Finanziell schwache Kinder in Deutschland

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Dann würde mich aber schon interessieren was das überhaupt soll?
Warum lautet hier die Fragestellung wie man mit so einem Streit umgehen soll anstatt vernünftigerweise zu Fragen wie man ihn in zukunft vermeiden kann?
Warum nimmt man ausgerechnet das Essen und dessen Verteilung als Möglichkeit mathematisches verständnis näherzubringen, da müsste es doch sehr viel bessere Methoden geben? Mit dem essen spielt man eben nicht ;) .
Warum versucht man zwanghaft den Kindern pädagogisch sinnvoll etwas zu vermitteln, was in diesem Zusammenhang einfach nicht angebracht ist.

Um den Text mal zu hinterfragen:

Daran scheitert es bereits
Kein wunder bei der Aufgabenstellung ;) .

Micha, der (die) 19 jährige Berufspraktikant(in), hat für seinen (ihren) letzten Tag in der „Piratengruppe“ zum Abschied zwei große Schüsseln voller frischer Erdbeeren und viele kleine Schälchen mit Vanillequark vorbereitet. Da es in der Küche für die 25 Kinder nicht genügend gleiche Dessertschälchen gab, hat Micha die Quarkcreme in verschiedenste Behältnisse gefüllt. Da gibt es nun 6 bunte (ehemalige) Plastik Eisbecher 2xrosa, 2xgrün, 2xgelb, 6 Glastellerchen mit halbhohem Rand, 8 Kompottschälchen und 5 große Tassen.
Rein logistisch sind 2 große Schüsseln, d.h. eine Schüssel für 13 Kinder einfach zu wenig, da bräuchte es schon mehr Schüsseln.
Ein Kindergarten/Kita welcher nicht über ausreichend Besteck/Geschirr verfügt ist sowieso mangelhaft. Entweder gleiches Besteck für alle oder aber z.B. eigenes Besteck sammt Namen für die jeweiligen Kinder.

Insofern läuft hier schon mal einiges schief, bevor man mit der Pädagogik überhaupt anfängt sollte man die Rahmenbedingungen verbessern. Man sollte also den Erziehern auch beibringen Geschirr zu kaufen ;) .
28 Restservietten, Überbleibsel von verschiedenen Feiern in der KITA sind schnell gefunden. Da gibt es 6 weiße Servietten mit roten Herzchen, 10 mit Clowngesicht und Luftschlangenaufdruck, 5 mit kleinen Osterhäschen und bunten Eiern, sowie 7 adventlich wirkende Servietten mit Engelchen und Nikoläusen.
Selbiges Spiel wieder, zum einen Frage ich mich warum die Servietten überhaupt über ein Jahr aufgehoben werden, zum anderen wieso man z.B. Weihnachtsservietten ausserhalb der Saison verwendet.

Nachdem sich der 6 jährige Marko nach sekundenlanger Inspektion des Angebotes für ein grünes „ehemaliges Eischälchen“ entscheidet, schnappt sich die kleine Nina (3 Jahre) einen rosa „Eisbecher“. Daraufhin bricht ein Streit am kalten Buffet los. Louis und Fabian wollen auch einen haben, aber auch einen grünen, weil das eine Farbe für Buben ist….

Quirin, 4 Jahre alt, mollig und gemütlich sucht sich gezielt ein Kompottschälchen aus und verkündet zufrieden „Ich hab´ das Größte!“ Nun aber geht der Run auf die Kompottschälchen los. Keiner mag freiwillig die Quarkspeise in den flacheren Glastellerchen, geschweige denn die Porzellantassen nehmen, bei denen man den Inhalt von außen nicht einmal sehen kann.
Wie schon geschrieben ist es in so einer Situation ganz dumm, die Kinder überhaupt aussuchen zu lassen, das muss fast zu streit führen.


