Einstellung zu Arbeitgeberwechseln

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Mittlerweile habe ich ja selbst keine große Lust mehr auf Ortswechsel -- mit 40 und 2 Kindern ist man langsam ortsgebunden (zumindest ab Schule dann).

Früher aber war ich extrem flexibel, und fand das völlig normal. Also die Bereitschaft, in eine andere Stadt oder auch ein anderes Land zu ziehen.

Warum bringe ich das auf?

Ich habe mich mal wieder mit meinem Mentee getroffen (Arbeiterkind.de), ein smarter Informatiker. Der ist jetzt etwas über 4 Jahre bei seiner Firma. Hat den ersten Schritt, den er dort machen wollte, auch gemacht (Schritt von Database Admin zu BI). Ich glaube, es wäre für ihn jetzt total sinnvoll, sich umzuschauen. Allein, um seinen Marktwert zu testen, und auch weil ich denke dass er vermutlich easy 20% durch den Wechsel mehr bekommen kann und gleichzeitig noch weiter in die Richtung gehen, in die er möchte.

Er findet das auch nachvollziehbar, und wird vermutlich jetzt auch mal ein bisschen recherchieren, und wenn ich ihn anstupse auch seinen CV updaten.

Aber so richtig motiviert ist er dazu gefühlt nicht. Dabei redet er nicht super positiv von seinem Team/Arbeitsumgebung. Teils nervige stakeholder, Politik, kaum Arbeitskollegen im gleichen Alter etc

Und das ist kein Einzelfall -- einige alte Bekannte haben das gleiche Muster und sind ohne richtig guten Grund seit dem Studium beim gleichen Arbeitgeber.

Die Frage: Warum sind so viele Deutsche so immobil, selbst wenn sie noch keine Familie haben und single sind?

Muss ja nicht einmal direkt Ausland oder sogar eine andere Stadt sein. Oder kündigen. Selbst das in der gleichen Stadt mal umgebauten fällt anscheinend vielen schwer.

Was ist da eure Erfahrung? Ist das einfach Bequemlichkeit, oder Sicherheitsbedürfnis? Wie habt ihr das in jüngeren Jahren, oder auch jetzt, gehandhabt?
 
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bin jetzt bei meinem sechsten oder siebten Arbeitgeber im IT Bereich.
Ich bin immer wechselwillig
Liegt vielleicht daran dass ich noch nie Existenzängste hatte, ich kündige einfach wenn mir irgendwas nicht passt (und irgendwas ist ja immer ^^) und finde auch immer was neues (bis jetzt auch immer nen upgrade zum vorherigen Job, habe es nie bereut zu kündigen).

Jetzt bin ich allerdings auch schon fast 40 und mag meinen aktuellen Job sehr. Alles passt: Aufagben, Freiheiten -> Home Office, Kollegen. Glaube hier bleibe ich erstmal etwas. ;)
 
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Manch einer ist sich auch bewusst, dass das Gras auf der anderen Seite vielleicht nicht wirklich grüner ist.

Nur weil man bei seinem aktuellen Arbeitgeber manches auszusetzen hat, heißt das noch lange nicht, dass beim nächsten Arbeitgeber alles super ist. Vielleicht sind es dann andere Punkte, aber die Chance das auch da was doof ist, ist eben hoch genug. Wenn es ganz fies läuft ist es dort sogar schlechter.

Wenn man nicht zufällig schon wen beim potentiellen neuen Arbeitgeber kennt (möglichst in einem sehr ähnlichen Bereich), ist es relativ schwer nützliche Informationen zu kriegen für solche Fragen. Gibt zwar Auszeichnungen und so Zeug, aber wenn nahezu jeder Arbeitgeber irgendeine Auszeichnung hat, stellt man sich ja irgendwie auch die Frage ob die wirklich etwas aussagen.
 
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Manch einer ist sich auch bewusst, dass das Gras auf der anderen Seite vielleicht nicht wirklich grüner ist.

Nur weil man bei seinem aktuellen Arbeitgeber manches auszusetzen hat, heißt das noch lange nicht, dass beim nächsten Arbeitgeber alles super ist.
Das kann natürlich sein. Aber dann könnte man sich ja auch einfach sorgfältiger umschauen und eine höhere Messlatte anlegen für einen Wechsel.

