Wie gingen/gehen eure Großeltern mit WKII Erlebnissen um?

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Opa 1: War genau in so einem günstigen Jahrgang, dass er weder zur Wehrmacht noch später zur NVA musste; hatte in den Zeiten des 2. Weltkrieges ne recht entspannte Kindheit auf dem Land, als die SS noch da war, durfte er bisschen mit knarre rumspielen und als die Russen da waren, gabs auch keine Probleme ^_^

Opa 2: War in Gefangenschaft der Nazis und wurde dann von den Alliierten befreit, die ihn aber auch nicht so top behandelt haben sollten. Später kam dann seine Action in Vietnam. Malaria. Als er dann wieder nach Hause konnte, hatte er die Chance per Schiff dick Opium zu schmuggeln, hat es aber gelassen (Was nen idiot). Sein Kamerad aufm Schiff wurde reich :o
 
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Meine Opas sind zu früh gestorben, angeblich war der eine Flakhelfer in der Normandie, kann aber auch natürlich alles andere gewesen sein.

Die Familie meiner Großmutter väterlicherseits waren wohl sehr gute Nazis und sehr angetan von der Sache.

Würde mich sehr gern mit meinen Großeltern darüber unterhalten, habe aber nur noch eine Oma und die erzählt nie was davon, niemals. Will dann auch gar nicht fragen, wer weiß was die alles erlebt hat. Meine Uroma ist auf jeden Fall auf dem Treck aus Schlesien hergekommen.

Sehr krass fand ich neulich ne Reportage über den D-Day und da haben sie irgendwo einen Kerl aufgetrieben, der in nem Bunker MG-Schütze war und die Amerikaner an Omaha oder Utah mit seinem Mg42 beschossen hat, bis keine Munition mehr da war, hat von 12000 Schuss gesprochen. Und danach mit dem Karabiner weitergeschossen, er meinte, er hat an dem Tag etwa 100 Menschen getötet, er meinte, man hätte gar nicht daneben schießen können. Daran hat er sein ganzes Leben zu knabbern gehabt. Später hat er dann einen GI kennengelernt, der damals auf seinen Bunker gestürmt ist. Mit dem verbindet ihn wohl seit Jahren ne enge Freundschaft.

Krasse Story.
 
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Stgt
Original geschrieben von eike|
Sehr krass fand ich neulich ne Reportage über den D-Day und da haben sie irgendwo einen Kerl aufgetrieben, der in nem Bunker MG-Schütze war und die Amerikaner an Omaha oder Utah mit seinem Mg42 beschossen hat, bis keine Munition mehr da war, hat von 12000 Schuss gesprochen. Und danach mit dem Karabiner weitergeschossen, er meinte, er hat an dem Tag etwa 100 Menschen getötet, er meinte, man hätte gar nicht daneben schießen können. Daran hat er sein ganzes Leben zu knabbern gehabt. Später hat er dann einen GI kennengelernt, der damals auf seinen Bunker gestürmt ist. Mit dem verbindet ihn wohl seit Jahren ne enge Freundschaft.

Krasse Story.

Ja die Reportage hab ich auch schon mehrmals angekuckt und es ist wirklich immer wieder krass. Wo sie sich dann nochmal am Strand treffen und der GI zu ihm sagt, dass er ihm verzeiht :(
 
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Der GI hat's ja auch überlebt, der kann ja viel verzeihen... :8[:

Opa1: War mit der Wehrmacht an der ostfront ist dann in Stalingrad in russische gefangenschaft geraten, kam aber schon 47 oder 48 zurück. Ist vor meiner geburt gestorben, daher kenne ich absolut keine kriegsgeschichten, könnte aber evtl. mal meinen vater ausquetschen ob der was genaueres weiß.

Oma1: War noch rellativ jung und die meiste zeit über noch beim bund deutscher mädel. Erzählt nie was über den krieg, ist aber immer ziemlich geschockt, wenn im fernsehen irgendwo leute in Nazi uniformen auftreten o.ä., muss dann immer umschalten. Hab nie weiter nachgebohrt.

