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August bin ich bei einem Kunden eingestiegen, da meine direkte Ansprechpartnerin zu einem anderen Unternehmen gewechselt ist und das wichtige Projekt zuzusagen ohne Projektverantwortlichen dastand. Angedacht war Teilzeit, anfangs wars aber durchaus Vollzeit um in die Prozesse des Unternehmens reinzukommen.
Ich komm ja aus der Selbstständigkeit. Seit 2005 habe ich eine kleine Werbeagentur, viel Grafik, viel Web, zunehmend auch immer mehr in Richtung IT, was die Einbindung von Schnittstellen an CRM und SAGE/SAP angeht. Zuletzt hats mich aber echt etwas angekotzt. Zum einen gabs keine echte Herausforderungen mehr, die Tools und Prozesse waren erprobt, Aufträge sind mit 120% Einsatz umgesetzt worden, aber zuletzt ist eben oft nur übers Design gefachsimpelt worden. Hat mich früher nicht gestört, war jetzt aber zunehmend immer mehr ein Triggerpunkt. "Grau soll grauer sein, kann man den Strich einen fitzel breiter machen? Wieso sieht es auf meinem iPhone nicht gut aus?".
Kurz, als sich die Stelle bei meinem Kunden auftat, klangs spannend. Die Position ist zwischen IT, Vertrieb und Marketing angesiedelt. Das Unternehmen hat eine angenehme Größe von 500 Mitarbeitern - also nicht zu groß, aber schon auf dem Sprung in Konzernstrukturen. Meine Vorgängerin hat das System eingeführt, dieses Jahr ist zum ersten mal der Hauptkatalog automatisiert in 9 Sprachen über das System gelaufen. Ich bin August eingestiegen als gerade die heisse Phase losging und war erstmal nur am troubleshooten, weil das ganze Ding einfach nicht rundgelaufen ist, da meine Vorgängerin aber schon weg war und im Unternehmen sonst niemand einen Peil hatte, war nie klar, ist das Working-as-intended oder läuft das gerade gerade Kacke? Zum Schluss hat man mit Spucke und etwas Tesa sozusagen eine Rohfassung aus dem System rausgekitzelt, über welche die Agentur dann letztlich die Feinausarbeitung drüber gelegt hat.
Während ich also einerseits versuche, das System vor dem Stillstand zu bewahren und grobe Bugs auszumerzen, verwalte ich das sechsstellige Budget und die künftige Entwicklung. An das System sind große Erwartungen geknüpft, es soll künftig das von einem Mitarbeiter in ASP und Access zusammengefrickelte System ersetzen, vier weitere Kataloge sollen dieses Jahr eingebunden werden sowieso der bisherige Onlineshop, sowie der Relaunch des neuen Shops, über den 60% des Unternehmensumsatzes läuft. Dazu eine ganze Reihe von weiteren Projekten und Schnittstellen. In der Summe 26 Einzelprojekte.
Nach der Einarbeitung habe ich versucht, dem Wildwuchs erstmal Herr zu werden und ein Projektmanagent mit den verschiedenen Dienstleistern zu etablieren. Dezember habe ich dann trotzdem die Handbremse gezogen, weils bei mir Gesundheitlich langsam rapide bergab ging mit der Doppelbelastung. Nach meinem Gefühl ist die Stelle eigentlich ohnehin keine Teilzeitstelle, sondern zwei Vollzeitstellen. Momentan bin ich nun tatsächlich Teilzeit, reisse meine 5-6 Stunden täglich ab, bin aber nur am reagieren, weil immer noch massig Bugs im System sind mit dem aktuellen Teilumsetzungsstand vieles nicht perfekt läuft. Ich wäre nicht der, der ich wäre, wenn ich nicht versuchen würde, trotzdem alles rauszukitzeln - das Ergebnis ist eben dann oft improvisiert und nicht perfekt, aber immerhin gehts voran. Oft fehlt dann aber die Wertschätzung für diese improvisierten Lösungen, sondern es wird an Details rumgemäckelt. Das lutscht mich zunehmend echt aus.
Weihnachten bin ich drei Tage im Krankenhaus gelegen, meine Nierenwerte waren echt miserabel. Ich war erst beim Arzt, konnte aber kaum im Wartezimmer sitzen, weils zu anstrengend war und ich 40,9° Fieber hatte. Blutwert war der Kreatininwert sechsfach erhöht, bin dann gleich ins Krankenhaus zur Dialyse verfrachtet worden. dem Ursprung forscht man gerade noch etwas nach, aber vermutlich hab ich die letzten 2-3 Monate zu oft zur Ibuprofen gegriffen um zu funktionieren.