Bspw mind +XX% Gehalt und ein gutes Gefühl und mit 1-2 Mitarbeitern direkt gesprochen für Infos.
Vielleichtht sind es dann andere Punkte, aber die Chance das auch da was doof ist, ist eben hoch genug. Wenn es ganz fies läuft ist es dort sogar schlechter.

Wenn man nicht zufällig schon wen beim potentiellen neuen Arbeitgeber kennt (möglichst in einem sehr ähnlichen Bereich), ist es relativ schwer nützliche Informationen zu kriegen für solche Fragen
Stimmt. Aber viele versuchen ja noch nicht einmal, diese Infos zu bekommen. Zumindest meiner Erfahrung nach. Es wirkt auf mich also wie so ein hypothetischen Schreckgespenst, welches man gar nicht enttarnen möchte.


@tzui: ich war zwar nicht so wechselwillig wie du, aber kudos für die Konsequenz :)
 

parats'

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Man sollte immer seine Fühler ausstrecken um seinen Marktwert zu kennen. Ich habe erst einen AG Wechsel hinter mir, würde stand jetzt aber nicht weiter wechseln, da ich meiner Einschätzung nach über Marktwert verdiene und dazu eigentlich alle Freiheiten habe, die ich brauche.
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Mittlerweile habe ich ja selbst keine große Lust mehr auf Ortswechsel -- mit 40 und 2 Kindern ist man langsam ortsgebunden (zumindest ab Schule dann).

Früher aber war ich extrem flexibel, und fand das völlig normal. Also die Bereitschaft, in eine andere Stadt oder auch ein anderes Land zu ziehen.

Hatte ich ehrlichgesagt noch nie. Ich denke nicht, dass ich jemals dauerhaft aus Hamburg oder zumindest dem Norden wegziehen könnte - maximal sowas wie ein Ferienhaus, wo man ein paar Monate im Jahr verbringt.

Vor allem aber nicht jobbedingt. Man kriegt ja durch den Mangel in bestimmten Sparten aktuell sehr viele Headhunterangebote und tatsächlich waren die finanziell interessantesten für London und Zürich. In Zürich hätte ich mein Nettogehalt fast verdoppeln können (aber kA was das mit den Lebenshaltungskosten verrechnet dann wieder an reinem Plus ergibt), aber ich hab darüber nicht mal ernsthaft nachgedacht.

Hier sind fast alle meine Freunde, ich habe schlichtweg keine Lust neue kennenzulernen und schon gar nicht irgendwo von Null anzufangen. Dazu weiß man ja, wie es so ist, wenn man viel arbeitet. Man lernt die Menschen in der Arbeit kennen und sonst halt kaum, weil man kein Student mehr ist, der ständig überall neue Menschen trifft. Und wenn die Leute im Büro nicht passen, sitzt man da. Geht nem guten Freund so, der für einen vermeintlichen Traumjob nach München gezogen ist. Im Endeffekt hat er auch nach 2 Jahren nicht wirklich Anschluss gefunden und zieht jetzt zurück.

Ab einem bestimmten Alter kann man langgewachsene soziale Bindungen auch einfach nicht mehr substituieren. Ein "neuer" Freund könnte mE niemals die persönliche Beziehung zu den Leuten ersetzen, die ich seit 10 oder 20 Jahren kenne, mit denen ich zum Teil jahrelang Küche und Bad geteilt habe usw. und mit denen ich mich nach wie vor wöchentlich treffe.

Dazu kommt Familie, Eltern, Neffen, Nichten, Geschwister usw. auch das wird bei einer weiteren räumlichen Trennung noch schwieriger als es jetzt schon ist.


Wenn es nur um einen Arbeitgeberwechsel am selben Wohnort geht, bin ich grundsätzlich dafür offen und denke auch ziemlich sicher, dass ich nicht mein ganzes Leben beim selben AG bleibe, auch wenn ich hier mit Promotionszeit und Referendariat und nun als Anwalt auch schon bald 7 Jahre bin.
Aber ich bin mit meinem Job auch schon sehr zufrieden. Wenn ich mir ansehe, was andere Leute in meiner Branche für Chefs haben und wieviel sie schufften müssen für das gleiche Gehalt, kann ich es eigentlich kaum besser erwischen, wenn ich mich nicht massiv verschlechtern will. Insbesondere würde mich eine Gehaltssteigerung eher nicht mehr locken (zumindest nicht in dem Rahmen, den man realistisch erwarten könnte). Eher würde ich schon lieber weniger arbeiten, aber ich würde auf keinen Fall weniger verdienen wollen und das ist schwer in der Kombi.
 
