich überspitzt formuliert (surprise). Sollte aber aufzeigen, dass nur weil ein beruf dem sozialwesen zugeordnet wird, er noch lange nicht das patent auf soziale verantwortung hat. Mal ganz davon abgesehen, dass andere miese jobs gut und gerne weniger soziale verantwortung beinhalten, dafür aber für den betroffenen sehr viel gefährlicher sind. Eure "argumentation" ist also lediglich hoch emotional und willkürlich.

Und nichts für ungut parats, aber ein maurer, dachdecker oder pflasterer wüsste bei deinem beispiel mit deiner frau wohl nicht ob er lachen oder weinen soll. Aber hast schon recht, ist wieder ein scheiß vergleich. Der kaputte körper eines maurers ist völlig egal, bei deiner frau sind schließlich kinder involviert.

Nochmal: Es gibt berufsgruppen, die sehr viel ärmer dran sind als der gemeine krankenpfleger, den man wenigstens medial und politisch exzellent instrumentalisieren kann.
Wenn ihr euch also für die armen und schwachen einsetzen wollt, seid gefälligst konsequent und tut dies bei anderen tätigkeiten auch oder lasst es einfach bleiben.
Verdammte heuchelei.
 
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Ich hab ne Weile gebraucht, bis ich mich für nen Beruf entschieden habe. In der Schule waren Sprachen, Geschichte und Physik meine Lieblingsfächer, wobei ich in Sprachen (außer Französisch) und Geschichte auch immer gute bis sehr gute Noten hatte. Hab dann erstmal irgendeinen Schmarrn auf Magister vor mich hinstudiert, wegen einiger persönlicher Umstände verlief das Studium dann im Sande. Parallel dazu habe ich damals angefangen, hobbymäßig zu programmieren. Das führte dann zu der Entscheidung, nen BA in Angewandter Informatik zu erwerben. Da stand für mich aber gg. Ende des Studiums fest, dass ich nicht als Programmiersklave enden will. Hab das Studium aber abgeschlossen. Daher dann der erneute und endgültige Twist hin zum Lehramt. Das Studium war easy, das 1. Examen auch. Ref war extrem stressig, aber auch unglaublich lehrreich für mich. Habe da erst so wirklich gemerkt, was ich kann und weshalb der Job gut für mich geeignet ist.

"Bestimmung" ist der Beruf für mich aber nicht, ich habe auch nicht vor, bis zur Rente als Lehrer im Regelschulbereich zu arbeiten. Das Zünglein an der Waage ist das Thema Verbeamtung. Absolute finanzielle Sicherheit bis zum Alter ist schon verlockend, andererseits bin ich mir ziemlich sicher, dass der Schulbetrieb alleine mich nicht so lange erfüllen wird. Was ich atm attraktiv fände, wäre eine langfristige Orientierung in Richtung Erwachsenenbildung, auch da gibts einige schicke staatliche Optionen, teils sogar mit Verbeamtung.

Ich kenne mich mittlerweile gut und weiß daher auch, dass ich ein sprunghafter Mensch bei solchen Sachen bin. Erst, wenn ich beschlossen habe, etwas wirklich durchzuziehen, mache ich es auch. Dann aber zu 100%. Insgesamt bereue ich keine meiner Entscheidungen, alle Fehler waren wichtig und rückblickend auch kaum zu vermeiden. Ich war früher schon teils extrem durch den Wind. Gerade deshalb bin ich stolz auf das Erreichte und werde nun fleißig drohnen und ballern.
 

parats'

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Und nichts für ungut parats, aber ein maurer, dachdecker oder pflasterer wüsste bei deinem beispiel mit deiner frau wohl nicht ob er lachen oder weinen soll. Aber hast schon recht, ist wieder ein scheiß vergleich. Der kaputte körper eines maurers ist völlig egal, bei deiner frau sind schließlich kinder involviert.

Nochmal, du hast neben der körperlichen Belastungen eine Verantwortung für Menschen. Diese sind auf Hilfe angewiesen und deine eigenen Fehler können fatale Folgen haben. Lassen wir es gut sein - Jeder hat seine Sicht auf die Dinge und wir drehen uns im Kreis.
 