Opa2: War als sozialist und deutschstämmiger oberschlesier nach 39 in einem Lager interniert, seine frau, hat sich auf dem eigenen bauernhof mit den damals immerhin schon 5 kindern die kriegsjahre alleine durchschlagen müssen. Mein opa hat sich nach dem krieg auch nie so richtig von der gefangenschaft erholt und ist recht bald gestorben, die familie meiner mutter wurde dann später vertrieben, weil sie ja deutsche waren. :ugly:
Oma2: Wie oben schon erwähnt in oberschlesien auf dem bauernhof. Nach der vertreibung dann in einem kaff in bayern wo sie mit meiner mutter zusammen später mit den einzigen zwei SPD stimmen die perfekte csu statistik zerstört hat. :top2:
Leider auch lange vor meiner geburt gestorben...
 
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Habe leider meine meinen Großväter nie kennengelernt.

Ich weiß nur, dass einer den gesamten Krieg gekämpft hat und wohl ohne Kriegsgefangenschaft nach Hause gekehrt ist. Allerdings sah er da 30 Jahre älter aus und war wohl psychisch enorm mitgenommen. Ist dann in den 80ern gestorben...

Meine Oma ist erst vor paar Jahren gestorben. Haben aber nie ernsthaft über das Thema gesprochne. Habe mich auch erst rel. spät dafür interessiert. Ich weiß nur, dass sie es damals total toll fand und wie die meisten Mädchen für Hitler geschwärmt hat. Damals wohlgemerkt und bis das böse erwachen kam.

Wenn man das so liest, werde ich wohl meine Eltern nochmal genauer fragen. Ich weiß nicht wieso, warscheinlich mangels Familienbezug (Habe kaum Verwandte; wie gesagt wie jmd. außer Oma kennengelernt) aber bisher hab ich mir da nie drüber Gedanken gemacht.
 
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opa1: war lange in englischer gefangenschaft, wo es ihm aber gut ging, da er englisch sprechen konnte und somit als "übersetzer" sonderbehandlung genoss. außerdem hat er mit zigaretten gedealt, wodrauf er heute noch sehr stolz ist und bei jeder gelengheit sein kaufmännisches geschick anpreist. zum kriegsende hin hat er meine oma kennengelernt und ein amerikaner hat sie beide in die USA geschafft und meinem opa einen job besorgt. der amerikaner und mein opa sind bis heute noch freunde.

oma1: ist als noch recht junges mädchen von russischen soldaten vergewaltigt worden. das weiss ich aber nur von meiner familie, da sie verstorben ist als ich 2 jahre alt war.

opa2: war lange im arbeitslager, da seine eltern künstler waren und als hitler-kritiker galten. erstaunlicherweise haben sie aber alle überlebt. mein opa erzählt recht viel von der nachkriegszeit und wie arm sie waren. seine lieblingsgeschichte ist die der schiebewurst. sie haben auf eine scheibe brot, eine kleine scheibe fleischwurst gelegt und bei jedem bissen weitergeschoben, damit sie nur den geruch in der nase hatten. die scheibe wurst wurde dann an alle familienmitglieder weitergereicht und vom jüngsten kind zuletzt gegessen.

oma2: war in einem, wie sie es nennt "mädchen-lager" nahe der mosel. sie schwört bis heute darauf, dass sie nichts vom krieg mitbekommen hat und nicht wusste, was da so vor sich geht. 1945 ist sie 17 geworden.
 
