Ok dann hat man die ossis aber nicht mit der 1 zu 1 umstellung beschissen, sondern sie haben danach nicht gecheckt, dass Sie Ihre Löhne an passen müssen. De Facto hat man ihnen aber erst mal ne Menge Geld geschenkt. Man stelle sich den Aufschrei vor, alle Konto hätten auf einmal nur noch 1/5 des Wertes.
Jo, "Die Ossis hätten doch einfach mal...". Was ist das denn für ein Stammtischniveau?
Ansonsten Logik? Erst klatschen wir im viel zu hohen Wechselkurs die D-Mark drüber und dann kürzen wir die Löhne - was war da jetzt direkt noch der Unterschied zu einem von vornherein niedrigeren Wechselkurs?
Gehen wir ma davon aus, die Währung wäre nicht 1zu1 getauscht sondern beispielsweise 5zu1, hätte das dann nicht auch verheerende Folgen gehabt? (Ehrliche Frage; die VWL-technische Betrachtung würde mich echt interessieren)
Ostdeutschland wäre dann doch wohl zum in-house Billigproduktionsland geworden; was evtl negativer wäre als die jetzige Entwicklung.
Den psychologischen Effekt ala "ihr seid genauso viel wert wie wir" beim 1zu1 Tausch sollte man doch sicherlich auch nicht unterschätzen. Ein Fußball-WM Sieg hat ja schon positive Effekte auf die Wirtschaftsleistung. Was hat da wohl ein "ihr seid nur ein Fünftel wert" für Effekte? (auch wenn es wirtschaftlich betrachtet die Wahrheit wäre)
*seufz* Eigentlich hatte ich mir irgendwann mal vorgenommen, solche Diskussionen nicht mehr im Internet zu führen, aber here we go: Wie oben schon erwähnt sagen nominale Werte nicht notwendigerweise die ganze Wahrheit, so z.B. bei Löhnen. Die absolute Nominallohnhöhe sagt relativ wenig aus, denn es kommt nicht nur darauf an, was eine Arbeitsstunde kostet, sondern auch darauf, was man für diese Arbeitsstunde bekommt. In der DDR-Industrie lag dem Vernehmen nach die Produktivität deutlich unter dem Westniveau. Deswegen hätte die bei einem entsprechend niedrigeren Nominallohniveau eben nicht die westdeutsche Industrie mal eben weggerotzt. (Wenn absolute Nominallöhne entscheidend wären, müsste uns Griechenland ja mittlerweile die Hölle heiß machen ökonomisch.)
Richtig ist natürlich, dass westdeutsche Firmen mit ihrer produktiveren Technologie dann nach Ostdeutschland hätten abwandern können und ihre höhere Produktivität dort mit den niedrigeren Löhnen kombinieren können. Das gleiche Geschrei wird aber seit Jahrzehnten in Bezug auf alle möglichen Entwicklungsländer gemacht, die erfolgreich den Aufustieg zum high income country schaffen (Japan, Asiatische Tiger, China) und in keinem dieser Fälle hat deren wirtschaftlicher Aufstieg zum Untergang Deutschlands geführt, erstens, und zweitens ist es im idealfall so, dass die Löhne mit der Produktivität mitsteigen. So hätten die neuen Bundesländer dann halt schrittweise zum Westen aufschließen können. Inzwischen haben sie das auch mehr oder weniger geschafft, aber ich denke, dass man das mit geringeren makroökonomischen Flurschäden hätte haben können.
Mir ist klar, dass das alles sehr lehrbuchmäßig ist, was ich hier schreibe und einfach wäre es so oder so nicht geworden. Ich bin jetzt auch keiner, der dauernd über die Transferzahlungen nach Ostdeutschland jammert und rumheult, was man nicht für schöne Steuersenkungen im Westen hätte verteilen können. Teuer wäre es so oder so geworden. Aber erstmal mit einem absurd zu hohen Wechselkurs die letzten Rest der DDR-Wirtschaft wegbügeln, die noch funktioniert haben und hinterher mühevoll den Scherbenhaufen aufräumen, das konnte nicht die Ideallösung sein. Und dass der zu hohe Wechselkurs ein massives Problem darstellen würde, wusste man, wie gesagt, auch damals schon. Deshalb ist diese Aktion, wie ebenalls gesagt, voll kritikwürdig. Da lasse ich auch kein Gejammer gelten, es hätte ja sonst eine Völkerwanderung nach Westdeutschland gegeben. Die haben wir nämlich auch so gehabt. Nur dass die Leute nicht vor vermeintlich zu niedrigen Löhnen geflohen sind, sondern vor der Massenarbeitslosigkeit. Überhaupt wurde afaik lange überhaupt nicht darüber geredet, im Osten tutti-frutti die D-Mark einzuführen. Das ist, wenn ich mich recht erinnere, erst im Frühjahr 1990, kurz vor der Volkskammerwahl, auf einmal vom Himmel gefallen.
Die eigene Politik für alternativlos und jeden Kritiker zum linken Spinner oder gleich noch Vaterlandsverräter zu erklären, war auch damals schon CDU/CSU-Mentalität.