Die Ära Kohl: Wiedervereinigung, Spenden, usw.

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EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker will Helmut Kohl auf eine besondere Art ehren. Für den Altkanzler soll es den ersten europäischen Staatsakt überhaupt geben.

Altkanzler Helmut Kohl soll nach dem Willen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker als erster Politiker überhaupt mit einem europäischen Staatsakt geehrt werden. "Schon zu Lebzeiten wurde Helmut Kohl mit der Ehrenbürgerschaft Europas ausgezeichnet, um seine außerordentlichen Verdienste zu würdigen. Deshalb gebührt Helmut Kohl nun auch ein europäischer Staatsakt, für den ich mich persönlich einsetzen werde", sagte Juncker der "Bild am Sonntag".

http://www.spiegel.de/politik/deuts...chen-staatsakt-fuer-altkanzler-a-1152659.html
 
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Dieser kriminelle Drecksack Juncker soll die Finger von der Sache lassen.

Ich vermute mal, dass Helmut Kohl in seinem Testament geregelt hat, wie und ob er geehrt werden möchte.
 
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Kohl war innenpolitisch eine Katastrophe für unser Land. Dass er die Chance zur Einheit gesehen und Verhandlungen forciert hat, ist definitiv seine große historische Leistung. Aber ansonsten war Kohl ein Aussitzer. Vor allem nach 1990 wurde so viele dume Fehler gemacht, die dann per Bullshit-Agenda von Schröder ausgemerzt werden sollten. (Anschluss Ost, Renten, Steuern, Euro, Arbeitsmarkt, Infrastruktur, usw.) Letztlich war Kohl ja sowas wie der provinzielle Gegenentwurf zu den Hochglanz-Neocons der 80er (Reagan, Thatcher). Insofern also durchaus typisch deutsch und wahrscheinlich deshalb auch so erfolgreich.

Was mich an Kohl so fasziniert: Er war ja definitiv auch ziemlich von sich überzeugt und durchaus eitel. Dass er dann aber 99 so stur bei seiner Ehrenwort-Scheiße geblieben ist, kann man aber nur durch Realitätsverlust erklären. Er hat sich ein Leben lang v.a. für die Partei den Arsch aufgerissen und dann, als klar war, dass er Gesetze gebrochen hatte, noch derart nachgetreten, dass ebendiese Partei in die größte Krise der Nachkriegszeit gestolpert ist, war wenig kluk. (Krisen sind aber natürlich nur temporär, siehe Schäuble.)
Vor allem sein Nachruhm hat durch sein Verhalten Ende der 90er aber immens gelitten. Und ich denke, dass Kohl - siehe seine Memoiren - sehr wohl ein Interesse hatte, von der Nachwelt als großer Staatsmann erinnert zu werden.

Letztlich war er wohl einfach zu blöd, um die Zusammenhänge zu erkennen.
 
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Ich denke seine Europavision dürfte man auch noch auf die Haben-Seite für ihn setzen, wenn gleich die Realisierung der Vision anscheinend damals Deutschland eine Menge Geld gekostet hat. Aber ja, innenpolitisch fällt mir irgendwie kein Pluspunkt ein... kann jemand helfen?
 
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Bei Europa hatte er mMn die richtige Idee, ihm fehlte aber der Sachverstand, um da wirklich was Nachhaltiges auf die Beine zu stellen. Heute baden wir ja die Schwammigkeit der Maastricht-Verträge aus. Seine Motivation war deutlich von der Erfahrung des 2. Weltkriegs geprägt, was ihn zu einem typischen "bürokratischen Pazifisten" gemacht hat. Es ist aber sicher auch kein Zufall, dass heute, da so langsam alle Zeitzeugen des 2. Weltkriegs tot sind, sich die politische Gesamtlage verschiebt.

