Ich glaube du versteigst dich da in etwas, was für die meisten Leute maximal eine Randnotiz ist. "PC" ist Internet troll bait, das in der Lebenswirklichkeit von so ziemlich niemandem eine Rolle spielt (wissenschaftliche Mitarbeiter an Soziologie-Lehrstühlen vielleicht ausgenommen). Mag sein dass da dem amerikanische Wutbürger die Hutschnur platzt, wenn er darüber auf Breitbart liest, aber die Kausalkette von "Campus-PC" zu "demokratische Partei als Institution" ist so lang, dass man schon extrem verblendet (oder, was sehr viel häufiger vorkommrn dürfte, voreingenommen) sein muss, um seine Wahlentscheidung davon abhängig zu machen. Konsequenterweise bezweifle ich auch extrem, dass "PC" als Variable da einen nennenswerten Einfluss hatte. So zu tun als würde den Demokraten hippie bashing helfen, wenn sie selbst gegen eine Partei voller Extremisten wie die Republikaner antreten, erscheint mir völlig unplausibel. Da verläuft die Kausalkette viel eher andersrum.
Zunächst einmal: Ursprünglich war mein Eingangspost im AfD-Thread, welcher (ähnlich wie der Trump Thread) seit Monaten auf der Stelle tritt. Offensichtlich wird die AfD als Problem begriffen, stellt sich also die Frage: was ist falsch gelaufen? Was kann/konnte man besser machen? Die Idee war es, das Thema einfach in eine "interessantere" Richtung zu lenken. Meine Eingangskommentare waren zugegebenermaßen etwas konfus, letzten Endes habe auch ich nicht wirklich eine fundierte Antwort auf die Frage. Ich möchte bloß dazu anregen, dass gerade auf linker Seite etwas mehr getan wird, als sich bloß über das nächste braune Pösschen der AfD oder den nächsten dummen Trump-Tweet zu amüsieren.
Zum Rest: Ich denke schon, dass an der "PC"-These etwas dran ist. Im amerikanischen Kontext wird das Thema ja durchaus in den (Unterhaltungs-)medien diskutiert, ich würde also davon ausgehen, dass der "Normalo" sich der grundsätzlichen Existenz des Themas bewusst ist. Ob "Campusgeschehnisse im weiteren Sinne"(tm)* am Ende zu messbaren Veränderungen im Wahlverhalten führen, hängt wohl schlicht vom Medienecho ab. Wenn einige dieser Themen eine wochenlange Präsenz haben, und das vlt. auch noch in zeitlicher Nähe zur Wahl, ist der Gedanke doch nicht komplett von der Hand zu weisen.
Für Amerika muss ich gestehen, dass ich gerade kein passendes Beispiel für die Präsidentschaftswahl parat habe, in Deutschland hingegen wurde u.A. rechtzeitig zur Wahl eine Statistik über ansteigende (Ausländer-)Kriminalität an Bahnhöfen "lanciert". Das fragwürdige Verhalten von Marietta Slomka (jüngst mit Fernsehpreis ausgezeichnet) gegenüber Alice Weidel dürfte ebenfalls wenig hilfreich gewesen sein. Zudem ist den hiesigen Bürgern das Medienecho zu Zeiten von Merkels "Wir schaffen das" noch gut in Erinnerung. Das alles sind bereits keine "Campusphänomene" mehr, spätestens sowas kriegt auch der Normalbürger mit. Anders als MV habe ich prinzipiell kein Problem mit einem "Linksüberhang" in der Medienlandschaft. Was ich aber höchst problematisch finde ist, wenn der Erziehungsauftrag im eigenen Sinne zur Tugend erklärt wird**.
Hier im Thread wurden drei größere "Problemzonen" angeführt, die alle mehr oder weniger auf das Thema "PC" zurückzuführen sind.
1. Die als generell einseitig links gerichtet und moralisierend empfundene Berichterstattung der (öffentlich rechtlichen!) Medien.
2. Singuläre "Campusgeschehnisse im weiteren Sinne"(tm), welche durch Medienberichte eine größere Bekanntheit erlangen, als dies für solche Ereignisse normalerweise der Fall ist.
3. Die vermeintliche allmähliche Verschiebung der Definition dessen, was "Links sein" heißt (siehe Tür).
Jedes dieser Phänomene für sich genommen kann für den einzelnen den Ausschlag zur "Protestwahl" oder (wohl eher selten) zum vollständigen Umschwenken geben. Denke ich, dass am Ende die große Masse der Trump/Afd-Anhänger eigentlich "Linke im Herzen" sind? Nein. Ich glaube aber schon, dass das oben Aufgeführte das berühmte "Zünglein an der Waage" sein kann.
*Damit meine ich generell Kleingeschehnisse, sei dies nun am Uni-Campus (Matrazenprotest, Lindsay Shepherd, Jordan Peterson), am Arbeitsplatz (James Damore, Google), oder sonstwo.
**Dass das dann hier im Thread damit verteidigt wird, das vollkommene Neutralität ohnehin nicht möglich sei, zeigt exemplarisch die Denke auf, der ich auch in der "Nahbereichsempirie" häufiger über den Weg gelaufen bin. Man stelle sich vor, andere Konzepte wie "Weltfrieden" oder "Umweltverträgliches Leben" würden ähnlich beiseite gelegt ...