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GeckoVOD

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Von welcher Persona gehst du da aus?
Generell ist Arbeit nicht der Lebensinhalt, auch wenn es sinnstiftend ist. Der komplette Bewerbungsprozess ist häufig streckenweise entwürdigend, teilweise sehr intensiv, wenn man es richtig machen will. Auf der einen Seite dieser Gesprächbullshit mit den immer gleichen "kreativen" Fragen, andererseits der CV-Bingo in acht Ausformulierungen, damit das jedes Shit-Portal des Arbeitgebers nimmt. Und dann noch die Recherche, sowie die Hürde nicht gleich jeden Dreck zu nehmen, nur weil die Scheiße mit Glitter kaschiert wurde.
Wer darauf überhaupt keinen Bock hat, den verstehe ich. Für mich müsste der Leidensdruck hoch sein, damit ich den Aufwand freiwillig angehe.
Wegziehen für Arbeit käme auch kaum in Frage, da eben Arbeit <> Lebensinhalt und mein Leben hier ist. Bisher zeichnete sich der Leidensdruck aus durch:
- komplett langweilige Arbeit + Pendelzeit + Bürokratie + Umgangston
- Befristung + anlaufende Insolvenz + Mitarbeiterumgang (gibt noch ein LSZ-Topic dazu) -> unter aller Sau
- befristetes Projekt + Umgang und Rahmen unter aller Sau

On Top kommen noch Btahs Anmerkungen: Irgendwas ist immer und irgendwo ist es immer besser. Könnte sicher auch mehr verdienen, wenn ich mehr drone, oder weiter pendle oder, oder, oder... Aktuell bin ich zufrieden und hoffe es bleibt so.
 
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@tzui: ich war zwar nicht so wechselwillig wie du, aber kudos für die Konsequenz :)

naja Kudos, objektiv hat das natürlich nicht so die tollen Gründe:

Das sind vor allem psychologische Ursachen, ich möchte einfach nie in ein Abhängigskeitsverhältnis geraten.

Ich möchte immer über mich selbst bestimmen, ich will nie von der Gnade des Arbeitgebers abhängig sein, deswegen will ich z.B. auch keine Familie. Das bedeutet für mich automatisch dass du auf deinen Job angewiesen bist.

Wenn mir irgendwas nicht passt, oder der AG mir "dumm kommt", will ich sagen können, tja dann fick dich halt, ohne das es weh tut :)
Das bedeute natürlich auch dass der AG sich nie 100% auf mich verlassen kann.

Achso und ich möchte natürlich auch immer über meinem persönlichen Marktwert verdienen, sonst würde ich mich ausgenutzt fühlen ^^


Von welcher Persona gehst du da aus?
Generell ist Arbeit nicht der Lebensinhalt, auch wenn es sinnstiftend ist. Der komplette Bewerbungsprozess ist häufig streckenweise entwürdigend, teilweise sehr intensiv, wenn man es richtig machen will. Auf der einen Seite dieser Gesprächbullshit mit den immer gleichen "kreativen" Fragen, andererseits der CV-Bingo in acht Ausformulierungen, damit das jedes Shit-Portal des Arbeitgebers nimmt. Und dann noch die Recherche, sowie die Hürde nicht gleich jeden Dreck zu nehmen, nur weil die Scheiße mit Glitter kaschiert wurde.
Wer darauf überhaupt keinen Bock hat, den verstehe ich. Für mich müsste der Leidensdruck hoch sein, damit ich den Aufwand freiwillig angehe.
Wegziehen für Arbeit käme auch kaum in Frage, da eben Arbeit <> Lebensinhalt und mein Leben hier ist. Bisher zeichnete sich der Leidensdruck aus durch:
- komplett langweilige Arbeit + Pendelzeit + Bürokratie + Umgangston
- Befristung + anlaufende Insolvenz + Mitarbeiterumgang (gibt noch ein LSZ-Topic dazu) -> unter aller Sau
- befristetes Projekt + Umgang und Rahmen unter aller Sau

On Top kommen noch Btahs Anmerkungen: Irgendwas ist immer und irgendwo ist es immer besser. Könnte sicher auch mehr verdienen, wenn ich mehr drone, oder weiter pendle oder, oder, oder... Aktuell bin ich zufrieden und hoffe es bleibt so.

