GeckoVOD
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Am vergangenen Samstag, den 05. Juni startete die Qualifikation für die Russian Cyber Games 2021 (RCG 2021) - Zeit für ein Topic für das größte Premierturnier der internationalen Szene.
Quelle: https://tl.net/forum/bw-tournaments/568809-russian-cyber-games-2021
Hintergrund
Neben broodwar.de und netwars.pl dürfte reps.ru die älteste Brood War Seite sein, die tatsächlich noch aktiv Turniere veranstaltet. Seit Jahrzehnten sind dort die Russen, Ukrainer, Kasachen und andere Spieler des Ostblocks zu Hause. Vor StarCraft II versteckte sich diese Seite eher im Schatten, denn wer des Russischen nicht mächtig ist, konnte dort nur schwer an den Diskussionen teilnehmen. Dennoch, die Seite muss sich nicht verstecken: Es finden sich Massen an lustigen Geschichten, eine riesige Replay-Datenbank und unfassbar nostalgische VODs zu diversen Turnieren. Leider erreichten uns die Inhalte der Russen nur über Umwege, als Crosspost auf TL.net oder GG.net. Auch dann nur, wenn man Glück hatte. Um es kurz zu halten: Ohne die osteuropäische Szene hätten wir kein ICCup und nach der Beta auch kein Defiler.ru mit deren Turnieren. Die Produktivität der Szene war immens und scheint trotz eher niedriger Userzahlen mehr zur Szene beizusteuern, als der restliche europäische und (nord)amerikanische Raum; ausgenommen Polen, die dank ZZZero seit Jahren mit der BSL ein einzigartiges Turnierformat erstellten.
Strippenzieher hinter den meisten reps.ru-Projekten ist Kirill "RUS_Brain" Patyrykin. Obwohl dieser auch auf TL.net kein unbekanntes Gesicht ist, kannten ihn wohl die wenigsten vor etwa 2012. Brain, selbst ein beachtlicher Zerg Spieler, beteiligte sich durch Artikel und auf TL.net meist durch Troll-Posts (für jene, die sich erinnern: SCVS are BIG), wenn es um den BW-Bereich geht. Russischer als Brain zu sein geht wohl kaum, er erfüllt nur zu gern jedes Klischee: Schwarzer Humor, harte Antworten und keinerlei Zuckerguß in kritischen Fragen. So unterschätzt man seine Schaffenskraft: Sehr viele Turniere, unter anderem auch zwei Editionen des BWCL King of Kings, wurden durch sein Geld zumindest co-finanziert.
Am bekanntesten dürfte Brains Projekt "esport.fund" sein. In diesen zahlt der Russe mehrere (zehn)tausend Dollar pro Jahr ein. Jeder "eSport"-Organisator kann sich bewerben, um Gelder aus dem Fund zu bekommen. Die Auflagen sind relativ gering, hauptsache der Wettbewerb wird gestärkt. Vorerfahrung ist ein Bonus, aber es geht auch ohne.
Quelle: https://tl.net/forum/bw-tournaments/568809-russian-cyber-games-2021
Hintergrund
Neben broodwar.de und netwars.pl dürfte reps.ru die älteste Brood War Seite sein, die tatsächlich noch aktiv Turniere veranstaltet. Seit Jahrzehnten sind dort die Russen, Ukrainer, Kasachen und andere Spieler des Ostblocks zu Hause. Vor StarCraft II versteckte sich diese Seite eher im Schatten, denn wer des Russischen nicht mächtig ist, konnte dort nur schwer an den Diskussionen teilnehmen. Dennoch, die Seite muss sich nicht verstecken: Es finden sich Massen an lustigen Geschichten, eine riesige Replay-Datenbank und unfassbar nostalgische VODs zu diversen Turnieren. Leider erreichten uns die Inhalte der Russen nur über Umwege, als Crosspost auf TL.net oder GG.net. Auch dann nur, wenn man Glück hatte. Um es kurz zu halten: Ohne die osteuropäische Szene hätten wir kein ICCup und nach der Beta auch kein Defiler.ru mit deren Turnieren. Die Produktivität der Szene war immens und scheint trotz eher niedriger Userzahlen mehr zur Szene beizusteuern, als der restliche europäische und (nord)amerikanische Raum; ausgenommen Polen, die dank ZZZero seit Jahren mit der BSL ein einzigartiges Turnierformat erstellten.