Shihatsu

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Nochmals: Hast du dir mal den Pflegeschlüssel angeschaut? Hast du dir mal angeschaut wie Schichtdienst und Beretischaftdienst bei Pflegepersonal aussieht? Hast du dir mal angeschaut wieviel davon unter Burnout und Depressionen leiden? Dein toller Maurer macht auch mehr als 40h, kriegt die aber (meist sogar schwarz) bezahlt! 1 Krankenschwester für 24 Patienten in der Nachtschicht - und die putzt und macht Doku. Du redest von Moral Highground, aber hast deine Infos doch gleich woher? Dude... :doh:
 

Benrath

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back to topic plz

Ich wollte immer was mit Mathe und gesellschaftlichen Themen machen. Sowi fiel aus privaten Gründen raus, Mathe habe ich mir damals (fälschlicherweise) irgendwie nicht zugetraut bzw. fand ich als Einzelthema für das Studium zu öde, so dass VWL als Kompromiss eine gute Wahl war. Darüber hinaus schien VWL im Gegensatz zu Sowi für den Arbeitsmarkt auch noch relative relevant.

Im Zug des PhDs wäre Mathe mit VWL als Schwerpunkt wohl cleverer gewesen, aber naja zu spät...
An sich wäre ich trotzdem gerne akademisch geblieben, aber hatte ehrlicherweise nicht die Paper und Projekte zum Ende meines PhDs, was in erster Linie auch meine eigene "Schuld" ist aber mit besserer Betreuung und Glück auch hätte anders aussehen können. Hätte noch 2-3 Ideen gehabt, musste dann aber feststellen, dass ich dafür 2-3 Jahre zu spät war....

Bin dann eher zufällig für ein Jahr in der klassische Beratung gelandet. Das war an sich cool, und ich habe eine Menge für mich und wie ich meine Arbeit organisiere gelernt, auch wenn ich die direkte Case Arbeit nur indirekt mitbekommen habe. Hätte das ganze eine bessere WLB, hätte ich darüber nachgedacht weiterzumachen. Jobs mit ökonomischen Focus gibts dann afaik nur noch in ökonomischer Beratung, Finance, Marktforschung und der Regierung. Letzteres wurde es dann, nachdem mich leider keine ökonomische Beratung wollte, bzw. sich nicht schnell genug entscheiden konnte, ich auf Finance und Banking keinen Bock hatte und genug in der Beratung davon mitbekommen hatte, Marktforschung mich auch nicht so reizt.

Referent in ner Regulierungsbehörde passt für mich zur Zeit und ist thematisch für mich interessant. Mal gucken wie ich das langfristig sehe... Dafür bin ich verbeamtet und verdiene erstmal so viel wie ein Gymnasiallehrer :D Naja bisschen mehr weil Bund.
 
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Dann gehören ich wohl hier wirklich zu den Ausnahmen, nämlich die, die ihren Wunschjob nicht machen. Das wäre eigentlich was mit Geschichte gewesen, aber die Sparte ist einfach zu lausig bezahlt. Zudem gibts da nur wenig Möglichkeiten. Und Lehrer, war mir von vorneherein klar, war nie eine Option.

Also habe ich einfach nach einem Kompromis geschaut von Dingen, die ordentlich Geld bringen und mich dennoch nicht total anöden.
Blabla geldgeiler Arsch! Aber wenn man nunmal ehrlich ist macht das Leben ohne Kohle einfach wenig Spaß. Und ich komme da aus recht einfachen Verhältnissen, da ich früh das Elternhaus ohne Absicherung verlassen habe, weiß das also recht genau. Es wurde dann Wirtschaftsinformatik, was ich im Nachhinein nicht bereue, auch wenn mir das Studium recht schwer fiel. Mathe mit den Diplommathematikern machte mir sehr zu schaffen, dazu noch die BWL, die traditionell in Mannheim nicht einfach ist. Aber irgendwie hats dann doch geklappt.

