Ich bin mal so frei und poste meine:
Begründung meines Antrags auf Kriegsdienstverweigerung aus Gewissensgründen
Meine Entscheidung, den Kriegsdienst zu verweigern, möchte ich im folgenden näher darlegen.
1. Meine Erziehung hat mich geprägt:
In meinem familiären Umfeld lernte ich bereits in meiner Kindheit, meinen Mitmenschen mit Respekt und Achtung zu begegnen und sie so zu behandeln, wie ich auch selbst behandelt werden möchte. Früh wurde mir durch Familie, aber beispielsweise auch durch Erzieherinnen im Kindergarten und Grundschule vermittelt, dass Gewalt niemals zur Lösung eines Konfliktes führt oder auch nur zu dessen Lösung beitragen kann.
Hinzu kommen Erzählungen meines Großvaters. Dieser war auf Basis des „zweiten Wiener Schiedsspruch“ von der Waffen-SS mit 16 Jahren als Ungar zwangsweise zum Dienst an der Waffe rekrutiert worden. Er befand sich bis 1954 in russischer Gefangenschaft und berichtete meiner Mutter und ihren Geschwistern von den unvorstellbaren Schrecken des Krieges, von Deportationen, persönlichen Verlusten und von den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen in sowjetischen Gefangenenlagern. Meine Mutter gab die Erzählungen meines Großvaters an mich weiter. Diese bewirken in mir eine starke Ablehnungshaltung gegenüber Krieg. Mein Großvater wollte niemals in den Krieg ziehen, hatte aber keine Wahl. Ich hingegen habe die Wahl und für mich persönlich steht fest, dass ich mich im Andenken an meinen Großvater jeglicher kriegerischen Auseinandersetzung als Soldat verweigere. Jede andere Entscheidung kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren .
2. Meine Beschäftigung mit Kriegen und deren Folgen haben mich geprägt
In der Oberstufe belegte ich das Fach „Geschichte“ als Leistungskurs. Im Unterricht lag das Augenmerk vor allem in den letzten Jahren verstärkt auf deutscher Geschichte, mit der ich mich auch neben der Schule befasse. Die nähere Betrachtung der deutschen Geschichte führt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass die gewaltsame Lösung von Konflikten alleinig zu neuer Gewalt führt, niemals eine Lösung darstellt, niemals Frieden bringt. Als Beispiel kann hier die so genannte „deutsch-französische Erbfeindschaft“ angeführt werden, deren kriegerischen Auseinandersetzungen und großem Leid auf deutscher und französischer Seite führten, aber niemals einen Gewinn brachte. Ein militärischer Sieg der Deutschen schürte lediglich den Hass der Franzosen und umgekehrt. Erst spät, angesichts eines zerstörten Europas und der deutschen Niederlage im zweiten Weltkrieg, wurde klar, dass die Zukunft nur miteinander erfolgreich gestaltet werden kann. Diese Erkenntnis hat in meinen Augen bis heute bestand und nicht an Gültigkeit verloren.
Ein weiteres Beispiel ist in meinen Augen auch die jüngste Invasion des Irak durch die Amerikaner. Auch hier kann ich nicht erkennen, dass Krieg ein Problem gelöst hätte. Für mich steht daher außer Frage, dass ich persönlich mich keiner militärischen Ausbildung unterziehen werde, die der Aufrechterhaltung eines Kreislaufs der Gewalt dient.
3. Krieg und Kriegsfolgen
Die Erzählungen meines Großvaters, aber auch ein Blick in die Nachrichten oder in die Tageszeitung zeigen mir, dass vor allem die Zivilbevölkerung unter Gewalt und Krieg zu leiden hat. Ein Krieg hinterlässt nicht nur tote und verletzte Soldaten, sondern auch Witwen, Waisen und verstümmelte Bomben– und Minenopfer. Diese Begleit- oder Kollateralschäden sind ein weiterer furchtbarer Aspekt des Krieges.
Ich kann mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, über das Leben andere Menschen zu entscheiden, unabhängig davon, ob es nun Soldaten oder Zivilisten sind.
Das Erlernen des Dienstes an der Waffe würde mich aber möglicherweise in eine Situation bringen, in der ich dies tun müsste – daher lehne ich eine solche Ausbildung ab.
4. Mein Glaube prägt mich
Ich bin gläubiger Christ, protestantisch getauft und auch erzogen. Als solcher lehne ich jede Form von Gewalt ab, insbesondere aber das Töten von Menschen. Diese Haltung hat sich durch Diskussionen im Familien- und Freundeskreis, in der Schule und im Kreise der evangelischen Kirchengemeinde XXX gefestigt. Da mich die Person Jesus von Nazareth interessiert, habe ich mich auch neben der Schule privat mit ihr beschäftigt. Besonders folgender Ausspruch ist mir dabei im Gedächtnis geblieben:
„Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!
Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.“ (Mt 7,1f)
Jesus spricht sich also gegen Gewalt und auch gegen Gegengewalt aus und fordert eine Unterbrechung der Gewaltspirale. Mir persönlich fällt es oft schwer auch noch die „andere Wange hinzuhalten“, in welcher Form auch immer, dennoch versuche ich Gewalt nicht ebenfalls mit Gewalt zu begegnen. Diese religiöse Prägung zur Gewaltfreiheit stellt für mich einen wichtigen Grund dar, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern.
Was mir noch einfällt: Auf Rückfrage wurde mir gesagt, dass die Strenge des Sachbearbeiters unter Umständen auch vom vermuteten Bildungsstand abhängt.