Strippenzieher hinter den meisten reps.ru-Projekten ist Kirill "RUS_Brain" Patyrykin. Obwohl dieser auch auf TL.net kein unbekanntes Gesicht ist, kannten ihn wohl die wenigsten vor etwa 2012. Brain, selbst ein beachtlicher Zerg Spieler, beteiligte sich durch Artikel und auf TL.net meist durch Troll-Posts (für jene, die sich erinnern: SCVS are BIG), wenn es um den BW-Bereich geht. Russischer als Brain zu sein geht wohl kaum, er erfüllt nur zu gern jedes Klischee: Schwarzer Humor, harte Antworten und keinerlei Zuckerguß in kritischen Fragen. So unterschätzt man seine Schaffenskraft: Sehr viele Turniere, unter anderem auch zwei Editionen des BWCL King of Kings, wurden durch sein Geld zumindest co-finanziert.
Am bekanntesten dürfte Brains Projekt "esport.fund" sein. In diesen zahlt der Russe mehrere (zehn)tausend Dollar pro Jahr ein. Jeder "eSport"-Organisator kann sich bewerben, um Gelder aus dem Fund zu bekommen. Die Auflagen sind relativ gering, hauptsache der Wettbewerb wird gestärkt. Vorerfahrung ist ein Bonus, aber es geht auch ohne.

RUS_Brain im Interview (2014): https://tl.net/forum/brood-war/473214-interview-inside-the-russian-mafia
Durch Brains Postings auf TL.net, die für viele der dort eher zartbesaiteten Seelen eher gewöhnungsbedürftig sind, kam es immer wieder zu kleineren Eklats. Beispielsweise wurde Brain beschuldigt, er würde Spieler bestechen aus Clans auszutreten, da er diese ja finanzierte. Der Diskurs löste sich letztlich zwar in Luft auf, aber Brain schien die Rolle als Mafiaboss zu gefallen. Also gründete er 2019 den "Corrupted Cup" - ein Turnier, das er finanzierte und dessen Finale offline in Moskau stattfinden sollten. Hierfür gab es weltweite Qualifier und ein Startgeld von 5.000$, mit dem Versprechen, es würde wiederholt werden, wenn die Community das Preisgeld verdoppelt.
Also strengten wir uns an möglichst viel Geld in den Topf zu bekommen. Ich persönlich, da es ja ein "corrupted cup" war, verkaufte einfach die EU Qualifierspots an die Höchstbietenden. Mit etwas Anstrengung erreichten wir dann tatsächlich mehr als 10.000$ und es gab eine Neuauflage.
Brain entschied sich das ganze Event doch professioneller zu gestalten und startete die ersten "offiziellen" Russian Cyber Games 2020 mit einem Preisgeld von 7.500 Dollar - mit der gleichen Wette. Werden diese verdoppelt, so finden auch die RCG 2021 statt. Und wieder schaffte es die Community: Jetzt sehen wir uns vor der Herausforderung 10.000 Dollar zu sammeln.
Format
16 Spieler können, bzw. konnten sich für die RCG 2021 qualifizieren. Möglich war dies über folgende Wege:
- RCG 2020 Gewinner bekam ein Invite: Dewalt
- die BSL 11 Top3 bekamen ein Invite: Bonyth, Terror, Oya
- die BSL 12 Top3 bekamen in Invite: Dandy, Ultra, Sziky (hier war eigtl. trutaCz qualifiziert, dieser kann aber nicht teilnehmen)
- 2 Spots via open Qualifier für die ehemaligen Sowjetstaaten: Casper, g0rynich (NotForU)
- 2 Spots via open Qualifier für Amerika: BoA, Gosudark
- 4 spots via open Qualifier für Europa (+ Russland): MadiNho, Julia, spx, kogeT
- 1 spot via open Qualifier für die Welt: TBA
Am 26. und 27. Juni werden dann vier Gruppen a vier Spieler ausgespielt. Die Top2 erreichen dann ein Knock Out Turnier. Dieses findet offline in Wladiwostok statt. Datum: 14. und 15. August.