WLB bleibt bei mir hin und wieder auf der Strecke wenn ich mal wieder unterwegs bin, dafür kann ich ein für meine Familie und mich finanziell sehr entspanntes Leben führen (und meine Frau kann ihren "Traum" Hausfrau und Mutter ausleben).
Keine Ahnung wie lange ich meinen jetzigen Job noch machen kann oder will, aber klar ist, dass ich mit 60 nicht mehr beim Kunden rumhampeln und 30k km für die Firma im Jahr auf der Autobahn verbringen will. Von daher steht wohl in den nächsten 5 Jahren eine Veränderung an, damit ich da die Weichen stellen kann.
 
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Nochmals: Hast du dir mal den Pflegeschlüssel angeschaut? Hast du dir mal angeschaut wie Schichtdienst und Beretischaftdienst bei Pflegepersonal aussieht? Hast du dir mal angeschaut wieviel davon unter Burnout und Depressionen leiden? Dein toller Maurer macht auch mehr als 40h, kriegt die aber (meist sogar schwarz) bezahlt! 1 Krankenschwester für 24 Patienten in der Nachtschicht - und die putzt und macht Doku. Du redest von Moral Highground, aber hast deine Infos doch gleich woher? Dude... :doh:

Ich habe 4 jahre lang eine handwerkliche tätigkeit ausgeführt. Außerdem habe ich meinen zivildienst in der altenpflege abgeleistet und bin seit jahren ehrenamtlich in krankenhäusern, seniorenheimen und lebenshilfeeinrichtungen tätig.

Halten wir einfach fest, dass es nur in der pflege arme schweine gibt. Die anderen sind gefälligst selbst schuld, weil, äh, hauptschule. Dienstleister sind auch nur in der pflege wirklich böse.
Ich bin raus.
 

PWD

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Grundsätzlich ja, ich bin immerhin schon 13 Jahre selbständig, es muss mir also irgendwie Spaß machen, sonst gibts du dir keine 70 Stunden Woche etc.

Warum aber nur Grundsätzlich, ich bin mit meiner ersten Firma im klassischen Einzelhandel tätig, sprich relativ feste Öffnungszeiten, oder sagen wir so, es macht für mich keinen Sinn um 22 Uhr meine Geschäfte offen zu lassen, rechnet sich einfach nicht.
Dazu kommen noch weitere Faktoren wie Wetter, Onlinehandel und Personal.

Es macht nach wie vor Spaß und unterm Strich würde ich wahrscheinlich nirgendwo auch nur die hälfte von dem verdienen was ich aktuell bekomme, jetzt kommt aber das große ABER!


Es sind so viele Faktoren auf die ich keinen einfluss habe und das wurmt mich, ich bin abhängig von meinen Lieferanten, vom Wetter, von Personal usw.
Persönlich wäre mir eine OneManShow lieber und da bleibt ja fast nur Beratertätigkeit, so mit meinen knapp 32 Jahren und 13 Jahre eigener Chef weiß ich trotzdem nicht ob dass jetzt schon das richtige ist.
Ich finde die ganze U30 oder knapp darüber PWC KPMG BSC und Co. Leute immer hart lächerlich und überzeugt hat mich von denen bisher keiner.
Die wenigsten haben einen Praxisbezug können dir aber die tollsten Präsentationen hinrotzen.

Und danke meine Zahlen kann ich selbst aufbereiten und ja ich weiß auch was hinter meinen Zahlen steckt.


Mir fehlt leider die Zeit um mich auf der einen Seite fortzubilden (sprich Fernstudium) und auf der anderen Seite überhaupt mal intensiv zu schauen was es denn eigentlich am Markt so alles für Job möglichkeiten gibt die interessant für mich wären und die als OneManShow überhaupt machbar sind.