Witzigerweise (bzw. wahrscheinlich ist das auch ein Grund) habe ich den Bewerbungsprozess nie als besonders belastend oder gar entwürdigend empfunden.
Ich suche mir den AG ja schließlich aus, nicht umgekehrt. Eben weil ich es nicht nötig habe den Job jetzt zu bekommen.
In der aktuellen Zeit werde ich umworben wie nie (war jetzt nicht immer so). Und damit meine ich nicht nur Headhunter sondern von den Unternehmen direkt.

Klar kann es auch (selten haha) passieren dass der AG mich nach nem Bewerbungsgespräch nicht will obwohl ich wollen würde, aber sowas passiert doch auch in vielen anderen Bereichen.
Dann hat man Pech und zieht weiter. 🤷‍♂️


wahrscheinlich sind jetzt wieder einige hart getriggert von meiner "arroganten" Einstellung, oder denken dass ich mich für was besseres halten würde, so meine ich das gar nicht, ich habe halt Prioritäten, und dafür verzichte ich ja auch bestimmt auf einiges, Familie, Stabile Karriere usw.


Ne gut ausgebildete Pflegekraft kann sowas z.B. genauso schreiben, die/der wird auch überall mit Kusshand genommen und kann sich seinen AG aussuchen.
 
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Gelöschtes Mitglied 137386

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Witzigerweise (bzw. wahrscheinlich ist das auch ein Grund) habe ich den Bewerbungsprozess nie als besonders belastend oder gar entwürdigend empfunden.

Das hängt vermutlich vom Profil und der Branche ab. Wenn die Nachfrage nach bestimmten Arbeitnehmern das Angebot massiv übersteigt, dann ist es eher ein Bewerbungsgespräch des Arbeitgebers beim Arbeitnehmer. Andersherum ist es entsprechend auch andersherum :deliver:
 
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Bims ja bekanntlich beim Staat, habe zwischen 2015 und 2018 insgesamt aber auch 3x den Ort gewechselt. (2 Orte im Ref, 2 danach.) Hatte damit jetzt nicht direkt ein Problem, gehört am Anfang des Lehrerberufs einfach dazu. Nun bin ich fest hier in Muc und so langsam realisiere ich auch, dass das hier was Langfristiges wird. Kontext: Schule wechselt innerhalb der Stadt zum nächsten Schuljahr den Standort, es gibt nen extrem geilen Neubau. So ne Schule neu aufzubauen, ist ne Aufgabe, die man in dem Beruf nicht oft bekommt. Hinzu kommt, dass ich mich in dem Kollegium extrem wohl fühle, sodass die Arbeit auch Spaß macht.

Da ich alleinstehend bin und es auch bleiben möchte, ist mir der Ort letzten Endes auch egal. Klar, hier sind die Mieten hoch, aber dafür hat man eben auch all die Vorzüge der Großstadt, die ich aktuell nicht missen möchte. Freunde/Familie sind überwiegend weiter weg, was schon schade ist. Aber nur wegen denen will ich nicht zurück in die Heimat gehen, maximal wäre Nürnberg noch ne Idee. Allerdings müsste ich dann wieder bei 0 anfangen. Es dauert, bis man in nem Kollegium und bei der Schülerschaft nen Ruf hat. Hier läuft es atm super, es gibt also wenig Gründe, jetzt alles über Bord zu werfen.

Stimme Gecko zu, dass Arbeit nicht der einzig definierende Lebensinhalt ist. Ich mag meinen Beruf, aber bin gleichzeitig sehr froh, dass er es mir erlaubt, meinen Interessen nachzugehen. Auf corporate bullshit bingo hätte ich keinen Bock, bin da nicht der Mensch dafür. Ich bekomme hier auch immer mehr Verantwortung, das motiviert einen schon. Aber ein Job ist ein Job. Man ist ein Rädchen, mehr nicht. Solange ich den Kindern was beibringe und es menschlich gut läuft, bin ich bereit, das Rädchen zu sein. Karriere und Geld interessieren mich nicht, ich brauche ne Wohnung, Nahrungsmittel, Kleidung und ein bisschen technischen Schnickschnack, um materiell befriedigt zu sein.

Hier noch ein Triggerle: Ich habe mich in meinem gesamten Leben nie aktiv beworben. :birb:
 

Gelöschtes Mitglied 137386

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Hier noch ein Triggerle: Ich habe mich in meinem gesamten Leben nie aktiv beworben. :birb:

Wollte ich eigentlich auch schreiben, aber dann ist mir eingefallen, dass ich mich im Ref für die Station bewerben musste. Werden Lehrer ohne eigene Bewerbung zugeteilt oder wie läuft das?
 