Der Preispool beträgt aktuell 10,012$ (Stand 8. Juni).
Caster: Wohl Artosis, international noch einige mehr (Spanisch, koreanisch und russisch).
Spieler
1. Dewalt
Dewalt kannte vor der Beta eigentlich kaum jemand. Selbst 2010 bis 2011 war der junge Protoss aus dem östlichen Russland eher noch "gut, aber nicht gut genug", er erreichte einen hohen B- Rang auf ICCup, teilweise auch B. In den kleineren Turnieren auf Defiler schaffte er es häufiger in das Viertelfinale, wurde aber deutlich von der damaligen Topriege besiegt. Erst ab ca. 2012 erreichte der Protoss neue Höhen, vor allem da er mehr und mehr in der koreanischen Szene trainierte - und zwar bis zum Umfallen. Sein schon immer starkes Mirror PvP und sein solides PvT erreichten wirkliche Klasse. Die Achillesverse, das PvZ, war damals für die meisten Protoss ein riesiges Problem. Kurz vor der Beta wurde die Build 3 Base Spire into 5 Hatch Hydra populär und irgendwie sogar gelöst. Dann entwickelten die Koreaner diese Build weiter und es gab keine einfache Lösung: Protoss musste schon wirklich makellos spielen, besonders auf den neuen Maps. Gerade für Foreigner war das hart, da die Build einfacher für Zerg lernbar war, Vorbilder und Quellen gab es genug. Für Protoss gab es dann eher Bisu und wenige Protoss, die wiederum selbst eine Kontrolle hatten, die nicht so einfach zu kopieren war.
Dewalt löste als einer der ersten, wenn nicht sogar im Zeitfenster von 2012 diese Aufgabe als erstes. Sein Spiel zeichnete sich durch passive Agression aus: Langsames expandieren, kontrollieren der Map mit Corsairs. Dann wiederholt Drops überall und ein Ausbrauch mit unfassbar starker Kontrolle. Dieses Spiel zieht sich wie ein roter Faden durch seine Karriere. Egal welches Match Up, Dewalt cheesed so gut wie nie, scheut das späte Spiel nicht und arbeitet mit hoher Disziplin an seiner Kontrolle.
Das zahlt sich aus: Dewalt gehört mit weitem Abstand zu den besten Foreignern, es gibt nur ganz, ganz wenige, die ihn in langer Distanz schlagen können.
2. Bonyth
Die aktuelle Spitze ist eindeutig... Protoss. Bonyth dürfte knapp vor Dewalt der stärkste Spieler sein, zumindest auf dem Papier. Er hält viele BSL-Titel und gewann auch die RCG 2019, bzw. den Corrupted Cup ohne großartige Probleme. Es gibt einfach aktuell kaum jemanden, der so konstant so gut spielt.
Dabei ist Bonyth kein Unbekannter: Bereits vor der Beta dürfte er zu den stärkeren Polen gehört haben. Dass er nicht auffiel ist vor allem dem starken Land geschuldet, damals war die Topriege ein Draco und selbst schwächere Spieler wie g0sia oder Dreiven waren schon unerreichbar gut. Hinzu kam, dass Bonyth sehr, sehr lange inaktiv war und kaum spielte. Um so überraschender ist sein kurzer und schmerzloser Aufstieg zum Ruhm vor wenigen Jahren. Zunächst sah es aus, als ob es ein typischer Oldschooler wäre: Niedrige APM, gutes Spielgefühl, viele Upsets, aber Scheitern, sobald die APM-Monster um's Eck kommen. Doch dann verfeinerte Bonyth sein Spiel und er wurde quasi über Nacht für Foreigner fast unbezwingbar. Schon früh packt er die Micro-Keule aus, die er besser als jeder andere beherrscht. Sei es Reaver, Dragoner oder Berserker, der Einsatz ist hart und bricht schon vielen das Genick. Am schlimmsten traf es damals den spanischen Topspieler eOnzErG, seines Zeichens eher der ewige Zweite. Er dachte er wäre jetzt an der Reihe über das internationale Geschick zu herrschen, dann bügelte ihn der Pole einfach weg - eOn ragte und nannte ihn "the snake" und talentlos. Nunja.