Fazit: Gehalt Top, Arbeit macht Spaß (gerade da es inzwischen Drei Firmen sind in Drei komplett unterschiedlichen Bereichen) aber das bis zur Rente so beizubehalten ich glaube nicht. Vielleicht verkaufe ich doch irgendwann alles und mache die OneManShow... GROßES VIELLEICHT
 
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[2000] Informatik studiert ohne Ziel/Plan -- eher wegen "Computer sind cool" und so.
[2005] Über Broodwar dann -ohne Pokerspieler zu sein- die Entstehung von PokerStrategy.com verfolgt,
[2006] Mit einem anderen Broodwar-Kontakt (LoVa) und einem Freund von ebendiesem dann als Dienstleister ein paar Marketing-Themen für PokerStrategy.com gemacht.
[2007] Alle drei Vollzeit zu PokerStrategy.com gewechselt. Studium dafür auf Eis gelegt und nie wieder aufgenommen.
[2013] Nach Verkauf von PS dann überlegt, was ich denn machen könnte. Eine Rolle bei Google gefunden, die "irgendwie ähnlich" klang zu meiner Rolle bei PS, und mich darauf beworben.
[2018] Da bin ich heute immer noch und sehr zufrieden mit Rolle, Firma, Kollegen.
 
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Boah, keine Ahnung, ob es berufliche Bestimmung wirklich gibt. Ich sehe Arbeit mehr als notwendiges Übel an. Arbeit ist jetzt nicht komplett furchtbar, aber mir fallen 1000 andere Sachen ein, die ich stattdessen lieber machen würde.
Dementsprechend war meine "Bestimmung" Ausbildung Laborant -> joa, das ist eigentlich ganz cool, allerdings will ich mehr über die Materie wissen -> Duales Studium mit der Ausbildungsfirma -> im Laufe des Studiums Wechsel von mittelständischer Ausbildungsfirma auf großen Konzern.
Da gefällt es mir gerade ganz gut. Der Verlauf ist ein bisschen langweilig, aber bin gut damit gefahren bisher.
 
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Hab mit Anfang 30 meine Berufung noch nicht gefunden.

Ich hatte mal angefangen Jura zu studieren, weil ich gern mit Sprache arbeite und argumentiere. Das Studium war mir aber zu trocken, um es bis zum Ende durchzuziehen. Dazu empfand ich die berufliche Perspektive als einschränkend. Hab darum sehr früh abgebrochen. Wäre ich zu diesem Zeitpunkt meinem Herzen gefolgt, hätte ich wohl was Geisteswissenschaftliches angefangen oder was Kreatives Richtung Schreiben oder Journalismus.
Ich war aber letztlich zu skeptisch bzgl. der Berufsperspektive und das Feedback durch Familie und Bekannte war auch eher: Studier was Gscheites.
Hab dann auf Umwegen und nach viel Hadern ein elend langes Mathematikstudium abgeschossen. Nach kurzer Tätigkeit in einer kleinen Beratung, wo ich mit dem Umfeld und der Bezahlung unzufrieden war, hab ich dann mehr aus Feigheit vor dem Feind denn aus Leidenschaft ne Promotionsstelle angetreten, auf der ich etwas halbherzig und perspektivlos dahindümple.

Obwohl mir die Arbeit Spaß macht, sehe ich in der Wissenschaft keine Perspektive für mich und überlege, wann der richtige Zeitpunkt für den Absprung ist und wohin es gehen soll.
 
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Nochmals: Hast du dir mal den Pflegeschlüssel angeschaut? Hast du dir mal angeschaut wie Schichtdienst und Beretischaftdienst bei Pflegepersonal aussieht? Hast du dir mal angeschaut wieviel davon unter Burnout und Depressionen leiden? Dein toller Maurer macht auch mehr als 40h, kriegt die aber (meist sogar schwarz) bezahlt! 1 Krankenschwester für 24 Patienten in der Nachtschicht - und die putzt und macht Doku. Du redest von Moral Highground, aber hast deine Infos doch gleich woher? Dude... :doh:

Nur kurz hierzu.
Die Schlüssel und die Sätze der Pflegeversicherung sind durch das PSG 2 zum 1.1.17 deutlich verbessert worden, doof nur, dass die Fachkräfte einfach nicht da sind, bzw. einige der Fachkräfte ihren Marktwert kennen und über Leiharbeit deutlich bessere Konditionen raus bekommen :deliver:. Ich erklär euch den aktuell absurden Markt, den der Gesetzgeber durch das zusätzliche Geld sogar noch verstärkt hat.

