Ich habe mich mal zurück gehalten, um zu gucken, was ihr so schreibt. Es sind sehr interessante Ansichten dabei gewesen.
Original geschrieben von clockworkorange-fO
Trtozdem äußere ich kurz meine Meinung.
Du kannst solche Aussagen wie "Dies und das spielen in unserer Gesellschaft keine Rolle" von vornherein in die Tonne kloppen.
Unsere Gesellschaft ist ein (so wurde das in der Schule immer formuliert) melting pot verschiedener Kulturen und damit Moralvorstellungen, Werte usw. usw. Deswegen ist es schonmal unmöglich eine Pauschalaussage über "unsere Gesellschaft" zu treffen, denn die ist ein bisschen komplexer.
Ich halte es da eher mit Voltaire. "Quand il s’agit d’argent, tout le monde est de la même religion." - Wenn es um's Geld geht, ist jeder von der selben Religion.
Dass die Bevölkerung sich in verschiedene Soziotope aufteilt, die einen Abends mal gerne in die Kirche gehen, die anderen lieber ein bisschen coden oder 'nen Shooter spielen - das spielt im Außenverhältnis zwischen diesen Soziotopen keine Rolle.
Original geschrieben von clockworkorange-fO
...als auch die vorherrschenden oder zahlenmäßig großen Teile unserer Gesellschaft, existiert durchaus Moral und Vernunft - nur wirst du auch nach jahrelangem Stuidum von Kant und Hegel immernoch dazu kommen, dass beides subjektive Begriffe bzw. Dinge sind.
Ich will nur sagen, dass es kein Wertegerüst gibt, dass das Verhalten der Bevölkerung untereinander reguliert.
Original geschrieben von clockworkorange-fO
Survival of the fittest ist in unserer Gesellschaft schon wesentlich weniger präsent, als in EXTREM vielen anderen Staaten oder gar in der Natur.
Nein, unsere Gesellschaft müht sich darum, auch Leute zu tragen, die nach Darwin schon lange tot wären -
Das einige Menschen länger leben können, als dies in der freien Wildbahn der Fall gewesen wäre, sehe ich nun nicht als Aushebelung meiner Aussage an.
Original geschrieben von TerraIncognita
Immer diese faschistische, sozialdarwinistische Auslegung von "survival of the fittest"!
Als ob das nicht schon genug Unheil angerichtet hätte!
Darwin meinte damit eher, dass nicht der Stärkste überlebt, sondern die Individuen haben die höchste Überlebensrate, die sich in einem Ökosystem am besten und schnellsten Veränderungen anpassen können.
Stichwort: Biodiversität --> völliger Gegensatz zum sozialdarwinistischen Ansatz imho...
Warum hat Darwin dann "Survival of the fittest" von Herbert Spencer in den Titel seines Werks aufgenommen?
Ich meine allerdings die sozialdarwinistische Auslegung.
Original geschrieben von TerraIncognita
Vielleicht bist du ja auch ein stiller Verfechter einer "Leitkultur", die allgemeine Moralvorstellungen für alle verbindlich haben möchte.
Wie schon erwähnt, halte ich angesichts von 85 Millionen Menschen in diesem Lande, die teilweise in unterschiedlichsten Kulturen und sozialen Gefügen großgeworden sind für äußerst heikel.
Und so hart das klingt: Die jüngsten Beispiele vom "Verfall" von Wertevorstellungen und Moral wie z.B. die Kindstötungen (die sind in den letzten Jahren sogar rückläufig!) oder der vielbesagten mangelnden Zivilcourage gab es auch schon früher.
Nur werden in unserer modernen Medienkultur diese stärker in den Fokus der Öffentlichkeit befördert. Und das sollte ja eigentlich für eine Sensibilisierung der breiten Masse für solche Probleme sprechen...zumal ich mir gut vorstellen kann, dass es vor ca. 30-40 Jahren noch gehießen hätte "einfach härter unter Strafe stellen" anstelle von "wie kann man sowas verhindern, den Leuten helfen etc.".
