Es ist die Freiheit zu tun, was du willst. In der Industrie sitzt halt oft jemand aus der BWL-Abteilung hinter dir, der sagt "Die kg / kg müssen runter!", "Wir müssen effektiver werden!", blabla....
Und es ist ja nicht so, als würde es an der Uni nicht Leute geben, die wichtige und nützliche Forschung machen. An der Uni gehts halt nur oft drum, Methoden zu entwickeln und nicht um deren Anwendung. Ob eine an der Uni entwickelte Synthesemethode aber jemals den Weg in die Industrie findet, ist immer irgendwie fraglich. Da müssen Kriterien erfüllt sein, die im Universitätslabor, wenn man ein paar hundert mg von irgendwas herstellt (oder vielleicht mal 10 g) überhaupt keine Beachtung finden. Beispiel?
Du machst ne Reaktion, bei der ein Feststoff anfällt, der abfiltriert werden muss. An der Uni kein Ding, wenn der Rotz den Filter, den du benutzt zusetzt, dann gehste halt nen Kaffee trinken oder machst Mittag, zwei Stündchen später ist die überstehende Lösung schon irgendwie durch den Filter getropft.
Wenn das gleiche im multi-kg Maßstab in nem Technikum passiert, dann hat keiner die Zeit, Stunden zu warten. Hinter dir wartet die nächste Synthese auf ihren Probelauf, die Material liefert, auf das irgendwo n Biologe oder Pharmazeut wartet, um Tests damit zu machen - da gehen mit jeder anders verplanten Minute tausende Euro hopps. Also stellt man sich vorher im Labor hin und beobachtet während der Reaktion, wie der Feststoff anfällt und sucht Faktoren um das günstig zu beeinflussen. Andere Temperatur? Darunter leidet dann vllt. Reaktionsgeschwindigkeit oder selektivität. Anderes Lösungsmittel? Könnte sein, dass der Katalysator das nicht mitmacht oder die Reaktion einfach nicht mehr funktioniert. Anderes Ausgangsmaterial? Hoffentlich klappen die zig Syntheseschritte vorher dann noch.
Nichtsdestotrotz ist die Methodenentwicklung an der Hochschule natürlich ne wichtige Sache, und Methoden, die an der Hochschule entwickelt wurden finden auch ihre Anwendung in der Industrie (siehe Nobelpreise: Pd-Chemie, Sharpless, Metathese, etc.) aber zwischen der Entwicklung von allgemeinen Methoden für synthetische Transformationen und der Entwicklung der Synthese eines Wirkstoffes im großen Maßstab liegen nunmal Welten.