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Technik/Software Forum, Casino Port Zion
Vorsicht, alter Thread
Ja ist sehr lang geworden, auf Kommentare alleine hierzu bitte verzichten. Wem es zu lang ist der brauchts ja nicht lesen.
Ich bin inzwischen wohl zumindest immerhin soweit, dass ich gemerkt habe ein Problem zu haben das ich nicht alleine bewältigt bekomme. Auch das LSZ wird sie nicht spontan in Luft auflösen, das ist mir klar, aber den ein oder anderen wertvollen Ratschlag erhoffe ich mir schon, das scheint im Normalfall recht gut zu klappen.
Ich versuche anfangs einen gröberen Überblick zu geben und erst danach ins Detail zu gehen, um eine bessere Struktur zu erhalten und nicht jeden direkt durch eine Wall of Text abzuschrecken.
Mein Problem in einem Satz: Ich weiß einfach nichts mit meinem Leben anzufangen.
Hintergrund, Einordnung: Ich bin 22, studiere mit Technomathe einen recht anspruchsvollen (und auch interessanten) Studiengang im 8ten Semester (Diplom). Ich wohne alleine, habe sehr viel Freizeit, sehr viele Hobbies. Bin mit 18 zuhause ausgezogen, halte mich für sehr selbstständig, wenn auch manchmal etwas naiv. Vom Typ her definitiv Einzelgänger statt Mitläufer oder Anführer, aber nicht introvertiert. Ich sehe recht ordentlich aus, bin sehr intelligent, finanziell für Studentenverhältnisse gut gestellt, halte mich für einen recht umgänglichen Typen ohne größere Charakterticks. Habe einen sehr stabilen familiären Hintergrund und gutes Verhältnis zu Eltern und Geschwistern (da bin ich sehr froh drüber, das Glück hat nicht jeder).
Objektiv gesehen könnte es mir besser kaum gehen.
Ich bin ein Mensch dem in einer wahrscheinlich entscheidenden Phase des Lebens fast alle Türen offen stehen – doch ich weiß nicht nur nicht welche ich nehmen soll, ich bin nichtmal motiviert es herauszufinden.
Ich werde mal versuchen auf einzelne Aspekte etwas detaillierter einzugehen um meine Situation zu verdeutlichen:
Studium: Läuft definitiv nicht so wie es eigentlich gedacht ist. Als Diplom-Student bin ich ja recht frei in Belegung meiner Kurse, muss in 5 Semestern Hauptstudium gerademal 5 Scheine für die Zulassung zur Diplomprüfung machen. Habe keine Anwesenheitspflichten oder sonstwas. Diese Freiheit führt, wie man vllt. schon vermutet, dass ich auch nichts tue. Krassestes Beispiel: Ich habe im kompletten letzten Jahr, heißt im 6. und 7. Semester, nichts getan. War jeweils die ersten 4-5 Wochen sporadisch in der Uni, danach bis zum Semesterende gar nicht mehr. Weder Vorlesungen verfolgt, noch Übungen gemacht, nichts gelernt, nichts geschafft. Einzig einen Praktikumsschein für einen Nebenjob habe ich bekommen, dazu später genaueres.
In diesem Semester läuft es bisher etwas besser, wenigstens zwei Vorlesungen (die sich leider überschneiden, daher bekomme ich in der einen nur 1/3 des Stoffs mit) besuche ich momentan regelmäßig, mache für eine die Übungen mit. Seit über 7 Wochen habe ich ein Seminarthema (sogar recht interessant), wirklich beschäftigt habe ich mich mit dem Stoff bisher 2-3 Stunden. Habe (noch) keinen Zeitdruck, bin der einzige Teilnehmer, die anderen haben das schon vor nem Jahr gemacht.
Wie bin ich überhaupt soweit gekommen? Im Grundstudium lief es nicht anders. Das Vordiplom ein Semester verspätet abgelegt weil mir ein Schein fehlte. Die Prüfungen liefen gemischt ab: die ersten, bei denen mir das Lernen noch verhältnismäßig gut gelang, waren mit zweimal 1.3, einmal 2.0 recht erfolgreich. Der Rest mit 3.7 und zweimal 4.0, einmal davon im zweiten Versuch, spricht da eine ganz andere Sprache.