Innenpolitisch hat Kohls Regierung in den 80ern so ne Art Neocon-Light-Schiene gefahren. Viele der sozialliberalen Reformen aus den 70ern konnte und wollte man nicht zurücknehmen, weshalb es v.a. um Wohlstandswahrung ging. Im Hightechbereich wurde viel verpennt, was angesichts der Ministerriege von damals kaum überrascht. Interessant ist auch die Figur Norbert Blüm: Das war ein lupenreiner Christdemokrat, wobei das Christliche noch wirklich wichtig für ihn war. Heute würde man ihn wahrscheinlich tatsächlich im linken Spektrum verorten. Kohl selbst war auch kein großer Freund von totaler Liberalisierung.

Nach der Wende hat die Regierung Kohl einige blöde Entscheidungen getroffen. Die Ostmark 1:1 zur D-Mark zu tauschen war eine davon. Die verbliebene Wirtschaftskraft der DDR wurde maßlos überschätzt. Ferner wurde etliche Prozesse viel zu arg beschleunigt, was dann den Immobilien- und Finanzmarkt in den neuen BL immens belastet hat. Am Ende stand die Massenarbeitslosigkeit der letzten Legislaturperiode unter Kohl. Die Wiedervereinigung wurde viel zu schnell und viel zu hirnlos angegangen.
Gleiches gilt btw für die europäische Währungsunion. Die hat trotz etlicher Fehler ja insgesamt den starken Staaten mehr Wohlstand beschert, langfristig ist sie aber auf Sand gebaut. Kohl war ein Politiker, der oftmals den richtigen Riecher für die Zeichen der Zeit hatte, jedoch fehlte ihm der analytische Verstand, auch die richtigen Entscheidungen zu forcieren. Was nicht heißt, dass die Nachfolgerregierungen fähiger waren. Schröders Moves in dern 2. Amtszeit waren aber im Kontext deutscher Nachkriegsgeschichte geradezu radikal. Letztlich hat ja Schröder das umgesetzt, was z.B. Thatcher in den 80ern in GB schon forciert hatte.
 

Deleted_228929

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Interessant ist auch die Figur Norbert Blüm: Das war ein lupenreiner Christdemokrat, wobei das Christliche noch wirklich wichtig für ihn war. Heute würde man ihn wahrscheinlich tatsächlich im linken Spektrum verorten. Kohl selbst war auch kein großer Freund von totaler Liberalisierung.
Na ja, Blüm wurde auch damals schon von vielen immer als "Herz-Jesu-Sozialist" verspottet.
 
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@ pinko: Schade das du nicht Kanzler warst, anscheinend hätte dann ja alles besser geklappt.

Noch eine Satz du der Ehrenwort-Sache: Ich habe damals schon nicht verstanden und tue es heute genau so wenig, warum sich alle Welt so darüber aufgeregt hat, dass Kohl zu seinem Ehrenwort steht. Dafür ist ein Ehrenwort doch da. Klar kann und sollte man sich über Schwarzgeld usw. aufregen, aber doch nicht darüber, dass jemand seine Freunde nicht verpfeift und stattdessen sein Wort hält. Völlig absurd.
 
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Ein Bundeskanzler ist aber zuallerst seinem land und bürgern verpflichtet. Konsequent wäre sein ehrwnwort zu halten und zurückzutreten
 

Gelöscht

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als die affäre aufgepoppt ist, war er kein kanzler mehr
 
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@ pinko: Schade das du nicht Kanzler warst, anscheinend hätte dann ja alles besser geklappt.

Noch eine Satz du der Ehrenwort-Sache: Ich habe damals schon nicht verstanden und tue es heute genau so wenig, warum sich alle Welt so darüber aufgeregt hat, dass Kohl zu seinem Ehrenwort steht. Dafür ist ein Ehrenwort doch da. Klar kann und sollte man sich über Schwarzgeld usw. aufregen, aber doch nicht darüber, dass jemand seine Freunde nicht verpfeift und stattdessen sein Wort hält. Völlig absurd.


Geht ja nur um den größten (aufgedeckten) korruptionsskandal der geschichte der Bundesrepublik, warum denn über korrupte politiker aufregen? Ernsthaft?
 
