Uni Hohenheim räumt Fehler ein – Probleme vorhersehbar
Stuttgart - Für tausend Studienanfänger fehlen an der Uni Hohenheim Hörsaalplätze. Zu entsprechend unschönen Szenen kam es in der ersten Semesterwoche. Nach einer Krisensitzung der Hochschulleitung will man sich mit Videoübertragungen ins Foyer behelfen.
"Bereits eine halbe Stunde vor Vorlesungsbeginn waren alle Plätze belegt", berichtet eine Volkswirtschaftsstudentin über ihren enttäuschenden Semesterstart in Hohenheim. Wie viele ihrer 800 Kommilitonen hatte sie sich ein Plätzchen auf der Hörsaaltreppe gesucht. Doch der Privatdozent Jörg Naeve blieb hart. Er fange erst an, wenn die Treppen frei seien. Der Grund: Rektor Hans-Peter Liebig hatte den Dozenten die persönliche Haftung für die Raumbelegung übertragen. Für die VWL-Studentin ist der Rausschmiss "nicht akzeptabel". Schließlich zahle sie wie alle anderen ihre Studiengebühren.
Ähnlich empört ist Detlef Seifert, Vater eines Erstsemesters der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Ökonomie, dem es ähnlich ergangen ist. Seifert teilt seine Verärgerung auch Wissenschaftsminister Peter Frankenberg und dem Unirektor Hans-Peter Liebig mit: "Wie können Sie Gebühren verlangen, wenn noch nicht einmal die Lehre in ausreichender Kapazität möglich ist?" Er finde es "befremdlich", so Seifert, dass von 800 Studenten maximal 550 an den Vorlesungen teilnehmen könnten, da die Kapazität des größten Hörsaals bei 550 Personen liege.
Mit diesem Problem sind die beiden genannten Erstsemester nicht allein. Insgesamt fehlen in Hohenheim für tausend Studierende Sitzplätze in Hörsälen, wie Christoph Müller einräumt, der Dekan der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Denn unter dem Raumproblem leiden vor allem die Wirtschaftswissenschaften mit ihren großen Anfängervorlesungen für bis zu 800Studierende. Allerdings ist dieses Problem nicht neu, auch die Zahl der zu erwartenden Erstsemester traf die Uni nicht völlig unerwartet.
Doch Ersatzlösungen wurden dennoch nicht vorbereitet. "Die Uni hat ihre Hausaufgaben nicht richtig gemacht", räumte der Unisprecher Florian Klebs ein. Doch jetzt sei "endgültig eine Grenze der Improvisation erreicht", sagte Klebs mit Blick auf die unschönen Szenen zum Semesterstart.
Die Hochschulleitung beschloss nach einer Krisensitzung, dass sieben Veranstaltungen pro Woche, bei denen mehr als 600Studierende zu erwarten seien, übertragen werden. Da es an Ausweichräumen fehle, übertrage man die Vorlesungen zunächst über zwei Monitore ins Foyer - eine Durchgangshalle ohne Sitzgelegenheiten, denn die sind dort aus Brandschutzgründen nicht zulässig. Als Ersatzraum für die Vorlesungsübertragungen via Monitor und Beamer dient jetzt das Euroforum, das kurzerhand für alle weiteren Veranstaltungen gesperrt wurde. "Eine Notlösung", meint Müller. Liebig wünsche sich, dass die großen Vorlesungen geteilt werden, so Klebs. Doch dies kollidiert laut Müller mit der Lehrverpflichtung der Professoren. Auch über eine Abendnutzung werde nachgedacht. Denn bisher ist der größte Hörsaal, dessen Kapazität Müller mit 450 Sitzplätzen beziffert, nur von 8 bis 20 Uhr belegt, neuerdings auch am Samstag. Eine Nutzung bis 22 Uhr hält Müller für nicht zumutbar, da danach die Kollegen aus den Naturwissenschaften für den nächsten Tag ihre Versuche vorbereiteten.
Die Nutzung "auch unattraktiver Randzeiten" hatte den Hohenheimern auch das Staatsministerium im Frühjahr empfohlen - als Antwort auf einen Bittbrief des Uniratsvorsitzenden Matthias Kleinert an Ministerpräsident Oettinger. Ein Neubau ist laut Finanzministerium auch weiter nicht in Sicht, da zwar nicht mittel-, aber langfristig die Studentenzahlen sinken würden. Nun prüft das Unibauamt, ob und wo eine Interimslösung möglich ist, etwa ein Zelt. Denn Müller hatte auch bei der neuen Messe vergeblich nach Mieträumen gefragt. Nun versuche die Fakultät, mit 25 Wissenschaftlern auf halben Stellen und 30 betreuten Tutorien den Studierenden wenigstens etwas Unterstützung zu bieten. Dies finanziere man mit einer halben Million Euro pro Semester aus den Studiengebühren.
Soweit ich mitbekommen hab müsste das ja Alpha sogar direkt betroffen haben. Mich würde mal interessieren wie das bei euch an der Uni aussieht. Gibt es überfüllte Hörsäale? Wenn ja sind sie so extrem überfüllt? Welche Lösungen dafür hat man bei euch an der Uni "erfunden"?