In letzter Zeit bricht Bonyth ab und an ein, vor allem sein PvZ ist sehr, sehr wackelig. Im direkten Vergleich mit Dewalt ist der Russe deutlich besser gegen Zerg, dafür ist der Pole im Mirror doch einen guten Ticken besser - vor allem, wenn es um das pure Verständnis geht. Seine Einbrüche, so meine Vermutung, erklären sich durch sein RL: wenige Tage nach seinem Sieg in Moskau 2019 wurde er Vater.
3. TerrOr
Auch Terror ist kein unbekannter Spieler, zumindest nicht in Südamerika. Schon vor der Beta vertrat er als Terraner Peru in Nation Wars, allerdings nur im B-Team. Nach der Beta startete Terror als eher inaktiver Spieler immer wieder in kleineren Turnieren und erreichte, gemessen an seiner Inaktivität, ziemlich gute Positionen. Seit wenigen Jahren spielt er konstanter, wahrscheinlich weil auch mit stetigerem Training. Und das zeigt sich: Früher scheiterte er an den Makro-Monstern, mittlerweile ist er DAS Makromonster. Er zieht seinen Stil durch und ist immer in der internationalen Spitze zu finden.
Seine Schwächen sind vor allem im Early Game zu finden. Obwohl der Peruaner ein extrem gutes Verständnis hat, versaut er ab und an die richtigen Schlüsse zu ziehen und hinkt dann länger hinterher. Das kostete ihn viele Titel, besonders wenn er gegen ultra aggressive Spieler wie eOnzErG antrat. Bereits zu Ende der zweiten Gruppenphase der RCG 2019 zeigte sich das im TieBreak mit kogeT und eOn: Zwar rang er kogeT wieder und wieder nieder, versandete dann aber wegen fraglicher Opening Choices gegen eOn. Nach etwa vier Stunden schaffte er dann den einen Sieg und zog weiter.
Dennoch: Vor wenigen Wochen schaffte er es die BSL zu gewinnen und dürfte mit hohem Selbstvertrauen in das Turnier starten. Allerdings: Auch Terror wurde vor kurzem Vater.
4. Oya
Oya gehört mit Dewalt zu den jüngeren Spielern in der Liste. Er ist ein eher unbekannter Spieler und erst seit etwa drei Jahren auf einem Niveau, das mit "Elite" bezeichnet werden kann. Vor zwei Jahren war er in Moskau einer der Underdogs, obwohl er sich in den EU-Qualifiern wirklich dominant zeigte. Sein Stil ist ähnlich Bonyths, wenngleich etwas mehr durch "freestyle" und strategisches Chaos gezeichnet. Sehr effektives und durchdachtes Chaos mit sehenswerten Mikro-Einlagen. Im Vergleich zu den anderen drei fehlt Oya vor allem die Erfahrung. Theoretisch hat er Chancen, praktisch wird es aber wirklich, wirklich hart werden.
5. Dandy
Dandy, der sehr häufig mit seinem Landsmann Handy verwechselt wird, gehört auch schon sehr lange zu den "Monstern" der internationalen Szene. Ähnlich wie TerrOr setzt Dandy auf langes Spiel, hohe APM und gute Kontrolle. DAndy ist die typische Blechwalze der Terraner, der selbst gegen Koreaner in der Ladder teils unglaubliche Ergebnisse erzielt. In zwei aufeinanderfolgenden Laddersaisons war er ca. 200 MMR Punkte über dem Rest der internationalen Szene. Leider ist er aber auch recht berechenbar, was ihn zu einem sehr großen Ziel macht. Er gewinnt hier und da sehr überzeugend, denn er ist immer DIE Messlatte für das Turnier, wenn er denn spielt. Schlägt man Dandy, kann man gewinnen. Und das ist wirklich nicht einfach. Insgesamt ist er deutlich näher am führenden Trio Dewalt, Terror und Bonyth als alle anderen Spieler - aber doch noch etwas entfernt. Spürbar entfernt.