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Ost/West Wiedervereinigung und Kohl

Darum gehts ihm doch gar nicht. Er hat 'ne Entscheidung getroffen und die Konsequenzen getragen. Das ist mehr, als die meisten auf ihr bloßes Wort hin tun würden. Auch wenn man mit den Handlungen vorher nicht einverstanden sein muss - bin ich auch nicht - kann man dem Respekt zollen.

Und Strafen gab es sehr wohl, halt gegen die CDU als agierende Partei und Vorteilsnehmerin der ganzen Sache: Millionen von Geldern aus der Parteienfinanzierung wurden gestrichen. Zweistellige Millionenbeträge im Übrigen, eine Zahl die zumindest das bekannte Ausmaß der Schwarzgeldkonten doch deutlich übersteigt. Dass das womöglich noch viel mehr war, was nie gefunden wurde - möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich. Aber bestraft werden kann nunmal nur das was bekannt ist.

Er persönlich wurde halt niemals angeklagt, also auch nicht verurteilt. Das ist aber nunmal nicht sein Verschulden, scheinbar gab es nichts handfestes für einen Prozess gegen Einzelpersonen, auch die CDU als letztlich durch das Handeln geschädgite Partei hat keinen Prozess angestrebt. So what, was erwartest Du? Strafe ohne Anklage, Prozess und Urteil? Seine Posten hat er doch alle verloren (und die übrigen Beteiligten denen was nachzuweisen war auch quasi alle), sein Ruf und Einfluss waren arg angeschlagen und er ist zumindest was seine soziale Stellung angeht nie wieder auf die Beine gekommen.
 
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Ja, ein verbrecher der seine komplitzen nicht bennenen will und dank seines politischen einfluss mit einem fingerklopfen davon kommt.

Dem MUSS man ja respekt zollen. :rofl2:
 
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Ich denke, dass es problematisch ist, wenn man "Ehre" über das Gesetz stellt. Aber das Thema ist durch, der Mann ist tot und hat die Namen mit ins Grab genommen. Aber so wie es meist in der Geschichte läuft, werden sie eines Tages an die Öffentlichkeit geraten.

Zur Politik Kohls: Außepolitisch war er rückblickend gesehen durchaus fähig, wobei man Genscher nicht vergessen darf. Beide sahen die europäische Integration und die Wahrung des Friedens als oberste Ziele. Dafür gebührt ihnen Dankbarkeit. Während z.B. ein Brandt eher der Visionär war, der die Weichen gestellt hat, haben Kohl und Genscher durch geduldige Verhandlungspolitik die Sache abgedeckelt. Ohne Kohl wäre die EU heute in dieser Form nicht existent. Ob das gut oder schlecht ist, wird die Zeit zeigen.

Innenpolitisch bleibe ich aber bei meiner Ansicht, dass in der Ära Kohl viel falsch lief. Natürlich bin ich nicht so vermessen, zu behaupten, ich hätte es besser gewusst. Darum gehts doch auch gar nicht. Dass die Wiedervereinigung viel zu hektisch über die Bühne ging, gilt aber doch als gesichert. Auch die Tatsache, dass die demokratischen Strukuren, die während der Wendezeit im Osten entstanden waren, ziemlich schnell von der Westpolitik weggebügelt wurden, zeugt von eher geringem Geschichtsbewusstsein der Beteiligten. Der Wahlkampf 1990 war z.B. sehr davon geprägt, dass Westpolitiker aller Parteien die Ostparteien instrumentalisiert haben. Das böse Erwachen kam ja dann auch recht schnell. Ich sehe darin auch einen der Gründe, weshalb in den neuen BL tendenziell antidemokratische Parteien einen viel größeren Rückhalt haben. Die DDR-Bürger sind von einer Diktatur in die nächste geraten und hatten dann nach 1990 quasi keine Zeit, sich in der westlichen Demokratie zurechtzufinden.

Hätte, wenn und aber verbieten sich aber ohnehin.
 

