Hilft es was, wenn ich jetzt sag, „bitte lasst die Finger von Hypnotika, das ist mit der Schrotflinte auf Spatzen geschossen“….?
Imidazopyridin Abkömmlinge sollen zwar nicht so schnell zur Abhängigkeit führen wie Benzodiazepine, haben aber ein ähnliches Wirkungsspektrum. Ich halte sie als „Einschlafhilfe“ höchstens für ein paar Tage indiziert. Beispielsweise nach einem einschneidenden Erlebnis wie dem plötzlichen Tod eines nahen Angehörigen, um die Zeit bis zur Beerdigung zu überstehen. Es wird in Fachkreisen vor Toleranzentwicklung gewarnt, die bei labilen Personen zur Dosissteigerung verleitet. Damit kommt es zunehmend zu Muskelschwäche, dämpfungsbedingten Konzentrationsstörungen und verlangsamter Reaktionsfähigkeit. Außerdem sind überschießende Gegenreaktionen nach Absetzten des Medikamentes bekannt. Das Präparat wird tatsächlich häufig von Frauen in den Wechseljahren missbraucht, die auf Dauer nicht mehr davon loskommen.
Ich gebe Chobocco darin völlig recht!
Auch redhec hat schon eine Seite früher die Problematik äußerst treffend geschildert.
Wir hatten einen 20 jährigen Patienten, dessen Vater 6 Monate nach Diagnosestellung an Krebs verstarb. Der Junge hatte gerade als Einzelhandelskaufmann ausgelernt und und sah sich plötzlich vor der Aufgabe, einen kleinen Familienbetrieb alleine weiterleiten zu müssen. Durch den Verlust war er in einer emotionalen Ausnahmesituation und fühlte sich komplett überfordert. Er nahm Benzodiazepine (Diazepam = Valium), um schlafen zu können und geriet in die Gewöhnung, weshalb er uns vorgestellt wurde.
Um das Ergebnis einer 3 monatigen Therapie vorzustellen:
Er lernte, sich jeden Abend mit dem Gefühl hinzulegen, nach Wissen und Gewissen das Beste aus dem Tag gemacht zu haben. Sein Beruhigungsfaktor wurde, sich im Dunklen oder mit geschlossenen Augen vorzustellen, dass sein Vater neben seinem Bett sitzt und "auf ihn aufpasst". Er hatte das feste Gefühl, dass sein Dad ihm nie Vorwürfe machen würde, egal welche passageren Pannen oder geschäftlichen Tiefschläge auch passieren sollten. Er versuchte, seinen Job so gut wie möglich zu machen, weiter zu lernen, dabei aber seine Grenzen zu erkennen, anzunehmen und sich Hilfe zu holen. Ihm half es, sich in Gedanken vorsagen zu können "Du darfst jetzt schlafen. In der Nacht passiert eh nix und morgen greifst du´s wieder an."
Noch heute sitzt sein Dad jede Nacht an seinem Bett. Er hat die Krise inzwischen erfiolgreich überstanden und der Laden läuft.