Pflege ist physisch und psychisch anstrengend und neben der harten Arbeit sind auch die Arbeitszeiten einfach beschissen - Frühdienst, Spätdienst, Nachtschicht, Wochenende, Feiertag - das volle Programm, und für Mütter nur bedingt machbar, bzw. nicht ohne großen Aufwand oder die PDL, die den Dienstplan schreiben muss, jede Woche kreativ werden zu lassen. Viele Pflegekräfte haben darauf keine Lust und wählen den Weg über die Zeitarbeit weil sie a.) ihren Marktwert kennen und gleichwertig bezahlt werden und b) (wichtiger) sie die Hoheit über ihre Arbeitszeit haben und einfach nur Montag-Freitag 9-17 Uhr als Arbeitszeit angeben.

Nun haben wir folgende Situation:
- Pflegeheimbetreiber mit vollen Taschen durch PSG 2 und massiv fehlendem Personal
- Personalvermittler mit ner Armee von ausländischen Fachkräften und nationale Leiharbeitsunternehmen mit der Armee von Pflegefachkräften, die keine Lust auf ein festes Arbeitsverhältnis bei nem Laden haben.
Ich muss euch nicht sagen wer in dieser Geschichte aktuell profitiert. Eine geliehene Vollzeitkraft kostet das Pflegeunternehmen zwischen 7000 und 11000€ im Monat je nach Region, eine Vermittlung einer ausländischen Kraft ebenfalls 5-10 T€.

Der leidtragende ist natürlich der Patient, der entweder:
- gar nicht adäquat versorgt weil das Personal fehlt
- von Fachkräften versorgt wird die gebrochen deutsch sprechen und keine Bindung zum Unternehmen haben (kann sich entwickeln über die Zeit natürlich)
- von Fachkräften versorgt wird, die bewusst nur temporär in der ER sind und überhaupt keine Bindung haben.

Was wird aktuell getan? Nun, man merkt, dass man Pflegefachkräfte nicht backen kann - also wird in einigen Bundesländern einfach die Fachkraftquote aufgeweicht. Auch ein Ansatz.

€: Kleiner Nachtrag noch zu einem ebenfalls nicht zu unterschätzenden Fakt. Durch die Anwerbung von ausländischen Fachkräften entstehen in nicht wenigen Heimen kulturelle Meltingpots mit unterschiedlichen Sozialisationen, Berufsauffassungen, Qualifikationen (wie von Syzygy angesprochen sind viele ausländische Fachkräfte studierte Leute, die rümpfen die Nase wenn sie hier Grundpflege machen sollen - Konfliktpotenzial) Temperamenten.
Interkulturelles Training ist inzwischen in vielen Einrichtungen absolut Standard geworden, da es auch das ein oder andere mal rumst.
Leidtragender am Ende immer der Patient (plus das Unternehmen, Mitarbeiterstrukturen können binnen von Wochen in sich zusammenfallen wie Kartenhäuser wenn das Fundament ohnehin schon wackelig war).
 
