Hatte gerade eine längere Diskussion darüber, würde gerne eure Meinung hören.
Imho ist der Begriff/die Ausrichtung inkonsequent.
Ich wollte von euch natürlich wissen, ob die entsprechende Haltung kosequent ist.Linksliberal ist für mich in etwa bedeutungsgleich mit sozialliberal.
Und ob der Begriff Sinn ergibt?
Natürlich ergibt er Sinn.
Ich kann ihn ja verstehen, weiß zu unterscheiden, was darunter zählt und was nicht. Und darauf kommt es an.
Ob ich finde, dass die entsprechende Einstellung widersprüchlich ist, ist doch egal. Das ändert nichts daran, dass ich weiß, was der Begriff meint.
Ich halte den Begriff außerdem sogar für sinnvoll, weil es viele Menschen gibt, die man mit ihm belegen kann oder die sich selbst so bezeichnen. Er ist für politische Diskussionen also durchaus nützlich.
Ja, so ergibt es an Hand des Diagramms Sinn, auch wenn das Szenario seltsam anmutet.Eine "linksliberale Gesellschaft" wäre also im Grunde eine kapitalistische Gesellschaft (der einzelne wird wirtschaftlich in Ruhe gelassen) die davon überzeugt ist, dass sie ihre wirtschaftliche Produktion der Gesellschaft spenden.
Es gibt 8 verschiedene politische Ausrichtungen (plus die "Mitte") im zweidimensionalen. Auf der horizontalen Achse wird die Einfluss des Staates auf das Individuum im wirtschaftlichen Bereich angezeigt (Kapitalismus - Kommunismus) und auf der vertikalen Achse im persönlichen Bereich angezeigt (Anarchie - Polizeistaat).
Das hängt von deinem Axiomensystem und davon ab, wie strikt du Konsequenz forderst.Ich wollte von euch natürlich wissen, ob die entsprechende Haltung kosequent ist.
Dass eine kommunistische Anarchie unmöglich und ein direkter Widerspruch ist ist wohl offensichtlich.
Für meine Begriffe macht es keinen Sinn. Vorallem der Kontext, in dem der Begriff 'liberal' heutzutage im angloamerikanischen Raum benutzt wird. Hayek hat diese schleichende Okkupation der Sprache ganz gut in 'Der Weg zur Knechtschaft' beschrieben.
Vielleicht kram ich das Buch nacher mal vor und fang an zu zitieren.
Ein lustiges Beispiel aus dieser Ecke: als meine chinesische Freundin gestern den Zeitungsartikel über die Positionen der Linkspartei NRW gelesen hat, rief sie wörtlich, "Man, was sind das denn für blöde Arschlöcher!?" Als ich ihr erklärte, dass man zwischen blöden Arschlöcher unterscheiden müsste und diese nun in die blöde-Arschlöcher-Kategorie "Kommunisten" gehören, widersprach sie mir; immerhin kommt sie aus der Volksrepublik und weiß, was Kommunismus ist. Die NRW-Linkspartei mit Forderungen a la Abschaffung des Verfassungsschutzes etc gehört ihrer Meinung nach jedenfalls nicht in das Repertoire kommunistischer Gesinnung.
Aber Scorn: Claws Definition ist eben NICHT sinnig, weil er vermeintlich klare Definitionen vorgibt, ohne die verschiedenen Verwendungen der Begriffe im Kontext zu erklären. Er ist eine lahme Momentaufnahme, die noch dazu mit einem libertären Dichotomiepaar arbeitet.
Natürlich kann man aus der Tabelle ableiten, ob es soetwas wie linksliberal geben kann. Ob dies aber den verschiedenen historischen Gegebenheiten oder auch liberalen Auslegungen gerecht wird, ist höchst fragwürdig. Kurz: jedes Modell gibt Antworten (ja/nein), ob die Antwort sinnvoll ist entscheidet aber nicht das Modell.
Aber wenn sich jemand inhaltlich als "linksliberale" bezeichnet und seine Position wirkungsmächtig wird. Ist sie erstmal eine ernstzunehmende und aussagekräfte Ideologie/Position, die die Welt verändert.