6. Sziky
Sziky ist ein ganz, ganz großes Fragezeichen. Mittlerweile gehört er zu den "Oldschoolern" im Turnier. Schon vor der Beta war er Mitglied der besten Teams und spielte gegen Größen wie Draco, White-Ra und Mondragon in den großen Arenen. Man kennt seinen Nick aus der ELS-Reihe, allerdings nicht aus den späten Stadien. Als die Beta den Rest der internationalen Szene über nach dezimierte blieb der Ungar am Ball. Und gewann. Und gewann. Und gewann. Es gab niemanden, der ihn wirklich konstant besiegen konnte - außer dem südkoreanischen Semi-Pro Scan. Drei endlos lange Jahre ging jedes Turnier an Sziky oder an Scan, jeder sonstige Gewinn war eher Zufall.
Und dann war Sziky weg. Und kam erst vor knapp einem Jahr wieder, allerdings etwas weniger aktiv und deutlich unter seinem Niveau von 2010 - 2013. Er hatte harte Probleme neue Maps zu lernen und mit den neuen Strategien Schritt zu halten.
Zur Erklärung: Vergleicht man den ungarischen Zerg 2010 - 2013 mit einem guten Spieler, so muss man schon Mondragon selbst heranziehen. Der Stil war unverwechselbar ähnlich: Frühe Agression mit Lingen, konstanter Harass und Verzögerung von Expansionen des Gegners und am Ende die Makrokeule, bis der Gegner am Sauron erstickt. Gepaart wurde das ganze mit fast perfekter Defiler- und Mutaliskenkontrolle.
Jedoch änderten sich viele Timings in dem halben Jahrzehnt, die erst gelernt werden mussten - und die nun populäre Openings im PvZ (one Gate Expand). Und auch die Kontrolle selbst muss geübt werden.
Scheinbar nähert sich Sziky wieder seiner krassesten Form an, wenngleich noch vieles fehlt. Erreicht er seine alte Höhe ist der Pokal für ihn tatsächlich greifbar.
7. Ultra
Ultra, ein chileanischer Terraner, ist ein bekanntes Gesicht. Ich kenne ihn, im Sinne von: Diesen Namen lese ich seit Jahrzehnten immer wieder. Ich sehe auch, dass er viel erreicht, aber nie wirklich in die tiefen Turnierphasen einttaucht. Ich kann wirklich nicht viel zu ihm sagen, außer: er ist gut, sehr gut sogar, aber mit vielen Ecken und kannten. Er wird einiges reißen können, aber sicherlich nicht den Titel. Selbst die Top8 wären ein großer Erfolg.
8. Casper
Casper aka GRIMEBOSS ist ein Unikat und irgendwie auch Symbol für die russische Szene. Plakativer, platter und stereotypischer alle Attribute dieses Landes seit jeher zu vereinen wird schwierig. Er ist ein fleischgewordenes Leningrad-Video.
Zunächst: Spielerisch ist er ein Dandy-light. Er spielt lange Spiele, Standard-Strategien und das sehr gut. Typisch eben: Russland hat keinen Terraner, also wird ein Monster aus dem Permafrost aufgetaut. Russland ohne Terraner ist wie ein Fisch ohne Fahrrad. Aber, Casper ist nicht unbesiegbar. Er ist halt... gut. Mehr nicht. Tatsächlich spielt er teilweise so stumpf und schlampig, dass er von den tatsächlich starken Spielern meist völlig eingestampft wird. Dennoch schafft es Casper seit zwei Jahren in aller regelmäßigkeit mindestens einen deutlich stärkeren Spieler zu vernichten. Wie das geht? Weiß keiner.
Am besten: Casper ist ein Troll und zwar ein richtiger. Er teilte sich an den RCG 2019 mit eOn ein Zimmer, weswegen eOn auch so rumweinte. Casper raucht den ganzen Abend im Zimmer. Was kann man sich denken. Seitdem ist Casper der ultimative Endboss für eOn. Und eOn nimmt nicht mehr an offline-Events von Brain, bzw. allen Events von Brain teil. Wobei das auch mehr Gründe hat, jeder einzelne davon ist so lächerlich und amüsant wie diese kleine Anekdote.
Casper versucht auch ständig sich in Turniere einzuschleichen, mittels abuse. Dabei ist er aber so strohdumm, dass es schon an ein Wunder grenzt, dass Casper nicht einen Bestechungsversuch von sich selbst reportet. Es ist tatsächlich so schlecht, dass er beim Verscheißen versagt, weil er nicht so ganz rafft, wie das Bescheißen funktionieren würde. Deswegen entgeht er seit gut zwei Jahren ständig irgendwelchen Bans. Zu blöd zum cheaten.