Marina, 5 Jahre alt, beschwert sich. „Quirin hat wieder das Meiste! Meine Mama sagt immer man darf sich nicht so auf das Essen stürzen, sondern muss warten, bis alles gerecht verteilt wird!“

Sarah mag keinen Quark, „weil der sauer schmeckt“. Sie greift unaufgefordert bereits zum wiederholten Mal in die Erdbeerschüssel und häuft die Früchte einfach vor sich auf die Tischplatte, während andere Kinder sich um die Servietten streiten.
Wieviel Kinder waren das hier nochmal? 25.
Klar ist da eine einzelne Person überfordert, insofern würde ich mich fragen, was die offensichtlich unfähige, Ausbilderin überhaupt macht. Zum einen hätte es nie zu so einer Situation kommen dürfen, zum anderen muss sie doch, wenn sie schon da ist hier eingreifen.
Klar man könnte jetzt sagen sie wollte dem Praktikanten eine Lektion erteilen, aber zum Preis des Unwohls der Kinder. Das erscheint mit nicht sehr pädagogisch wertvoll.

Aufgabe :
Sie sind Micha und müssen Ruhe und Ordnung in die Gruppe bringen, damit es ein fröhlicher Abschiedsnachmittag wird. Zudem erinnert Sie Ihre Anleiterin lächelnd daran, dass sich hier ein weites Feld für mathematische Frühförderung auftut. Jetzt ist nicht nur Kreativität gefragt, sondern auch Frühförderung zum Erwerb mathematischer Kompetenzen möglich.

Greifen Sie die Einwände und Bemerkungen der Kinder auf und entwickeln Sie gemeinsam mir den Kindern Ideen und Versuche, die ein gerechtes Verteilen der Süßspeise, wie auch der Früchte ermöglichen. Lassen Sie die Kinder verschiedene Methoden entwickeln und Lösungen dafür finden. Lässt sich vielleicht auch das Problem des Serviettenverteilens mathematisch mit Spaß und System bewältigen?

Ernsthaft?
1 Praktikant und 25 Kinder im Alter zwischen 3-6.
Das muss schief gehen, das wird schief gehen. Was soll diese Fragestellung also?
Halten sie sich für größenwahnsinnig? Oder wie soll man das verstehen ;) .
 
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Iatros

Guest
Ach kommt schon. Ist hier BBW der einzige, der meine Story hinterfragt und zumindest in einen Zusammenhang bringt?

Denken, Leute!

Hier wird nach dem Lehrplan für angehende Erzieher gefordert, die Kinder in ihrer Alltagssituation abzuholen, eine demokratische Grundhaltung zu unterstützen, sie anzuhören, die Kommunikation untereinander zu aktivieren, die Diskussion zu moderieren, und in einem kokonstruktiven Prozess aus der Situation zu lernen.

Es geht ja gar nicht an, den brav queuenden Kids einfach nur den Quark auf die Teller zu klatschen und den autoritären Führungsstil rauszukehren. Nein!
Vom Erzeiher wird erwartet, dass er das Alltagsgeschehen nutzt um die Vielfältigkeit des Angebots für mathematische Frühförderung zu erkennen und zu nutzen. Ganz nebenbei soll dabei auch die sprachliche Entfaltung und das politische Bewusstsein der Kinder geschärft werden.

Da kann man doch die Kinder mit einbeziehen beim Aufdecken. Sie werden angeregt, mit den Servietten Reihen und Muster zu legen, sie könnten auch die jahreszeitliche Abfolge der Feste in Erinnerung bringen, damit wäre auch der Kalender erwähnt, das Phänomen Zeit angesprochen.

Sie könnten Klassifizieren üben und beim Sortieren des Bestecks und der Haferl und Schüsseln Gruppen und Untergruppen finden und benennen, das würde den sprachlichen Ausdruck fördern und Sensibilisieren für Systematik . Die Grundfarben könnten eine Grundlage der Klassifizierung oder der Musterbildung sein, der Verwendungszweck, die Größe, das Fassungsvermögen, etc.

Die Kinder könnten Wiegen, Messen und Vergleichen lernen, einfache Diagramme erstellen, dokumentieren durch Posterbasteln, Bilder malen oder Fotoaufnahmen machen zur nachhaltigen Verankerung des Gelernten.

Ein enormer Anspruch an die künftigen Erzieher. Das, was da am grünen Tisch geplant und nun hoffnungsvoll propagiert wird, ist sehr schwer umzusetzen bei Gruppen von 25 Kindern in gemischten Altersstufen von 3 bis 6 Jahren und einem Betreuungsschlüssel von 2 : 25.

