Und das ist beim Wasserfallmodell groß anders? Dann plant man ewig, schreibt Spezifikationsdokumente, fängt dann an, um dann beim Abarbeiten der Spezifikation zu merken... shit, so funktioniert das nicht. Meist macht man dann auch erst, typisch menschlich, das Einfache, Klare. Damit man vorankommt. Um am Ende zu merken, dass das alles nicht so passt und die schweren Brocken Projektblocker sind. Und dann beginnt ebenfalls das große Rumdoktoren an der Spezifikation. Nur mit dem Unterschied das schon viel Zeit mit dem schreiben einer großen, relativ nutzlosen Spezifikation und dem Entwickeln von Fragmenten, die plötzlich nicht mehr passen, vergangen ist.
Agil bedeutet nicht Chaotisch. oder alles schnell über den Haufen zu werfen weil das plötzlich so einfach ist. Oder nicht mehr strukturiert zu planen. Agil kann auch nicht hexen. Etwas über den Haufen zu werfen hat immer noch die selben Probleme wie vorher, es verzögert das Projekt. Aber man merkt es deutlich schneller. Ähnlich wie in der LeanProduction wo man mit niedrigen Lagerbeständen arbeitet, damit man schnell merkt wo Probleme sind, da es keine Puffer gibt, die diese Probleme abfedern und verdecken.
Deswegen steht man auch morgens beim Daily zusammen, damit man mitbekommt, wie es im Team läuft. Damit man helfen kann und sich nicht jemand eine Woche zurückzieht, vor sich hin prokrastiniert oder ein Problem nicht in den Griff bekommt, wo jemand anderes mit Expertise vielleicht helfen kann. Auch erzeugt es hin und wieder bei manchen Leuten den notwendigen Druck Gas zu geben
Gibt ja viele Definition, aber für mich bedeutet "Agile" hauptsächlich schnell (Sprintzyklen, bei uns mittlerweile 2 Wochen) und transparent (Taskboard oder wie wohl bei den meisten die Software JIRA) lauffähige Softwarefragmente zu erzeugen.
SCRUM ist dabei eigentlich nur das Vorgehensmodell zur Erzeugung dieses Ziels. Wie Claw sagt, SCRUM funktioniert relativ schnell von selbst. Das ist normalerweise nicht das Problem und auch nicht der Grund für Anforderungen, die ständig über den Haufen geworfen werden. Leuten die das denken, muss man das schnell klar machen.
Und da liegt der Ball bei den RE-Consultants... das meiste meiner Zeit geht für Betreuung und Support von "kritischen" RE-Consultants drauf (auch bei der Softwareentwicklung gilt imho die
Rule of ten), bzw. ich mache da einiges selber. Einfach weil es hilft hier wirklich gute Vorarbeit zu leisten (jaja, protz, aber am Ende halte ich für den Kram nun mal den Kopf hin, dann will man es wenigstens als selbst auch verbockt haben).
Auch die vielen Iterationsrunden mit dem SRUM-Team (Schätzrunde, Abnahme, Retropektive) helfen da ungemein die Anforderung zu verbessern. Und der Input macht alle ein Stück weit besser und aufeinander eingestellt. Ich sage immer, dass ein RE-Consultant genau weiß, wann ein Entwickler mit seinen Anforderungen begonnen hat. Dann sollte recht schnell das Telefon klingeln...
Wenn nicht ist es wirklich trivial oder das Team genial.
Vielleicht braucht da Deine Firma mal eine ordentliche Schulung?