Gelöschtes Mitglied 683020
Guest
Es scheint wohl ein Heilmittel gegen Hepatitis-C Marktreife erlangt zu haben, leider kostet eine Pille momentan 700 Euro und die Krankenkassen möchten das natürlich nicht mal eben so übernehmen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/...-hohe-kosten-schadet-patienten-a-1013125.html
naja aber 700 eus sind wirklich nicht viel um eine potentiell tödliche und unheilbare Krankheit zu heilen.
Die gesamten Behandlungskosten belaufen sich wohl auf 200.000€ pro Patient.
Am interessantesten fand ich da noch, dass der Preis von 700€ pro Pille deutschlandindividuell ist (aufgrund des relativen "Reichtums") .
man muss abwarten was sich in den nächsten Jahren vor dem EuGH in dieser Richtung ergibt. es gibt im Moment ernste Anstrengungen parallelhandel von arzneimitteln innerhalb der EU zu erleichtern, weil die momentanen Beschränkungen EU-kartellrechtswidrig sein könnten.
Im Endeffekt muss man hauptsächlich abwarten, bis das Patent für das gute Zeug abläuft, was natürlich sehr ärgerlich für die heutige Generation von HepC-Infizierten ist.
Wieso sollte das so teuer sein? Ist das Synthetisieren des Wirkstoffes wirklich so kostenintensiv? Musste letztens feststellen, dass mein Asthmaspray 80 Euro kostet und habe mich dann gewundert wieso das eigentlich so sein soll. Die reine Mechanik ist billigstes Plastik und das Medikament als solches nur in winzigen Mengen enthalten^^
Wenn man sich die behandlungskosten einer hep-c erkrankung heute anschaut inklusive lebertransplantationen und den damit verbundenen immunosuppressors etc. über die gesamte behandlungsdauer verteilt, so sind 200.000€ vermutlich letztendlich tatsächlich sogar in vielen fällen noch billiger. Das problem wird eher sein, dass die 200.000€ dann jetzt für mehr oder weniger alle patienten auf einen schlag anfallen werden. Wenn mann von 500.000 infizierten in deutschland ausgeht (r koch institut) sind das mal eben 100 milliarden € kosten auf einen schlag.
Das Medikament ist so teuer, weil die Pharmafirma ein exklusives Patent darauf hat (ist in ihrer Forschungsabteilung entstanden oder wurde, wie in diesem Fall, von einer externen Firma aufgekauft).
In dem Preis sind im Prinzip die Forschungs- und Entwicklungskosten mit drin PLUS natürlich einen bizarren Aufschlag weil du das Marktmonopol hast solange du exklusiver Inhaber des Patents bist.
Patente für Medikamente laufen jedoch noch einer bestimmten Zeit aus und dann kann jede Pharmafirma die die technischen Möglichkeiten hat, das Präparat herstellen und zu ihren eigenen Preisen unter anderem Namen verkaufen ("Generika").
Es ist natürlich im Interesse des Patentinhabers, diese "Exklusivzeit" in der man vor der Generikakonkurrenz geschützt ist besonders intensiv zu melken.
Auf einen Wirkstoff, der es erfolgreich zur Marktreife schafft, kommen ca. 1000 (und die Zahl ist sicher nicht viel zu groß, wenn überhaupt), die das nicht schaffen. Deren Entwicklung zahlst du allerdings mit.
Die Entwicklung so eines Medikaments läuft dabei in einer überschaubaren Anzahl Schritten ab. Zuallererst macht sich irgendein schlauer Kopf Gedanken, wie eine Bibliothek potentieller Wirkstoffe aussehen könnte.
Dann setzt sich ein Laborleiter in der R+D-Abteilung des Pharmaunternehmens hin, überlegt, wie die Synthese funktionieren könnte und setzt diese um. Dabei wird auf die Wirtschaftlichkeit der Syntheseroute gepflegt geschissen. Wenn man tausende Euro ausgeben muss, um am Ende die 10 mg zu haben, die man für chemische Analytik und biologische Tests braucht, dann ist das eben so. Wenn für einen Stoff eine erfolgreiche Syntheseroute (die schonmal 10, 15 oder auch 20 Syntheseschritte beinhalten kann) gefunden wurde, geht der zu den Biologen und wird auf seine biologische Wirksamkeit getestet.
