Wie genau läuft das jetzt eigentlich. Ich verkaufe Maschinen für 100€ nach Griechenland. Daher bekomm ich ne Überweisung aus Griechenland, aber im Hintergrund steht eine Forderung der deutschen ZB an die EZB und der EZB an die griechische ZB?
Das heißt selbst wenn Griechenland austritt bzw. die Forderungen ausfällt etc. bleibt die deutsche Forderung an die EZB bestehen?
Wenn ein griechischer Importeur was von einem deutschen Exporteur kaufen will, muss er das bezahlen. Er weist also seine griechische Bank an, 100€ auf das Konto der deutschen Geschäftsbank zu überweisen. Dadurch würde die Passivseite der griechischen Bank sinken und die der deutschen Geschäftsbank steigen. Wenn auf der Aktivseite der Bilanzen nix passiert würde sich die Nettoposition der deutschen GB verschlechtern. Sie will also ein Asset als Ausgleich. Dieses Asset ist i.d.R. Zentralbankgeld und wenn die griechische GB das ZBG nicht hat, muss sie es sich auf dem Geldmarkt leihen. Im einfachsten Fall kann sie es sich einfach bei der deutschen GB leihen, d.h. die deutsche GB bekommt eine Forderung auf ZBG an die griechische GB und die wiederum tauscht ihre Verbindlichkeit ggü. dem griechischen Importeur gegen eine ggü. der deutschen GB.
Nun haben wir die Situation, dass südeuropäische GB keine ZBG-Kredite mehr kriegen. Sie holen sich das ZBG also direkt bei ihren NZBen und führen dann die Überweisung aus. Wenn aber nun die Bank of Greece 100€ ZBG schöpft, stellt dieses eine Forderung an die BoG dar. Die deutsche GB erhält damit eine Forderung an die BoG. Und wenn sie dieses ZBG dann auf ihrem Zentralbankkonto bei der BuBa platziert, entsteht da halt eine Verbindlichkeit ggü. der deutschen GB und eine entsprechende Forderung an die EZB. Die BoG hat eine Forderung an die griechische GB und eine Verbindlichkeit ggü. der EZB.
Die "Kreditvergabe der BuBa an Südeuropa" entsteht also einfach dadurch, dass die deutsche Seite den Zahlungseingang der griechischen Seite akzeptiert. Sie akzeptiert also das griechische Zentralbankgeld. Und natürlich macht sie das. Alles andere wäre totaler Unsinn. Es wäre sogar illegal. Denn das ZBG einer jeder Euro-ZB ist gesetzliches Zahlungsmittel in der gesamten Eurozone. Es sind perfekte Substitute. Und die Unterscheidung ist ja überhaupt nur deshalb möglich, weil es noch NZBen gibt. Hätte man diese bei Gründung der Währungsunion abgeschafft und würden sich alle GB in der gesamten Eurozone direkt bei der EZB finanzieren, würde es die Salden und die ganze bescheuerte Diskussion nicht geben.
Würde man eine Beschränkung des Zahlungsverkehrs einführen, käme das einer (teilweisen) Zerstörung des Euros als gesetzliches Zahlungsmittel gleich. Wirtschaftssubjekte in Defizitländern könnten mit ihrem eigenen gesetzlichen Zahlungsmittel nicht mehr überall in ihrem eigenen Währungsraum bezahlen. Das ist dann keine Währungsunion mehr. Denn das ZBG zweiter NZBen wäre keine perfektes Substitut mehr. Es wären wieder zwei verschiedene Währungen.
Nun kann man gerne der Meinung sein, dass man besser keine Währungsunion hat. Wenn man das vernünftig begründet, kann das eine konsistente Position sein. Währungsunion mit Einschränkung des Zahlungsverkehrs ist keine konsistente Positon.
Da sollte jetzt auch klar sein, was ich mit "Blubblubb von wegen "fällig stellen"" meinte. TARGET-Überschüsse entstehen dadurch, dass in das betrachtete Land mehr ZBG reinfließt als rausfließt. Die bezahlen ihre Güter- und Wertpapierkäufe bei uns mit ZBG. Wie will man bitte ZBG "fällig stellen"? Es ist bereits die höchste Form der Liquidität. Darüber ist in der Geldhierarchie nichts.
Sinn verlangt, die südeuropäischen Länder sollen "fungible Anleihen" schicken. Was ist bitte fungibler als ZBG? Eine italienische Staatsanleihe? Eine Fiat-Aktie? Das sind letztlich alles Forderungen auf ZBG. Der verlangt also, dass die uns statt ZBG Forderungen auf ZBG schicken. Großes Kino. Applaus.
Nun kann man verlangen, dass die uns doch lieber mal echte Waren schicken sollen. Ja, gerne. Nun ist es aber leider so, dass deutsche Wirtschaftssubjekte anscheinend keine Waren aus Südeuorpa kaufen können oder wollen. Was nun?
Nachtrag: Ich könnte mich echt stundenlang über den unsäglichen Quatsch aufregen, den dieser "Starökonom" in diesem Zuge von sich gegeben hat. Auch seine Schwachsinnsthese, TARGET-Salden würden die Kreditvergabemöglichkeit der BuBa ans deutsche Geschäftsbankensystem einschränken und damit die Investitionstätigkeit in Deutschland beschränken. Die offensichtliche, absolut naheliegende Erklärung, dass deutsche GB einfach keine BuBa-Finanzierung brauchen, wenn ihnen sowieso übermäßig ZBG von Südeuropa zufließt, ist offenbar zu viel des Guten für den Herrn.