Nein, auf Kindstötungen usw. spiele ich nicht an und ich will ganz bestimmt keine Leitkultur. Aber der Gesetzgeber sollte entsprechende Mechanismen entwerfen, die Unrecht effektiv verhindern. Aber momentan fördert er eher das Gegenteil.
Original geschrieben von ShAdOw.
ich skizziere jetzt nur ein paar contra argumente: (kein bock auszuformulieren)
2. sozialsysteme fangen die "schwachen" auf (geht sogar soweit, dass jmd der arbeitet, weniger bekommt, als jmd der nicht arbeitet )
Original geschrieben von pummeluff
zu 2.:
schau dir zum beispiel den bereich der betreuung von behinderten an. wenn man sich da die entwicklung der letzten 50 jahre anschaut, ist deine these zumindest in diesem bereich klar widerlegt.
Inwiefern wiederlegt das Punkt 2? Das stärkt den zweiten Punkt sogar. Denn diejenigen, die am stärksten davon betroffen sind, sind die Leute, die kaum Geld verdienen aber jede Menge abdrücken müssen, z.B. eine alleinerziehende Mutter. Die können sich dadurch keinen Nachwuchs und wenn doch, dann keine gute Ausbildung für ihren Nachwuchs leisten. Unser ganzer "Sozialstaat" setzt also einen Mechanismus in Gang, der dazu führt, dass diejenigen die Leistung erbringen, aber nicht die Fähigkeit zu Höchstleistungen besitzen, weniger Chancen auf Nachwuchs haben.
Die überhöhte Abgabenlast bewirkt eine künstliche Selektion, die den Eliten eine Fortpflanzungsvorteil verschafft - Sozialdarwinismus in Reinform.
Original geschrieben von MoooN
"moral und vernunft" haben aber gesellschaftlich noch ganz andere aspekte
wir verhalten uns ja nicht moralisch weil wir so nett sind sondern weil wir und damit in unserer gesellschaft gewisse vorteile erarbeiten
Wie man in den Wald schreit, so schallt es wieder heraus
Ja, das ist der Grund, weshalb so ein Konstrukt im Laufe der Evolution entstanden ist. Aber heute erarbeitet man sich damit keine Vorteile mehr. Das tut man man nur in seinem kleinen Soziotop, wo langfristige Bindungen vorherrschen.
Original geschrieben von ALphA.
Ich würde behaupten, dass das was du sagst schon zutrifft, allerdings nicht überheblich.
Als ich das halbe Jahr in Australien verbracht habe, sind mir die Unterschiede extrem aufgefallen. In Australien ist die Moral tatsächlich stärker verbreitet. Das merkt man aber erst, wenn man mal nicht in Deutschland ist.
Das mag auf die relativ geringe Bevölkerungsdichte zurückzuführen sein.
Original geschrieben von DerEchteSenf
Die Rahmenbedinungen, die Politik schafft sind (zum Glück) nicht so totalitär, dass sie uns eine bestimmte Lebensweise aufdiktieren. (Auch wenn manche Subkulturen sie eben so kreieren).
Sie sind totalitärer als es uns vorkommt.
Original geschrieben von DerEchteSenf
zu 1. Moral spielt für fast alle Menschen eine Rolle, den sie liefert einfache Regeln, (über)simplifizierte Strategien um mit allerlei Situationen umzugehen. Ich kenne kaum Menschen, die keine Vorstellungen davon haben "wie man sich richtig verhält". Handlungen werden nicht ausgeführt des Nutzens wegen, sondern weil sie "an sich gut/richtig" sind und eine Aufwertung des Handelnden bewirken (besserer/anständiger/richtiger/kluger Mensch)-> Moral.
Damit hast du dich doch selber widerlegt. Die Handlungen werden nur ausgeführt, wenn sie einen Nutzen bringen.