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Kann ich aus Erfahrung eigentlich nur bestätigen. Auf der Station meiner Frau haben innerhalb weniger Wochen 5 Leute gekündigt, weil sie sich diesen Mist einfach nicht mehr antun. Überstunden sind der Standard, weil man oft zum Feierabend noch nicht fertig ist mit allem was zu machen ist. Psychischer Stress ist an der Tagesordnung, demente Leute die eigentlich 'ne Intensivbetreuung brauchen sind teils stundenlang sich selbst überlassen und machen nur Unsinn den das Personal wieder aufräumen muss. Fixieren wie früher ist ja - zurecht - heute verboten. Aber wer räumt hinter den Leuten auf oder verhindert Schäden an den scheissteuren medizinischen Geräten die irgendwo rumstehen, verhindert dass die Leute unbeobachtet die Station verlassen etc. pp. wenn kein zusätzliches Personal vorhanden ist? Da putzt eine studierte Pflegefachkraft 'ne Stunde ein Zimmer weil es mit Scheiße, Blut, Nahrung beschmiert ist bis auf Kopfhöhe. Weil der Reinigungsdienst eben nur morgens da ist. Und schließlich erwartet man das ja von einer Krankenschwester. Hygienevorschriften gibts ja auch noch, kann ja nicht so bleiben. In der Zeit bleiben die anderen 20 (!) Patienten auf der Strecke. Alle paar Tage haste irgendeinen Todesfall, musst verzweifelte Angehörige betreuen die man ja auch nicht heulend auf dem Gang stehen lassen will, lernt man auch in der Ausbildung. Muss man sich wieder entscheiden: Macht man es, bleibt was anderes liegen. Aggressivität ist an der Tagesordnung, Alkis, Suchtis, Schlägertypen die von der Polizei gebracht werden, welche sich aber nach ein paar Minuten wieder verkrümelt. Ständig gibts Lack von irgendwem, die Patienten sind unzufrieden - zurecht - wenn Dinge die eigentlich notwendig und sinnvoll wären, immer wieder verschoben werden oder gar nicht passieren. Die Stationsleitung gibt ihren Stress weiter weil sie vor lauter Krank und Vertretung und Aushilfe auf anderen Stationen keine gescheiten Dienstpläne schreiben kann. Die Kollegen sind im Stress, die Ärzte haben ganz andere Vorstellungen wie alles laufen soll und man löscht den ganzen Tag Mini-Brände. Dass die Burnout-Rate so hoch ist und viele Leute da keinen Bock mehr drauf haben ist völlig verständlich. Man selber muss alle drei Tage nachsehen, wie man nächste Woche arbeiten muss, private Planung bleibt völlig auf der Strecke.

Und das ganze soll man sich antun nach einer dermaßen anspruchsvollen Ausbildung für unter 2k netto im Monat als Berufseinsteiger? Pfff. Klingt auf dem Papier viel, ist es bei der Belastung und Verantwortung aber nicht. Die 30% Gehaltserhöhung die die SPD im Wahlkampf noch versprochen hat werden nur 'ne Luftnummer sein, das kommt eh nicht. Nötig wärs dringend, damit man überhaupt die Stellen besetzen kann - mit Bewerbern die auch bereit sind länger am Aufbau eines guten Teams beteiligt so sein. Und damit man die Möglichkeit hat, mal 'ne Weile auf 80 oder 50% zu reduzieren wenn mans nicht mehr aushält, damit man nicht völlig ausbrennt - ohne direkt die Miete nicht mehr zahlen zu können. Generell sollte in dem Beruf ein 35 Wochenstunden Arbeitsmaximum gelten. Nicht umsonst kommt kaum einer unbeschadet bis zur Rente.

Witzige Anekdote: Am Uniklinikum Münster ist vor kurzem 'ne ganze Abteilung geschlossen worden, weil man einfach kein Personal dafür finden konnte. Die Klinikleitung hat daraufhin eine Kampagne gestartet, Leute aus Spanien, Griechenland, Italien oder Portugal anzuwerben und ganz stolz auf Facebook berichtet, dass man Mini-Wohnungen (1-Zimmer-Appartements^^) für 500€ anbieten würde, so als Anreiz damit die Leute nicht so hohe Mietkosten haben. Dann kam die schnippische Gegenfrage eines Lesers, warum sie den Leuten nicht einfach anständige Arbeitsverträge anbieten, dann könnte man sich die Anwerbung aus dem Ausland sparen, die Einrichtung so eines Wohnheims sparen und die Leute könnten sich 'ne anständige Wohnung in der Umgebung leisten und nicht trotz Vollzeitjob in einem Quasi-Wohnheim leben. Konnten die in der Führungsetage überhaupt nicht verstehen, es scheint ein völliges Unding zu sein, Pflegekräften Verträge anzubieten, wie es die in Schweden, Holland, England, Österreich, Schweiz etc. auch gibt. 4k brutto aufwärts und gib ihm. 50-60k Jahresgehalt und einen Haufen arbeitgeberfinanzierte Annehmlichkeiten um das Personal langfristig zu binden. Gilt im übrigen auch für Krankenhausärzte, ich fühle da keine Rivalität, die sind genauso arme Säue mit miesen Arbeitsbedingungen und im Verhältnis zu dem was sie tun mickrigem Gehalt.

