FB selbst hat da sicherlich nichts mit zu tun, aber das Internet als ganzes schon.
Das Problem ist doch, dass man, wenn man im Internet unterwegs ist, sich immernoch in seiner gewohnten Umgebung befindet. Das vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und Unangreifbarkeit.
Das gleiche gilt übrigens fürs Autofahren. Die kleinsten Schisser haben eine große Fresse, wenn sie im auto sitzen, fahren aggressiv (drängeln, unterschreiten sicherheitsabstände etc.) und zeigen ständig den stinkefinger. Liegt ebenso an der gewohnten Umgebung und der dadurch vermittelten trügerischen sicherheit.
der zweite punkt ist doch, dass schreiben und sagen zwei verschiedene sachen sind: "Ich fick dir heute nach deine Fotze wund", oder: "Du Wichser, wenn ich dich das nächste mal sehe schlag ich dir die Fresse ein", sind natürlich viel einfacher gemailt oder gesimst, als persönlich ins gesicht gesagt (wobei ich sowas weder simse, noch persönlich sage, ist klar
). Darunter fallen hier ja auch die Briefe.
Der dritte Punkt ist, dass geschriebenes nur das enthält, was wirklich geschrieben steht, im gegensatz zu persönlich gesagtem, wo noch informationen wie Tonfall, Gestik, Mimik etc. als Informationen zur Verfügung stehen. Ich kann zu jemandem z.B.: "Du arme Sau, du hast ja überhaupt keine Kohle", sagen: freundlich mein Mitleid ausdrückend oder auch arrogant und überheblich, je nachdem. Im Internet können sich auf grund dieser fehlenden Informationen, Intentionen oder Inhalte ändern.
Der letzte Punkt ist das Vorspiegeln trügerischer Sicherheit durch (vermeintliche) Anonymität, was natürlich auch Hemmschwellen abbauen kann, hier aber nicht relevant, da Täter und Opfer sich kannten.
Da diese Probleme sich auf alle geschriebenen Sachen auswirken, hat es natürlich keinen Sinn das Internet oder soziale Netzwerke auf die Anklagebank zu setzen. Aber die Internet-Community kanns auch nicht einfach von sich wegschieben und sagen: "das interessiert uns nicht."
Was mich auch ein wenig bestürzt, ist die Tatsache, dass das Verfahren öffentlich verhandelt wird. Ich meine, bist erst 14 Jahre alt, kein Plan vom Leben, hast grad eine abgestochen und realisierst grad, was du überhaupt getan hast und dann darfst du darüber vor versammelter Mannschaft aller Interessierter (Pressevertreter, Familie des Opfers, Nachbarn etc.) dein inneres nach außen kehren? Wie krass ist das denn?
Ich hoffe mal, in Holland ist das so geregelt, dass die Befragung des Jungen außerhalb nur vom Richter und den Anwälten durchgeführt wird und entweder live ins Gericht übertragen wird oder später ein Mitschnitt vorgeführt wird.