9. und 10.: Gosudark und Boa
Im letzten Topic wurden die aktiven Spieler gefragt, warum NA immer mit "Huso" in Verbindung gebracht werden. Beispiel #1: Artosis echauffiert sich über das Setzsystem der RCG 2021, NA hätte es so hart, jetzt müssten sie auch noch mit Südamerika um die zwei Qualifier streiten. Dabei ist doch NA (sprich: USA) das beste Land vong der 1 Welt. Nein.
Es gibt sehr wenige Spieler, die eine Chance hätten mit den obigen Namen mitzuhalten. Hinzugehört: DragOn, ein kanadischer (!) Race-Picker, der ein sehr gutes Spielgefühl hat. Der ist aber nur hier und da aktiv und musste letztes Jahr fast zur Teilnahme gezwungen werden. Dann gibt es eigentlich noch Nyoken, der schon immer sehr gut war, aber immer nie gut genug. Es gäbe noch eine längere Liste an zwar "sehr guten" Spielern, aber im Vergleich zur europäischen/russischen/südamerikanischen Liste... nunja.
Nun: Ultra. Die Amerikaner rund um Artosis (inkl. Hacker-TT1) regten sich über die Qualifier so sehr auf TL.net auf, dass sie sich gar nicht erst anmeldeten. Sie sagten halt sie seien besser.

Der einzige Amerikaner, der sich durchsetzte, war BoA. Von diesem hört man hier und dort etwas, typisch Ami. Entweder total überzeichnet, glaubt man den Gerüchten, so hat BoA schon das Turnier und alle BSLs gewonnen. Tatsache ist, dass BoA ähnlich wie OyA mit vielen Cheeses von Anfang an aggressives Protoss betreibt. DAs funktioniert auch gut. Tatsache ist aber auch, dass BoA aber eben gerade längere Spiele bei weitem nicht gut genug beherrscht, um wirklich zu dominieren.
Gut ist: BoA ist sehenswert. Schlecht ist: Ein DragOn wäre sehenswerter gewesen.
Gosudark, peruanischer Protoss, gehört seit Ewigkeiten zu der Riege, die beharrlich hinter der Elite steht. Und damit meine ich schon seit Jahrzehnten. Haushaltsübliche Spieler klatscht er an die Wand. Aber: zur Elite gehört er nicht. Schade eigentlich, Talent und Können hat er.
11. MadiNho
Mad spielt schon seit Ewigkeiten, allerdings seit Ewigkeiten 2n2. Er gehört zu den ganz wenigen, die in beiden Formaten, 1n1 und 2n2, zu der Elite gehören - irgendwie zumindest. Er kann random, spielt aber in Einzelturniere Terraner. Und das gehörig gut, der Junge hat da was drauf: Gerade im TvT schlägt er auf dem Papier deutlich bessere Spieler, auch Zerg zieht er häufiger den Teppich unter den Füßen weg. Trotzdem, seine Achillesverse sind die Protoss. Jeder PRotoss in diesem Turnier ist Mad deutlich überlegen.
12. Julia
Julia ist kein Neuling: Den Polen kennt man als Kinslayer schon seit Jahrzehnten. Er spielt "innovativ" und geht schlau mit Zerg um: Viele Drops, viel aggressives Spiel, viele Cheeses, kein Standard. Und hier liegt das Problem, die meisten Spieler in diesem Turnier sind grundsolide und haben alles gesehen, Julia inklusive. Julias Stil ist bekannt, daher kann man sich sehr gut auf ihn einstellen, die Varianz fehlt völlig. Man muss nur defensiv bleiben und Julia tötet sich von selbst.
Dabei ist Julia sehr unterhaltsam, weil er dauernd alles und jeden flamed. Ein Teil von mir möchte ihn offline sehen, wenn er dann, je nachdem, die Leute trifft, die er seit Jahren aufs übelste beschimpft. Julia ist popcorn vom feinsten.