Haben die Krankenhäuser halt 50% mehr Personalkosten? So fucking what? Sollen die Krankenkassen von ihren Milliardenrücklagen gern zahlen dürfen. Und wenn die dann mehr Geld brauchen, denkt man vielleicht mal drüber nach, ob das aktuelle System der Sozialabgaben so vernünftig ist.
 

Benrath

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Was hat das mit deiner Bestimmung zu tun?
 
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Mea Culpa, die Diskussion schweifte zwischenzeitlich etwas ab und ich hatte noch eine kleine Portion Unverständnis auf dem Herzen, wie man die Belastungen dieses Berufs ernsthaft mit einem Maurer oder Dachdecker vergleichen kann, der zwar auch hart körperlich arbeiten muss aber nicht im Ansatz diese psychische Belastung zu ertragen hat, nicht diese Menge wissenschaftliches Fachwissen in petto haben muss und Welten von der persönlichen Verantwortung für Gesundheit und Leben anderer Menschen verantwortlich ist. Schlemils Beitrag erinnerte mich dann daran, dass da noch was war. Endlich einer, der begriffen hat, dass auch die Pflegekräfte langsam aber sicher verstehen, welchen Wert und Anspruch ihre Arbeit hat und sie aus dem fürs Gesundheitswesen so billigen Schattendasein der 0815 Hilfskraft endlich ausbrechen wollen. Da wird hoffentlich in den nächsten Jahren noch sehr viel passieren.

Aber aus Respekt vor dem Topic liefere ich das gern nach:

Ich wollte nach der Schule irgendwas "sinnvolles" machen, in dem Sinne dass die Welt am Ende meines Arbeitstages ein kleines Stück besser ist als vorher. Und es sollte fordernd, abwechslungsreich und interessant sein, weil ich diese Motivation und den Kick brauchte um da überhaupt regelmäßig hinzugehen. Hätte mir sonst nie vorstellen können, irgendeine Tätigkeit viele Jahre lang zu machen. Bürojob wäre niemals in Frage gekommen.

Merkte dann leider bereits in der Ausbildung bei der Polizei (die übrigens absolut top und nützlich fürs Leben in allerlei Hinsicht war), dass die Unflexibilität, hierarchische Struktur und durchorganisierte Förmlichkeit einer Behörde und der überall spürbare politische Einfluss absolut nichts für mich ist. Ich war schon immer übersprudelnd voller Ideen und hatte ein sehr starkes Gerechtigkeitsempfinden was leider mit der Berufspraxis oft kollidiert. Hätte mich auf Dauer unglücklich gemacht also hab ich nach ein paar Jahren bei sich bietender Gelegenheit den Absprung gewagt.

Nach der finanziell sehr erfolgreichen aber in anderen Bereichen sehr enttäuschenden Erfahrung im Versicherungs- und Finanzwesen erinnerte ich mich dann wieder an das was ich eigentlich mit meinem Leben machen wollte und begann ein FJS im Gesundheitswesen. Zufällig in der geschlossenen Psychiatrie, wo es auch sofort "Klick" gemacht hat. Das merkte auch der Arbeitgeber und bot mir direkt 'ne Ausbildung an. Auch die war in vielerlei Hinsicht wirklich gut, sowohl für die persönliche Entwicklung als auch von der Nützlichkeit des Gelernten her. Im Anschluss direkt die Stelle in der Akutpsychiatrie bekommen und kurze Zeit später ergab sich die Chance, in den Maßregelvollzug zu wechseln.