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Mein einer Opa wurde mit 15 Jahren direkt in nen Zug gepackt und an die Ostfront geschickt. Er hat nicht 1 mal gekämpft, dann war er schon in Gefangenschaft. er erzählt gerne mal von seinem 16. geburtstag, wo sie in der gefangenschaft sowenig zu essen bekommen haben, dass er sich immer mit einem Besen aufstützen musste, damit er nicht umkippt.
Mein Opa ist eigentlich emotional ein harter Hund, aber wenn er seiner Zeit aus dem Gefangenenlager erzählt, dann muss er immer weinen wegen dem Leid was ihm damals zuteil wurde.
irgendwie hatte er es dann geschafft unter menschenunwürdigen Umständen aus Osteuropa zu fliehen.
Mein Opa hatte mal einige sachen aufgeschrieben (obwohl das garnicht sein ding ist) damit die Kriegserfahrung nicht in vergessenheit gerät.

Mein anderer Opa(oder war das mein Onkel?) war wohl in einer SS einheit in Jugoslavien, aber hat mit niemanden drüber geredet, was da so alles vorgefallen ist....
der ist auf jeden Fall schon seit 20 Jahren tot.
 
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was mir grad noch einfällt. ich glaub der cousin meiner oma wars, war als politischer gefangener erst im kz, danach dann im stafbatallon 999 in russland und anschließend fünf jahre russische kriegsgefangenschaft ..hab nie mit ihm drüber geredet und ihn auch nur flüchtig gekannt, nach seinem tod bei der wohnungsauflösung hab ich aber ne menge sachen bekommen.
hab mir dann interessehalber auch literatur über dieses stafbataillon besorgt und es muss wohl schon sehr krass gewesen sein..

bezeichnenderweise war er danach überzeugter kommunist, hab hier ganze kartons voll mit ddr auszeichnungen, medaillien etc.
 
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Während Oberleutnant Frerking aus seinem Betonbunker das Artilleriefeuer seiner Batterie lenkte, übernahm der junge Mann das MG42. Mit dem Maschinengewehr und zwei Karabinern K98 schoss er auf die angreifenden amerikanischen Soldaten. Bis etwa 15 Uhr verschoss er etwa 12.000 Schuss mit dem MG und 400 Schuss mit den beiden Karabinern. Die genaue Zahl amerikanischer Soldaten, die durch Severlohs Einsatz fielen, ist nicht mehr feststellbar. Severlohs eigene Angabe von mehr als 2.000 schätzen amerikanische und deutsche Militärexperten als übertrieben ein.[1]
 

ShAdOw.

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Original geschrieben von pRaY
Während Oberleutnant Frerking aus seinem Betonbunker das Artilleriefeuer seiner Batterie lenkte, übernahm der junge Mann das MG42. Mit dem Maschinengewehr und zwei Karabinern K98 schoss er auf die angreifenden amerikanischen Soldaten. Bis etwa 15 Uhr verschoss er etwa 12.000 Schuss mit dem MG und 400 Schuss mit den beiden Karabinern. Die genaue Zahl amerikanischer Soldaten, die durch Severlohs Einsatz fielen, ist nicht mehr feststellbar. Severlohs eigene Angabe von mehr als 2.000 schätzen amerikanische und deutsche Militärexperten als übertrieben ein.[1]


und das ist mit sicherheit aus "der landser" :D
 

ShAdOw.

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opa1
hat sich 1934 freiwillig zum arbeitsdienst gemeldet und ist dann 1937 zur wehrmacht gegangen.
hat polen, frankreich und russland mitgemacht und das ek2 bekommen. hat sich gegen ende des krieges aus russland mit anderen kameraden gen wesen durchgeschlagen und kam dann in amerikanische kriegsgefangenschaft. war ein überzeugter soldat und ich glaube auch anhänger hitlers. ist leider vor ein paar jahren gestorben und ich habe mit ihm nicht mehr darüber sprechen können.
habe seinen wehrpass und viele erzählungen von meinem vater.

opa2
musste zur wehrmacht (wie fast alle wehrfähigen männer) und war nach polen in finnland/lappland stationiert. hat nie viel vom krieg erzählt. anscheinend haben die soldaten oben in finnland gegen ende des krieges laubblätter gefressen um zu versuchen zu überleben.
ist leider auch schon seit 6 jahren gestorben.
habe auch seinen wehrpass.

