Mal ein paar Fakten (Zahlen):
http://www.lpb-bw.de/hartz_iv.html
Ich zitiere mal ein paar wichtige Angaben (Artikel ist vom August 2009):
Die offizielle Anzahl der Arbeitslosen liegt im August bei 3,47 Millionen. Gegenüber dem Vorjahresmonat sind 275.000 Arbeitslose hinzugekommen. Mit 40 Millionen Erwerbstätigen arbeiteten 150.000 Menschen weniger als noch vor einem Jahr.
Arbeitslosengeld II wurde im August an insgesamt 4.909.000 Millionen Menschen ausgezahlt. Nach den aktuellsten Auswertungen waren im April 2009 45 Prozent der ALG II- Empfänger arbeitslos gemeldet. 55 Prozent waren nicht arbeitslos gemeldet: Weil sie noch zur Schule gehen, in einer Arbeitsgelegenheit beschäftigt sind, an einer Qualifizierungsmaßnahme teilnehmen oder wegen besonderer Umstände (zum Beispiel Kinderbetreuung) dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen. Arbeitslosengeld II ergänzend zum Lohn aus einem Beschäftigungsverhältnis bezogen im April rund 1.307.000 Menschen, so genannte Aufstocker, deren Einkommen aus Niedriglöhnen zum Lebensunterhalt nicht ausreicht. Dabei wird unterschieden zwischen 744.000 Leistungsbeziehern mit einem monatlichen Gehalt unter 400 Euro, 244.000 Menschen mit einem Einkommen zwischen 400 und 800 Euro und 319.000 mit einem Einkommen über 800 Euro.
Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung lag im Juni 2009 nach der Hochrechnung der Bundesagentur für Arbeit bei 27,42 Millionen
Der Personalbedarf in manchen Bereichen, vor allem in technischen Berufen, ist aus dem Kreis der als arbeitslos registrierten Menschen nicht mehr zu decken, da 40 Prozent der Arbeitslosen nicht einmal eine abgeschlossene Berufsausbildung haben und daher für die vakanten Stellen zumindest kurzfristig nicht in Betracht kommen.
Bei manchen hier muss ich mich wirklich wundern was sie hier so verzapfen. Das Problem sind nicht irgendwelche "Schmarotzer" die den Sozialstaat ausnutzen. Letztlich sind sowas Peanuts, wenn man den gesamten Steuerhaushalt sieht und wohin Gelder so fließen.
Das ECHTE Problem sind doch die "working poor" und dazu hat Hartz IV (ich werde es im weiteren nur noch ALG II nennen, da der Begriff schon bescheuert ist) beigetragen.
Wie aus dem Text zu entnehmen ist gehen
55% der ALG II Empfänger bereits einer "Beschäftigung" nach.
Dazu 1,3 Millionen Menschen die ihren Lohn mit ALG II "aufstocken" müssen um überhaupt davon leben zu können.
Gerade dies ist so eine Sache die ich für einen Skandal halte und von genügend Arbeitgebern gnadenlos ausgenutzt wird.
Diese Zuschüsse zu den Gehältern waren mal als Anreiz dazu gedacht Arbeitslose (vor allem Langzeitarbeitslose) wieder in eine feste Beschäftigung zu bringen.
Stattdessen wächst der Niedriglohnsektor in Deutschland stetig und ist gerade im Vergleich zu anderen EU Ländern überproportional groß.
Also anstatt gut bezahlte dauerhafte Jobs zu fördern werden solche Arbeitsplätze nun durch mehrere Billiglöhner besetzt und der Staat als Lohnsubventionsgeber ausgenutzt.
Alleine zu dem Thema könnte man massenweise schreiben, ich empfehle mal einen kurzen Blick auf diese Seite:
http://www.boeckler-boxen.de/4290.htm
Aber alleine diese Grafik sollte schon alles sagen (und daran gibt es auch nichts zu deuteln):
DAS ist es was unser Sozialsystem belastet, denn Leute in diesen Einkommensschichten haben ja überhaupt nicht die Möglichkeit sich finanziell abzusichern, gerade auch was Dinge wie die Rente anbelangt. Es wird eine große Altersarmut auf Deutschland zukommen.
