Zusammenfassung:
Wenn einer von beiden offensichtlich mehr will/fühlt als der andere, ist eine Beziehung imho grundsätzlich keine gute Idee.
Langform:
Wenn einer von beiden sich nicht entscheiden kann, ob er eine Beziehung will und der andere sich sicher ist, ist das fast zwangsläufig so richtig scheiße für beide. Meiner Erfahrung nach spielt da oft der Druck, der mit dem Wort "Beziehung" einhergehen kann, eine große Rolle. Dieses Wort - dieser Status - hat etwas von Exklusivität, Dauerhaftigkeit und Verantwortung für den anderen. Wenn der eine den anderen total gern hat, die Nähe (in jeglicher Hinsicht) toll ist usw., aber die Schmetterlinge fehlen oder (z.B. bei etwas älteren Menschen) man genau weiß, dass X und Y einer dauerhaften Beziehung im Weg steht, dann ist das halt so.
Ein Modell "man genießt die Zeit miteinander -- ungezwungen, mit wenig bis keinen Verpflichtungen füreinander -- solange es schön ist, und danach beendet man das genauso ungezwungen wieder" ist aber nicht gerade etabliert in unserer Gesellschaft. (Und es ist auch meistens dem Untergang geweiht, sobald einer von beiden so sehr mehr will, dass er sich damit quält.) Auf Basis seiner eigenen Unsicherheit dann doch eine Beziehung einzugehen um den anderen, der mehr Gefühle hat, nicht zu verlieren oder weil man mit seiner eigenen Unsicherheit nicht klarkommt, verursacht dann diesen Druck an sich selbst.
Schwacher Trost: Meiner Erfahrung nach sinkt mit steigender Lebens- und Beziehungserfahrung die Beziehungsunsicherheit drastisch. Unter meinen Akademikerfreund/inn/en (-> im Schnitt relativ wenige, aber längere Beziehungen; Lebensmodell, das Familiengründung frühestens mit Ende 20 zulässt) stellt(e) sich das so mit etwa Mitte 20 um.