Warum? Es ist nicht so dass ich das Fach nicht kann, ich denke da stehen mir alle Türen offen, ich habe ein anderes Problem, ich kann nicht lernen. Ich bin hochbegabt, habe einen IQ von über 140, in der Grundschule zwei Klassen übersprungen. Ich hab in der Schule das erste Mal fürs Abi gelernt und das waren keine 5 Stunden (dementsprechend schlecht auch der Schnitt, 3.4, war mir aber egal). Es ist mir alles zugeflogen.
In der Uni ging das nicht mehr ganz so problemlos, damit erstmal „zurechtzukommen“ schwierig. Sicher auch mit daher meine Startschwierigkeiten, meine geringe Anwesenheit. Ich habe schätzungsweise 60% des Stoffs zum ersten mal gesehen als ich ihn fürs Vordiplom gelernt habe. Pro Prüfung zwei Wochen, 3-4 Stunden am Tag, länger ging nicht. Hab ich auch anfangs noch durchgehalten, bei den späteren Prüfungen (s.o.) nichtmal mehr das – was daraus geworden ist sieht man. War damals trotzdem recht stolz auf mich, ich habe zum ersten mal wohl wirklich gelernt.
Und wieder in die Gegenwart: Trotz allem geht es nicht besser. Ich sitze hier tagein tagaus in dem Bewusstsein etwas tun zu müssen, alles nur hinauszuzögern bis es nicht mehr geht und damit stetig zu verschlimmern, ich kann mich trotzdem nicht auf meinen Arsch setzen und ernsthaft lernen oder vorbereiten, erfinde Ausreden für mich selbst aus welchem Grunde ich in welche Vorlesung nicht gehe, bin nur Montags und Dienstags mal in der Uni, für zwei bzw. vier Stunden.
Ich bin auf meinen „Werdegang“ und mein Vorgehen nicht stolz, aber bisher bin ich immer durchgekommen. Ob das in Zukunft so sein wird weiß ich nicht, doch nichtmal das reicht aus um es zu ändern. Gefasste Vorsätze werden meist nach wenigen Stunden schon wieder verworfen.
Interesse ist oft vorhanden, aber meist sowenig dass es keine Motivation entfacht ihm nachzugehen.
Freizeit: Ich bin ein Mensch mit sehr viel Freizeit und könnte behaupten ich habe viele Hobbies – ob diese Bezeichnung jedoch wirklich gerechtfertigt ist weiß ich nicht. Ich bin mir sogar sicher auf eine gewisse Weise zuviel Freizeit zu haben; soviel Zeit dass ich sie füllen könnte aber nicht kann – es fehlt der Ehrgeiz, die Motivation, die Hartnäckigkeit – Eigenschaften die in manchen meiner Beschäftigungen sicher gut investiert wären.
Eine genaue Liste der Tätigkeiten wird hier denke ich nicht viel bringen, ich versuche mit Beispielen zu arbeiten.
Programmieren: Kann ich sehr gut, mache ich viel. Meist C++, in letzter Zeit wieder oft Python. Fange oft neue, ambitionierte Projekte an – und stelle sie nicht fertig. Fange für halbwegs simple Programmieraufgaben der Uni (mit das einzige wo ich noch freiwillig recht viel Engagement aufwende) an ein riesiges Framework zu schreiben, hab auf der Hälfte der Strecke keine Lust mehr und schuster mir am Ende mit Müh und Not den Code für den eigentlichen Zweck der Aufgabe zusammen. Habe mit nem Kumpel eine 3D-Engine geschrieben die über eine Handvoll Features nie hinausging weil wir realisierten dass wir keine Artists finden um damit etwas anfangen zu können. Mehrere Spiele angefangen, keins ist fertig geworden. Momentan schreiben wir nen Pokerbot, inkl. neuronalen Netzen zur Bilderkennung – obwohl es noch recht gut vorangeht bezweifle ich auch hier dass etwas fertig wird.
Pokern: Machen wir damit gleich weiter. Gehöre zu den Leuten die damals schon sehr früh auf diesen Pokerstrategy-Tick kamen, glaub 2005 hab ich schon angefangen. Will zu diesem hier umstrittenen Thema keine Werbung machen, aber wenn man dann von den jungen Leuten liest die sich damit zehntausende Euros verdienen staunt man schon. Und ich bin mir sogar sicher dass ich das auch könnte – doch ich tue es nicht, ich habe seitdem immer nur sporadisch in Phasen gezockt, bis die Motivation meist nach wenigen Wochen wieder verschwand. Inzwischen liegen seit Monaten unberührt noch um die 1500$ auf irgendner Pokerseite, ich bekomme es weder zustande das zu vermehren noch es abzuheben und mir was davon zu gönnen. Es bleibt bei irgendwelchen (utopischen?) Vorstellungen, irgendwann spiel ich schon noch weiter...