Ich will hier doch gerade NICHT die Begriffe demontieren, sondern sie in ihrer Vielfalt aber auch kontextuellen Klarheit erfassen. Was ich nicht will ist eine ideologische Diskussion in der wieder einer Behauptet: ich kenn den echten Begriff von Liberalismus, weil er meiner ist oder weil ich so ne schöne Moraltheorie hab.
Was du mit "historische Gegebenheiten" lassen sich zerbasteln meinst, bleibt mir schleierhaft.
Ich habe den Kontext angefügt um den Prozess der Veränderung einer Ideologie nicht als "Inkonsequenz" zu erklären, sondern als elementaren Bestandteil jeder Ideologie. Sie wäre nämlich ohne eine Anpassung zur Bedeutungslosigkeit verurteilt (der Parteikommunismus in der westlichen Welt ist wohl das beste Beispiel, für die BRD: MLPD/DKP). Alles andere führt zum klassischen Streit der Orthodoxie, der keine Frage von "Wahrheit" und "Theorie" ist, sondern von Macht.
Phänomene wie "links", "liberale" existieren (ebenfalls) in der politischen Auseinandersetzung und nicht (nur) in der Theorie.
Die politische Linke versucht die herkömmliche, meist als reaktionär oder konservativ verstandene Politik, die am Rückschritt auf ehemalige (reaktionäre) oder Erhalt der bestehenden (konservativen) Staats- und Gesellschaftsstrukturen ausgerichtet ist, zu überwinden. Dem setzt sie eine progressive, das heißt als fortschrittlich verstandene Politik entgegen, die durch Reformen des Bestehenden, nicht selten auch durch revolutionäre Aktivitäten neue soziale, ökonomische und politische Verhältnisse zum Vorteil der eher unterprivilegierten Bevölkerungsschichten durchzusetzen versucht.
Während die politische Linke sich oft nach emanzipatorischen Prinzipien definiert, legen Konservative Wert auf Sicherheit. Dies äußert sich in westlichen Ländern zum Beispiel oftmals darin, dass Konservative dem Militär und den Polizeikräften mehr Ressourcen zukommen lassen wollen. Auch bei der Familienpolitik bevorzugen Konservative eher lang erprobte Rollenbilder, während Linke dem Individuum mehr Raum einräumen. Insbesondere in sozialistischen und postkommunistischen Ländern können die Rollen diesbezüglich aber auch vertauscht sein.
Manche meinen rinks und lechts kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum!
Und der Post von Kuma ist mit Abstand der beste.
Ich hätte auch gern die Zeit um über SOWAS zu diskutieren. Natürlich würde ich sie dann besser nutzen.
Sehr gut argumentiert: "Du bist gar nicht mehr aktuell".An meine beiden Vorredner, ihr redet schlichten Unsinn.
Das Bürgergeld ist nur eine Möglichkeit weiter bei der Sozialhilfe einzusparen, was soll daran "linksliberal" sein?
Hitman empfehle ich mal klassische Liberale wie z.B. John Stuart Mill wirklich zu lesen, in seiner Autobiographie z.B. spricht er gerne vom Problem der "wage slavery" und dem großen Problem von Armut in der Gesellschaft.
Auch Adam Smith's Position kann man schwer einfach mit "jeder handelt nach egoistischen Motiven und dann geht's allen prima" übersetzt werden wie man dies oft sowohl in Lehrbüchern als auch in den Zeitungen liest, tatsächlich findet man sowohl in "Wealth of Nations" als auch besonders in seiner Schrift zur Ethik "A Theory of Moral Sentiments" Äußerungen die diesem sehr diametral gegenüber stehen.
Die libertäre Doktrin ist in Anlehnung auf John Locke in den 70ern durch Personen wie Robert Nozick entstanden, spielt bei der heutigen Debatte aber nur noch eine Nebenrolle. Wirklich diskutiert werden heute eher die Ansätze des Vertragsliberalismus von Rawls und der Diskursethik von Habermas.