Wie es schon wieder sowas von klar war...
Also wann ist der richtige Zeitpunkt, um den armen Kerlen, die (gerade in diesem Moment) irgendwo in Äthiopien, oder was weiß ich wo, verhungern und verdursten, zu helfen? Ich glaube, die haben Unterstützung nochmal um ein gutes Stück nötiger als irgendwelche Hartz4 Empfänger in Deutschland. Und man kann dort mit weniger Geld die Lebensumstände von mehr Menschen signifikant verbessern.
Dein erster Punkt ist ja genau das, was ich meine. Wir jammern hier auf höchstem Niveau rum, wo es selbst den ärmsten von uns besser geht, als 95% der Menschheit.
Dass man allerdings mit wenig Geld viel bewegen kann, ist falsch. Wenn man nämlich nur ein paar Euros nach Äthiopien spendet, dann kann man damit einem Einzelnen über eine bestimmte Zeit ernähren oder man ernährt eine Gruppe von Menschen nur einen Tag. Und dann? Dann verhungert er trotzdem, wenn man nicht erneut spendet. Also hat man mit der Spende kaum etwas erreicht. Man hat nur Geld verbrannt, um das Leiden zu verlängern. Nein - wenn man überhaupt etwas spenden sollte, dann für langfristige Selbsthilfeprojekte, die dort die Wirtschaft ankurbeln und den Menschen helfen, dauerhaft ein Einkommen zu haben und sich selbst zu ernähren. Nur was wäre das? Man könnte ja ein Bergwerk oder so was bauen lassen, wofür man natürlich erstmal die Spendengelder sammeln müsste. Aber was dann? In der Praxis berreichert sich der örtlich zuständige Warlord dann an den Rohstoffen und beutet die Armen weiter aus. Und was macht er mit dem Geld? Er investiert es in seine "Armee" und schafft so letztlich nur noch mehr Leid. Nennt es zynisch, aber die Geschichte zeigt, dass diesen Ländern nicht zu helfen ist, jedenfalls nicht mit Geld. Ein Leben nach unseren Maßstäben erfordert eben auch unsere politischen und gesellschaftlichen Grundlagen. Und die kann man nicht erzwingen - was die Geschichte uns ebenfalls gerade in Nordafrika lehrt.
Oder dass du irgendso eine Art Nazi Rassist bist.
Ah ja. Weil ich nicht nach Äthipien spende bin ich ein "Nazi Rassist".
Diesen Vorwurf kann ich mir nur so erklären, dass du die Verbrechen der Nazis verniedlichen willst.
so ein quatsch hab ich lang nicht mehr gelesen. die einzige gewissenberuhigung ist die deines eigenen vielleicht, in dem du rechtfertigst, weshalb du nicht spendest.
Ich muss mich für überhaupt nichts rechtfertigen. Es besteht nämlich überhaupt keine Pflicht zum Spenden, auch keine moralische. Höchstens in den Köpfen einiger Blauäugiger.
Wenn Amnesty International also die Kriegsverbrechen der Rebellen und der NATO im Libyenkrieg anprangert, dann ist das Arrogant und demokratiefeindlich? Wenn AI sich für chinesische Dissidenten einsetzt und versucht vor jener Staatsgewalt zu schützen, der wir jährlich Milliarden in den Arsch schieben? Und welcher Westen versucht jetzt wem genau welche Moralvorstellungen zu diktieren?
Arrogant und demokratiefeindlich ist es zu meinen, dass Menschenrechte in jedem Land dieser Welt zu gelten hätten. Menschenrechte haben wir, weil WIR sie für richtig halten. "Wir" ist eine Minderheit auf dieser Welt. Schau dich doch mal um, in wievielen Ländern es Menschenrechte nach unserem Verständnis gibt. Die EU-Staaten, ok. Aber selbst in den USA wird es schon kritisch. Dann noch Kanada und evtl Japan und Südkorea und das wars dann auch schon. Und jetzt rechne mal die Bevölkerung dieser Länder zusammen und vergleiche sie mit der gesamten Menschheit. "Wir" sind in der Unterzahl, und dabei betrachte sogar nur die heute lebenden Menschen. Die Mehrheit der Menschen lebt nicht unter den Menschenrechten. Ich weiß ich weiß, jetzt kommt der Spruch, dass ja alle gerne Menschenrechte hätten, aber diese von einer Minderheit unterdrückt werden. Blabla.
Unsere Menschenrechte sind nicht vom Himmel gefallen. Wir haben sie uns gewünscht und haben sie uns dann erkämpft. Und wir behalten sie nur so lange, wie wir bereit sind, sie zu verteidigen gegen diejenigen, die sie bekämpfen wollen. Nein, Menschenrechte sind nichts gottgegebenes. Jedenfalls könnte der Rest der Menschheit das gleiche tun wie wir auch. In Nordafrika haben die Menschen es auch geschafft, ihre Unterdrücker zu beseitigen. Aber wie etwa in Nordafrika gerade immer deutlich sieht, streben die dort keine Menschenrechte an. Obwohl sie die Chance dazu hatten und noch haben.
Daher ist es demokratiefeindlich, anderen unsere Menschenrechte vorschreiben zu wollen. Denn wenn es der Wille des Volkes ist, keine Menschenrechte zu achten, dann sollte ein Demokrat das doch anerkennen, oder? Das tust du aber nicht. Du meinst nämlich, dass "Ai" seine Vorstellungen über den Rest von 1,3 Milliarden Menschen stellen könnte. Er lebt in China, also gilt für ihn chinesisches Recht. Wenn chinesisches Recht bestimmtes Tun verbietet, dann sollte sich Ai besser daran halten, sonst trägt er die Konsequenzen. Du fändest es wohl umgekehrt wenig spaßig, wenn Mr. Jiabao deine Verfolgung in Deutschland fordern würde, weil nach chinesischem Recht deine kritischen Haltungen hier unerwünscht wären.
Arrogant ist es deshalb, weil du offenbar meinst, von deinem (unserem westlichen) hohen moralischen Roß herab anderen Belehrungen über Menschenrechte machen zu können. Weil du deine Weltanschauungen nicht nur für besser hälst (denn das tue ich auch), sondern weil du die Anschauungen der anderen offenbar für so minderwertig hälst, dass die ausgemerzt werden müssen. Wie gesagt, sie sind nichts gottgegebenes, was der Rest der Welt nur noch nicht für sich entdeckt hat, sondern ein Konsens unserer Gesellschaft. Ein Kastensystem, dass es anderen nicht erlaubt aufzusteigen hat nicht weniger Darseinsberechtigung als unser Staat. Ich halte die Menschenrechte und die Demokratie für richtig, aber ich maße mir nicht an, unserem oben genannten Äthopier vorzuschreiben, dass er gefälligst Menschenrechte zu achten habe, für Gleichberechtigung von Mann und Frau eintreten oder freie Wahlen abhalten soll. Und deshalb würde ich auch niemandem Geld dafür geben, dass er es tut.