Vorweg: Alles, was auf den Vertrag fließt (Einzahlungen, Zulage) BLEIBT bis zum Rentenbeginn dort. Es gibt KEINE Möglichkeit
(winzige Ausnahme der Vollständigkeit halber: Bausparen unter kaum sinnvollen Bedingungen) vorher an dieses Geld hinzukommen. Eigentlich bräuchtest du mit Anfang 20 (?) meiner Meinung nach jetzt schon nicht mehr weiterlesen.
Aber zum Thema: Du "könntest" in der Tat 350 EUR Zuschuss bekommen, wenn du nur 60 EUR einzahlst. Du bist verheirateter Hausmann ohne Einkommen und hast schon Kinder, stimmts?
So funktionierts wirklich: Du zahlst jährlich insgesamt 4% (egal ob monatlich oder Einmaleinzahlung) deines zu versteuernden Einkommens des Vorjahres (das, woraus im Einkommensteuerbescheid deine Steuerlast berechnet wird) in den Riestervertrag. Der Staat überweist dir als Alleinstehender dafür 154 EUR auf deinen Vertrag. Wenn du weniger als die 4% einzahlst, erhältst du diese Zulage nur anteilig.
Gleichzeitig verringert sich dein zu versteuerndes Einkommen im jeweiligen Jahr um den Einzahlungsbetrag - du kannst diesen also "von der Steuer absetzen".
Lässt sich also jetzt schon sagen, dass du ziemlich dicke Einzahlungen vornehmen musst, wenn du überhaupt Prämien in annehmbarer Höhe auf deinen Vertrag bekommen willst - die ja der einzige Grund sind, den Riester überhaupt abzuschließen. Und das ganze Geld ist wie gesagt die nächsten 40+ Jahre erst mal weg.
Erschwerend hinzu kommt, dass die riestergeförderten Produkte allesamt gebührenschwangerer Müll sind. Als da wären:
- Banksparpläne: Kaum/keine Gebühren, aber auf die lange Laufzeit gesehen ist die meist geringe Rendite nicht nur uninteressant - sie vernichtet dein Geld regelrecht.
- Bausparen: An sich schon sinnfrei (glaub mir das einfach), die Riesterförderung macht das nicht besser und schärft die Vertragsbedingungen zusätzlich.
- Fonds: Mehr Gebühren als die durchschnittliche osteuropäische Nutte Krankheiten mit sich rumträgt.
- Versicherungen: Willst du das _wirklich_ Wissen?
Um dir deinen Bankberater etwas sympathischer zu machen: Wenn du ein durchschnittlich verdienender Berufsanfänger bist, einen Versicherungsriester abschließt und deine vollen 4% drauf einzahlst, verdient der Schwätzer im Idealfall allein rund 1.500 EUR Abschlussprovision dran; dem folgt laufende Bestandsprovision. Und die Versicherungsgesellschaft würde die Provision ja auch nicht so raushauen, wenn sie nicht selbst ein vielfaches dran verdienen würde.
Zu dem Thema ein kleiner Exkurs für Fortgeschrittene: Fondsriester und fondsgebundene Versicherungsriester (das sind die meisten) legen das Geld ja meist vollständig in Aktienwerte an (je näher man ans Rentenalter gelangt, desto mehr wird in Renten umgeschichtet). Das ist nebenbei bemerkt unter Renditegesichtspunkten über die Laufzeit gesehen auch wirklich das Sinnvollste. Es bedeutet aber gleichzeitig, dass man keine Mindestrendite angeben kann und muss.
Weil Aktienwerte aber mitunter recht großen Wertschwankungen unterliegen, wurde zum "Schutz des Anlegers" vorgeschrieben, dass zum Rentenbeginn unter allen Umständen soviel Kapital zur Verfügung stehen muss, wie eingezahlt wurde. Und zwar nur diese Nettobeträge. Ohne die winzigste Mindestverzinsung. Nicht inflationsbereinigt.
Wer ein wenig ökonomisches Verständnis hat, weiß was das effektiv bedeutet: Die Fonds- oder Versicherungsgesellschaft kann mit Gegengeschäften zumindest die nächsten ~30 Jahre die wildesten Spekulationen betreiben, lächerlich hohe Risiken eingehen und damit potenziell _richtig_ dicke Gewinne einstreichen, ohne dir was davon abzugeben. Und selbst wenn sie aufgrund dessen regelmäßig komplett an die Wand fährt, wird es KEIN Problem sein, in ~40 Jahren zumindest deine mickrigen Nettobeträge am Start zu haben.
Das ist eben Inflation. Nettes Beispiel um sich das Ganze ein wenig greifbarer zu machen: Einfach mal auf Wikipedia nachschlagen, welche Luxuskarossen man vor 40 Jahren für ein paar hundert oder tausend Mark kaufen konnte, deren "Nachfolger" heute für sechsstellige Eurobeträge den Besitzer wechseln.
zsfg: In unserem Alter fürs Rentenalter vorzusorgen ist an sich wenig sinnvoll und von den Riesterverträgen profitieren nur die Banken/Versicherungen/Fondsgesellschaften.
Edit: Typo entfernt