Letztlich ist das was ich jetzt mache die perfekte Balance zwischen Vollzug von Recht und Gesetz und Gesundheitswesen, weshalb ich aus beiden Ausbildungen meine Erfahrungen nutzen kann. Der Job fordert, sowohl fachlich als auch körperlich, meine Tätigkeit sorgt dafür, dass einerseits die Gesellschaft vor teils echt gefährlichen Individuen geschützt ist - wenn ich meinen Job gewissenhaft mache gehen am Ende des Tages alle unbeschadet nach Hause und niemand kommt raus der nicht draußen sein sollte. Auf der anderen Seite hat man tatsächlich Einfluss darauf, dass Menschen mit derbe geknickten Lebenswegen doch wieder irgendwann ohne Gefahr für andere zu sein, unter Menschen leben können. Zu sehen, wie aus hochaggressiven Straftätern im Laufe der Jahre akzeptable Persönlichkeiten werden und man selbst seinen Anteil daran hatte, ist schon irgendwo auch ein Erfolgserlebnis. Letztlich fahre ich jeden Tag zum Dienst und weiß: Was Du machst ist wichtig und Du bist gut darin. Und übers Gehalt kann ich nicht meckern. Hat zwar ein paar Zusatzqualifikationen gebraucht die mit etwas mehr Verantwortung einhergehen, aber mit dem was jetzt am Monatsende auf dem Konto landet, kann ich mir 'nen durchaus angenehmes Leben leisten ohne finanzielle Sorgen zu haben. Würde aktuell nichts anderes machen wollen und kann mir vorstellen, das bis zur Rente zur machen wenn die Arbeitsbedingungen so bleiben.
 
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Interessanter Werdegang!
Wenn ich fragen darf: Wie schnell hast du in der Polizeiausbildung gemerkt, dass es nix ist?
Frage auch, weil es ja beeindruckend ist, dass du dann vermutlich erst mit >20 nochmal ein FSJ gemacht hat. Was ich respektabel finde, und ich vmtl zu egoistisch gewesen wäre, das zu tun.
 
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Schon in den ersten Monaten. Die ständigen Zuständigkeiten, für jeden Pfurz ein Formular, immer genau den Dienstweg einhalten, nix ging mal eben so zu regeln, war absolut nichts für mich. Heute würde ich das vielleicht sogar akzeptieren aber damals war ich für so ein doch recht steifes Umfeld einfach noch zu "jung & wild". Andere würden sagen "unreif". :) Bin dennoch dabei geblieben, weil die Ausbildungsinhalte super interessant waren (funken, schießen, Fahrtraining, Sport, bissl Basisjura...). Und man musste nicht zum Bund wenn man bei der Polizei war, damals gabs ja noch die Wehrpflicht, also ein weiteres Jahr gespart. Bezahlung war auch gut, verglichen mit anderen Ausbildungsberufen hatte ich locker 50% mehr in der Tasche. War halt so eine total Win-Win-Win-Situation, die man durchaus 'ne Weile mitnimmt und bis zur nächsten guten Gelegenheit wartet bevor man abspringt, auch wenn man weiß, dass es nix fürs Leben ist.

FSJ hab ich dann eigentlich nur gemacht, weil ich nach der Finanzgeschäftsidee so viel Kohle über hatte, dass ich auf ein wirkliches Einkommen nicht angewiesen war, war damals 27. Also genug Freiheit, mal Experimente zu wagen, und 'ne Stelle in der geschlossenen Akutpsychiatrie hörte sich ziemlich interessant an. Wars dann auch und hat letztlich zu dem geführt wo ich jetzt bin.
 
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Also hast Du erst arme Schweine als Provisionsdrücker abgezogen und bist dann zu dem Schluss gekommen der Gesellschaft was zurückgeben zu wollen? :D
Aber dann hast Du ja immerhin noch die Kurve bekommen, respekt und gratuliere, ich muss irgendwann auch mal an meinem Karma arbeiten. Vielleicht im nächsten Leben.
 
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