Tür

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Die Kritik an Kohls Ehrenwort ist dass er die Ehre aus dem nicht petzen als höher bewertet als die Verfolgung und Ächtung von Straftaten. Niemand hier hat was dagegen wenn Politiker Wort halten, aber wenn Stalin sagt dass er alle Kulacken ins Gulag schicken will und es dann auch macht ist das nicht intrinsisch gut.

Wäre er über seinen Schatten gesprungen und hätte Reue gezeigt wäre seine Ehre denke ich heute weit mehr intakt.
 
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Die Ehre von jemandem ist doch eh am Arsch, wenn er sie für irgendwelche Versprechen im Kontext mit Straftaten hergibt.
 

Deleted_228929

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Ja, ein verbrecher der seine komplitzen nicht bennenen will und dank seines politischen einfluss mit einem fingerklopfen davon kommt.

Dem MUSS man ja respekt zollen. :rofl2:
Das denk ich mir auch gerade. Besonders erheiternd ist, wenn es dann von Leuten kommt, die sich doch sonst so gerne in der Law-and-Order "für Wohnungseinbruch zwanzig Jahre bei Wasser und Brot!" Ecke aufhalten.

Was die schweren Wirtschaftspolitischen Fehler im Gefolge der dt. Einheit angeht: Viele davon sind deshalb voll und ganz kritikwürdig, da sie auch mit damaligem Wissen leicht vermeidbar gewesen wären. Dass der 1:1-Umtausch D-Mark gegen Ostmark viel zu hoch ist und auch die Teile der DDR-Wirtschaft vernichten wird, die wenigstens noch halbwegs intakt waren, war vorher klar und davor wurde auch gewarnt (u.a. von der Bundesbank).
 

Benrath

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Ich seh gerade nicht das Argument, wieso sollte die Ossis wegen des 1 zu 1 Umtausches benachteiligt gewesen sein? Hatte mich damit noch nie beschäftigt. Lohnt dazu ein Thread?

"Kohl und die Vereinigung"
 

parats'

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Ich seh gerade nicht das Argument, wieso sollte die Ossis wegen des 1 zu 1 Umtausches benachteiligt gewesen sein? Hatte mich damit noch nie beschäftigt. Lohnt dazu ein Thread?

"Kohl und die Vereinigung"

Wieso wird selbst im Jahre 2017 noch das Wort Ossi benutzt um eine Unterscheidung zwischen den alten und neuen Bundesländern abzuleiten?
 
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Ich seh gerade nicht das Argument, wieso sollte die Ossis wegen des 1 zu 1 Umtausches benachteiligt gewesen sein? Hatte mich damit noch nie beschäftigt. Lohnt dazu ein Thread?

"Kohl und die Vereinigung"

Hatte mir das gleiche schon gedacht, können wir darin auch noch Kohl und die Spendenaffaire behandeln, ging anscheinend auch etwas an mir vorbei. Kenne die Details dazu nicht. Auch wundert mich vor allem warum er zwar gechassed, aber nie verurteilt wurde. Theoretisch wäre ja beugehaft möglich gewesen wenn er wirklich gegen das Gesetz verstoßen hat... aber wie gesagt: nix genaues weiß ich nicht.
 

Benrath

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Ok lassen wir es mal offen für alle Themen rund um Kohl.
 

Gelöscht

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Theoretisch wäre ja beugehaft möglich gewesen wenn er wirklich gegen das Gesetz verstoßen hat... aber wie gesagt: nix genaues weiß ich nicht.

war ja auch im gespräch. wenn ich mich richtig erinnere, hat der damalige ausschuss allerdings den schwanz eingezogen, als es in letzter konsequenz darum ging, dieses rechtsmittel auszuschöpfen.

€: gegoogelt

Unter Juristen ist es umstritten, ob der Ausschuss das Recht hat, einen Zeugen zu vereidigen. Bei der Verhängung von Zwangsmitteln nannte der Vorsitzende des Ausschusses Volker Neumann (SPD) zwar außenpolitische Gründe, was auch in erster Linie zutreffen dürfte. Aber auch hier dürften juristische Gründe eine Rolle gespielt haben.
 