Zeitverschwendungen: Die nenne ich ganz offen so, und es sind leider nicht wenige. Ich bin talentiert darin meine Zeit totzuschlagen, Erfahrungswerte sozusagen. Hänge zuhause den Großteil des Tages am PC rum, viel dieser Zeit wird sinnlos verplempert. Damit im Forum auf neue Beiträge zu warten, im 5 Minuten-Abstand meine Emails zu checken, im StudiVZ rumzusurfen (da gehör ich glücklicherweise noch zu den eher weniger krassen Fällen). Schmeiß irgendein Spiel an auf das ich nicht wirklich Lust habe, zocke 20 Minuten, mach's wieder aus, suche mir freudlos das nächste. Die Motivation reicht nichtmal für Tätigkeiten die sich zumindest subjektiv lohnen würden wie das verfolgen obiger oder ähnlicher Projekte. Wenn es mir zu krass wird und ich mich endlich soweit unter Kontrolle hab dass ich wirklich mal was sinnvolles tue, hält das ungefähr für 2 Stunden an – Zeit um einmal die Bude sauberzumachen, ein kleines Stück Arbeit für den Nebenjob (s.u.) zu erledigen, oder sich doch mal irgendwas für die Uni anzugucken, oft ohne zeitnahen Bezug – irgendwelche simplen Integrale lösen um Regeln zu festigen die ich in der Vorlesung vor mehreren Semestern verpasst habe, beispielsweise.
Es ist nicht so dass ich nur Zeit verplempern würde und jeder Tag ergebnislos an mir vorbeizieht, aber es ist definitiv zuviel.
Viele Wochen scheinen nicht nur im Rückblick sondern auch bzgl. der Vorfreude nur aus wenigen Highlights zu bestehen: Basketball am Dienstag, Disco am Samstag.
Beruf und Perspektive: Wegen meiner Affinität zu mathematisch/technischen Dingen und insbesondere zum Programmieren ist es mir bisher leicht gefallen attraktive Nebenjobs zu finden. Ich muss nicht kellnern oder Regale einräumen, ich kann programmieren, sogar zuhause, mit freier Zeiteinteilung, für derzeit 11,50 netto die Stunde. Doch wer sieht es nicht schon kommen: Mit halbwegs sicheren Finanzen und meinem immer wiederkehrenden Motivationsproblem ist gerade die freie Zeiteinteilung hier wieder das Schlimmste was mir passieren konnte: Nachdem ich im letzten Nebenjob schon nach Ablauf des Praktikumsvertrages (¾ Jahr) aufhören musste weil man mit meiner Arbeit zwar sehr, deren Umfang – der sich teils auf 5 Stunden im Monat begrenzte - aber gar nicht zufrieden war, scheint sich das im Moment zu wiederholen. Auch wenn ich da wohl nicht so schnell rausgeworfen werde weil die Firma meinem Dad gehört (und ich auch von vornherein wusste und angemerkt habe dass im Semester wohl nicht viel Zeit ist), und in den Semesterferien vor Ort bisher viel Arbeitszeit (80h in 3 Wochen oder so) zusammenbekommen habe bin ich unzufrieden. Denn es könnte viel mehr gehen (vgl. meine verschwendete Freizeit), und es ist keine uninteressante Sache.
Auch meine Zukunftsaussichten sind alles andere als fixiert: Ich bin zwar im Idealfall in einem guten halben Jahr mit dem Studium fertig, was danach kommt weiß ich aber nicht. Wohl nicht zuletzt um diese Entscheidung weiter nach hinten zu schieben tendiere ich momentan dazu zu promovieren. Irgendwelche Anstrengungen mich diesbezüglich zu informieren o.ä. habe ich aber bisher nicht getroffen, ob das so ganz problemlos geht weiß ich auch nicht. Und schon in den Beruf einsteigen will ich irgendwie auch nicht – zu unangenehm waren selbst die 3 Arbeitswochen in den Semesterferien.