@ Zerg
Danke, dass du dich dafür interessierst :). Ist super!
Ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und finde viele wichtige Denkanstöße darin. Das Problem mit der Fallgeschichte ist einfach, dass es eine Klausur im Fach MNE darstellt, in der die Pädagogen ihre Kenntnisse zu Früherziehung im mathematischen Bereich einbringen sollen.
Die Servietten werden natürlich aufgehoben, weil es ökologisch unvertretbar wäre, sie einfach wegzuschmeißen. Somit ergibt sich immer ein Sammelsurium nichtbenutzter Überbleibsel, die in einem pädagogisch Sinn machenden Zusammenhang anders genutzt werden können.
 
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Da kann man doch die Kinder mit einbeziehen beim Aufdecken. Sie werden angeregt, mit den Servietten Reihen und Muster zu legen, sie könnten auch die jahreszeitliche Abfolge der Feste in Erinnerung bringen, damit wäre auch der Kalender erwähnt, das Phänomen Zeit angesprochen.

+

Die Servietten werden natürlich aufgehoben, weil es ökologisch unvertretbar wäre, sie einfach wegzuschmeißen. Somit ergibt sich immer ein Sammelsurium nichtbenutzter Überbleibsel, die in einem pädagogisch Sinn machenden Zusammenhang anders genutzt werden können.

Prinzipiell finde ich es ja gut die Servietten so zu verwenden um die Umwelt zu schonen, allerdings stellt sich mir in diesem Zusammenhang schon die Frage der Hygene.
Wenn die Kinder die Servietten ordnen, Reihen und Muster legen werden sie sie zwangsläufig anfassen, auf dem Tisch herumschieben, in/an dem Mund nehmen, im schlimmsten Fall auch Fallen gelassen. Werden anschließend diese Servietten auch noch für das Essen, z.B. zum säubern des Mundes benutzt, dann frage ich mich schon ob das so geschickt ist ;) .
Deswegen ja auch mein Einwand mit den Teils alten Servietten. Keine Ahnung in welchen Zustand so eine Weihnachtsserviette nach vielen Monaten ist, ob sie evt. etwas Feuchtigkeit abbekommen hat oder z.B. noch die Viren der letzten Grippewelle trägt. Prinzipiell habe ich ja nichts dagegen diese Servietten zu verwenden, nur warum überhaupt erst solange aufheben anstatt sie eben erst einmal aufzubrauchen?

Es geht ja gar nicht an, den brav queuenden Kids einfach nur den Quark auf die Teller zu klatschen und den autoritären Führungsstil rauszukehren. Nein!
?
Das Gegenteil ist doch der Fall. Die normale Situation in einem Kindergarten dürfte doch die sein:
Kinder setzen sich an einen Tisch und anschließend teilt der/die Erzieher/in das Essen aus bzw das Essen steht sowieso schon auf den Tisch und die Kinder setzen sich an ihren Platz. So läuft das doch auch Zuhause ab. Man setzt sich an einem Tisch, das Essen wird verteilt.

Deswegen empfinde ich das nicht als autoritären Führungsstil. Das Chaos ist doch überhaupt erst dadurch enstanden, dass die normale Routine durchbrochen wurde. Ok, ich selbst habe Autoritär in diesem Zusammenhang geschrieben, aber das ist was gemeint war .


Sie könnten Klassifizieren üben und beim Sortieren des Bestecks und der Haferl und Schüsseln Gruppen und Untergruppen finden und benennen, das würde den sprachlichen Ausdruck fördern und Sensibilisieren für Systematik . Die Grundfarben könnten eine Grundlage der Klassifizierung oder der Musterbildung sein, der Verwendungszweck, die Größe, das Fassungsvermögen, etc.
Spricht doch nichts dagegen, aber warum ausgerechnet mit Essen, soetwas kann man doch unabhängig davon durchsspielen, von mir aus mit Wasser oder ähnlichem . Wenn das dann geklappt hat, dann kann man darüber nachdenken auch Essen so zu verteilen, wenn die Kinder also wissen woran sie sind.
 
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ich glaube was hier gemeint wird sind nicht "sozial schwache" sondern "finanziell schwache"
die finanziell starken sind im gegenzug oft die sozial schwachen.


sehr irritierende überschrift. ich dachte erst es ging um kriminelle jugendbanden oder so.
 