Ich befinde mich momentan echt in einer Zwickmühle. Die Leute dort in der Firma sind super, aber denen fehlt oft das technische Verständniss. Es ist auch irgendwie ein Abnutzungskampf, weil einfach grundlegende Dinge "falsch" laufen, über die ich keine Kontrolle habe, die aber direkte Auswirkungen auf meine Arbeit haben. Die Firma wächst jedes Jahr zwischen 15 und 20% - das merkt man an allen Ecken und Ende, weil die Firma in den letzten Jahren rasant gewachsen ist, viele zugrundeliegende Strukturen aber noch aus einer viel kleineren Firma stammen. Und all das läuft wie bei einem Brennglas direkt an meiner Position zusammen, weil es dort auffällt. Mir sind die Fehler bewusst, ich kommuniziere, dokumentiere ... aber das ist echt eine Herkulesaufgabe und raubt mir unfassbar Kraft, weil es sich wie ein Kampf gegen Windmühlen anfühlt. Innerhalb des Unternehmens gibts natürlich Befindlichkeiten und kleine Königreiche und wichtige Entscheidungen werden gefühlt verschleppt, um die eigene Einflusssphäre zu schützen. So richtig krass ist mir das Dezember aufgefallen und da hats mich dann gesundheitlich über den Jordan geschickt.
Meine Freundin hat meinen rapiden Abbau mitverfolgt und war schon in den ersten Wochen der Meinung, ich sollte sofort wieder hinwerfen. Ich häng gerade aber irgendwie fest, einerseits, weil ich die Firma ansich toll finde, die Leute ohnehin, zum anderen, weils mir irgend eine Perspektive geboten hat, mal wieder was neues, spannendes zu machen. Und der Job fordert mich auch stark, aber momentan habe ich das Gefühl, er überfordert mich. Dezember habe ich, wie gesagt, die Reissleine gezogen, momentan wird auch nochmal eine Stelle geschaffen, die Stellenausschreibung läuft, aber nach meiner Erfahrung wird hier wieder falsch gesucht, weil man die Eierlegendewollmichsau will, anstatt die Kompetenzen auf zwei Stellen zu verteilen (Konzeptionelle und technische Stelle).
Jedenfalls, ich bin momentan so ausgelaugt wie niemals zuvor in meinem Leben. Nichtmal 2014, als meine Eltern beide an Krebs erkrankt sind und ich in Interimsweise in deren Unternehmen eingestiegen bin und ne 80h Woche gefahren hab, war ich so ausgeluscht und Infektanfällig. Irrationalerweise hänge ich trotzdem irgendwie an dem Job, weil ich die Flinte nicht ins Korn werfen will und es sich so anfühlt, als würde man sich vom Acker machen.
Ich komm ja aus der Selbstständigkeit. Seit 2005 habe ich eine kleine Werbeagentur, viel Grafik, viel Web, zunehmend auch immer mehr in Richtung IT, was die Einbindung von Schnittstellen an CRM und SAGE/SAP angeht. Zuletzt hats mich aber echt etwas angekotzt. Zum einen gabs keine echte Herausforderungen mehr, die Tools und Prozesse waren erprobt, Aufträge sind mit 120% Einsatz umgesetzt worden, aber zuletzt ist eben oft nur übers Design gefachsimpelt worden. Hat mich früher nicht gestört, war jetzt aber zunehmend immer mehr ein Triggerpunkt. "Grau soll grauer sein, kann man den Strich einen fitzel breiter machen? Wieso sieht es auf meinem iPhone nicht gut aus?".
Kurz, als sich die Stelle bei meinem Kunden auftat, klangs spannend. Die Position ist zwischen IT, Vertrieb und Marketing angesiedelt. Das Unternehmen hat eine angenehme Größe von 500 Mitarbeitern - also nicht zu groß, aber schon auf dem Sprung in Konzernstrukturen. Meine Vorgängerin hat das System eingeführt, dieses Jahr ist zum ersten mal der Hauptkatalog automatisiert in 9 Sprachen über das System gelaufen. Ich bin August eingestiegen als gerade die heisse Phase losging und war erstmal nur am troubleshooten, weil das ganze Ding einfach nicht rundgelaufen ist, da meine Vorgängerin aber schon weg war und im Unternehmen sonst niemand einen Peil hatte, war nie klar, ist das Working-as-intended oder läuft das gerade gerade Kacke? Zum Schluss hat man mit Spucke und etwas Tesa sozusagen eine Rohfassung aus dem System rausgekitzelt, über welche die Agentur dann letztlich die Feinausarbeitung drüber gelegt hat.