Soziales Umfeld: Ist auch nicht das gelbe vom Ei. Ich studiere 500km entfernt von der Heimat, alte Bekannte sehe ich also meist nur in den Semesterferien. Hier unten am Studienort hab ich nen sehr guten Kumpel der jedoch meine Probleme nur zu geringen Teilen kennt, man könnte ihn fast Workaholic nennen, er rennt selbst an Feier- und Sonntagen in die Uni ins Labor um an seiner Bachelorarbeit zu schreiben. Komplett anderer Musikgeschmack und bar jeden Modebewusstseins, dementsprechend auch bei der Wochenendplanung inkompatibel.
Ansonsten gibt’s hier ein paar wenige Leute die ich zumindest noch Freunde nennen würde und natürlich viele flüchtige Bekanntschaften bei denen ich an einer Kontaktvertiefung auch selbst kaum interessiert bin, ich bin wohl das was man intolerant nennt und gebe vielen Leuten die sich in meinen Augen durch Aussehen, Wesen oder ungünstige Äußerungen disqualifiziert haben kaum Chancen.
Mir fehlen die art-/wesensverwandten Leute (sicherlich auch lokal bedingt) die ich bis vor anderthalb Jahren wenigstens noch mit zwei guten Kumpels und Mitbewohnern (auch aus NRW) hatte - doch die waren auch bzgl. des Studiums ähnlich drauf wie ich, und bei ihnen hats nicht gereicht, die haben beide abgebrochen.
Resultat: Auch wenn ich hier und da mal auf ner WG-Party auftauche oder 5-6 Leute zum grillen bei mir einlade, fahr ich im Normalfall Samstags abends allein in die Disse weil ich sonst keinen kenne der Bock hat (häufiger) mitzukommen. Und auch wenn mich als Stammgast da inzwischen jeder vom sehen kennt gibt es sogar dort kaum Kontakte, habe meist keine Lust Leute anzusprechen (wozu auch?) und umgekehrt läuft's wohl ähnlich.
Mit den Frauen läuft auch nicht viel, meine letzte Beziehung ist ein Jahr her, hielt nur einen Monat, und die vorige war wieder ein Jahr früher. Dazwischen 2-3 ernsthaftere Versuche, einige kleine Versuche an etwas ranzukommen und 2x was kurzfristiges gelaufen, mehr ging nicht.
Ich gehöre zwar auch nicht zu den Leuten die das unbedingt brauchen bzw. mal ne Weile drauf verzichten können, aber irgendwann sollte schon mal wieder was kommen – bin da eher Beziehungsmensch, hatte bisher aber kein Glück und tu mir auch sehr schwer jemanden zu finden der zu mir passt. An die wenigen Fälle die meinen Ansprüchen gerecht zu werden scheinen klammere ich mich dagegen zu wahrscheinlich sehr, renne entweder vergebenen Frauen hinterher oder aktuell, lasse mich wegen privaten Problemen monatelang vertrösten (vllt. gibt’s mal n eigenes Topic).
Ich werd es hierbei jetzt erstmal belassen, da die anfänglich beabsichtigte Struktur wohl nur noch in Ansätzen zu erkennen ist und ich für einen Post wohl auch wahrlich genug geschrieben habe. Werde natürlich auf Rück-/Detailfragen gerne eingehen und evtl. in späteren Postings auch noch ergänzen oder neue Aspekte ansprechen.
Was will ich nun eigentlich? Nun, es muss sich was ändern, das ist wohl ersichtlich.
Dass ich das nur selbst kann und das ganze an mir liegt ist mir klar, doch ich merke trotz mehrmaliger Versuche von Vorsätzen über Todo-Listen bis zu Selbstcoaching-Programmen, dass es nichts wird. Mit den bisherigen Ansätzen nicht, und vielleicht auch alleine gar nicht.
Ich suche also Hilfe, Ideen, Vorschläge, wie ich aus diesem Trott rauskomme. Geht es vielleicht manchem ähnlich (in Ansätzen doch bestimmt), was hilft bei euch. Wie komme ich weiter, was sollte ich überdenken, mich an wen vielleicht wenden. Selbst ein kleiner Alltagskniff oder auch nur eine Meinung zu meinem etwas wehleidigen Schrieb könnte helfen, schießt einfach mal los...
merci
Ja ist sehr lang geworden, auf Kommentare alleine hierzu bitte verzichten. Wem es zu lang ist der brauchts ja nicht lesen.