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Wollte ich eigentlich auch schreiben, aber dann ist mir eingefallen, dass ich mich im Ref für die Station bewerben musste. Werden Lehrer ohne eigene Bewerbung zugeteilt oder wie läuft das?
Kommt drauf an. Nachm Ref hatte ich 1 Jahr nen befristeten Vertrag im Angestelltenverhältnis, den hab ich über ein allgemeines Gesuch meinerseits im Schulnetzwerk bekommen. Schulscharfe Bewerbungen sind eher die Ausnahme, die macht man eigentlich nur, wenn man verzweifelt ist. Ansonsten ist aktuell einfach gut Bedarf da, nen wirklich arbeitslosen Lehrer wirste kaum finden. Ne Befristung springt immer irgendwo raus. Schlimmstenfalls wird man "mobile Reserve", das ist so ein Zwischenparkplatz für Junglehrer. Der Kelch ging zum Glück an mir vorüber. Da darf man schlimmstenfalls an drei Schulen gleichzeitig arbeiten.

Planstellen werden zentral vergeben, man "bewirbt" sich dafür automatisch, wenn man mitm Ref fertig ist. Ich hatte mich schon damit abgefunden, noch ein weiteres Jahr an der 1. Schule zu bleiben - Verlängerung des Vertrags lag schon in der Schublade der Chefin - aber dann kam in der letzten Schulwoche der Anruf aus München. Planstellen werden i.d.R. nach Notenschnitt im StEx vergeben. Hatte nen ziemlich guten Schnitt und daher nur 1 Jahr Wartezeit. Super-Gau ist, wenn man nach 5 Jahren keine Planstelle bekommt. Dann ist der Zug nämlich abgefahren.

Man hat nach dem 1. Anruf btw 15 Minuten Zeit, um "ja" oder "nein" zu sagen. Mit etwas Glück bekommt man noch ne Wahlmöglichkeit zwischen zwei bis drei Stellen, bei mir waren es zwei, wobei ich da echt nur aus dem Bauch heraus entschieden habe. Ist schon lustig, dass so eine schwerwiegende Entscheidung quasi spontan erfolgen muss. Auch "witzig": Wenn man "nein" sagt, ist man erstmal raus aus dem offiziellen Vergabeverfahren, man kann sich dann zwar noch extern weiterbewerben, aber die Chancen sinken.

Ein total faires und durchdachtes System.
 

Gustavo

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Die Frage: Warum sind so viele Deutsche so immobil, selbst wenn sie noch keine Familie haben und single sind?

Muss ja nicht einmal direkt Ausland oder sogar eine andere Stadt sein. Oder kündigen. Selbst das in der gleichen Stadt mal umgebauten fällt anscheinend vielen schwer.

Was ist da eure Erfahrung? Ist das einfach Bequemlichkeit, oder Sicherheitsbedürfnis? Wie habt ihr das in jüngeren Jahren, oder auch jetzt, gehandhabt?

Na ja, ich glaube du gehst implizit von deiner Situation aus und die Situation gesamtwirtschaftlich schon anders aussieht. Was ist, wenn man nicht bereits in einer Millionenstadt wohnt, sondern eher in einer Mittelstadt*, was immer noch sehr viel häufiger ist? Was ist, wenn man einen 08/15 Job macht? Für die meisten Leute ist dann ein anderer Arbeitgeber bestenfalls ein Schritt seitwärts, wenn nicht gar ein Schritt rückwärts weil tenure immer noch einer der besten Wege ist, für eine Beförderung berücksichtigt zu werden. Das muss weder Bequemlichkeit noch Sicherheitsbedürfnis sein, es könnte auch sein dass die meisten Arbeitnehmer relativ weniger Verhandlungsmacht haben und deshalb vermuten, wenig dadurch zu gewinnen, den Arbeitsplatz zu wechseln.


*insbesondere einer, in der die Mobilität generell niedrig ist, so dass das soziale Umfeld zu großen Teilen dort geblieben ist
 
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Hatte 3 AG Wechsel in den ersten ~6 Jahren. Nun seit längerem bei einem. Werde auch hier in absehbarer Zeit wechseln.
Why not?

Wobei: Beratung ist sowieso immer mit Reisen verbunden. Welches Namensschildchen ich mir dabei an die Brust pappe, darf der Meistbietende bestimmen.
 