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Politik- und Justizversagen auf ganzer Linie.

Das fing ja bei der Treuhand auch schon an, am Anfang der Vereinigung.
 

TheGreatEisen

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Dieser strenge Beurteilungsmaßstab ist doch völlig realitätsfern und am Ende blanker Populismus.

Als wäre eine solche Einigung simpel und ohne Schwierigkeiten vollziehbar.
 

Gustavo

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Dieser strenge Beurteilungsmaßstab ist doch völlig realitätsfern und am Ende blanker Populismus.

Als wäre eine solche Einigung simpel und ohne Schwierigkeiten vollziehbar.

Zumal sicher auch ein nicht unbeträchtlicher Teil der Entscheidungen weniger aufgrund von Expertise getroffen wurde als aufgrund der Tatsache, dass manche Optionen politisch kaum vermittelbar gewesen wären. Kein Mensch weiß wie sich die politische Kultur in Ostdeutschland entwickelt hätte, wenn man einer etwaigen Fundamentalopposition direkt das Argument an die Hand gegeben hätte, Ostdeutsche sind in der BRD Bürger zweiter Klasse.
 
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Es geht mir nicht um die Einigung, sondern die Nichtverfolgung von Straftaten bzw. Vereitelung der Verfolgung im Zuge der Einigung.
 
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Das denk ich mir auch gerade. Besonders erheiternd ist, wenn es dann von Leuten kommt, die sich doch sonst so gerne in der Law-and-Order "für Wohnungseinbruch zwanzig Jahre bei Wasser und Brot!" Ecke aufhalten.

Wie ihr es einfach nicht checkt, dass es da nichtmal einen Widerspruch gibt.
Klar sollte man ihn entsprechend seines Vergehens bestrafen, aber es dabei trotzdem moralisch akzeptieren, dass er sein Wort hält und niemanden verpfeift. Dafür trägt er seine Strafe.
Ein Ehrenwort ist nicht verhandelbar, sonst macht diese ganze Konstruktion doch gar keinen Sinn. Wundert mich aber nicht, dass bei den üblichen Verdächtigen selbst ein Ehrenwort hinfällig ist, sobald es unbequem wird.
 

Tür

Kunge, Doppelspitze 2019
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Dann sollte ihm das vor Gericht trotzdem negativ ausgelegt werden weil er ja offensichtlich sein Fehlverhalten nicht bereut.
 
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Wie ihr es einfach nicht checkt, dass es da nichtmal einen Widerspruch gibt.
Klar sollte man ihn entsprechend seines Vergehens bestrafen, aber es dabei trotzdem moralisch akzeptieren, dass er sein Wort hält und niemanden verpfeift. Dafür trägt er seine Strafe.
Ein Ehrenwort ist nicht verhandelbar, sonst macht diese ganze Konstruktion doch gar keinen Sinn. Wundert mich aber nicht, dass bei den üblichen Verdächtigen selbst ein Ehrenwort hinfällig ist, sobald es unbequem wird.

Hmm ja dafür zu sorgen, dass verbrecher ihrer strafe entgehen ist echt ehrenhaft.
 

TheGreatEisen

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Ich verstehe es auch nicht. Bin aber kein Volkswirt.
 

Deleted_228929

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Ich verstehe es auch nicht. Bin aber kein Volkswirt.
Die Bottom Line ist, dass der nominale Wechselkurs nichts über den realen (kaufkraftbereinigten) Kurs aussagt.

