Rein zu Infozwecken noch ein paar Zeilen zum Sehen bei Dämmerung/Nacht, weil mir das doch wichtig ist. Die Wikipedia-Seite dazu ist leider nicht für Laien gedacht.
In unserem Auge gibt es Stäbchen und Zapfen. Die Zapfen "sehen" dann, wenn es taghell ist. Mit ihnen sehen wir Farben, und zwar scharf, und zwar vor allem im Zentrum des Sichtfeldes (also da, wo wir "hinschauen").
Die Stäbchen werden aktiv, wenn es nicht mehr genug Licht zum Farbensehen gibt. Mit ihnen sehen wir Graustufen. Die Stäbchen sind vor allem außerhalb des Sehzentrums angesiedelt, ihre Dichte im Zentrum des Sichtfeldes dagegen ist sehr gering (weil es da so viele Zapfen auf der Netzhaut gibt, dass nicht mehr viele Stäbchen hinpassen - die Auflösung für die Stäbchen dort ist entsprechend gering).
Beim Fahren in der Nacht passiert Folgendes:
1. Die Pupille weitet sich und zieht sich bei Lichteinfall zu. Was bei Half-Life 2 mit HDR-Effekten einen krassen Effekt hat, macht in Wirklichkeit nur wenig Unterschied.
2.
a) Draußen ist es trotz Scheinwerfer so wenig hell, dass die Stäbchen (sw) aktiv werden. Sagen wir bis zur halben Maximal-Empfindlichkeit, das dauert so ca. 5-7 Minuten bei jungen Menschen. In den ersten 3-5 Minuten werden parallel auch die Zapfen (Farbe) maximal empfindlich. Reicht die Helligkeit fürs Farbensehen nicht mehr aus, sehen wir im Zentrum schlechter als in der Peripherie (einfaches Experiment: Nachts im sehr dunklen Zimmer (nach mind. 15 Minuten Adaptationszeit) auf eine unbeleuchtete Uhr schauen. Wenn man knapp neben die Uhr schaut, erkennt man die Uhrzeit besser, als wenn man direkt drauf schaut). D.h. man erkennt (unbeleuchtete) Hindernisse am Straßenrand besser als solche mitten auf der Straße. Es kann mitunter sehr beängstigend sein, wenn man meint irgendwas gesehen zu haben, hinguckt, und es dann nicht mehr sieht, wenn man nicht weiß, wie das Sehen funktioniert.
Wird man geblendet, geht die Adaptation an das Mehr an Licht sehr schnell. Insbesondere dann, wenn es nur ein kurz vorüberfahrendes Auto ist. Ist die Blendung aber zu stark, dann sieht man erstmal nichts (das Licht wird in der Netzhaut als elektrische Ladung "gespeichert" und kann nicht schnell genug wieder "abgebaut" werden). Die Stäbchen (sw) sind aber relativ schnell wieder auf "Betriebstemperatur", man sieht im Dunkeln schneller wieder als bei b):
b) Man fährt z.B. mit Fernlicht, es ist ziemlich hell. Die Stäbchen (sw) werden nicht aktiv, die Zapfen (Farbe) erreichen nicht ihre maximale Empfindlichkeit. Eine helle entgegenkommende Lichtquelle stört wenig bis gar nicht, aber muss man das Fernlicht mal ausschalten (z.B. entgegen kommendes Fahrrad), und es ist in der Umgebung nicht hell genug, dann sieht man quasi gar nichts, weil die Stäbchen überhaupt nicht aktiv sind, und es ca. 5 Minuten dauert, bis sie überhaupt "anspringen" (s.o.).
Im Alter werden sowohl Stäbchen als auch Zapfen langsamer. Das Adaptieren in eine höhere Empfindlichkeit (für dunkelere Umgebung) dauert eh schon länger, und jetzt besonders lange (dauerte es mit 15 Jahren bis zur maximalen Empfindlichkeit der Stäbchen vielleicht 35 Minuten, kann es jetzt über eine Stunde sein). Besonders kritisch ist das aber beim Blenden: Bei einem durchschnittlichen 70-jährigen dauert eine Blendung 50x länger als bei einem 20-jährigen!! Deswegen ist es durchaus sinnvoll, wenn Senioren sich dazu entschließen, nachts nicht Auto zu fahren. Wenn sie aber doch fahren, sollten sie lieber 10-20 Minuten im Dunkeln verbringen bevor sie losfahren anstatt die ganze Zeit mit Fernlicht zu fahren (und dann, wenn sie abblenden müssen, gar nichts mehr zu sehen). Leider ziemlich utopisch.