Zudem bringen diese Leute ja auch kaum Geld in die Kasse des Staates, dafür ist der Steueranteil viel zu gering.
So ist derzeit fast ein Viertel ALLER Beschäftigten gerade mal in der Lage sich selbst zu versorgen ohne einen Beitrag zur Allgemeinheit leisten zu können und das nicht weil sie nicht wollen, sondern weil es ihre Löhne einfach nicht hergeben.
Bevor wir hier also darüber reden, dass einige Menschen nicht arbeiten und den Staat ausnutzen, sollte man lieber erstmal einen Blick darauf werfen, dass sehr, sehr viele Menschen arbeiten und trotzdem kaum davon leben können.
Das ist der viel größere Skandal als einige Wenige, die das System ausnutzen und es gibt Studien die klar zeigen (und nein ich habe jetzt keinen Link), dass diese Extrembeispiele nur eine sehr, sehr kleine Minderheit darstellen.
Letztlich gibt es ~1,7 Millionen Langzeitarbeitslose in Deutschland, also es betrifft ca. die Hälfte der Arbeitslosen (im Vergleich dazu sind es in skandinavischen Ländern nur 15-25%, aber auch in England oder Spanien ist es um einiges besser).
Langzeitarbeitslos bedeutet ein oder mehr Jahre.
Davon wiederum sind "nur" 35% (rund 700.000) ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in den letzten 6 Jahren gewesen.
Insgesamt bestehen die Langzeitarbeitslosen vor allem aus älteren Menschen, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen (ja die soll es auch geben) und solche mit geringer Qualifikation.
Auch hier lohnt sich mal wieder der Blick ins Ausland in der Langzeitarbeitslosigkeit wesentlich besser angegangen wird. Das generelle Problem ist sicherlich nicht, dass die Menschen nicht arbeiten wollen, sondern das sie es zu vernünftigen Konditionen machen wollen und natürlich Unterstützung und Anleitung brauchen.
Ich finde es teilweise wirklich erschreckend wie mit dem Thema ALG II umgegangen wird. Da werden Menschen pauschal in die Ecke von Schmarotzern gestellt.
Und das einige ernsthaft fordern, dass Arbeitslose jegliche Arbeit zu leisten hätten ist wirklich der Gipfel der sozialen Kälte.
Da erreichen wir einen Punkt der die Menschenwürde verletzt und das sollte man nicht vergessen.
Die Personen die unsere Gesellschaft wirklich ausnutzen und das mit kalter Berechnung, sind Anzugträger in ihrem Mercedes und der Fall Schlecker ist dafür nur allzu beispielhaft.
Man sollte, auch in der Politik, mal wieder dahin kommen zu sagen, dass Arbeit auch ihren Wert hat und heutzutage Arbeit in vielen Fällen nicht ausreichend entgeltet wird.
Da kann sich auch keiner mit "Globalisierung" rausreden, wenn wir von der Kassiererin bei irgendeinem Discounter reden.
Überhaupt hat diese Niedriglohnschicht wenig mit der so oft beschworenen Globlisierung zu tun.
Die Politik versagt einfach völlig dabei die mittleren Gehaltsklassen zu schützen, sie leistet viel mehr noch Unterstützung dabei diese weiter zu schwächen.
Man sollte sich mal überlegen wieviel Geld unsere lieben Bänker dem Staat gekostet haben und das mal in Relation zu unseren Sozialausgaben setzen.
Aber so ist das eben, wer kein Geld, sprich wer keine Macht hat, der hat eben auch keine Lobby und es ist natürlich einfach die Arbeitslosen "anzuklagen", denn die wehren sich sicherlich nicht und sind es auch nicht die die "Parteispenden" leisten.
Das ist wirklich eine der Dinge über die ich mich wirklich aufregen kann, vor allem da soviele sogenannte "Intellektuelle" auch noch auf diesen Zug aufspringen. Es ist einfach traurig wie leicht die Leute sich täuschen lassen nur indem man mit dem Finger auf jemanden anderen zeigt.