Ich bin inzwischen wohl zumindest immerhin soweit, dass ich gemerkt habe ein Problem zu haben das ich nicht alleine bewältigt bekomme. Auch das LSZ wird sie nicht spontan in Luft auflösen, das ist mir klar, aber den ein oder anderen wertvollen Ratschlag erhoffe ich mir schon, das scheint im Normalfall recht gut zu klappen.
Ich versuche anfangs einen gröberen Überblick zu geben und erst danach ins Detail zu gehen, um eine bessere Struktur zu erhalten und nicht jeden direkt durch eine Wall of Text abzuschrecken.
Mein Problem in einem Satz: Ich weiß einfach nichts mit meinem Leben anzufangen.
Hintergrund, Einordnung: Ich bin 22, studiere mit Technomathe einen recht anspruchsvollen (und auch interessanten) Studiengang im 8ten Semester (Diplom). Ich wohne alleine, habe sehr viel Freizeit, sehr viele Hobbies. Bin mit 18 zuhause ausgezogen, halte mich für sehr selbstständig, wenn auch manchmal etwas naiv. Vom Typ her definitiv Einzelgänger statt Mitläufer oder Anführer, aber nicht introvertiert. Ich sehe recht ordentlich aus, bin sehr intelligent, finanziell für Studentenverhältnisse gut gestellt, halte mich für einen recht umgänglichen Typen ohne größere Charakterticks. Habe einen sehr stabilen familiären Hintergrund und gutes Verhältnis zu Eltern und Geschwistern (da bin ich sehr froh drüber, das Glück hat nicht jeder).
Objektiv gesehen könnte es mir besser kaum gehen.
Ich bin ein Mensch dem in einer wahrscheinlich entscheidenden Phase des Lebens fast alle Türen offen stehen – doch ich weiß nicht nur nicht welche ich nehmen soll, ich bin nichtmal motiviert es herauszufinden.
Ich werde mal versuchen auf einzelne Aspekte etwas detaillierter einzugehen um meine Situation zu verdeutlichen:
Studium: Läuft definitiv nicht so wie es eigentlich gedacht ist. Als Diplom-Student bin ich ja recht frei in Belegung meiner Kurse, muss in 5 Semestern Hauptstudium gerademal 5 Scheine für die Zulassung zur Diplomprüfung machen. Habe keine Anwesenheitspflichten oder sonstwas. Diese Freiheit führt, wie man vllt. schon vermutet, dass ich auch nichts tue. Krassestes Beispiel: Ich habe im kompletten letzten Jahr, heißt im 6. und 7. Semester, nichts getan. War jeweils die ersten 4-5 Wochen sporadisch in der Uni, danach bis zum Semesterende gar nicht mehr. Weder Vorlesungen verfolgt, noch Übungen gemacht, nichts gelernt, nichts geschafft. Einzig einen Praktikumsschein für einen Nebenjob habe ich bekommen, dazu später genaueres.
In diesem Semester läuft es bisher etwas besser, wenigstens zwei Vorlesungen (die sich leider überschneiden, daher bekomme ich in der einen nur 1/3 des Stoffs mit) besuche ich momentan regelmäßig, mache für eine die Übungen mit. Seit über 7 Wochen habe ich ein Seminarthema (sogar recht interessant), wirklich beschäftigt habe ich mich mit dem Stoff bisher 2-3 Stunden. Habe (noch) keinen Zeitdruck, bin der einzige Teilnehmer, die anderen haben das schon vor nem Jahr gemacht.
Wie bin ich überhaupt soweit gekommen? Im Grundstudium lief es nicht anders. Das Vordiplom ein Semester verspätet abgelegt weil mir ein Schein fehlte. Die Prüfungen liefen gemischt ab: die ersten, bei denen mir das Lernen noch verhältnismäßig gut gelang, waren mit zweimal 1.3, einmal 2.0 recht erfolgreich. Der Rest mit 3.7 und zweimal 4.0, einmal davon im zweiten Versuch, spricht da eine ganz andere Sprache.
Warum? Es ist nicht so dass ich das Fach nicht kann, ich denke da stehen mir alle Türen offen, ich habe ein anderes Problem, ich kann nicht lernen. Ich bin hochbegabt, habe einen IQ von über 140, in der Grundschule zwei Klassen übersprungen. Ich hab in der Schule das erste Mal fürs Abi gelernt und das waren keine 5 Stunden (dementsprechend schlecht auch der Schnitt, 3.4, war mir aber egal). Es ist mir alles zugeflogen.
