Quint
,
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Wer von euch macht Kampfsport bzw. betreibt eine Kampfkunst? Was für Erfahrungen habt ihr in euren Vereinen gemacht?
Ich selbst habe in der Vergangenheit Bujinkan Budo Taijutsu (BBT), Shotokan Karate und Kendo betrieben:
BBT (den meisten wohl eher unter Ninjutsu bekannt) ist die waffenlose Kunst der Ninja, was mir als Teenager und damaliger Narutofan unheimlich cool erschien. Statt mystischen Handzeichen, Salti und Ninjamasken war es dann aber doch stinknormales Ju-Jutsu in schwarzen Bademänteln, in einer viel zu kleinen Halle mit viel zu vielen Leuten. Das hat dann auch zu diversen Unfällen geführt: Ich habe live mitbekommen, wie jemanden das Handgelenk irreparabel geschädigt (Hebel einfach durchgezogen, der Täter kam danach nie wieder) oder eine Frau in ihrer ersten Stunde zu einer schwierigen Partner-Rollübung genötigt wurde - sie knallte auf das Genick und war kurzzeitig bewusstlos. Dazu haben Trainer und die höheren Dan-Träger einem immer daran erinnert, doch etwas aus dem Vereinsshop zu kaufen oder am nächsten (kostenpflichtigen) Seminar teilzunehmen. Irgendwie mussten sich die zwei Reisen nach Japan pro Jahr wohl aber irgendwie finanzieren. Irgendwann habe ich mich dann näher mit der Geschichte von BBT beschäftigt und gemerkt, dass unser Trainer sich hauptsächlich eben doch auf die klassische Ju-Jutsu Ryu beschränkt und für den Rest kreativ wird. Das schien dann auch einigen anderen Leuten aufzufallen, da die Vereinsbeschreibung dann plötzlich auf das schwammige "Klassische japanische Kampfkunst" geändert wurde.
Die Effektivität konnte man sehr gut mit dem Bullshido-Sticker "For the love of god, just grab my wrist" beschreiben, alternativ wurden Techniken mit ewig langen und telegrafierten Faustschlägen geübt, nie schneller oder realistischer. Sparring gab es nicht. Es fiel extern sehr oft der Spruch "Wir machen das aus Interesse an japanischer Geschichte", intern wurde dann aber gerne der Eindruck vermittelt, dass man sich damit im Notfall verteidigen kann - was ich aus meiner Erfahrung bei diesem speziellen Verein nicht bestätigen kann. Aus diesen und anderen Gründen (*hust* Kult *hust*) bin ich dann ausgetreten.
Shotokan Karate war interessant - nicht mehr, aber auch nicht weniger. In meinen damaligen Verein ging es sehr locker zu, es war eher so typischer Unisport denn Kampfkunst. Man kam zweimal die Woche, hat seine Übungen gemacht und ging dann wieder. Auch wenn die Atmosphäre freundlich war, fehlte dann doch irgendwas. Der Fokus lag eher auf Kata, es gab keinen Kontakt und man stand Shotokan typisch immer extrem tief, was für die Selbstverteidigung einfach extrem unrealistisch war. Ich musste aus Zeitgründen irgendwann damit aufhören.
Traurigerweise war Kendo (japanischer Schwertkampf) die effektivste Kampfkunst, die ich gemacht habe. Man hat regelmässig mit schwerer Rüstung gesparrt, laut geschrien und versucht, den Gegner zu treffen, der nicht getroffen werden wollte. Da merkte man dann auch ganz schnell, wie anstrengend zwei- drei Minuten Sparring sein können oder wie unrealistisch die coolen Moves aus dem Kino sind. Habe verletzungsbedingt aufgehört, es war aber insgesamt die beste Erfahrung (japanischer Sensei, kleine Gruppe, Fokus auf kontinuierliche Verbesserung etc.)
Was macht ihr? Habt ihr euch schonmal in einer Extremsituation verteidigen müssen? Wenn ja, wie effektiv war das von euch Gelernte? Hättet ihr Hemmungen, im Zweifelsfall voll durchzuziehen oder kommt von der bw.de Elite im Agent 47 Style der Genickbrecher? Geht Kampfkunst/Kampfsport für euch auch über das physische hinaus, habt ihr dadurch bestimmte Werte gelernt? Oder ist das für euch alles nur Hokuspokus und die einzig korrekte Antwort auf Gewalt der taktische Glasbrecher Stift aus Aluminium?