Wenn von denen auch nur einer zuversichtlich mit dem Augenlid zuckt, geht, noch bevor die biologischen Tests völlig abgeschlossen sind, ein Auftrag an die Prozesschemie raus. Da setzt sich wieder ein Chemiker hin und überdenkt die Syntheseroute auf ihre Wirtschaftlichkeit hin. Im Allgemeinen hat der dafür 4-6 Wochen Zeit, dann muss er nen Ansatz gefunden haben, mit der sich die Synthese im kg-Maßstab (bezieht sich aufs fertige Produkt) durchführen lässt. Auch hier kann ich dir garantieren, dass für jede Verbindung dutzende Ansätze angedacht und ausprobiert werden, die sich letztlich als teure Schnappschüsse entpuppen.
Mit den ersten paar kg die der Typ aus dem Technikum rausprügelt geht man dann in die weitergehende pharmazeutische Untersuchung und schließlich wohl ans Tier etcpp. Und zu jedem dieser Zeitpunkte kann sich die Verbindung jederzeit als Flop herausstellen - und die Kosten für jeden dieser Flops werden nachher auf die erfolgreichen Vertreter umgelegt.
Ich hab mich schon mit Prozesschemikern unterhalten, die meinten, sie hätten sich nach fünf Jahren langsam dran gewöhnt, dass manchmal, wenn man nen neuen Ansatz fährt halt irgendwann der Techniker anruft und verkündet, man hätte gerade 2-3 Mio. Euro versenkt, weil die Laborsynthese im Technikum halt doch nicht funktioniert. Huch.
Letztlich glaub ich, dass die Pharmaunternehmen trotzdem immernoch eine horrende Menge Geld mit Medikamenten verdienen, aber die Entwicklungskosten sind sicher nicht zu unterschätzen.
Ja dieses runterbrechen von Kosten wird oft sehr naiv angegangen. Auch wenn ich das bei sowas wie iPhones höre, wo dann jemand rumpienzt, dass die Herstellungskosten ja nur 150€ betragen. Klar sind die Teile vermutlich etwas überteuert, aber wenn dann jemand echt argumentiert, dass die doch eigentlich nicht für >200€ verkauft werden könnten/sollten
Naja ist bisschen n anderer Bereich nech?
Kenne eine persönlich die in diesem Farmabereich tätigt ist. Zwei Aussagen die es zusammenfassen:
Es ist in der Tat sehr sehr teuer und sie machen trotzdem noch sehr sehr viel Gewinn. Naja zoix hat es ziemlich gut auf den Punkt gebracht.
Medikamente sind so teuer, weil die todkranken Patienten jeden Preis bezahlen würden, um nicht zu sterben. 700€ für Paracetamol, wegen 37,1° Fieber? Pff, ich leg mich einfach ne Runde hin. 700€ pro Zytostatika-Rezeptur, um vielleicht noch ein paar Monate länger zu haben? shut up and take my money. Blöder Kapitalismus
Anderes Thema:
Medikamente: Wenn sich die wesentlich günstiger entwickeln ließen, würde das irgendwer machen und mal eben so ein Monopol entwickeln. Schafft aber offenbar niemand.
Aldi: Das abgebildete Gebäude sieht sehr nach der Hagia Sophia aus. Die wurde als Kirche gebaut, wurde dann zwischendurch mal als Moschee genutzt und ist heute ein Museum.
Wenn Pharmaunternehmen idr. mehr Geld für Marketing als für Forschung und Entwicklung ausgeben hält sich mein Vertrauen in "Wenn's billiger ginge würden sie es billiger machen." stark in Grenzen.
laut wiki geht wohl die Hälfte der Marketingkosten für kostenlose Proben raus, aber du könntest ja bestimmt ein Pharmaunternehmen besser leiten, stell dir vor, wenn die das Marketing zurechtstützen würden, wieviel mehr Gewinn sie dann machen könnten, da wären fast alle glücklich, die Patienten, Ärzte, Krankenkassen und die Aktionäre.
€: ansonsten die Krankenkassen und die Regierung heulen doch auch dauernd rum, dass viele neue Medikamente keinen oder sehr geringen Mehrnutzen aufweisen, bei dem hep c medikament wird in der news erwähnt:
siehe z.B. hier,
Du wirst doch wohl kaum behaupten wollen, dass sich arzneimittelpreise an den tatsächlichen forschungs und entwicklungskosten orientieren? Die 10 größten pharmaunternehmen machen nicht ~100 millarden € gewinn jedes jahr, um forschung und entwicklungskosten zu decken.
