jo, sry wegen der recht aggressiven wortwahl oben.
also: "muss" ist schon mal das falsche wort, da es impliziert, dass sprachentwicklung von irgendeiner instanz gesteuert werden kann. sprachgemeinschaften einigen sich auf konventionen, diese können wie bei uns sehr detailliert ausfallen, können aber auch eher rudimentär veranlagt sein. (z.b. in rein mündlichen kulturen; da reicht es einfach, wenn man sich versteht - papua-neuguinea ist da so das standardbeispiel; da spricht man in jedem tal ne andere sprache, und versteht die typen vom nachbar tal nicht.
)
die sprachwissenschaft ist sich mittlerweile ziemlich einig darüber, dass es z.b. bzgl. der meisten europäischen sprachen eine art "ursprache" gegeben hat (die dt. sprachwiss. nennt es das "indogermanische"), diese sprache ist nicht überliefert und kann lediglich konstruiert werden. von dieser frühen sprachstufe (wir befinden uns noch jahrtausende vor dem jahr 0) haben sich dann im lauf der zeit die ganzen idg. sprachfamilien herausgebildet (z.b. "romanische" sprachen (latein -> italienisch, französisch usw.), oder "germanische" sprachen (nordisch, gotisch -> "germanisch" -> deutsch, englisch, schwedisch usw.)).
sprachevolution läuft immer auf 2 ebenen: zum einen kann man beobachten, dass sich gruppen, die über einen längeren zeitraum relativ isoliert leben, sehr rasch von früheren sprachformen wegentwickeln. (differenzierung) zum anderen (und das findet in europa ca. seit der antike statt) unterliegen sprachen den oben angedeuteten assimilierungsprozessen - beispiel: römer erobern die halbe welt, latein wird überall "amtssprache", in den komplett römisch dominierten gebieten entwickeln sich aus dem lateinischen die landessprachen, in den nur teilweise beherrschten gebieten bleibt die basale struktur der dortigen sprachen erhalten, wobei teilweise große portionen aus dem lateinischen übernommen wurden. (deutsch; viele wörter!)
die basis ist hierbei immer die gleiche. (hier gilt: je verwandter sprachen sind, desto deutlicher sind die assimilationsprozesse)
hierbei spielen natürlich auch soziale und politische entwicklungen ne entscheidende rolle. das heutige standarddeutsch wäre z.b. ohne die dt. bestrebungen zur nationalstaatlichkeit kaum denkbar. diese entwicklungen geben aber lediglich die rahmenbedingungen für den eigentlichen sprachwandel vor.
es gibt also so viele sprachen, weil es höchstwahrscheinlich nicht anders möglich war. und es sind schon extrem viele sprachen ausgestorben, weil sie entweder assimiliert wurden oder schlicht die sprecher ausgestorben sind. das ist nix schlimmes, und sollte von den ganzen selbsternannten "sprachschützern" z.b. einfach mal akzeptiert werden.
ich denke, dass sich die anzahl der weltweit gesprochenen sprachen im zuge der fortdauernden vernetzung immer weiter verringern wird. in diesem sinne "braucht" man tatsächlich heute viel weniger sprachen als früher, da die welt nun nicht mehr am meer endet, sondern quasi grenzenlos geworden ist.