13. spx
Und nun der krasse Gegensatz: spx. Spx gehört zu dem Typ Mensch, der irgendwie mit allen kann. Freundlich, zuvorkommend, intelligent. So ähnlich ist sein Spielstil: Seit Jahrzehnten (!) ist er im Topfeld Russlands ein gesetzter und bekannter Name. Er spielte für das A-Team Russlands vor der Beta und gewann hier, auf dieser Seite, unter anderem das ein- oder andere BW4Ever Turnier. Aber man sieht ihm die Belastung des Alters an, er kann bei weitem nicht die Leistung abrufen, für die er bekannt war. Aber er ist ein übler Veteran offline: Dort herrscht er, dort kann er mit Stress umgehen und dort gewinnt er auch gegen viel bessere Spieler. Dem Terraner merkt man sein Wissen an, er kombiniert schnell, findet die Lösung und schlägt hart und fest zu, wenn er die Option hat. Nur fehlt ihm die Übung und die hohe APM, die Leute wie TerrOr oder Dandy auszeichnen.
Ich drücke ihm jedenfalls die Daumen.
14. g0rynich
g0rynich, besser als NotForU, sollte man als alter Hase kennen, denn er war ein prominentes Gesicht im russischen Kader. Zeitweise sogar das stärkste, das der Ostblock so zu bieten hatte: Sein Zerg war legendär und man sieht noch heute die Züge, die ihn so stark machten. Auch er hat tiefes Wissen, das er schnell und effizient anwenden kann. Im direkten Vergleich, ähnlich wie bei spx, sieht man häufig plötzlich Siege gegen die "jungen Wilden" - denn sieht er eine Lücke, killt er sie einfach. Wo die Neuen denken, sie wären sicher, sieht er einfach Muster, die er kennt. Aber auch bei ihm gilt: Für Brood War braucht es auf dem Niveau Zeit. Zeit die er nicht hat. Daher: Unklar, wie viel er schaffen kann.
15. kogeT
kogeT ist neben Sziky und NotForU wohl der bekannteste Oldschooler. Vor der Beta spielte er für Polen A als Zerg und trug seinen Teil für die Legende des Landes bei. Er war häufig in den ganz großen Turnieren vorn mit dabei und räumte auch hier und dort einige Spieler aus dem Weg. Und dann war er, wie viele, einfach verschollen.
Er tauchte vor einigen Jahren wieder auf und wechselte seine Main zu Terra. Zunächst mit mäßigem Erfolg: Zwar war ein A- auf ICCup kein Problem, aber darüber hinaus war es schwer Fuß zu fassen. Dennoch, es zeigt sich seine Erfahrung und seine Intelligenz. Während viele alten Hasen mit dem Interface zu kämpfen haben, macht er die Not zu einer Tugend und wirft eine "neue" Build mal eben aus dem Fenster, wenn er direkt punkten kann. Und das mit sehr großem Erfolg. Immer wieder killt er auch die Topfavoriten im direkten Vergleich. Es braucht häufiger einen TerrOr oder einen Bonyth, damit er Ruhe gibt. kogeT analysiert bereits im Vorfeld und beim Obsen die Stärken und Schwächen seiner Gegner - einen größeren Fanaten sucht man lange. Denn seine Analyse weitet er auf das Meta und neue Maps aus, was ihn in meinen Augen sehr sympathisch macht. Endlose Stunden fließen in die Aufbereitung seiner Ergebnisse ein, die er dann der Öffentlichkeit, vor allem Castern, Neulingen, Mapmakern und Organisatoren in vollendeter Form präsentiert. Solche Leute braucht die Szene.
Ob er allerdings wieder den Sprung unter die Top 8 schafft? Unklar.
16.?
Der World Qualifier fehlt noch, daher ist unklar, wer den letzten Platz einnimmt. Fakt ist: eOn will nicht und trutaCz kann (aus persönlichen Gründen) nicht. Damit sind schon die zwei Stärksten weg. Nun, mal schauen.
Mein persönliches Powerranking:
1. Bonyth
2. Dewalt
3. TerrOr
4. Dandy (mit etwas Abstand zu 3)
5. Oya
6. Sziky
7. koget
8. Notforu / g0rynich
9. spx
10. BoA
11. Casper
12. MadiNho
13. Ultra
14. Gosudark
15. TBA
16. Julia
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