Original geschrieben von sHaO-LiNg
Interessanterweise erwähnst du auch gleich den Begriff der Kategorie. Es lohnt sich vielleicht auch, mal darüber nachzudenken, inwiefern die Kategorien, in denen wir mittels unseres Verstandes die Welt ordnen, objektiv sind.
(Wobei hier wieder auf die spezielle Definition von Objektivität im Objektivismus zu achten ist.)
Um etwas in eine Kategorie einzuteilen braucht man immer ein Vergleichsobjekt, beispielsweise die Länge eines Gegenstands wird mit einem Standardmeter in Relation gesetzt. Ist die Länge kleiner fällt es in die Kategorie "kleiner als 1m" ansonsten in die Kategorie "größer als 1m". Welchen Standard man hernimmt ist natürlich beliebig, hängt von unserer allgemeinen Biologie (Körpergröße, Sinnesorgane etc.) und unserer Umwelt ab. Wenn der Standard den wir wählen die Größe, die man messen möchte, repräsentiert und sich nicht verändert, ist die Messung und somit die Einteilung in eine Kategorie objektiv.
Wenn wir die Kategorien anderen mitteilen möchten, muss man natürlich vorher erst noch die Standards in Relation setzen (z.B. km in Meilen).
Interessanter wirds dann wieder, wenn man komplexere Phänomene betrachtet, die auch die Wechselwirkung zwischen verschiedenen Objekten umfassen.
Festzuhalten sei jedenfalls, dass man 'einfache' Kategorien objektiv wahrnehmen kann. Sicher gibt es auch da Grenzfälle, eben bei Objekten die dem gewählten Standard sehr ähnlich sind, aber eine große Zahl von Objekten kann man objektiv kategorisieren.
Wie es mit komplexeren, feineren Kategorien aussieht, da stellt sich die Frage, inwieweit wir das objektiv wahrnehmen können, da wir ja das Universum nicht von aussem betrachten, sondern Teil des Universums sind und alleine durch unsere Präsenz es beeinflussen.
Man denke nur an den Willen, wir können nicht wissen, was wir denken, bevor wir es denken, weil wir sonst ja etwas anderes denken (nämlich das, an was wir denken). Ob das auch z.B. auf Quantenmechanik zutrifft oder ob uns lediglich die technischen Möglichkeiten fehlen, weiss ich nicht, müsste ich mich näher damit beschäftigen.
Das primäre Problem an Aussagen wie "die Realität ist nicht objektiv" ist eben, dass die Aussage auf Basis der Annahme gemacht wird, dass sie es sei. Formeln, Experimente usw. basieren alle auf Basis der klassischen Wissenschaftstheorie und nicht auf Basis eines probabilistischen Weltbilds.
Original geschrieben von Dekonstruktion
Claw, indem du davon ausgehst, dass es eine wesensmäßige Idee eines Dinges(Tisch) gibt, bewegst du dich auf einem kruden Platonismus, der zwar immer wieder mal auftaucht(Frege, Husserl), aber einfach nicht haltbar ist, da er von einem viel zu einnfachen Konzept von Sprache ausgeht(zur Kritik lese beispielsweise die Untersuchungen des Schmerzbegriffs in Wittgensteins PU).
Dann hast du mich falsch verstanden oder ich mich falsch ausgedrückt. Ich stimme dir zu, dass das nicht haltbar ist.
Was ich nicht meinte, war, dass es die Eigenschaft "Tisch-sein" gibt, die Objekten in irgendeiner Form innewohnen würde. Was ich meinte war, dass man Eigenschaften einer Kategorie namens Tisch definieren kann, d.h. gewisse Grenzen festsetzen kann, ab wann ein Gegenstand in diese Grenzen fällt und wann nicht.
Auch unterschätzt du, wenn du meinst, man könne sich seine Werte und Moralvorstellungen selbst aussuchen, den Aspekt von Kultur, welchen du gänzlich aussen vor lässt. Jedes Subjekt ist in eine Wertegemeinschschaft hineingeboren. Fähigkeiten wie Ich-Bezug und Reflektionsfähigkeit erhält ein Kind hingegen erst wesentlich später. Von daher inkorporiert sich jede Kultur in einem Menschen.
Ich rede nicht von Kindern, ich rede immer von rationalen Menschen, d.h. meist erwachsenen Menschen, die sich über bestimmte Dinge im Klaren sind.
Dass die Aneignung / Änderung von Werten nicht mit einem einzelnen Gedanken passiert, bezweifle ich nicht, fest "eingebrannt" sind sie aber auch nicht.
Zudem ist Rationalität keineswegs garant für Moral.( So hat sich Eichmann bei den Nürnberger Prozessen auf den kategorischen Imperativ berufen).