Während ich also einerseits versuche, das System vor dem Stillstand zu bewahren und grobe Bugs auszumerzen, verwalte ich das sechsstellige Budget und die künftige Entwicklung. An das System sind große Erwartungen geknüpft, es soll künftig das von einem Mitarbeiter in ASP und Access zusammengefrickelte System ersetzen, vier weitere Kataloge sollen dieses Jahr eingebunden werden sowieso der bisherige Onlineshop, sowie der Relaunch des neuen Shops, über den 60% des Unternehmensumsatzes läuft. Dazu eine ganze Reihe von weiteren Projekten und Schnittstellen. In der Summe 26 Einzelprojekte.
Nach der Einarbeitung habe ich versucht, dem Wildwuchs erstmal Herr zu werden und ein Projektmanagent mit den verschiedenen Dienstleistern zu etablieren. Dezember habe ich dann trotzdem die Handbremse gezogen, weils bei mir Gesundheitlich langsam rapide bergab ging mit der Doppelbelastung. Nach meinem Gefühl ist die Stelle eigentlich ohnehin keine Teilzeitstelle, sondern zwei Vollzeitstellen. Momentan bin ich nun tatsächlich Teilzeit, reisse meine 5-6 Stunden täglich ab, bin aber nur am reagieren, weil immer noch massig Bugs im System sind mit dem aktuellen Teilumsetzungsstand vieles nicht perfekt läuft. Ich wäre nicht der, der ich wäre, wenn ich nicht versuchen würde, trotzdem alles rauszukitzeln - das Ergebnis ist eben dann oft improvisiert und nicht perfekt, aber immerhin gehts voran. Oft fehlt dann aber die Wertschätzung für diese improvisierten Lösungen, sondern es wird an Details rumgemäckelt. Das lutscht mich zunehmend echt aus.
Weihnachten bin ich drei Tage im Krankenhaus gelegen, meine Nierenwerte waren echt miserabel. Ich war erst beim Arzt, konnte aber kaum im Wartezimmer sitzen, weils zu anstrengend war und ich 40,9° Fieber hatte. Blutwert war der Kreatininwert sechsfach erhöht, bin dann gleich ins Krankenhaus zur Dialyse verfrachtet worden. dem Ursprung forscht man gerade noch etwas nach, aber vermutlich hab ich die letzten 2-3 Monate zu oft zur Ibuprofen gegriffen um zu funktionieren.
Ich befinde mich momentan echt in einer Zwickmühle. Die Leute dort in der Firma sind super, aber denen fehlt oft das technische Verständniss. Es ist auch irgendwie ein Abnutzungskampf, weil einfach grundlegende Dinge "falsch" laufen, über die ich keine Kontrolle habe, die aber direkte Auswirkungen auf meine Arbeit haben. Die Firma wächst jedes Jahr zwischen 15 und 20% - das merkt man an allen Ecken und Ende, weil die Firma in den letzten Jahren rasant gewachsen ist, viele zugrundeliegende Strukturen aber noch aus einer viel kleineren Firma stammen. Und all das läuft wie bei einem Brennglas direkt an meiner Position zusammen, weil es dort auffällt. Mir sind die Fehler bewusst, ich kommuniziere, dokumentiere ... aber das ist echt eine Herkulesaufgabe und raubt mir unfassbar Kraft, weil es sich wie ein Kampf gegen Windmühlen anfühlt. Innerhalb des Unternehmens gibts natürlich Befindlichkeiten und kleine Königreiche und wichtige Entscheidungen werden gefühlt verschleppt, um die eigene Einflusssphäre zu schützen. So richtig krass ist mir das Dezember aufgefallen und da hats mich dann gesundheitlich über den Jordan geschickt.
Meine Freundin hat meinen rapiden Abbau mitverfolgt und war schon in den ersten Wochen der Meinung, ich sollte sofort wieder hinwerfen. Ich häng gerade aber irgendwie fest, einerseits, weil ich die Firma ansich toll finde, die Leute ohnehin, zum anderen, weils mir irgend eine Perspektive geboten hat, mal wieder was neues, spannendes zu machen. Und der Job fordert mich auch stark, aber momentan habe ich das Gefühl, er überfordert mich. Dezember habe ich, wie gesagt, die Reissleine gezogen, momentan wird auch nochmal eine Stelle geschaffen, die Stellenausschreibung läuft, aber nach meiner Erfahrung wird hier wieder falsch gesucht, weil man die Eierlegendewollmichsau will, anstatt die Kompetenzen auf zwei Stellen zu verteilen (Konzeptionelle und technische Stelle).
Jedenfalls, ich bin momentan so ausgelaugt wie niemals zuvor in meinem Leben. Nichtmal 2014, als meine Eltern beide an Krebs erkrankt sind und ich in Interimsweise in deren Unternehmen eingestiegen bin und ne 80h Woche gefahren hab, war ich so ausgeluscht und Infektanfällig. Irrationalerweise hänge ich trotzdem irgendwie an dem Job, weil ich die Flinte nicht ins Korn werfen will und es sich so anfühlt, als würde man sich vom Acker machen.
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