oma1
kam aus oberschlesien, war wie viele anhängerin hitlers. hat immer von den paraden, bei denen sie dabei war und den "führer" gesehen hat, geschwärmt.
musste gegen kriegsende mit ihrer ganzen familie außer ihrem vater, der in oberschlesien anscheinend eine sehr gute stelle in einer fabrik hatte, fliehen.
das kind der schwester meiner oma (oma1) ist während der flucht gestorben.
im dorf meines opa1 hat sie dann meinen opa1 kennengelernt und ist mit ihm dort geblieben.
nach dem mauerbau hat sie dann immer medikamente und lebensmittel zu ihrem vater in das heutige polen geschickt.
hat oft von der flucht und von ihrer alten heimat in schlesien erzählt.
leider auch schon tot.

oma2
ist auf dem dorf von opa1 und opa2 in einer landwirtschaftlichen familie aufgewachsen. war im bdm. war jedoch bei kriegsende noch relativ (1928 geboren).
hat mitgekriegt wie amerikaner ihr dorf "befreit" haben und wie der volkssturm noch zum panzersperren graben/letztem aufgebot eingesetzt worden ist.
hat dann nach dem krieg opa2 kennengelernt.
 
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Original geschrieben von ShAdOw.

hat mitgekriegt wie amerikaner ihr dorf "befreit" haben und wie der volkssturm noch zum panzersperren graben/letztem aufgebot eingesetzt worden ist.

Die "" kannst du dir sparen...
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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wieso? kann doch sein, dass sie daran keine guten errinerung hat? stell dir vor, amerikaner sind auch keine engel und auch da haben menschen unterschiedliche erfahrungen gemacht, genauso wie mit den briten.
 
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DIe befreiung von der naziherrschaft war eine befreiung und keine "befreiung" wie sich die einzelnen soldaten verhalten haben, hat damit garnichts zu tun...
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
sag das den leuten die von den befreiern (in ost oder west) geschlagen, vergewaltigt oder getötet wurden.

es geht hier nicht um die frage "wie bewerten eure großeltern politisch das ende der naziherrschaft" sondern ganz subjektiv "wie empfanden sie diese zeit"

und jemand die befreieung mit negativen erlebnissen verbindet, dann ist das sein gutes recht. oder sollen die leute jubeln und sagen "juhu ich wurde zwar vergewaltigt und mein vater wurde erschossen aber HEY, immerhin waren wir hitler los" ?
 

Asel

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Opa1: War erst Schmied und später dann in der Waffenbranche tätig und hat so als Ziviler recht schnell davon Wind bekommen das wohl Krieg bevorsteht.
Konnte sich dann auch bis Barbarossa drücken und wurde dann aber eingezogen. Konnte dann aus Stalingrad kurz vor der Einkesselung fliegen und hat sich irgendwie nach Brandenburg durchgeschlagen zum Haus seiner Eltern. Das ganze hat ihn wohl ziemlich traumatisiert weil er nachdem Krieg ein seelisches Wrack war.


Oma1: War im Bund deutscher Mädels und sonst nix besonderes, hielt aber bis zu ihrem Tod immer hohe Stücke drauf.


Opa2: Kenn ich nicht..

Oma2: Joar, war noch recht jung und hat nicht viel vom Krieg mitbekommen, dafür aber von der Britischen Besatzung, von denen sie heute noch schlecht redet. (Vergewaltigungen etc)
 
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Opa 1: Erzählt immer wie er mim Flak amerikanische Flieger runtergeholt hat...

Oma 1: singt, trotz all der jahre mehr oder weniger "unbewusst" noch die erste strophe der nationalhymne

Opa 2: weis nur dass er im krieg granatensplitter ins kinn bekommen hat, ist jetz tot

Oma 2: kein plan, und ist nicht mehr gut genug beisammen um sie zu fragen
 
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Großeltern mütterlicherseits: Stammen aus Böhmen, mussten nach dem Krieg nach Deutschland fliehen. Ihr Heimatdorf wurde zerstört, Opa is schon lang tot, meine Oma spricht sehr selten drüber. Wenn sie was erzählt, dann sind schon heftige Sachen dabei...

