Ich denke, dass es problematisch ist, wenn man "Ehre" über das Gesetz stellt. Aber das Thema ist durch, der Mann ist tot und hat die Namen mit ins Grab genommen. Aber so wie es meist in der Geschichte läuft, werden sie eines Tages an die Öffentlichkeit geraten.
Zur Politik Kohls: Außepolitisch war er rückblickend gesehen durchaus fähig, wobei man Genscher nicht vergessen darf. Beide sahen die europäische Integration und die Wahrung des Friedens als oberste Ziele. Dafür gebührt ihnen Dankbarkeit. Während z.B. ein Brandt eher der Visionär war, der die Weichen gestellt hat, haben Kohl und Genscher durch geduldige Verhandlungspolitik die Sache abgedeckelt. Ohne Kohl wäre die EU heute in dieser Form nicht existent. Ob das gut oder schlecht ist, wird die Zeit zeigen.
Innenpolitisch bleibe ich aber bei meiner Ansicht, dass in der Ära Kohl viel falsch lief. Natürlich bin ich nicht so vermessen, zu behaupten, ich hätte es besser gewusst. Darum gehts doch auch gar nicht. Dass die Wiedervereinigung viel zu hektisch über die Bühne ging, gilt aber doch als gesichert. Auch die Tatsache, dass die demokratischen Strukuren, die während der Wendezeit im Osten entstanden waren, ziemlich schnell von der Westpolitik weggebügelt wurden, zeugt von eher geringem Geschichtsbewusstsein der Beteiligten. Der Wahlkampf 1990 war z.B. sehr davon geprägt, dass Westpolitiker aller Parteien die Ostparteien instrumentalisiert haben. Das böse Erwachen kam ja dann auch recht schnell. Ich sehe darin auch einen der Gründe, weshalb in den neuen BL tendenziell antidemokratische Parteien einen viel größeren Rückhalt haben. Die DDR-Bürger sind von einer Diktatur in die nächste geraten und hatten dann nach 1990 quasi keine Zeit, sich in der westlichen Demokratie zurechtzufinden.
Hätte, wenn und aber verbieten sich aber ohnehin.