Sagt ja keiner, dass die umsonst arbeiten sollen aber "wenn's billiger ginge wäre es billiger" ist an naivität ja wohl kaum zu überbieten.
Vor allem in einem Wirtschaftszweig, der so absurd hohe Markteintrittsbarierren hat. Das kann man vielleicht noch bei irgendwelchen Internet-Startup-Firmen behaupten, aber sonst?
Naja, wenn man bedenkt, wieviele Flops entwickelt werden, um dann alle paar Jahre mal wieder einen Blockbuster rauszubringen, decken die hohen Kosten auch einen Teil der - erfolglosen - Forschung ab.
Ich finde an den Preisen nichts verwerfliches.
die müssen auch zukünftige Forschung und Entwicklungskosten decken und die Pharmaforschung wird derzeit das Gegenteil von billiger, rote Gentechnik etc., was glaube ich noch etwas krasser ist als die klassische Pharmachemie, wie sie zoix beschrieben hatte. Und ich weiß gerade nicht, wie viel Erfahrung Pharmaunternehmen damit haben, die sind glaube ich noch nicht wirklich lange auf dem Markt.
Und am Ende hat das Medikament einige beschissene Spätfolgen, das Medikament muss zurückgezogen werden und das Phamaunternehmen hat dicke Klagen am Hals.
Kannst ja mal erklären, wie du es besser machen würdest, das Gesundheitsministerium übernimmt zentral das Marketing für alle Medikamente?
hast du zoix' Beitrag gelesen? Was meinst du mit absurd hohen Markteintrittsbarrieren? Willst du wieder Contergankrüppelarme oder Bluter mit hivverseuchten Präparaten versorgen?
Die Preise sind eben nicht durch die Entwicklungskosten zu rechtfertigen. Einfach mal Reimporte deutscher Pharmazeutika googeln.
und wenn die Pharmaunternehmen weltweit den gleichen Preis verlangen, heulen Ärzte ohne Grenzen etc. rum, dass die Medikamente vollkommen unerschwinglich für Pissländer sind. Deutschland muss wie USA wohl einfach mit der Arschkarte leben, dass unsere Gesundheitssysteme die Medikamentenforschung hauptsächlich finanzieren.
Achso, um die Medikamente weltweit zu finanzieren, sprich in Dänemark, GB, Frankreich oder Italien, zahlt der Deutsche einen deutlich höheren Preis. Es hat natürlich absolut nichts damit zu tun, nach welchem Modell Pharmazeutika in Deutschland zugelassen werden bzw. wie was unter welchen Bedingungen von Krankenkassen bezahlt werden muss/soll etc.
Wem willst du das bitte erzählen?
Weißt du wie beschissen das französische Gesundheitssystem ist?
Wenn du das als Vorbild nimmst, dann gute Nacht.
Schwarz-Gelb hatte damals ja schon einige Änderungen im Gesundheitssystem probiert, um die explodierenden Medikamentenpreise zu deckeln, etc. gibt ja deswegen derzeit desöfteren deswegen Engpässe,
Leider englisch, aber wer wissen will wie sich das gepflegte Bild der Pharmaindustrie von der Realität unterscheidet, kann sich die etwas über eine Stunde Vortrag ja mal geben. Ihre Beispiele beziehen sich zwar überwiegend auf die USA, die Unternehmen agieren jedoch alle global und machen es hier nicht anders als dort.
https://www.youtube.com/watch?v=uDbQNBla6aU
Die Autorin ist eine der rennomiertesten Expertinnen zum Thema.
http://ghsm.hms.harvard.edu/people/faculty/marcia-angell
Mein Gott, wenn ich das einzige Heilmittel gegen Hep C entwickelt hätte, wollte ich damit auch nicht gerade mal die Entwicklungskosten decken. Nur die wenigsten Neuentwicklungen schaffen es zur Marktreife und noch weniger werden zu einem Blockbuster, mit Blick auf die Gesellschaftsform (das sind Aktiengesellschaften) ist doch völlig klar, dass ein unverschämt hoher Preis aufgerufen wird (und aufgrund der Monopolstellung auch diktiert werden kann).
