nun, ich sehe einen unterschied zwischen einem stadtteil, in dem seit vielleicht einem jahrzehnt überwiegend muslime leben, und einem seit vielen jahrhunderten christlich geprägten deutschland.
der unterschied ist aber nicht relevant da ein verbot immer eine schutzfunktion haben muss. wenn das verbot diese schutzfunktion nicht erfüllt hat es auch keine grundlage menschen in ihrer handlungsfreiheit einzuschränken, da es ohne diese einschränkung niemandem schlechter gehen würde, dem eingeschränkten aber durchaus besser. die schutzfunktion muss natürlich auch angemessen sein, wenn ich jedem menschen verbiete das haus zu verlassen sinken die straftaten extrem und jeder bürger wird durch das verbot geschützt. dennoch steht das in keinem verhältniss zueinander weswegen es auch nicht verboten ist vor die tür zu gehen (außer vielleicht für claw, kA). und als letztes muss ein verbot das beste mittel sein diese schutzfunktion wirksam durchzusetzen und ohne dieses würde es der gesellschaft insgesamt schlechter gehen.
weiter sind wir uns ja einig das man niemanden aufgrund seiner weltanschauung benachteiligen darf, das muss man leider hinnehmen auch wenn ich zugerne jeden der öffentlich zugibt religiös zu sein ins irrenhaus sperren würden. wenn zwei unterschiedliche weltanschauungen im konflikt miteinander stehen muss man jede situation einzelnd abwegen welches vorgehen hier angebracht wäre.
da ein tanzverbot ja scheinbar ein verbot ist musik zu spielen, oder wahrscheinlich eher: sich zu amüsieren, ist die frage welche schutzfunktion dieses verbot hat. mir fallen da erstmal drei stück ein:
a) durch die (zu laute) musik werden andere gestört.
-> kann man ausschließen da sie sich wohl nicht nur an einem einzigen tag von der zu lauten musik stören würden.
b) durch das tanzverbot wird ein wirksamer arbeitschutz an feiertagen durchgesetzt.
-> kann ebenfalls ausgeschlossen werden da der club ja nicht einfach zugesperrt wird, sondern lediglich die musik aus oder leiser ist. dauert sicher noch die ein oder andere stunde bis dann auch der letzte gegangen ist. das an diesem tag gearbeitet werden muss ändert sich durch ein tanzverbot einfach nicht.
c) religöse menschen könnten sich in ihrer persönlichkeit verletzt fühlen. (wenn andere spaß haben)
-> hier muss abgewogen werden inwiefern ein verbot der gesellschaft wirklich nutzt. welche auswirkungen könnte es haben wenn doch musik gespielt wird? inwieweit würde es den einzelnen personen schaden und wiegroß sind die einschränkungen der anderen? wie groß sind die sich gegenübersitzenden gruppen? welche auswirkungen hat ein verbot in dieser richtung auf andere teile des täglichen lebens und der gesellschaft wenn man es analog in gleichen situationen anwenden würde?
tja also der schaden der religiösen person ist ziemlich 0, in der regel bekommt diese es nichtmal mit ob irgendwo musik läuft oder nicht. wenn wir davon ausgehen würden, das doch ein schaden entstehen würde, müsste jede person die ein solches verbot fordert in keinem anderen ort auf der welt leben können ohne nicht einen erheblichen persönlichen nachteil zu haben, sollte doch tatsächlich jemand an diesem tag spaß haben. ich denke wir sind uns einig das dies nicht der fall ist. auch tief katholische menschen im tiefsten osten oder in berlin haben keinen, oder zumindest keinen signifikanten, verlust an lebensqualität wenn der club 20km weiter bis 10uhr durchfeiern lässt.
tja hier kann man schon aufhören da es keinen persönlichen schaden gibt. aber auch die anderen punkte sprechen klar gegen ein verbot.
die einschränkungen treffen ja direkt den unternehmer der versucht mit der musik geld zu verdienen und sein leben zu bestreiten. durch ein verbot diese musik zu spielen muss er direkt einschränkungen in seinem leben hinnehmen da die eigentliche kundschaft das geld wahrscheinlich beim nächsten supermarkt lässt und sich lieber da nen kasten bier kauft. durch das tanzverbot geht es dem betreiber des clubs daher direkt schlechter als wenn es dieses nicht gegeben hätte, stellen wir jetzt dem die schutzfunktion gegenüber und stellen fest das überhaupt niemand geschützt wird muss dieses verbot gleich nochmal abgelehnt werden. es schadet personen mehr als das es anderen nützt.
es ist natürlich auch wichtig wie groß die beiden parteien sind, ein religiöser feiertag in einem mehrheitlich atheistischen oder anders weltanschaulichen umfeld würde wenig sinn machen. hier ist also die frage wieviele überhaupt von diesem verbot direkt profitieren würden. da nur die verletzung religiös-weltanschaulicher denkweisen in betracht kommt kann es nur den wirklich tief religiösen menschen schaden, ich kann zwar nicht sagen wieviele das sind aber es sind doch deutlich weniger als diejenigen die getauft sind. damit jemand also ernsthaft durch ein tanzverbot geschützt wird muss das leben dieser person auch durchweg religiös sein, so das er überhaupt dieses argument vorbringen kann. ich denke die alibi-platzhalter-christen, atheisten, protestanten, moslems, hindus, jedis und kerriganverehrer stellen die absolute mehrheit dar. für diese hat das tanzverbot nur direkte oder indirekte nachteile ohne jeden vorteil.
bisher wird durch das tanzverbot also eine minderheit verschwindend gering verletzt wohingegen eine absolute mehrheit nachteile davonträgt (keine disco auf) und einige wenige noch direkten schaden nehmen. (die clubbesitzer die -1 tag zum überleben haben)
als letztes muss man sich natürlich ebenfalls überlegen welche auswirkung eine entscheidung zu gunsten des verbotes auf andere lebensbereiche hat. wie hier gesehen könnte jede religiöse gruppe, obwohl in der minderheit, ein verbot fordern deren nutzen für sie nur sehr gering ist, die auswirkungen aber für alle menschen die das verbot direkt oder indirekt betrifft nur nachteilig. tanzverbot am ramadan wäre genauso die folge wie verbot von schweinefleisch (da ziehen nen paar christliche sekten sogar mit) oder das dichtmachen von allem was überhaupt spaß macht weil die zeugen jehovers grade ne zweigstelle zwei straßen weiter aufgemacht haben.
am ende bleibt das das tanzverbot sinnlos ist und das einzige argument was dafür spricht ist "weil es schon immer so war"