Es hängt immer vom Betrachtungswinkel ab. Für uns Deutsche ist alles zu uns Verwandtem eben leichter zu lernen. Ggut, ich bin keiner Deutscher, zumindest nicht auf demm Papier / kroatische Staatsangehörigkeit; obwohl die überwältigende Mehrheit an Freunden und die Familie Deutsch spricht und ich mich viel mehr als Deutscher fühle.
Wo Benrath slawische Sprachen nennt: Ich persönlich finde slawische Sprachen von der Schreibweise relativ einfach, da man im Prinzip beim Kroatischen jedes Wort so schreibt wie man es auch ausspricht. Das lateinische Alphabet plus wenige Sonderzeichen stellen alle zu bildenden Laute bereits dar (ähnlich wie die Hiragana im Japanischen - wenn man die 46 Silben nur einmal aussprechen gelernt hat, kann man jedes Wort richtig betonen - zumindest dass es ein Japaner auseinanderhalten kann. Hashi kann u. A. sowohl Brücke wie auch Esstäbchen heißen, je nachdem ob man das "shi" oder das "Ha" betont. Zurück zum Kroatischen:
Das Problem stellen meiner Meinung nach zwei Dinge für Deutsche dar:
Zunächst Wörter mit vielen Konsonanten und wenigen Vokalen zwischen. Zwar ist kroatisch doch durchaus melodischer als etwa Russisch (ich will keinesfalls Russisch schlechtmachen!), aber für jemanden in Deutschland ist wahrscheinlich die Aussprache der Insel "Krk" schwer - nun rollt mal das R. Wenn ich sadistisch bin, mache ich mal eine eigene Aufnahme per Headset und lade hoch bzw. stelle den Link dazu 'rein. Solche Extrema findet man nur in der Lautaussprache. Es gibt auch z. B. "tsch" und "tch", "dzsch" und "dch" - kann man absolut nicht in Rômaji err lateinischen Buchstaben richtig wiedergeben, aber so extrem wie im Polnischen isses wirklich nicht. Einen Polen verstehe ich nur begrenzt und einen Slowenen mit völlig anderen Wörtern gar nicht, obwohl Slowenien an Kroatien grenzt.
Schwierig ist sowas wie "Er ist krank" auf kroatisch:
"On je bolestan" - Subjekt, Prädikat, Objekt.
Sie ist krank: "Ona ja bolest
na": Hier wird nun das Adjektiv gebeugt. Es ist nicht schwer, sondern einfach nur ungewohnt. As said, es ist unser Betrachtungswinkel. So ist Deutsch an sich doch eine doch sehr schwierige Sprache - oder stellt euch mal Artikel, Konjunktiv I und II, Futur I und II, Plusquam-Perfekt vor. Wir wachsen schließlich damit auf - und es gibt durchaus gebürtige Deutsche, die kein richtiges Deutsch sprechen können.
Zu mir:
Ich studiere Japanologie und Publizistik und Kommunikationswissenschaft und bin im dritten Semester, allerdings leider ohne Vorsprachkurs (scheiß Bachelor-Studium).
Japanisch etwa ist im Prinzip doch eigentlich nicht so schwer von der Grammatik, "nur" das Behalten der diversen Kanji fällt einem schwer, da es im Gegensatz zum Chinesischen auch noch mindestens zwei (meistens weitaus mehr) Lesungen für ein Zeichen gibt. So wird das Zeichen für "Essen" als Verb "ta" gelesen, und bildet mit einer Gruppe Kana ein Verb bzw. Adjektiv. "ta + beru" - essen als Verb (verlangt ein direktes Objekt in dem Fall). Aber: Mensa: "Shokudô" - das Shoku ist exakt dasselbe Zeichen wie das "Ta", nur eben verwendet man die sinojapanische Lesung. 1945 vorgegebene Kanji (plus unterschiedlicher Lesungen) zu behalten ist schwierig und die Satzstruktur ist eben völlig anders.
Grammatisch helfen vor allem Suffixe bzw. Partikel, viele Informationen in einem recht kurzen Satz unterzubringen. Da man Personalpronomen und teilweise sogar kontextbezogene (Hilfs-)Wörter häufig weglässt, ist aber eine maschinelle Übersetzung bis heute kaum sauber möglich. Die kompakte/modulare Schreibweise macht es etwa für mich als jemanden mit romanischen und slawischen Sprachkenntnissen weitaus schwerer - aber eben nur, weil ich das Japanisch nicht gewohnt bin bzw. man halt mit Freuden usw. eben deutsch spricht, was für alle Sprachen gilt.
Ebenso hat ein Japaner oder Chinese sehr große Probleme mit Deutschen; Stichwort Kasus, Artikel und sowas wie Aktiv/Passiv und dem bösen Konjunktiv II (den selbst die Deutschen uimgangssprachlich wohl kaum benutzen).
Hier gibt's doch auch ein paar angehende Sinologen - vielleicht können die etwas kurz zur Lesung/Grammatik auch beitragen