Puh, Halbwissenalarm. Ich will versuchen etwas aufzuräumen.
- Cetirizin war zweite (naja, anderthalbte) Generation H1-Antihistaminikum. Wirkt einigermaßen gut bei den meisten Menschen, macht aber häufig müde (Packungsbeilage sagt 1% - mein Bekanntenkreis sagt ~75%) und wird heute von Allergologen in aller Regel nicht mehr empfohlen. Es wird allerdings noch als Schlafmittel eingesetzt, das nicht abhängig macht. Warum Zyrtec besser helfen/weniger müde machen sollte als Generika sehe ich eigentlich immer noch nicht, weil die Zusammensetzung meistens exakt die gleiche ist. Habe das aber von vielen gehört.
- Loratadin ist zweite Generation H1-Antihistaminikum. Überwindet die Blut-Hirn-Schranke nicht mehr so einfach und macht deswegen weniger müde. Ebastin (Handelsname Ebastel) ist auch zweite Generation, aber afaik noch nicht rezeptfrei.
- Fexofenadin (Handelsname z.B. Telfast) ist dritte Generation und dank im Schnitt höchster Wirkung + wenigster Nebenwirkung Mittel der Wahl. Aber deutlich teurer als das meiste andere.
Es müssen nicht immer (nur) Tabletten sein. Zwei Wochen vor der Heuschnupfensaison kann man anfangen z.B. Nasonex oder Avamys Nasensprays zu nehmen. Das sind corticosteroide/Mastzellenstabilisatoren, die ziemlich ungefährlich sind (da sie nicht systemisch wirken wie Cortison) und sowohl die Nasen- als auch die Augenbeschwerden deutlich lindern können. Das setzt natürlich voraus, dass man weiß, gegen was man allergisch ist (Allergietest machen!)
Ganz allgemein muss man noch anmerken, dass der Körper meistens ein paar Tage braucht um sich auf ein Antiallergikum einzustellen. Gerade Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen und Müdigkeit werden nach ein paar Tagen regelmäßiger Einnahme weniger. Die Trockenheit der Schleimhäute bleibt leider öfter bestehen (wenn sie überhaupt auftritt). Antiallergika nimmt man abends ungefähr 8-10 Stunden vor dem Aufstehen ein, damit der größte Müdigkeitsschub beim Schlafen kommt und man morgens gut aus dem Bett kommt.
Wer nachts arge Heuschnupfenprobleme hat oder morgens total verquollene Augen, der dusche sich abends ab (vor allem die Haare, wie schon empfohlen wurde) und wechsele häufig die Bettwäsche (mind. 1-2x wöchentlich). Bettwäsche bei 60° und nicht zu kurz waschen, da die Allergene ordentlich was aushalten. Auch die Betten selbst kann man regelmäßig kochen. Nass(!) Staubwischen kann man alle 2 Tage. Auch Nasenspülungen (für 5-10 Euro beim Drogeriemarkt) wirken Wunder gegen die Nasen-/Augenbeschwerden. Das zusammen hilft meistens besser als Tabletten um Schlafen zu können. Pollen fliegen auf dem Land morgens am stärksten, in Städten abends. Entsprechend antizyklisch lüften.
Ich bin gerade bei Allergien eindeutig gegen Selbstmedikation, weil man doch so Einiges falsch machen kann. Hyposensibilisierungen (Hypersensibilisierung ist das Gegenteil! Wenn schon mit Fachworten rumwerfen, dann bitte halbwegs die richtigen wählen) helfen heute gerade bei mittelschweren Allergien sehr häufig (die neueren Schluckimpfungen laut pharmakonzern-finanzierten/-durchgeführten Studien genauso gut wie Spritze, gibt's aber für weniger Allergene). Haut- und Bluttest tun kaum weh, und wenn einem das dauernde Zum-Arzt-Rennen bei einer Hypo zu nervig ist, kann man seinen Arzt auch bitten nach der 3. Spritze (zur Überwachung, ob der Körper selbst auf die Minidosis nicht vielleicht krass reagiert) sich das Zeug mit nach Hause nehmen zu dürfen und selber zu spritzen.
Unbehandelt verschlimmern sich Allergien nur zu oft, und abgesehen davon, dass die allgemeinen Beschwerden dann schlimmer werden, kann man sich ein Asthma dazu einfangen, und die Chancen auf eine erfolgreiche Hypo sinken dann wieder deutlich.
Zum Schluss noch ein Wort zur Histaminintoleranz und Allergien/Antiallergika... Antiallergika helfen dabei die Magenprobleme zu lindern. Du kannst es ja mal ausprobieren: Eine relativ hohe Dosis Antiallergika über 2-3 Tage, und dann ein Stück Schokolade, eine Tomate oder ein Glas Rotwein. Die Magenbeschwerden sollten deutlich geringer sein als ohne.
Auf der anderen Seite kann eine histaminfreie/-arme Diät die Heuschnupfensymptomatik verbessern. Deswegen werden die meisten Gastroenterologen empfehlen die Ernährung umzustellen anstatt dauernd Antihistaminika zu schlucken. Wenn man zusätzlich noch mehrere andere Unverträglichkeiten hat, sodass auf dem Speiseplan dann gar nichts mehr übrigbleibt, sind durchgängig genommene Antihistaminika durchaus eine Option um die Lebensqualität zu steigern. Von irgendwelchen Gewöhnungseffekten von Antiallergika weiß ich aus wissenschaftlichen Quellen nichts.
My 234 cents. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit/völlige Korrektheit. Ich bin kein Arzt.