Nur weil es hier um Arzneimittel geht, sollen auf einmal die Mechanismen der Marktwirtschaft ausgeschaltet sein? Mich wundert nicht, dass die HepC Pille 700 Okken kostet, mich wundert, warum Menschen hunderte von Euro für das neueste Iphone ausgeben....
Ja, der Meinung kann jeder sein, der nicht weiss wie Pharmaunternehmen arbeiten.
Alles weiss ich auch nicht, aber man kann sich ja informieren wenn einen was interessiert, ne? Falls es Dich wirklich interessiert, schau doch das Video welches ich verlinkt habe, was nun wirklich nicht im Verdacht stehen sollte irgendwelche Verschwörungstheorien zu beeinhalten, informier Dich über die Autorin oder lies eines ihrer Bücher. Habe ich alles getan, daher eventuell ein kleiner Informationsvorsprung. Ist doch nichts schlimmes, vermutlich kennst Du Dich bei irgendwas anderem auch besser aus, da würde ich mich dann aber auch belehren lassen, wenn Du mir ein paar Fakten verlinkst die tatsächlich fundiert erscheinen.
Grüße und so...
ulrike malmendier - you owe me nach Blumenthal, David. 2004. “Doctors and Drug Companies.” N Engl J Med, Vol. 351, 1885–1890
wie viele hepc patienten so ein arzt wohl im schnitt hat.
Eigentlich tut die Pharmalobby alles was möglich ist um einen freien Markt zu verhindern
Kapitalismus Baby. Und das ist ja auch OK, schliesslich bekommen wir alle davon tagtäglich einen Ständer.
Nur, wenn man das aus einem moralischen Standpunkt betrachtet, dann mutet es einfach komisch an, wenn Firmen, die Produkte zur Rettung von Menschenleben entwickeln, dies mit absoluter Gewinnoptimierung betreiben, anstatt sich zum Ziel zu setzen, die Kosten für die Kranken (und die Allgemeinheit) möglichst gering zu halten.
Aber mit Moral ist nunmal kein grosses Geld zu verdienen und deshalb kriegte ein Vasella bei Novartis auch ein Jahresgehalt von läppischen 13 Millionen CHF.
Oder man gibt die Patente für lebenswichtige Medikamente für afrikanische oder lateinamerikanische Staaten einfach nicht frei, obwohl dies hunderttausenden von Menschen das Leben retten könnte. Widerspricht den Prinzipien des freien Marktes. Und das, obwohl man nichtmal Verluste machen würde, denn diese Leute wären ohnehin niemals in der Lage, die derzeitigen Preise zu bezahlen. Man lässt sie verrecken, weil es "ums Prinzip" geht. Schließlich könnte das Beispiel ja Schule machen und die ach so innovativen Pharmariesen werden ihres "geistigen Eigentums beraubt".
http://www.hepmag.com/articles/indian_sovaldi_discounts_2831_26190.shtml
ist das immer noch zu teuer?
mutet gar nicht komisch an, wenn man sich überlegt, dass profitgier der effektivste motor für die Entwicklung neuer Medikamente ist. da muss man die Nachteile leider in kauf nehmen. man kann stattdessen auch eine nicht-profitorientierte sozialistische Pharmaindustrie aufbauen. dann bin ich mal gespannt, welche mehr und bessere neue Medikamente liefert.
Wenn Du der "sozialistischen" Pharmaindustrie das Geld reinschiebst, was die Pharmakonzerne jetzt aus den Krankenkassen saugen, die Wette verlierst Du. Im übrigen verdient die Pharmaindustrie ihr Geld auf keinem "freien Markt" sondern auf einem staatlich regulierten Patentmarkt, bei dem die größten Geldflüsse vom Staat (aka den Krankenkassen welche durch den Bürger finanziert werden) kommen. Man könnte also schon fast sagen, die Pharmaindustrie spielt nach sozialistischen Regeln, bei kapitalistischen Gewinnen. Nicht umsonst ist die Profitmarge der größten Pharmaunternehmen exorbitant höher als bei fast jedem anderen Business auf dem Planeten. Risiko, Investment und Reward sind hier bereits komplett aus dem Ruder gelaufen. Das liegt zum großen Teil daran, dass die Pharmaindustrie die Sozialkassen aussaugt, die sich auf Grund von Lobbypolitik dagegen nicht wehren können (Politik wird von Menschen gemacht und Menschen stehen auf den Gehaltslisten der Pharmaindustrie, it's simple as that).