Die Eltern meines Vaters kenn ich nicht, die sind schon zu lang unter der Erde.

Mein Vater war noch ein Kind (ja, er IST alt) zu der Zeit, hat aber nie so wirklich viel erzählt.
 
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Original geschrieben von Outsider23
DIe befreiung von der naziherrschaft war eine befreiung und keine "befreiung" wie sich die einzelnen soldaten verhalten haben, hat damit garnichts zu tun...

Das ist eine ganz seltsame Sache, das steckt in den Köpfen vieler Menschen unheimlich fest. Deutsche dürfen was den 2ten Weltkrieg angeht niemals Opfer sein, immer nur Täter oder Beides. Wieso ist das so? Warum bekommt auch die Bäuerin von Land die von Rotarmisten erst vergewaltigt wurde, dann ihr Haus angesteckt und zu guter letzt noch getötet wurde nicht zugesprochen, dass sie "nur" Opfer ist? Warum bekommen sie eine Kollektivschuld? Warum darf man nicht auf MAssenvertreibungen im Osten hinweisen? Warum darf man nicht trauern oder mahnen um gleich dieses "Selbstschuld, wer hat denn angefangen" Argument zu hören?

Krieg macht aus vielen Menschen Monster, ganz egal welcher Nation. Unbeteiligte Leidtragende gibt es auf allen Seiten.


@Topic:

Ich habe nur einen deutschen Opa, der ist in den Krieg mit 21 hineingeraten und hatte seine ersten Einsätze an der Ostfront. Hatte viel Glück. War beim Pz.Rgt. 1 und Fahrer eines Panzer 3. Wurde zum "Glück" irgendwann verwundet dazu bekam er Gelbsucht und wurde in die Heimat geschickt. Dann Österreich, Frankreich zum Schluss Dänemark. Ist am Ende in britische Gefangenschaft geraten. Gab sicher schlimmeres. Interessant war auch sein Einstieg ins normale Leben, dass für ihn sehr schwer war. Er hatte verkürztes Abitur gemacht und das war es. Als er aus der Gefangenschaft und dem Fahrdienst der Briten entlassen wurde war er 30, verheiratet, hatte ein Kind adoptiert das meine Oma mit in die Ehe brachte (der Vater ist wohl als Flieger in Russland gefallen) und wusste nicht wie es weitergeht.

Da er nach dem Krieg Zeit seines Lebens an Schlafstörungen gelitten hat und schon immer Tagebuch geführt hatte, hat er angefangen sein Leben niederzuschreiben. Sind über 20 DinA4 Ordner geworden. Ich habe sie gerade aufgearbeitet und überlege sie entweder in ein Buch zu packen oder als Zeitzeugenberichte der deutschen Bibliothek in Frankfurt zu schicken.

Er war ein Mann voller Pflichtbewusstsein nicht zuletzt durch seinen Vater der in beiden Weltkriegen als Offizier gekämpft hatte. Auf die Politik angesprochen meinte er, dass er sich nie sonderlich dafür interessiert hatte (steht auch so in seiner Biographie). Er meinte auch das man sich zwar nicht ausgemalt hatte was den Menschen die "abgeholt" wurden angetan wurde, aber das man schon wusste das diese Menschen nicht mehr wiederkommen würden. Dennoch hat "man" den Arm gehoben und ist mitgelaufen.

Meine Oma meinte sie hätte davon nichts mitbekommen und wusste nichts. Sie ist aber auf einem Dorfbauerhof großgeworden, die ganz Ahnungslose habe ich Ihr aber bis zum Schluss nicht ganz abgenommen. Sie war nicht mehr ganz so jung und naiv und auch nicht die Dümmste. Aber ist Spekulation.