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@Gustavo das stimmt, man muss es natürlich einschränken auf Leute in entsprechenden Jobs wie IT.

Ich meinte damit logischerweise nicht bspw Polizisten (wobei selbst da ja am eigenen Engagement hängt, ob man sich von der Streife in andere Bereiche weiter entwickeln will).

Für den Zweck dieses Threads können wir es aber auf überdurchschnittlich gute Akademiker beschränken.
 

Gustavo

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Fair enough.

Um auf die Frage zu antworten: Ist für mich tatsächlich nie eine große Frage gewesen. Ich kann drei Monate des Jahres (Sommer) wohnen wo ich will, das nimmt viel Druck aus der ganzen Geschichte und dafür habe ich mir eine home base geschaffen. Den Rest des Jahres wohne ich seit 15 Jahren immer dort, wo ich zuerst meinen Studienplatz und später meine universitären Jobs bekommen habe. Im akademischen Bereich kann man es sich schlicht nicht aussuchen und es ist alles irgendwie ein Hazardspiel; selbst wenn man sehr gut in dem ist was man macht ist es wahrscheinlich dass man zig mal durch die Republik (oder direkt durch die Welt, wie es bei mir der Fall war) zieht: Auslandsstudium, Studienortwechsel, Promotionsstelle, Postdoc (gegebenenfalls mehrfach) bevor überhaupt die erste halbwegs dauerhafte Anstellung in Aussicht steht. Ich kann und will mich nicht beklagen, es hat mir großen Spaß gemacht, aber ich muss zugeben manchmal wäre die Vorstellung schöner gewesen, früher zu wissen wo man bleiben kann, wenn man will. Meine Erfahrung: Es ist relativ schwierig, in Kontakt zu bleiben, wenn man Leute nur ein oder zweimal im Jahr sieht. Gerade Leute die viel arbeiten haben da echte Nachteile: Entweder man sucht sich seine Freunde im Job oder man sieht dumm aus. Wenn ich in der Situation wäre würde ich mir tatsächlich auch mehrmals überlegen, ob ich in eine andere Stadt ziehe, nur für ein bisschen mehr Gehalt, wenn das heißt dass es massiv schwieriger wird, Abends mit Leuten die ich mag einen Trinken zu gehen.
 
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Kann nur von mir sprechen, aber bei meinem letzten AG habe ich mich durch meinen Vorgesetzten extrem unwohl gefühlt, da man ständig kontrolliert wurde und eigentlich nie selbstständig arbeiten konnte. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber erst eine Fortbildung abgeschlossen hatte und neu in dem Bereich war, habe ich es trotzdem 3 Jahre lang durchgezogen. Auf der einen Seite war für mich wichtig Berufserfahrung zu sammeln (aufgrund des Workloads, war dies am Ende auch "positiv") aber natürlich auch die Sicherheit seine Miete zahlen zu können.

Irgendwann wurde ich auf XING von einem Recruiter angeschrieben und dann ging alles recht schnell. Vorstellungsgespräch innerhalb kurzer Zeit, Kündigung abgegeben und zum neuen AG gewechselt. Hier ist zwar auch nicht alles super, aber wesentlich besser als davor.
Das verrückte daran war eigentlich nur, dass ich trotzdem gezögert hatte bei dem neuen AG zuzusagen, obwohl der Leidensdruck eigentlich sehr hoch war. Die neue Tätigkeit war zum einen wesentlich herausfordernder und man fängt eben auch wieder von vorne an, da geht einem sehr viel durch den Kopf. Im Endeffekt habe ich mich in die neue Tätigkeit innerhalb kürzester Zeit eingearbeitet und vor allem auch gehaltlich einen guten Sprung gemacht. Zumindest mir hat es die Augen geöffnet, dass ich durchaus auch bereit bin irgendwann nochmal den AG zu wechseln wenn das Gehalt passt, die Umgebung sich negativ ändert (Chefwechsel oder dergleichen) und ggf. auch näher an meinem Wohnort ist an dem ich fest verankert bin.

Um auf den Ursprungspost zurückzukommen: Wenn man grundsätzlich zufrieden ist, wüsste ich nicht aus welchem Grund man wechseln sollte.
Natürlich kann man immer mehr Geld verdienen und das ist eigentlich zu 90 % auch nur möglich durch einen AG-Wechsel. Meiner Meinung nach gibt es so gut wie keinen AG bei dem alles perfekt ist, irgendwas wird immer sein weshalb man unzufrieden ist, die Frage ist eben wie unzufrieden man ist.
 