In der Uni ging das nicht mehr ganz so problemlos, damit erstmal „zurechtzukommen“ schwierig. Sicher auch mit daher meine Startschwierigkeiten, meine geringe Anwesenheit. Ich habe schätzungsweise 60% des Stoffs zum ersten mal gesehen als ich ihn fürs Vordiplom gelernt habe. Pro Prüfung zwei Wochen, 3-4 Stunden am Tag, länger ging nicht. Hab ich auch anfangs noch durchgehalten, bei den späteren Prüfungen (s.o.) nichtmal mehr das – was daraus geworden ist sieht man. War damals trotzdem recht stolz auf mich, ich habe zum ersten mal wohl wirklich gelernt.
Und wieder in die Gegenwart: Trotz allem geht es nicht besser. Ich sitze hier tagein tagaus in dem Bewusstsein etwas tun zu müssen, alles nur hinauszuzögern bis es nicht mehr geht und damit stetig zu verschlimmern, ich kann mich trotzdem nicht auf meinen Arsch setzen und ernsthaft lernen oder vorbereiten, erfinde Ausreden für mich selbst aus welchem Grunde ich in welche Vorlesung nicht gehe, bin nur Montags und Dienstags mal in der Uni, für zwei bzw. vier Stunden.
Ich bin auf meinen „Werdegang“ und mein Vorgehen nicht stolz, aber bisher bin ich immer durchgekommen. Ob das in Zukunft so sein wird weiß ich nicht, doch nichtmal das reicht aus um es zu ändern. Gefasste Vorsätze werden meist nach wenigen Stunden schon wieder verworfen.
Interesse ist oft vorhanden, aber meist sowenig dass es keine Motivation entfacht ihm nachzugehen.
Freizeit: Ich bin ein Mensch mit sehr viel Freizeit und könnte behaupten ich habe viele Hobbies – ob diese Bezeichnung jedoch wirklich gerechtfertigt ist weiß ich nicht. Ich bin mir sogar sicher auf eine gewisse Weise zuviel Freizeit zu haben; soviel Zeit dass ich sie füllen könnte aber nicht kann – es fehlt der Ehrgeiz, die Motivation, die Hartnäckigkeit – Eigenschaften die in manchen meiner Beschäftigungen sicher gut investiert wären.
Eine genaue Liste der Tätigkeiten wird hier denke ich nicht viel bringen, ich versuche mit Beispielen zu arbeiten.
Programmieren: Kann ich sehr gut, mache ich viel. Meist C++, in letzter Zeit wieder oft Python. Fange oft neue, ambitionierte Projekte an – und stelle sie nicht fertig. Fange für halbwegs simple Programmieraufgaben der Uni (mit das einzige wo ich noch freiwillig recht viel Engagement aufwende) an ein riesiges Framework zu schreiben, hab auf der Hälfte der Strecke keine Lust mehr und schuster mir am Ende mit Müh und Not den Code für den eigentlichen Zweck der Aufgabe zusammen. Habe mit nem Kumpel eine 3D-Engine geschrieben die über eine Handvoll Features nie hinausging weil wir realisierten dass wir keine Artists finden um damit etwas anfangen zu können. Mehrere Spiele angefangen, keins ist fertig geworden. Momentan schreiben wir nen Pokerbot, inkl. neuronalen Netzen zur Bilderkennung – obwohl es noch recht gut vorangeht bezweifle ich auch hier dass etwas fertig wird.
Pokern: Machen wir damit gleich weiter. Gehöre zu den Leuten die damals schon sehr früh auf diesen Pokerstrategy-Tick kamen, glaub 2005 hab ich schon angefangen. Will zu diesem hier umstrittenen Thema keine Werbung machen, aber wenn man dann von den jungen Leuten liest die sich damit zehntausende Euros verdienen staunt man schon. Und ich bin mir sogar sicher dass ich das auch könnte – doch ich tue es nicht, ich habe seitdem immer nur sporadisch in Phasen gezockt, bis die Motivation meist nach wenigen Wochen wieder verschwand. Inzwischen liegen seit Monaten unberührt noch um die 1500$ auf irgendner Pokerseite, ich bekomme es weder zustande das zu vermehren noch es abzuheben und mir was davon zu gönnen. Es bleibt bei irgendwelchen (utopischen?) Vorstellungen, irgendwann spiel ich schon noch weiter...