Selbst wenn man ein Mitläufer war, wer will Richter sein, sich jetzt hinstellen und sagen: "ich hätte was getan" kann jeder! Das ist wie wenn man sich mit Franzosen aus der Zeit unterhält. Plötzlich war allen klar, dass die Maginot Linie die Deutschen nie aufhalten würde und danach war sowieso jeder in der Resistance dabei, aber damals konnten die nicht schnell genug ihre Waffen zu Boden legen und weiße Bettlaken zerschneiden.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
Krieg macht aus vielen Menschen Monster, ganz egal welcher Nation. Unbeteiligte Leidtragende gibt es auf allen Seiten.

naaaaja man fairerweise muss man dazu sagen, dass kaum ein volk so großräumig schuld auf sich geladen hat wie die deutschen im WK2. und bei kaum einem anderen krieg waren die frage wer schuld ist an dem krieg so klar wie im WK2. insofern musst du der menschheit schon einräumen, dass sie deutschland nicht mit "och irgendwie haben wir ja alle schuld" davonkommen lässt.

Er meinte auch das man sich zwar nicht ausgemalt hatte was den Menschen die "abgeholt" wurden angetan wurde, aber das man schon wusste das diese Menschen nicht mehr wiederkommen würden. Dennoch hat "man" den Arm gehoben und ist mitgelaufen.

das ist der punkt.
keiner verbietet deutschen auf ihre eigenen opfer hinzuweisen, solange es nicht als vorwand genutzt wird um die eigene schuld zu relativieren.
 
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Original geschrieben von HeatoR


also, keiner verbietet deutschen auf ihre eigenen opfer hinzuweisen, solange es nicht als vorwand genutzt wird um die eigene schuld zu relativieren.

Ich gebe Dir bis auf diesen Satz Recht. Das mit dem "aber die anderen haben auch Mist gebaut" kann man so alleine sicher nicht stehen lassen und als Rechtfertigung nehmen, wollte ich so auch nicht. Aber selbst wenn man so etwas nicht schreibt darf man nicht oder nur selten sachlich über Vertreibung und Verbrechen an Deutschen reden.

Ein, für mich sehr erschreckendes Beispiel ist die Geschichte von Demmin. Selbst in dem Rathaus ist noch eine Ausstellung zu sehen die von einem Massenselbstmord der Bevölkerung aufgrund anrückender Rotarmisten spricht. Das es diese Geschichte zu DDR Zeiten gab mag man noch nachvollziehen können. Das es diese Story immer noch gibt ist verwunderlich. Und das ist nur ein Beispiel. Aber das wird jetzt Off Topic... eigentlich stimmen wir ja überein.
 
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Verständlich ist es sicher, aber das macht es noch lange nicht richtig. Deutschland hat in der Zeit wohl die unmenschlichsten Verbrechen in der Menschheitsgeschichte vollbracht.

Das ändert aber auch nix daran, dass Massenvergewaltigungen und sonstige Aktionen nach Kriegsende falsch bleiben. Eine Relativierung hier ist nicht besser als eine Relativierung der Naziverbrechen und Kollektivschuld ist moralisch sowieso ein hirnfreies Konzept.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

Guest
geb ich dir recht. man muss dabei jedoch imho unterscheiden zwischen kollektivschuld und individueller schuld vieler.
und letzteres ist sicherlich gegeben! jedenfalls haben ALLE greise mit denen ich im zivildienst im altenheim zu tun hatte sehr genaue vorstellung davon was mit zB. den juden in ihrer umgebung passiert.
natürlich wussten nicht alle, dass es vernichtungslager gab ( obwohl auch das mehr leuten bekannt war als sie es heute zugeben ) aber dass diese leute nicht wiederkommen würden, das war den meisten klar.

was natürlich nicht bedeutet, dass ich darüber irgendwie urteilen sollte, niemand kann heute sagen, wie er sich damals verhalten hätte. aber ahnungslos waren die meisten leute sicherlich nicht, das sollte man schon eingestehen.
 
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Mein Vater (*1950) ist Deutscher, meine Mutter (*1946) Französin.