Wenn Dir klar wird, dass ein Großteil der "neuen" Medikamente die wir teuer bezahlen *keinen* (aka null, nada, njiente) Mehrnutzen gegenüber bereits existierenden Medikamenten haben sondern nur zum Zwecke der Patentverlängerung verändert wurden, verstehst Du auch warum.
Firma hat Patent auf Medikament A. Verkauft dies zu horrenden Preisen mit der Begründung die Entwicklung wäre so teuer.
Kurz vor Auslauf der Patentfrist erscheint plötzlich Medikament B, welches als grandioser Fortschritt und bedeutende Innovation beworben wird. Faktisch ist B = A mit einer minimalen Änderung die pharmakologisch ohne nennenswerten Effekt ist, für die aber einfach ein neues Patent beantragt werden kann. Die "Forschungskosten" dafür sind lächerlich.
Dummerweise kann die Firma aber Medikament A vom Markt nehmen und nur noch Medikament B anbieten, welches sie wieder 20 Jahre zu horrenden Preisen verkaufen können.
Die Generikafirmen dürfen dann zwar Generika-A anbieten, aber nicht Generika-B, während die Pharmaindustrie ihr Milliardenbudget dafür benutzt, in jeder Ärzteschulung, Fortbildung und Tagung zu verbreiten, A wäre völlig veraltet und es wäre unverantwortlich noch Generika-A zu verschreiben, wenn man doch B verschreiben könnte. Dies wird garniert mit kräftigen Bestech... äh Bonusvereinbarungen, Urlaubs- ähh Fortbildungsreisen, Gratismedikamenten und anderen Leckerbissen für die Ärzteschaft, die sich ja auch erfolgreich dagegen wehrt, dass Bestechung in ihrem Beruf strafbar sein sollte.
Nun könnte man sich fragen, warum funktioniert denn das überhaupt? Es muss doch jemandem auffallen, dass A gar nicht wirksamer ist als B? Tja, leider sind Studien dafür sehr teuer, sie werden finanziert durch die Pharmaindustrie selbst und die schreibt bereits in die Vertragsbedingungen für die Studien, dass Ergebnisse nur dann veröffentlicht werden dürfen, wenn sie für die Industrie positiv ausfallen. Die Wirksamkeit neuer Medikamente wird im übrigen auch nur "vs Placebo" getestet, sie müssen also nur "beweisen", dass sie besser als "nichts" sind. Sie könnten sogar schlechter als bereits existierende Medikamente sein, und würden trotzdem zugelassen werden.
Dein Beispiel mit den "Nachteilen" die man in Kauf nehmen müsse ist ja schön und gut. Wenn die Innovation noch 10% und die Nachteile 90% vom Kuchen betragen, kommt aber auch irgendwann mal der Punkt, wo man dem Spiel Einhalt gebieten muss.
Ähm...nein. Regulierte Industrien sind keine sozialistische Regeln mit kapitalistischen Gewinnen lol. Das ist eine extrem kurzsichtige Ansicht. Es gibt eben bestimmte Märkte, die effizienter arbeiten, wenn/weil sie reguliert sind. Manche Märkte haben gar Strukturen, die natürliche Monopole befördern. Monopole sind aber nicht per se schlecht, weshalb das Kartell- und Regulierungsrecht auch Monopole an sich nicht verbietet. Patente haben natürlich ihre downsides, insbesondere wenn sie missbräulich benutzt werden, aber an sich ist dieses System jedem anderen überlegen. Deine Prämisse am Anfang ist nämlich eine Milchmädchenrechnung. Wo soll das Geld für ein sozialistisches System denn herkommen? Und wieviele gescheiterte Realexperimente sind noch nötig, bis auch der letzte begreift, dass der Staat nichts besser kann als der Markt. Zumindest nicht wenn besser innovativer und effizienter beschreibt.
Syzygy forder nicht die komplette Verstaatlichung der Pharmaindustrie, dass dort aber ordentlich Dinge falsch laufen, bestreitest du nicht wirklich?