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@Cubusin schönes Beispiel. Kannst du dich noch entsinnen, warum du nicht schon nach bspw 2 Jahren angefangen hast, dich selbst umzuschauen statt auf die Ansprache durch den Recruiter zu warten?

Am besten schaut man sich ja dann um, wenn man nicht dringend einen neuen Job braucht.
 

GeckoVOD

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Witzigerweise (bzw. wahrscheinlich ist das auch ein Grund) habe ich den Bewerbungsprozess nie als besonders belastend oder gar entwürdigend empfunden.
Ich suche mir den AG ja schließlich aus, nicht umgekehrt.
"Es kommt darauf an". Direkt nach dem Studium und aus einmaliger Arbeitslosigkeit heraus war das kein Zuckerschlecken, da einfach der Lebenslauf noch nicht voll genug war. Je länger man gearbeitet hat, desto einfacher ist der Prozess, desto höher ist das Entgegenkommen und desto positiver sind die Erstgespräche. Spricht eigentlich für Wechsel, praktisch bleiben aber die Erinnerungen, vor allem wenn man noch nicht viele Wechsel gemacht hat. Mittlerweile hatte ich es mir aber auch angewohnt, direkt Konzerne und hohe Ansprüche zu dodgen, einen besseren Indikator für einen schlechten Laden als komplizierte Bewerbungsverfahren gibt es imo nicht. Komplexität mit n+1 Auswahlrunden, teilweise lustigerweise nur zur Show, sind einfach abschreckend². Auch so hippe Gespräche mit sofortiger Du-Kultur beim ersten Treffen waren bislang ein Warnzeichen für niedrige Angebote ("wEiL dEr LiFeStYlE bEsSeR iSt"), oder irgendwelche "StArT UpS" ohne jeglichen Bezug zur Realität.

Ist wohl auch branchenspezifisch und arbeitsplatzbezogen, gerade mit IT-Background kann man freier wählen, fiel mir auch auf und ich hab dazu nichtmal die Ausbildung. Pflege & Maschbau (im weiteren Sinne) scheint, hier muss ich auf Bekanntenkreis zurückgreifen, aber eher same shit, different day zu sein. Klar kann man wählen und mehr verdienen, die Bedingungen sind aber meist überall gleich schlecht und in ein neues Team kann man nicht reinschauen.
 

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Ich bin zwar im Alltag ne harte couch potatoe, aber wegen Studium/Beruf umziehen war noch nie eine große Hürde für mich. Wobei es jetzt auch erstmal reicht, bin erst letztes Jahr im Herbst das zweite bzw. dritte Jahr in Folge umgezogen und dementsprechend froh, dass ich für die kommenden drei bis fünf Jahre soweit erstmal sesshaft sein kann. Ich mache mir aber keinerlei Illusionen: Es wird nicht der letzte Umzug gewesen sein.

Der Grund war, dass der vorherige Job einfach nur scheiße war. Im jetzigen Job bin ich vollkommen zufrieden, insofern habe ich den Move noch keinen Tag bereut.

Freunde sind insofern (bislang) kein großes Hindernis gewesen als dass ich sowas wie Freunde fürs Leben ohnehin nicht habe. Der älteste Kontakt, den ich noch ab und zu persönlich treffe, ist ca. zehn Jahre alt und das war auch nie der beste Kumpel. Aus der Schule habe ich nur mit einem noch ganz losen Kontakt (schreiben paar mal pro Jahr auf WA) und selbst aus dem Masterstudium ist mittlerweile nur noch ein Freund übrig geblieben. Es gibt ja Menschen, die auch über die Distanz super Kontakt halten können, aber ich gehöre da halt nicht dazu. Wobei ich auch bestätigen kann, dass es zunehmend schwierig wird, die passenden Leute zu treffen. Ist jetzt allerdings pandemiebedingt nochmal verzerrt. Mal sehen, wenn die Kagge endlich vorbei ist, kann es ja dann mal losgehen. Uni ist jetzt nicht der schlechteste Ort, um Menschen zu treffen.

