Original geschrieben von Strandläufer aus dem Spiegel Online Forum
Ich hab mir mal ein paar Passagen des lustigen Malzahn-Artikels über die bösen Deutschen, arme Amis herausgegriffen, weil man so schön sehen kann, wie einer hechelt, wenn sein Herrchen die Dose öffnet:
"Die Deutschen haben im Laufe ihrer jüngeren Geschichte schon an vieles geglaubt.... Sie glaubten an Mülltrennung und Billigflüge, an Telekom-Aktien und den Fußball-WM-Sieg...."
... aber nicht an die Massenvernichtungswaffen im Irak. Jedenfalls nicht alle Deutschen. Manche schon. Angie Merkel etwa. Oder Herr Malzahn. Der glaubt vermutlich heute noch daran.
"Im Moment glauben sie, dass die USA für den Weltfrieden gefährlicher sind als Iran. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern". Besonders die jungen Deutschen - 57 Prozent der 18- bis 29-Jährigen - erklärten, sie hielten die USA für bedrohlicher als das religiöse Regime in Iran. Das Ergebnis kommt keineswegs überraschend."
Nö. Der Iran hat keine Atomwaffen. Die USA schon. Nur ein paar, so hört man, aber immerhin. Religiös ist das Regime der USA natürlich nicht, na ja, jedenfalls nicht soooo, wenn auch ziemlich.... aber das führt hier zu weit. Jedenfalls finden auch immer mehr Iraker, vor allem junge, dass ein Saddam allemal besser war als die Amis. Und die Iraker wissen, wovon sie reden. Und natürlich haben sie es so nicht gesagt, aber Umfragen sind nunmal Umfragen, und die legt eben jeder so aus, wie er will. Deshalb werden angeblich auch "die USA" als gefährlicher empfunden als "die Mullahs". Obwohl ja vielleicht "der Bush und der Cheney" als gefährlicher empfunden werden und nicht gleich das ganze Land. Aber wir wollen keine Haare spalten. Das überlassen wir den Malzahns.
"Antiamerikanismus ist das Wundermittel der deutschen Politik. Wenn Dir keiner mehr was glaubt - hau einfach auf die Amis drauf..."
Ist "Antiamerikanismus" nicht eher ein Wundermittel amerikanischer Politik? Wenn dir keiner mehr was glaubt, rufe einfach das Zauberwort - und schon schweigen alle still. Und natürlich für solche Deutschen, denen bei der amerikanischen Politik nichts Gutes mehr einfällt und die deshalb Parolen statt Argumente schreien. Das gilt auch für schlechte Journalisten, nebenbei bemerkt, und mindestens einer davon arbeitet beim Spiegel.
"Höchste Zeit für eine neue Runde Re-Education. Die letzte hat nicht gereicht."
Der Spruch gefällt mir am besten. Genau, die letzte hat nicht gereicht. Wir glauben doch tatsächlich noch immer nicht, dass die Amis sich alles erlauben dürfen. Wir wollen doch tatsächlich immer noch nie wieder Krieg. Und eine neuerliche Re-Education vom großen Meister der Propaganda himself würde uns doch sicher erklären, was es nun genau mit dem Irakkrieg auf sich hatte. Und warum wir Bush (oder ganz aktuell: Blair) auch nur ein Wort glauben sollen.
"Aber wir Deutschen wissen nur, was wir glauben."
Na ja, es könnte aber auch genau umgekehrt sein. Es fällt jedenfalls nicht schwer, dafür Indizien zu finden. Vor allem aber: Wir glauben einem, der schon einmal (oder gar wiederholt) gelogen hat, nicht mehr. Ob der nun Achmadinedschad heißt oder Bush oder - nee, den verkneif ich mir jetzt. Weil es bei der ganzen Geschichte aber um Öl geht, um viel Öl (wie man selbst beim Spiegel ja durchaus weiß), dürfte die Frage, von wem Gefahr ausgeht, längst geklärt sein. Mal abgesehen von der Tatsache, dass auch Nordkorea mal gaaaanz gefährlich war, aber seit sie die Bombe haben, werden sie getätschelt von unseren wackeren Amis. Auch Pakistan hat diese Erfahrung gemacht. Kein Wunder, dass auch die Mullahs davon träumen.....
Aber von all dem ahnt Herr Malzahn nichts. Er träumt nämlich auch. Im Traum trägt er einen Cowboyhut und einen Colt. Er reitet ein Pferd und die Leute fürchten sich vor ihm, wenn er in den Saloon tritt. Er kennt den Wilden Westen halt auch nur von Karl May.
Gute Nacht!