Die Regulierung läuft flasch und tatsächlich hat der Lobbyeinfluss ein immer stärkeres Monopol erschaffen.
nö wo bestreite ich das denn? ich sage nur, dass es keine vernünftige alternative zur profitorientierten anreizsteuerung für innovationen gibt.
ein immer stärkeres monopol kann man dagegen nicht schaffen. ein monopol ist per definition 100%ig, das kann nicht noch stärker werden, nur beständiger. das haben aber nicht die lobbies geschafft, sondern es ist jeder patentierung immanent, dass sie, für eine gewisse zeit, ein solches monopol begründet. hast du einen besseren vorschlag zum schutz von innovations- und entwicklungsleistungen?
übrigens: auch ein monopolist kann natürlich nicht irgendwelche fantasiepreise verlangen. gerade in regulierten industrien unterliegen monopolisten einer noch verschärften (preis-)missbrauchsaufsicht.
Natürlich kann ein Monpol stärker oder schwächer sein °°. Jetzt bei dem Extrembeispiel, dass einzige Heb-C Medikament auf dem Markt zu sein ist es wohl sehr "stark". Es gibt trotzdem alternative Behandlungen etc.
Die Bahn ist auch ein Monopol, aber wird eingeschränkt durch alternative Fortbewegungsmittel.
Man könnte die Phramaindustrie recht einfach einschrönken bzw ihre Monpolrente einfach abschöpfen durch z.B.:
- kürzere Patenlaufzeiten
- höhere Beweislasten, ob ein Medikament einen Mehrwert bietet für eine Patentierung
- schlich stärker Besteuern
- Generika in der Versicherung stärkern
und das fällt mir nur ad hoc ein.-.-
Hä? Entweder wir reden aneinander vorbei oder du hast eine komische Definition eines Monopols. Ein Monopol bezeichnet eine Situation, auf der es nur einen einzigen Anbieter für ein Gut gibt. Das bedeutet 100% Marktanteil, mehr geht nicht. Es kann mehr oder weniger beständig sein, abhängig von Marktzutrittsschranken, Lock-in Effekten uÄ. aber das ist etwas anderes. Oder meinst du vielleicht das?
Die Bahn hat kein Monopol. Zumindest nicht im Bereich der Personenbeförderung. Sobald es auch nur einen Wettbewerber auf dem relevanten Markt gibt, handelt es sich nicht mehr um ein Monopol.
Mit den ersten beiden gehe ich d'accord. Was stärkeres Besteuern bringen soll sehe ich nicht. Dann hat der Staat mehr Geld und dann? Als ob er es effizienter einsetzen würde.
Den letzten Punkt verstehe ich nicht. Generika bringen dir während der Patentlaufzeit imho nichts.
Man könnte sehr leicht
- Annahme von Geschenken/Vergünstigungen für Ärzte unter Strafe stellen
- eine gesetzliche Verpflichtung zur Veröffentlichung aller Medikamentenstudien einführen, egal wie sie ausfallen
- neue Medikamente nur dann zulassen, wenn sie in unabhängigen (aka von finanziell nicht von der Pharmaindustrie abhängigen) Studien den Nachweis erbracht haben, dass sie besser sind als die bisherigen Medikamente und nicht einfach besser als "Zucker"
- der Pharmaindustrie untersagen, 'Fortbildung' von Ärzten und anderem medizinischem Personal zu "sponsoren"
- die Pharmaindustrie verpflichten, Forschungskosten für ein neues Medikament mit tatsächlichen Zahlen zu belegen sobald sie einen durch Patente geschützten Preis mit den gesetzlichen Gesundheitssystemen aushandeln wollen. Sprich der gesamte ach so aufwändige Forschungsprozess muss offengelegt und nachprüfbar sein. Wenn dabei raus kommt, dass es nur die Abwandlung eines bereits existierenden Medikaments ist, wird entweder gar kein Patent erteilt oder der Preis staatlich beschränkt.
Gibt 'ne Menge Schrauben wo man ansetzen kann. Diese Unternehmen werden von der Gesellschaft bezahlt und ihr Lohn ist aktuell schlicht viel zu hoch, weil sie ihre eigenen Spielregeln über die Jahrzehnte geschrieben haben indem Ärzteschaft und Politik gekauft und belogen werden.
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