Zeitverschwendungen: Die nenne ich ganz offen so, und es sind leider nicht wenige. Ich bin talentiert darin meine Zeit totzuschlagen, Erfahrungswerte sozusagen. Hänge zuhause den Großteil des Tages am PC rum, viel dieser Zeit wird sinnlos verplempert. Damit im Forum auf neue Beiträge zu warten, im 5 Minuten-Abstand meine Emails zu checken, im StudiVZ rumzusurfen (da gehör ich glücklicherweise noch zu den eher weniger krassen Fällen). Schmeiß irgendein Spiel an auf das ich nicht wirklich Lust habe, zocke 20 Minuten, mach's wieder aus, suche mir freudlos das nächste. Die Motivation reicht nichtmal für Tätigkeiten die sich zumindest subjektiv lohnen würden wie das verfolgen obiger oder ähnlicher Projekte. Wenn es mir zu krass wird und ich mich endlich soweit unter Kontrolle hab dass ich wirklich mal was sinnvolles tue, hält das ungefähr für 2 Stunden an – Zeit um einmal die Bude sauberzumachen, ein kleines Stück Arbeit für den Nebenjob (s.u.) zu erledigen, oder sich doch mal irgendwas für die Uni anzugucken, oft ohne zeitnahen Bezug – irgendwelche simplen Integrale lösen um Regeln zu festigen die ich in der Vorlesung vor mehreren Semestern verpasst habe, beispielsweise.
Es ist nicht so dass ich nur Zeit verplempern würde und jeder Tag ergebnislos an mir vorbeizieht, aber es ist definitiv zuviel.
Viele Wochen scheinen nicht nur im Rückblick sondern auch bzgl. der Vorfreude nur aus wenigen Highlights zu bestehen: Basketball am Dienstag, Disco am Samstag.
Beruf und Perspektive: Wegen meiner Affinität zu mathematisch/technischen Dingen und insbesondere zum Programmieren ist es mir bisher leicht gefallen attraktive Nebenjobs zu finden. Ich muss nicht kellnern oder Regale einräumen, ich kann programmieren, sogar zuhause, mit freier Zeiteinteilung, für derzeit 11,50 netto die Stunde. Doch wer sieht es nicht schon kommen: Mit halbwegs sicheren Finanzen und meinem immer wiederkehrenden Motivationsproblem ist gerade die freie Zeiteinteilung hier wieder das Schlimmste was mir passieren konnte: Nachdem ich im letzten Nebenjob schon nach Ablauf des Praktikumsvertrages (¾ Jahr) aufhören musste weil man mit meiner Arbeit zwar sehr, deren Umfang – der sich teils auf 5 Stunden im Monat begrenzte - aber gar nicht zufrieden war, scheint sich das im Moment zu wiederholen. Auch wenn ich da wohl nicht so schnell rausgeworfen werde weil die Firma meinem Dad gehört (und ich auch von vornherein wusste und angemerkt habe dass im Semester wohl nicht viel Zeit ist), und in den Semesterferien vor Ort bisher viel Arbeitszeit (80h in 3 Wochen oder so) zusammenbekommen habe bin ich unzufrieden. Denn es könnte viel mehr gehen (vgl. meine verschwendete Freizeit), und es ist keine uninteressante Sache.
Auch meine Zukunftsaussichten sind alles andere als fixiert: Ich bin zwar im Idealfall in einem guten halben Jahr mit dem Studium fertig, was danach kommt weiß ich aber nicht. Wohl nicht zuletzt um diese Entscheidung weiter nach hinten zu schieben tendiere ich momentan dazu zu promovieren. Irgendwelche Anstrengungen mich diesbezüglich zu informieren o.ä. habe ich aber bisher nicht getroffen, ob das so ganz problemlos geht weiß ich auch nicht. Und schon in den Beruf einsteigen will ich irgendwie auch nicht – zu unangenehm waren selbst die 3 Arbeitswochen in den Semesterferien.
Soziales Umfeld: Ist auch nicht das gelbe vom Ei. Ich studiere 500km entfernt von der Heimat, alte Bekannte sehe ich also meist nur in den Semesterferien. Hier unten am Studienort hab ich nen sehr guten Kumpel der jedoch meine Probleme nur zu geringen Teilen kennt, man könnte ihn fast Workaholic nennen, er rennt selbst an Feier- und Sonntagen in die Uni ins Labor um an seiner Bachelorarbeit zu schreiben. Komplett anderer Musikgeschmack und bar jeden Modebewusstseins, dementsprechend auch bei der Wochenendplanung inkompatibel.