Ich hatte dazu mal ein Buch gelesen, in dem das folgende konkrete Beispiel genannt wurde. Um 1989/90 rum hat ein Arbeiter in der Leuna-Raffinerie ca. 1000 Mark Ost verdient. Auf dem Schwarzmarkt hätte man dafür vielleicht 200 D-Mark bekommen. Nun kann man schlecht wissen, was für ein WK auf einem "richtigen" oder offiziellen Markt geherrscht hätte, aber tun wir mal so als sei das der richtige Kurs gewesen. Dann hat die 1:1-Umstellung bedeutet, dass sich der Reallohn dieses Arbeiters von jetzt auf heute auf das fünffache erhöht hat. Die Produktivität ist aber nicht mal eben um 400% gestiegen.

Wobei man fairerweise dazu sagen muss, dass zu dem ohnehin schon zu hohen Umtauschkurs dann auch noch die absurdesten Lohnsteigerungen bekommen sind. Das haben dann westdeutsche Gewerkschaften durchgeprügelt (wollten keine "Niedriglohnzohne") und hatten dann ausnahmsweise mal Rückendeckung von den westdeutschen Industrieverbänden (wollten keine Konkurrenz im Osten haben).

Dazu dann noch die massiven Fehler der Treuhand und die Wirtschaftskriminalität, die im Windschatten dieser Einrichtung stattfinden konnte. Da werden in dieser Doku ein paar Beispiele behandelt: https://www.youtube.com/watch?v=d9G4M-qf2XQ

Ganz linksaußen hält sich ja bis heute die Vorstellung, die DDR sei wirtschaftlich voll hulle gewesen. Das ist bullshit. Die DDR war wirtschaftlich Ende der 80er weitgehend am Ende. Die Darstellung der Gegenseite, dass 100% der DDR-Volkswirtschaft reiner Schrott gewesen wären und alles unvermeidbar (heute würde man sagen: alternativlos) war, ist aber ebenfalls Nonsens.
 
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Hmm ja dafür zu sorgen, dass verbrecher ihrer strafe entgehen ist echt ehrenhaft.
Dass Du das nicht verstehst, wundert mich kein Stück. Niemand hat verlangt, dass er nicht bestraft werden solle, meinetwegen auch gern hart angesichts des Ausmaßes der Schwarzgeldgeschichten und seiner führenden Rolle.
 
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Das was SFJunky sagt, würde ich so unterschreiben.

@Ehre: Es ist schlicht irrelevant, ob jemand ein Ehrenwort gegeben hat. Wir sind hier doch nicht in der Türkei. Klar hat Kohl die negativen Konsequenzen getragen, indem er sein eigenes Denkmal beschädigt hat, aber die ganze Spendengeschichte war damals schon arg diffus. (Schreiber, Kiep, etc.) Eine Parteispende, die nicht ordnungsgemäß verbucht wird, ist keine Spende, sondern Schmiergeld. Kohls stures Festhalten am Ehrenwort untergräbt die Institutionen unserer Demokratie. Das ist für mich kein ehrenhaftes Verhalten.
 

Benrath

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Ok dann hat man die ossis aber nicht mit der 1 zu 1 umstellung beschissen, sondern sie haben danach nicht gecheckt, dass Sie Ihre Löhne an passen müssen. De Facto hat man ihnen aber erst mal ne Menge Geld geschenkt. Man stelle sich den Aufschrei vor, alle Konto hätten auf einmal nur noch 1/5 des Wertes.
 
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Gehen wir ma davon aus, die Währung wäre nicht 1zu1 getauscht sondern beispielsweise 5zu1, hätte das dann nicht auch verheerende Folgen gehabt? (Ehrliche Frage; die VWL-technische Betrachtung würde mich echt interessieren)

Ostdeutschland wäre dann doch wohl zum in-house Billigproduktionsland geworden; was evtl negativer wäre als die jetzige Entwicklung.

Den psychologischen Effekt ala "ihr seid genauso viel wert wie wir" beim 1zu1 Tausch sollte man doch sicherlich auch nicht unterschätzen. Ein Fußball-WM Sieg hat ja schon positive Effekte auf die Wirtschaftsleistung. Was hat da wohl ein "ihr seid nur ein Fünftel wert" für Effekte? (auch wenn es wirtschaftlich betrachtet die Wahrheit wäre)
 
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