ich beziehe mich jetzt mal nicht auf einzelne posts. ich müßte mich sowieso die ganze zeit nur wiederholen. fangen wir nochmal ganz von vorne an.
zur debatte stand die aussage, dass man ohne sexuellen trieb sowieso schon verloren hat, da man sich nicht fortpflanzt. fakt ist aber, dass der mensch selbst ohne den trieb weiß, dass er sexuellen kontakt (oder mittlerweile auch künstliche befruchtung) haben muss, damit es zu nachwuchs kommt. der trieb ist also nicht mehr entscheidend dafür, wer seine gene weitergibt und wer nicht.
denn der mensch kann mit seinem verstand darüber entscheiden, ob und wann er nachwuchs bekommen möchte. das gilt sowohl für die menschen, die ihrem sexualtrieb nachkommen -> diese müssen nicht mehr zwangsläufig nachwuchs bekommen (verhütung, abtreibung); als auch für die menschen, die keinen oder nur geringen sexualtrieb haben oder zb homosexuell sind -> diese können trotzdem nachwuchs bekommen (gezielter sex, um nachwuchs zu zeugen; künstliche befruchtung). der sexualtrieb ist also nicht mehr dafür verantwortlich, wer für nachwuchs sorgt.
weiter ging es dann mit der theorie: ausgegangen davon, dass der sinn des sexualtriebs die arterhaltung ist - nimmt der mensch dem sexualtrieb schon heute seinen zweck. denn dem ausleben des sexualtriebs folgt nicht die eigentlich vorgesehene konsequenz (nachwuchs). deshalb steht die frage im raum, ob der sexualtrieb in zukunft überhaupt erhalten bleibt. es geht hierbei um den trieb. die tatsache, dass es zum nachwuchszeugen eine eizelle und ein spermium braucht und diese entweder durch sexuelle vereinigung oder künstliche befruchtung zusammengebracht werden müssen, ist dem menschen bekannt (klonen schließe ich jetzt mal vom thema aus). er müßte also rein theoretisch – im gegensatz zum tier – nicht mehr durch einen trieb dazu gezwungen werden.
die nächste frage war: was würde passieren, wenn der sexualtrieb tatsächlich verebbt? entweder gänzlich oder teilweise (zwang verschwindet, aber lust und spaß bleiben erhalten).
fangen wir mit dem szenario an, in dem der sexualtrieb als ganzes verebbt. der mensch weiß, dass er eizelle und spermium zusammenbringen muss, wenn er nachwuchs haben möchte. demnach kommt es dann entweder zum sexuellen akt oder man nutzt die künstliche befruchtung, wenn man kinder haben möchte (nur dann! -> effizienz). der kinderwunsch (lebensinhalt; einen teil von sich selbst der nachwelt erhalten; sich besser als andere finden und was „gutes“ für die zukunft beisteuern wollen etc.) kann unabhängig vom sexualtrieb bestehen.
es könnte auch sein, dass der sexualtrieb nur teilweise verschwindet. dass der mensch in der lage ist mit seinem verstand zu entscheiden, ob er sex haben möchte oder nicht; dass aber der spaß bzw die belohnung für den akt ansich erhalten bleibt. dh so wie man heute dinge tut, die einem spaß machen, könnte in zukunft der sex auch zu einer art hobby werden, dem man nachkommen kann, aber nicht muss.
und die nächste frage wäre: warum sollte der sexualtrieb überhaupt verschwinden? wie oben genannt hat er seinen zweck verloren, indem der mensch mit hilfe des verstandes die konsequenz (nachwuchs) selbst steuert und nicht mehr durch den trieb steuern läßt. wenn man davon ausgeht, dass der mensch sich verstandstechnisch weiter entwickelt, würden ihm „sinnfreie“ triebe hierbei im wege stehen. sowohl die mit dem sexualtrieb „verschwendete“ zeit als auch die „verschwendete“ körperliche und geistige kapazität könnte beim menschen der zukunft für wichtigere dinge (insgesamt für das vorankommen der menschheit und der weiterentwicklung des verstandes) genutzt werden. warum sollte also etwas sinnfreies erhalten bleiben, was den mensch in seiner entwicklung einschränkt?
soweit die theorie.
ob die gesellschaft im falle des verebbens des sexualtriebs in der lage ist sich so zu entwickeln, dass für genug nachwuchs gesorgt wird; ob der körper in der lage ist, sich mit der zeit den gegebenheiten anzupassen (spermienproduktion auf abruf?!) etc. das weiß man nicht. und spekulationen darüber würden wohl zu weit gehen (ich kann natürlich auch noch auf diese posts eingehen; sehe das allerdings als unabhängig von oben genannter theorie). niemand weiß, was die zukunft anatomisch, gesellschaftlich und wissenschaftlich bringt.
ich wollte nur eine theorie ansprechen, weil ich den leuten, die meinen „das ist wegen der evolution so und wird auch immer so bleiben!“, mal einen anderen blickwinkel aufzeigen wollte. leider habe ich das gefühl, dass genau diese leute in keinster weise dazu bereit sind, sich überhaupt mit dem thema zu befassen (wahrscheinlich mit keinem thema, indem ihre eigene sichtweise in frage gestellt wird). immerhin schön zu sehen, dass sich doch einige an der diskussion beteiligt haben