Ansonsten gibt’s hier ein paar wenige Leute die ich zumindest noch Freunde nennen würde und natürlich viele flüchtige Bekanntschaften bei denen ich an einer Kontaktvertiefung auch selbst kaum interessiert bin, ich bin wohl das was man intolerant nennt und gebe vielen Leuten die sich in meinen Augen durch Aussehen, Wesen oder ungünstige Äußerungen disqualifiziert haben kaum Chancen.
Mir fehlen die art-/wesensverwandten Leute (sicherlich auch lokal bedingt) die ich bis vor anderthalb Jahren wenigstens noch mit zwei guten Kumpels und Mitbewohnern (auch aus NRW) hatte - doch die waren auch bzgl. des Studiums ähnlich drauf wie ich, und bei ihnen hats nicht gereicht, die haben beide abgebrochen.
Resultat: Auch wenn ich hier und da mal auf ner WG-Party auftauche oder 5-6 Leute zum grillen bei mir einlade, fahr ich im Normalfall Samstags abends allein in die Disse weil ich sonst keinen kenne der Bock hat (häufiger) mitzukommen. Und auch wenn mich als Stammgast da inzwischen jeder vom sehen kennt gibt es sogar dort kaum Kontakte, habe meist keine Lust Leute anzusprechen (wozu auch?) und umgekehrt läuft's wohl ähnlich.
Mit den Frauen läuft auch nicht viel, meine letzte Beziehung ist ein Jahr her, hielt nur einen Monat, und die vorige war wieder ein Jahr früher. Dazwischen 2-3 ernsthaftere Versuche, einige kleine Versuche an etwas ranzukommen und 2x was kurzfristiges gelaufen, mehr ging nicht.
Ich gehöre zwar auch nicht zu den Leuten die das unbedingt brauchen bzw. mal ne Weile drauf verzichten können, aber irgendwann sollte schon mal wieder was kommen – bin da eher Beziehungsmensch, hatte bisher aber kein Glück und tu mir auch sehr schwer jemanden zu finden der zu mir passt. An die wenigen Fälle die meinen Ansprüchen gerecht zu werden scheinen klammere ich mich dagegen zu wahrscheinlich sehr, renne entweder vergebenen Frauen hinterher oder aktuell, lasse mich wegen privaten Problemen monatelang vertrösten (vllt. gibt’s mal n eigenes Topic).
Ich werd es hierbei jetzt erstmal belassen, da die anfänglich beabsichtigte Struktur wohl nur noch in Ansätzen zu erkennen ist und ich für einen Post wohl auch wahrlich genug geschrieben habe. Werde natürlich auf Rück-/Detailfragen gerne eingehen und evtl. in späteren Postings auch noch ergänzen oder neue Aspekte ansprechen.
Was will ich nun eigentlich? Nun, es muss sich was ändern, das ist wohl ersichtlich.
Dass ich das nur selbst kann und das ganze an mir liegt ist mir klar, doch ich merke trotz mehrmaliger Versuche von Vorsätzen über Todo-Listen bis zu Selbstcoaching-Programmen, dass es nichts wird. Mit den bisherigen Ansätzen nicht, und vielleicht auch alleine gar nicht.
Ich suche also Hilfe, Ideen, Vorschläge, wie ich aus diesem Trott rauskomme. Geht es vielleicht manchem ähnlich (in Ansätzen doch bestimmt), was hilft bei euch. Wie komme ich weiter, was sollte ich überdenken, mich an wen vielleicht wenden. Selbst ein kleiner Alltagskniff oder auch nur eine Meinung zu meinem etwas wehleidigen Schrieb könnte helfen, schießt einfach mal los...
merci
Zuletzt bearbeitet:
war ich schon, die ham mich nach 2 wochen rausgeworfen
- und warum ich den Kontakt ursprünglich gemieden habe weiß ich schon, an diesem Mathematiker-Klischee ist schon einiges dran. Da lieg ich in vielen Punkten auf der entgegengesetzten Seite des Extrems, und kann mit den Leuten genausowenig anfangen wie sie mit mir.


, und ich bleib meist bis die dicht machen. Warum ich deshalb jetzt regelmäßig Girls haben müsste seh ich nicht unbedingt. Geht das bei euch von alleine?
Aber vielleicht würde es dir guttun, dich nicht darauf zu konzentrieren, "Freunde zu finden", sondern einfach eine nette Zeit mit anderen zu verbringen.