Ich habe nicht das ganze Topic gelesen - die Posts des Topicerstellers größtenteils - und möchte folgendes sagen:
Die Schlagwörter "Internat" oder "Auslandsaufenthalt" könnten den besten Lösungsansatz beherbergen. Völlig unbewusst, oder auch ihrer Relevanz bewusst, nimmst du nämlich auf, für die Psyche deines Bruder offensichtlich relevanten bzw. ihn in seinem Alter und seiner damit verbundenen Situation störende und wichtige Faktoren Bezug. Obwohl niemand von ihm Einserzeugnisse verlangt, fällt es ihm schwer in seiner "Selbstfindungsphase" oder eher der Zeit wo er Grenzen auslotet - und das eben im familiären, vermeintlich sicheren Raum, zu dir aufzusehen oder dich als Menschen mit anderen Qualitäten als er sie hat zu respektieren.
Wenn es ihm vor Respekt gegenüber deiner Mutter bzw. seinen Eltern mangelt und du in für ihn relevanten Sachverhalten (der Internetsache, bzw. Ausführung der Sanktionen) in deren Auftrag handelst, sieht er in dir natürlich nicht gerade einen Verbündeten, was ihn in die Opferrolle drängt, womit er für sich Ausfälligkeiten und härtere Mittel für sein Handeln legitimiert.
Interessant, dass du gleich eingangs auf eure "Begabungen" oder intellektuelle Unterschiede eingehst - ich denke und habe auch erlebt, dass gerade solche Faktoren für die Interaktion und damit verbundene Dinge wie Neid, gegenseitiger Respekt und heftiger Umgang unter Gechwistern höchst relevant sind.
Solche Dingen werden und können sich erst lösen, wenn sowohl du, als auch er, eure Phasen der Selbstfindung und Selbstreflektion hinter euch habt - aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass mein Verhältnis zu meinem "kritischen" Bruder heute sogar eine meiner besten innerfamiliären Beziehungen ist; dieser Zustand konnte aber erst nach einer ganzen Weile des Abstandes erreicht werden.
Da aber das Hauptproblem hier offensichtlich nicht in deinem Verhältnis zu deinem Bruder liegt, sondern viel mehr an generellen Problemen, die er mit sich selbst oder seiner Umwelt zu haben scheint und du dir in erster Linie nur Sorgen, um ihm und eine vernünftige Lösung im Sinne aller machst (in diesem Bezug sogar schon Szenarien einer Handgreiflichkeit zwischen dir und ihm durchspielst), würde ihm ein genereller Ortswechsel sicher gut tun.
Bei all der Zweifelhaftigkeit, die man in Verbindung mit Internaten auf der Zunge schmeckt, bleibt doch unbestritten, dass der Wechsel des Lebensumfeldes und ein generell stärker disziplinierter Lebenswandel einen Menschen schon in gewisse Bahnen lenken und an gewisse Regeln gewöhnen kann - bevor er vielleicht mit 23 selber draufkommt, wie man sich sozial vernünftig verhält und auch, wie man seine Möglichkeiten nutzt und Fähigkeiten schult.
Um ehrlich zu sein, hätte mir selbst vielleicht genau so eine Schule gut getan, statt einer Schule, wo ich mich ohne auch nur einen Finger zu rühren, mit einem schlechten Abitur dank überdurchchnittlicher Begabung durchgehurt habe.
Nachtrag:
Was Madame Vorposterin hier sagt ist übrigens etwas ganz wichtiges - und kann, wenn man weiterdenkt, auch als Empfehlung für meinen Vorschlag gesehen werden:
Er wird dich nicht als ihm übergeordente Person respektieren können, hat das Gefühl, dass du bevorteilt und von deinen Eltern mit aus seiner Sicht übergeordneten Rechten und Aufgaben ausgestattet wirst.
Sollte man sich dagegen entscheiden die kritische SItuation aufzulösen, indem man ihn versucht in ein disziplinierendes, aber nicht unbedingt viel weniger familiäres Umfeld zu geben, ist es sicherlich wichtig, dass du begreifst, dass du deinen Eltern nicht beim Erziehen deines kleinen Bruders helfen kannst - das wird er nie zulassen und es ist auch nicht deine Aufgabe. Wenn du erreichen möchtest, dass er irgendwann gutgemeinten Rat von dir annimmt, wirst du auf einen gewissen Reifeprozess in ihm warten müssen - wann dieser kommt, hängt stark von äußeren Faktoren ab, womit wir wieder bei dem zu ändernden Umfeld wären.