Na, auf Backpacking hab ich keine Lust, daß ist so Ziel- und Orientierungslos. Klar, son dreiviertel Jahr den kompletten Appalachian-Trail entlang wandern klingt schon gut, aber mehrwöchige Touren bin ich schon gewandert. Nein, also sollte schon irgendwas mit Arbeit zu tun haben, muss nicht mal Geld bringen, aber irgend nen tieferen Sinn haben. Klingt bestimmt irgendwie lächerlich, aber ich werde 30, für midlife crisis ist es ergo zu früh, aber bisher waren immer nur Karriere, Geld und Family wichtig. Letzteres ist irgendwie abhanden gekommen, zweiteres nicht unbedingt üppig da, aber ausreichend.
Ich hab vor zwei Jahren ein dreitägiges Survival-Training gemacht, nix Spektakuläres, war hier bei uns in der schwäbischen Alb. Waren irgendwas um -15° und 30cm Neuschnee als es losging mit Seil- und Knotenkunde, Orientierungslauf und draußen biwakieren. Klingt lächerlich, war aber teilweise echt ne Grenzerfahrung. Ich hasse Gemüsesuppen. Wie. Die. Pest. Am zweiten Abend nach ner durchfrorenen Nacht und knapp 50km Marsch durchs Unterholz und 654m Höhenmetern über beide Tage gabs eine Gemüsesuppe am Abend. Ich HASSE Gemüsesuppen. Aber an dem Tag, als wir da um dieses Feuer gesessen sind und langsam Wärme in meine Finger zurückkam und ich diese köstlichste aller Speisen gierig verschlungen hab, hätte ich schwören können, niemals etwas besseres gegessen zu haben und selten in meinem Leben war ich glücklicher, da zu sitzen, vorm wärmenden Feuer und ne einfache, simple Gemüsesuppe zu essen und zufrieden zu sein. Einfach nur zufrieden.
Versteht mich nicht falsch, ich war seit dem auf einigen Touren, durch die Alpen, in Spanien, Schweden, natürlich super-over-equiped mit Fjaelraven, NorthernFace, Haumichblau-was-es-sonst-noch-für-Outdoor-Marken-gibt, quasi als wandelnde Reklametafel, wie man das als hipper, gut verdienender Werbe-Yuppie halt so macht. Aber dieses Gefühl der Zufriedenheit hatte ich nicht mehr, weils schlicht keine Grenzerfahrungen mehr waren, das hatte sich einfach abgenützt. Und dieses eine Jahr Auszeit brauch ich dringend, um meinen Kompass mal wieder zu eichen, wohin die Reise in meinem Leben eigentlich hingehen soll. Family gründen war irgendwie ein fail, Geld und Karriere sind da, aber richtig zufrieden bin ich damit nicht.