Ich selbst habe in der Vergangenheit Bujinkan Budo Taijutsu (BBT), Shotokan Karate und Kendo betrieben:
BBT (den meisten wohl eher unter Ninjutsu bekannt) ist die waffenlose Kunst der Ninja, was mir als Teenager und damaliger Narutofan unheimlich cool erschien. Statt mystischen Handzeichen, Salti und Ninjamasken war es dann aber doch stinknormales Ju-Jutsu in schwarzen Bademänteln, in einer viel zu kleinen Halle mit viel zu vielen Leuten. Das hat dann auch zu diversen Unfällen geführt: Ich habe live mitbekommen, wie jemanden das Handgelenk irreparabel geschädigt (Hebel einfach durchgezogen, der Täter kam danach nie wieder) oder eine Frau in ihrer ersten Stunde zu einer schwierigen Partner-Rollübung genötigt wurde - sie knallte auf das Genick und war kurzzeitig bewusstlos. Dazu haben Trainer und die höheren Dan-Träger einem immer daran erinnert, doch etwas aus dem Vereinsshop zu kaufen oder am nächsten (kostenpflichtigen) Seminar teilzunehmen. Irgendwie mussten sich die zwei Reisen nach Japan pro Jahr wohl aber irgendwie finanzieren. Irgendwann habe ich mich dann näher mit der Geschichte von BBT beschäftigt und gemerkt, dass unser Trainer sich hauptsächlich eben doch auf die klassische Ju-Jutsu Ryu beschränkt und für den Rest kreativ wird. Das schien dann auch einigen anderen Leuten aufzufallen, da die Vereinsbeschreibung dann plötzlich auf das schwammige "Klassische japanische Kampfkunst" geändert wurde.
Die Effektivität konnte man sehr gut mit dem Bullshido-Sticker "For the love of god, just grab my wrist" beschreiben, alternativ wurden Techniken mit ewig langen und telegrafierten Faustschlägen geübt, nie schneller oder realistischer. Sparring gab es nicht. Es fiel extern sehr oft der Spruch "Wir machen das aus Interesse an japanischer Geschichte", intern wurde dann aber gerne der Eindruck vermittelt, dass man sich damit im Notfall verteidigen kann - was ich aus meiner Erfahrung bei diesem speziellen Verein nicht bestätigen kann. Aus diesen und anderen Gründen (*hust* Kult *hust*) bin ich dann ausgetreten.
Shotokan Karate war interessant - nicht mehr, aber auch nicht weniger. In meinen damaligen Verein ging es sehr locker zu, es war eher so typischer Unisport denn Kampfkunst. Man kam zweimal die Woche, hat seine Übungen gemacht und ging dann wieder. Auch wenn die Atmosphäre freundlich war, fehlte dann doch irgendwas. Der Fokus lag eher auf Kata, es gab keinen Kontakt und man stand Shotokan typisch immer extrem tief, was für die Selbstverteidigung einfach extrem unrealistisch war. Ich musste aus Zeitgründen irgendwann damit aufhören.
Traurigerweise war Kendo (japanischer Schwertkampf) die effektivste Kampfkunst, die ich gemacht habe. Man hat regelmässig mit schwerer Rüstung gesparrt, laut geschrien und versucht, den Gegner zu treffen, der nicht getroffen werden wollte. Da merkte man dann auch ganz schnell, wie anstrengend zwei- drei Minuten Sparring sein können oder wie unrealistisch die coolen Moves aus dem Kino sind. Habe verletzungsbedingt aufgehört, es war aber insgesamt die beste Erfahrung (japanischer Sensei, kleine Gruppe, Fokus auf kontinuierliche Verbesserung etc.)
Was macht ihr? Habt ihr euch schonmal in einer Extremsituation verteidigen müssen? Wenn ja, wie effektiv war das von euch Gelernte? Hättet ihr Hemmungen, im Zweifelsfall voll durchzuziehen oder kommt von der bw.de Elite im Agent 47 Style der Genickbrecher? Geht Kampfkunst/Kampfsport für euch auch über das physische hinaus, habt ihr dadurch bestimmte Werte gelernt? Oder ist das für euch alles nur Hokuspokus und die einzig korrekte Antwort auf Gewalt der taktische Glasbrecher Stift aus Aluminium?