Original geschrieben von Natural Born Farmer
Aber die Pflicht ist nach Kant nichts Fremdes, nichts von außen Kommendes. Die Pflicht ist das, was der autonome (d.h. autonom von anderen Menschen und von den eigenen Trieben [Ideal!]) Wille selbst als abstraktes Gesetz formuliert. Das heißt die moralischen Werte sind schon selbst gewählt und persönlich.
Natuerlich, der erste Schritt ist die freie Entscheidung welche Ethik man waehlt.
Allerdings macht Kant da eben noch einen Sprung und sagt, die Menschen sind sich so ähnlich, dass alle, wenn sie vernünftig und autonom denken, zu diesen Prinzipien kommen.
Die grosse Frage ist da natuerlich, _warum_ man Kants Philosophie folgen soll. Um vernuenftig zu sein? Und warum sollte man 'vernuenftig' sein?
'Vernunft' bzw. 'rationales Denken' ist (neben den Sinnesorganen) doch genau dazu gedacht um die Welt wahrzunehmen und vorauszusehen, damit man selbst eventuelle Chancen wie auch Gefahren wahrnehmen kann, also sein eigenes Ueberleben sichern kann. Die Vernunft von ihrem eigentlichen Zweck abzukoppeln erscheint mir etwas sinnlos und beliebig.
Letztlich laeuft es auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hinaus, und da ist die Antwort 'Sinn des Lebens ist zu leben' natuerlich sehr gewichtig.
Diskrepanzen zwischen dem womöglich egoistischen Eigenglück und der Vorschrift gibt es in jeder Ethik, das ist ganz natürlich.
Nein, nicht in jeder. Wobei man da naeher definieren muesste, was man meint.
Ich kann btw in die Zukunft sehen, ich sehe ... ich sehe ... einen roten buendig!
Vielleicht hat er sich bei dem kantigen Thema hier gestossen.
Nur weil eine einzelne Person in einer bestimmten Situation diesen Widerspruch empfindet, bedeutet das nicht, dass er da ist.
Vielleicht wollten die Autoren das ja so ausdruecken
Aber soweit ich das sehe sollen da noch ein paar Folgen kommen, vielleicht loest man die Probleme ja dann
Kants Philosophie ist darauf ausgerichtet, gluecklich zu sein? Dann waere die Frage, wie Glueck in dem Zusammenhang definiert ist.
Unabhaengig davon, um wieder zum Thema zurueckzukommen:
'Warum moechte ich mich mit Philosophie beschaeftigen' ist erst einmal die wichtigste Frage die auch nicht von einer Philosophie beantwortet werden kann.
Beantworte ich sie z.B. 'damit ich gluecklicher leben kann' ergibt sich wahrscheinlich eine andere Philosophie als wenn man 'die Gesellschaft' oder 'das Land' (oder irgendein anderes Ideal, sei es 'Vernunft', 'Gott', 'Erleuchtung' o.ae.) an erste Stelle setzt. Im Grunde ist es voellig beliebig welche Philosophie man waehlt, im Hinblick darauf, dass man optimale Entscheidungen bezueglich seiner (Weiter)Existenz treffen kann, ist Eigeninteresse und ein Handeln nach der Realitaet aber zwingend notwendig. Aber selbst wenn man das nicht moechte, moechte man doch zumindest _eine_ freie Entscheidung treffen, naemlich welche Philosophie man waehlt.
Da trennen sich dann schon die Wege zwischen Individualismus und Kollektivismus, der Kollektivist ist von seiner Philosophie ja so ueberzeugt, dass er alle anderen dazu zwingen moechte.
Burger-Meister hat aber die Antwort mehr im Sinne von 'Beantwortung der Grundfragen' gestellt, d.h. 'was die Welt im innersten zusammenhaelt, was wohl klar in den Bereich der Metaphysik faellt. Das was der Film anschneidet, setzt ja schon auf einer viel hoeheren Ebene an, Epistomologie bzw. Ethik.
Unten anzusetzen finde ich auch besser, ein axiomatisches Vorgehen, insbesondere beim Einstieg in die Thematik, ist viel eleganter. Stimmt man in einem Punkt nicht zu, kann man schon wieder aufhoeren weiter zu lesen, da ja alle anderen Punkte der Philosophie darauf aufbauen.
Existiere ich? Warum kann man nicht beweisen, dass es Gott gibt? Warum kann man nicht beweisen, dass der Wille determiniert ist? Warum giltder Dualismus? Was ist 'Unendlichkeit'? Warum gilt Kausalitaet? Warum ist ein rationaler Mensch ein Egoist? usw.
Bei diesen Fragen hat man insbesondere auch keine Wahl, man kann z.B. nicht sagen, dass man an Gott glaubt und gleichzeitig der Meinung sein, dass der Wille frei ist, weil eines das andere ausschliesst bzw. man ueberhaupt keine absoluten Aussagen mehr treffen kann. Die erste Moeglichkeit zur Entscheidung ist da, wo es an die Ethik kommt. Da hat man natuerlich die Wahl sich an ein beliebiges Werte- / Philosophiesystem zu halten und danach zu handeln. Man hat aber nicht die Wahl, die Konsequenzen aus dieser Philosophie zu umgehen.