Der kategorische Imperativ ist auch genau entgegengesetzt (er ist sehr subjektiv), der Objektivismus ist ein Gegner von Kant (wobei das, wie gesagt, etwas offen zur Debatte steht, da sich Kant nicht besonders klar ausdrückt, man denke nur an die X Versionen des kategorischen Imperativs).
Auch stelle ich mal die Rationalität von Kant's Philosophie in Frage, sagt er doch, dass mit Hilfe des Verstandes keine Aussagen über die Realität möglich sind.
Eine jede Ethik setzt voraus, dass man sich für den Anderen verantwortlich fühlt.(Verantwortung lässt sich allerdings gerade nicht aus reiner Vernunft deduzieren).
Und wie begründest du diese Ansicht? Hat dir das jemand eingeflüstert? Sagen dir das deine Gene? Eine religiöse Eingebung?
Der Punkt des Objektivismus ist, dass man derartige Aussagen auf Basis von Überlegungen und Begründungen stellen muss. Warum sollte man sich für andere verantwortlich fühlen? (es gibt natürlich Gründe, weshalb man es tun soll, die sind aber kontextabhängig und keineswegs eine allgemeine Verpflichtung gegenüber allen anderen unabhängig von deren Verhalten)
Man sollte zumindest vorsichtig sein, wenn jemand vorschnell postuliert, er/sie habe den Zugang zu einem objektiven Wissen gefunden, insbesondre wenn diese vermeintliche Wahrheit zugleich mit Heilsversprechen und einer gefährlichen ökonomischen und politischen Ideologie verbunden wird.
Das "Heilsversprechen" im Objektivismus ist, dass, wenn man sich nach der Realität verhält und die Realität identifiziert, man eher glücklicher lebt.
"Nature, to be commanded, must be obeyed"
Da der Verstand des Menschen dessen einzige Möglichkeit zu überleben ist und er seine eigene Identität, sein eigenes Leben schätzt, ist die logische Folge, dass die Initiation von Gewalt gegen das eigene Leben dem entgegensteht.
Auf diesem Prinzip fusst dann der Kapitalismus, um zu überleben muss der Verstand frei von Gewalteinwirkung anderer sein, erst dann kann jeder seine eigene Identität, seine eigenen Fähigkeiten verwirklichen und das bestmögliche Leben leben.
Original geschrieben von Sick5
Mal ein paar Thesen, die m.E. mit dem Thema zusammenhängen (vielleicht sind manche äquivalent):
Das sind reine Fragen der Logik, aber bitte:
i) Jeder Satz ist wahr oder falsch.
Falsch, Sätze die sich auf ihren eigenen Wahrheitsgehalt beziehen können Halbwahrheiten sein (z.B. "Dieser Satz ist falsch."), Halbwahrheiten sind aber mehr oder weniger eine Spielerei der Sprache.
Davon abgesehen ist das richtig, Aussagen können, ausreichende Definition der Wörter vorausgesetzt, auf ein Axiomensystem zurückgeführt werden.
ii) Jeder Satz ist wahr oder falsch und wir können das auch herausfinden.
Nein, es gibt technische Grenzen.
iii) Jeder Satz ist wahr oder falsch auch wenn wir das ggf. nicht herausfinden können.
Die Antwort kannst du aus den anderen 2 Antworten ableiten
iv) es gibt Dinge (=wenn wir über etwas reden beziehen wir uns auf etwas, das unabhängig davon ist, ob wir darüber reden)
Das implizierst du ja schon.
v) Es gibt Dinge eines bestimmten Typs, z.B. materielle Gegenstände
Eine Frage der Wissenschaft, nicht der Philosophie. Philosophie sagt nur, dass man erkennen kann, ob ein Gegenstand materiell ist oder nicht.
vi) Alle wahren oder falschen Aussagen lassen sich letztlich auf Aussagen eines bestimmten Typs zurückführen (z.B. über physikalische Gegenstände)
kA was du damit meinst.
vii) Es gibt Dinge eines bestimmten Typs über die wir nie etwas herausfinden können.
Prinzipiell nein, praktisch möglicherweise, da wir technisch unseren eigenen Einfluss auf die Messung nicht unbedingt ausschliessen können, wir also keine von der Realität unabhängigen Beobachter sind.
viii) Wir können etwas/alles über einige/alle Dinge herausfinden.
Richtig
ix) Auf jede Frage gibt es genau eine Antwort
Richtig, A = A. Ausgenommen natürlich wieder so tolle Fragen, die sich auf die Antwort beziehen ("Wirst du auf die Frage mit nein antworten?")
x) Für jeden Begriff und jeden Gegenstand gilt, es lässt sich in jedem Fall eindeutig entscheiden, ob der Gegenstand unter den Begriff fällt oder nicht.
Prinzipiell ja.