Ah jo: Bewerbungen, insb. Bewerbungsgespräche = Hitler. Da beneide ich direkt die Lehrer und die Informatiker. (Die Juristen aber nicht, aus Prinzip. :p)
 

Benrath

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Ich würde das nicht auf den AG Wechsel beschränken. Generell hat man Angst vor Wechsel ob AG oder Wohnort oder whatever.
Einen Wechsel um des Wechsel willens bzw. nur des Geldes wegens würde ich mir gut überlegen. Es gibt auch andere wichtige Dimensionen im Leben. Auf der andren Seite ist mir in Zürich nichts mehr auf den Keks gegangen als Leute die sich ständig über Zürich und die Schweiz beschwert haben. Die wenigsten waren wirklich gezwungen mittelfristig da zu bleiben. Ein PhD hat gewissen Zwänge noch fertig zu machen, aber es gab auch genug andere Postdocs und andere die immer noch ständig gemeckert haben. Dann handele halt.

Das gilt auch sonst für Leute die unzufrieden im Job sind. Dann such halt was neues nebenher bis du was findest etc.

Für mich persönlich hat die Frage des Jobs Wechsel eher fach- und inhaltliche Gründe. Der Pfad des Geldes ist als Beamter im höheren Dienst recht klar gesteckt. Ist wenn überhaupt die Frage wie früh man A15 / 16 werden kann. Aktuell bin ich sehr zufrieden mit Thema und Kollegen aber mal gucken was so kommt.
 
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Ne gut ausgebildete Pflegekraft kann sowas z.B. genauso schreiben, die/der wird auch überall mit Kusshand genommen und kann sich seinen AG aussuchen.
True, ich könnte morgen bei der Pflegedienstleitung von [insert random KH abgesehen von so Riesenschuppen wie UKs] anrufen und hätte seit gestern einen Job. Meine Frau hatte das jetzt erst, Email an die PDL vom nächsten KH geschickt, 28 Minuten später (ich hab auf die Uhr geschaut) haben die angerufen. Und das, obwohl der eigentlich verantwortliche Personaler gerade Urlaub hatte :ugly:
Ist wohl auch branchenspezifisch und arbeitsplatzbezogen, gerade mit IT-Background kann man freier wählen, fiel mir auch auf und ich hab dazu nichtmal die Ausbildung. Pflege & Maschbau (im weiteren Sinne) scheint, hier muss ich auf Bekanntenkreis zurückgreifen, aber eher same shit, different day zu sein. Klar kann man wählen und mehr verdienen, die Bedingungen sind aber meist überall gleich schlecht und in ein neues Team kann man nicht reinschauen.
Jo, Scheiße in verschiedenen Geschmacksrichtungen und es geht eher darum, ob du Vanille, Schokolade oder Erdbeere am liebsten magst. Für mich gilt Team>>>Rest, bei einem guten Team ist das drumherum fast egal. Chefetage behindert? Wurscht, die Fressen muss ich nicht jeden Tag sehen, außerdem stärkt es das "wir gegen die" Gefühl. Wir haben jetzt seit knapp einem Jahr einen neuen Stationsleiter von außerhalb, dem irgendwelche eingefahrenen Seilschaften in der internen Politik scheißegal sind und der kein Problem damit hat, auch mal massiv mit den oberen Zehntausend anzuecken um unsere Interessen durchzusetzen. Solange der Mann nicht abgesägt wird, hab ich erstmal keinen Grund* den Puff zu wechseln.

*zumindest keinen, der schwer genug wiegt
 
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@Cubusin schönes Beispiel. Kannst du dich noch entsinnen, warum du nicht schon nach bspw 2 Jahren angefangen hast, dich selbst umzuschauen statt auf die Ansprache durch den Recruiter zu warten?

Am besten schaut man sich ja dann um, wenn man nicht dringend einen neuen Job braucht.

Ich hatte nach 1 1/2 Jahren noch Tätigkeiten übernommen die sehr interessant waren und die sich im Lebenslauf auch dementsprechend gut gelesen hatten. Am Ende waren es dann auch die Tätigkeiten die mich in den neuen Job gebracht haben.

Tatsächlich wurde es dann aber irgendwann auch immer schlimmer, man redet sich ja ein, dass es evlt. doch noch besser wird, und ich hatte auch schon angefangen mich umzuschauen nach neuen Jobs. Kurze Zeit später kam dann die Nachricht vom Recruiter. Ich war also zu dem Zeitpunkt sowieso schon kurz davor mich zu bewerben, da ich gemerkt hatte, dass es jetzt wirklich gar nicht mehr geht.

edith: Allen voran haben aber die Kollegen hier einiges rausgerissen, die übrigens nach mir auch fast alle gegangen sind
 
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