Großvater väterlicherseits: *kA grad, †1954, hab ihn also nie kennengelernt, mein Vater auch wenig, zum einen weil er 4 war als sein Vater starb und zum anderen weil die Eltern nicht mehr zusammenlebten. Großvater kam ursprünglich aus Schlesien, war aber schon vor dem 2. Weltkrieg nach Berlin gezogen. Keine Ahnung ob Wehrmacht, SS, Volkssturm, sonstwas oder vielleicht irgendwie drumherum gekommen.

Großmutter väterlicherseits: *1926 (meine ich) †2007. 1945 aus Schlesien vertrieben worden. Hatte mit ihr auch wenig zu tun, weil meine Eltern geschieden sind und ich lange Jahre wenig Kontakt mit meinem Vater hatte (ist heute anders), ebenso mit seiner Mutter. Allerdings meinte mein Vater letztens, dass sie wohl relativ umfangreiche Aufzeichnungen angefertigt hat, nicht direkt Tagebuch, aber vieles verwertbares. Er hat sich aber bisher damit noch nicht so wirklich beschäftigen wollen. Ich weiß auch grad nicht, ob er die Sachen hat oder seine Schwester, aber ich werde mir das bei Gelegenheit sicher auch mal angucken, denke mal da könnte auch was zu meinem Großvater drinstehen.

Großvater mütterlicherseits: *1914 †1961, 1940 beim Westfeldzug von den Deutschen gefangengenommen worden, dann aber schnell wieder freigelassen worden. 1961 an Krebs gestorben, meine Mutter hat nur sehr wenig Erinnerungen an ihn.
Sein Vater, sprich mein Urgroßvater, starb 1917 als Infanterie-Offizier in der Nähe von Verdun.

Großmutter mütterlicherseits: *1913, erinnert sich noch sehr gut an die deutsche Besatzung, hat mir vor X Jahren auch mal einiges erzählt, erinnere mich aber gerade nicht an Einzelheiten, sollte sie wohl nochmal drauf ansprechen, bevor es zu spät ist (wird ja im Juli 96...). War anfangs sicher nicht begeistert, dass ihre Tochter sich in einen Deutschen verliebte und dann auch noch heiratete :ugly:
Ich persönlich finde es aber großartig, dass ich als 2. Nachkriegsgeneration Nachkomme von zwei ehemals verfeindeten Völkern bin und zweisprachig in beiden Gesellschaften aufgewachsen bin (wobei ich den Großteil meines Lebens in Deutschland verbracht habe).
 
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Mein Großvater war Kapitän zur See auf irgendnem Kreuzer. Lag irgendwann unter Feuer und es sah sehr schlecht aus. Hat er zu Gott gesacht: Hilfste mir, werd ich Pastor! Hat er dann auch gemacht.

Hat immer gesagt von Anfang an ein begeisterter Nationalsozialist gewesen zu sein, aber diese Einstellung dann nach dem Krieg hinter sich gelassen zu haben. Hab ihn dann auch so wahrgenommen, es kamen zumindest nie so braun eingefärbte Sprüche wie man sie von anderen Vertretern seiner Generation auch heute noch öfters hört.
 

Sesselpuper

LSZ - Forum
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mein vater (inzwischen tot) hatte sich zur ss gemeldet (logisch, opa hatte ne 4 stellige NSDAP-mitgliedsnummer), aber war zu klein, also normale wehrmacht, leutnant zum schluss , ekII bekommen, und war in einigen ländern, und vor stalingrad hats ihn dann auch erwischt und gefangenschaft.

ihm hat der krieg null ausgemacht, denn er stand - auch nach dem krieg - noch voll hinter der sache. er ist kein mitläufer gewesen, hat bis tief in die 80-er immer noch bestritten das wirklich ~ 5 mio juden umgebracht wurden. in dieser beziehung war er ein arschloch. gott gab das gesichter als ich mit ner "farbigen" nach hause gekommen bin
 
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