Mir geht gerade durch den Kopf, dass ich tatsächlich völlig naiv und unreflektiert in meine erste Schwangerschaft gestolpert bin. Ich war ganz einfach plötzlich schwanger.
Ich kann mich nicht erinnern, mir jemals vorher darüber Gedanken gemacht zu haben, wie das mit einem Baby wäre und ob ich es schaffen würde, sowohl Beruf, wie auch Kindererziehung unter einen Hut zu bringen. Nein. Hab ich definitiv nicht überlegt.
Ich hab mich mit Lernen eingedeckt, den Kopf buchstäblich in den Büchern versteckt und alle anderen Gedanken ausgeblendet. Es war ja lang hin bis zum Termin und wichtig war nur, dass da ein Bettchen stand und Kinderkleidung, Milchpulver und Windeln. Ich glaube, ich habe echt gedacht, das Kleine wird so nebenbei groß. Ich hab ja die Babies immer nur brav in den Wagerl liegen sehen, wenn ich beim Einkaufen mal eine Mutter traf.
Als es dann eng wurde und die Wehen kamen, bin ich in die Klinik gegangen mit so einem Gefühl wie vor dem Sprung vom 5 Meter Turm im Freibad, wenn hinter dir lauter Leute drängeln und lästern und du nicht mehr umdrehen kannst.
Die Geburt war nicht schlimm. Retrospektiv

Und dann lag da das wirklich allerniedlichste winzig kleine Baby in meinen Armen. Wahnsinn!

Alles was danach passierte, das kann man sich vorher gar nicht ausmalen. Irgendwie bin ich froh, dass ich da so langsam reingewachsen bin.
Die vielen ruhigen und glücklichen Stunden beim Wickeln, Stillen und Spazierengehen, aber auch so viele Nächte der kompletten Erschöpfung, weil manchmal das Baby stundenlang schrie. Staubsaugen und Kochen mit Kind auf der Hüfte, vormittags um 10, wenn der Postbote kam, war ich noch noch im Jogginganzug…. Ständige Unterbrechungen beim Lernen durch Waschen, Bügeln und Kochen, oder weil das Baby beschmust, geschaukelt oder gefüttert werden musste, während sein Papa an seiner Karriere bastelte und unser Essen, unsere Kleidung und die Miete verdiente.
Erst nach einem halben Jahr wurde mir klar, dass mein Kind nicht einfach so im Kinderwagen oder Laufställchen in einer Warteraumecke der Universitätspoliklinik sitzen und von alleine groß werden würde…. dass ich mich dazu Aufraffen musste eine Kinderfrau zu suchen, die Oma einzuspannen, mein Leben zu organisieren und mir zu überlegen, was ich eigentlich eines Tages mit meinem akademischen Abschluss „Familienfreundliches und Lukratives“ anfangen kann.
Und dann war mir klar, wer plötzlich Priorität im meinem Leben hatte. Absolute Priorität.
Und das ist gut so, auch wenn das bedeutet hat, auf eine sichere zugesagte Assistenzarztstelle an der Uniklinik verzichten zu müssen und sich stattdessen in einer medizinischen Nische einzurichten.
Ich finde es bewundernswert, wie viele von euch Männern sich hier Gedanken über ihre Zukunft als potentielle Väter machen und welche Bedenken und Sorgen euch durch den Kopf gehen. Glaubt ihr denn wirklich, die Mädels heutzutage hätten primär ihre Karriere im Sinn?
Da liegt ihr echt falsch. Egal was ihr denkt, - der größte Zukunftstraum fast aller jungen Frauen ist es doch immer noch, die große Liebe zu finden und eine glückliche Familie zu haben. Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis nur eine, die freiwillig auf Kinder verzichten will. Nicht aber auf einen Mann. Und die, welche Kinder haben, wollen am liebsten auch nur halbtags arbeiten, bis die Kinder ganztags in die Schule gehen, um Zeit für die Erziehung der Kleinen zu haben.
Letztendlich ist es wichtig, als Frau einen Berufsabschluss haben, um nach einer Babypause oder Kindererziehungszeit den Wiedereinstieg in den Beruf zu schaffen, sonst fällt einem die Decke auf den Kopf, wenn die Kinder mal groß sind und das Empty Nest Syndrom die Mütter überfällt. Außerdem ist es wirklich für das Selbstwertgefühl einer Frau ungeheuer wichtig, was dazu zu verdienen….und nicht immer Rechenschaft darüber abgeben zu müssen, wenn man mal wieder ein Paar absolut umwerfende Schuhe gekauft hat.
Tut mir Leid, wenn ich euch gelangweilt habe.