FORYOUITERRA

TROLL
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hätte ich gewonnen, wenn ich jedem einzelnen der kinder vorrechnen wie hoch die wahrscheinlichkeit war, aus all diesen möglichkeiten, die er mit den farbigen servietten, unterschiedlichen schüsseln und löffelchen hatte, genau die rausgegriffen hat, die er dann doch nicht haben will? kann sowas noch mathematische frühforderung sein?
 
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Ich mag diesen Begriff "sozial schwach" auch überhaupt nicht, als wäre Reichtum direkt proportional zu Geselligkeit und Umgangsformen oder so etwas...
Was ich aber sehr bedenklich finde und irgendwie nur aus Deutschland kenne ist dieser geringe Stellenwert von Bildung und der teilweise Stolz auf Dummheit, z.B. glaube ich nicht, dass man z.B. im größten Teil von Asien eine Entsprechung für das Wort "Streber" findet, dort ist eine gute Bildung extrem wichtig und allgemein erstrebenswertes Ziel.

@Iatros: Was hat das mit dem Thema zu tun? Oo
ich würde schätzen dass mehr als die hälfte der deutschen proleten sind, locker..

ich weiß nicht, wenn jemand hart arbeitet wird das in dtld eigentlich schon anerkannt, nur viel bildung ist den meisten halt befremdlich weil unbekannt
 
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ich würde schätzen dass mehr als die hälfte der deutschen proleten sind, locker..
Deine Eigenkritik in allen Ehren, aber..

ich weiß nicht, wenn jemand hart arbeitet wird das in dtld eigentlich schon anerkannt, nur viel bildung ist den meisten halt befremdlich weil unbekannt

..das Phänomen der Bildung hat mehr etwas mit der freien Verfügbarkeit zu tun. Während es in Asien geläufig ist, dass die Schulen eine beträchtliche Menge an Geld kosten und die Kinder das auch nicht als etwas sehen, was sie in den Arsch geschoben bekommen, ist es bei uns eben ein frei verfügbares Gut.

Freie Verfügbarkeit geht eben auch immer mit anderer Werteinstellung gegenüber jenem Gegenstand mitein.
 
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Ich bin in einer Hartz 4 aufgewachsen und habe inzwischen einen Doktortitel. Meine Familie ist alles andere als bildungsfern, bloss nicht vermögend und die Eltern waren nie in der Lage zu arbeiten. Man muss auch sagen, dass es für eine Person fast unmöglich ist so viel zu verdienen wie eine "Bedarfsgemeinschaft" braucht, denn da muss man schon mehr als 2000 Eur/Monat verdienen damit man von Hartz 4 abspringen kann. Und da beide Elternteile gesundheitliche Probleme hatten und generell keine volle Stelle ausgehalten hätten, war es einfach unmöglich so viel zu verdienen.

Der Staat hat mir zum Glück alles ermöglicht: in der Schule bekam ich die Lehrbücher oder Klassenfahrten stets bezahlt. Später bekam ich Bafög. Am schwierigsten ist die soziale Ausgrenzung: die meisten Kinder aus bürgerlichen Familien kommen dich ungerne in einem Ghetto besuchen. Genauso war es als 80% der Schulklasse ein Auto zum 18. Geburtstag bekamen und die anderen zumindest das Fahrzeug der Eltern ab und zu fahren durften. Meine Eltern hingegen haben niemals eins gehabt. Heutzutage kann ich mir gut vorstellen, dass all die i-Gadgets, Notebooks etc. eine große Rolle spielen. Meine Eltern mussten für einen PC immer ein Jahr sparen und nach 2-3 Jahren musste er erneuert werden...

Die meisten anderen Freunde aus ähnlichen Verhältnissen haben deshalb oft vom großen Geld geträumt und deswegen so früh wie möglich aufgehört zu lernen, um arbeiten zu können, aber eben nicht weil sie zu dumm für die Schule waren. Ist ja auch kein Wunder, ich bin kein einziges Mal sitzen geblieben und habe schnell studiert und bekam mein erstes ordentliches Gehalt erst mit 28. In dieser kapitalistischen Gesellschaft ist es schwierig einen solchen Weg einzuschlagen, wenn man keinen Papi mit dickem Geldbeutel hinter sich stehen hat. Alle die hier abwertend über Hartz-4-Kinder reden, sollten zunächst überlegen wie weit sie es geschafft hätten, wenn die Eltern sie finanziell nicht unterstützt hätten.
 
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