menschen verhalten sich unter aehnlichen umstaenden aehnlich. sehr simpel gehaltenes beispiel: kurs eines papiers steigt -> einige beschließen gewinnmitnahme -> verkaufen. fuer einen gewissen zeitraum gibts daher = verkaeufer > kaeufer. folge -> kurs faellt
obwohl der trend immer noch da ist. und hier kommt dann chartanalyse ins spiel: sie kann einem zeigen, ob ein kursabfall = gewinnmitnahme, oder = trend weg. oder ganz dumm ausgedrueckt: du kriegst mittels tech. analyse paar werkzeuge in die hand, und kannst dann klarer handeln.
seasonality ist ein anderes beispiel fuer technisches trading. heizoel-futures steigen, wenn der winter naht (game of thrones anyone ... anyone? meh ..). ja große ueberraschung. aktien zeigen aehnliches verhalten: kurse aendern sich je nach jahreszeit. die anederungen sind so regelmaeßig und gleich, dass man mal genauer hingucken sollte. so wurde z.b. entdeckt, dass alle gewinne im S&P 500 im zeitraum 1. november-30. april erzielt wurden. natuerlich ausnahmen, aber dies gilt fuer die meisten seit 1950. kommt der 30. april verkauft man seine aktien und packt das geld in US-schatzanleihen an. 1. november -> wiedereinstieg in den aktienmarkt. wenn man diese regel seit 1950 befolgt haette und die timings mit einem gleitenden durchschnitt optimiert (noch so ein 'werkzeug'), haette man aus 10k geschmeidige ~ 1,3 mille euro gemacht (2002). im durchschnitt haette man sein geld nur 6 1/2 monate pro jahr invesitiert. hinzu kommt: ist man nicht im markt, hat man auch keine risiken.
es gibt noch etilche andere solcher kalendereffekte, darunter auch amtszeiten des praesis etc. (kriege, baeren, rezzis i.d.R waehrend ersten 2 jahre, bullen und expansion waehrend der letzen 2 jahre. seit 1833 haben die letzten beiden jahre der amtszeit kumulativ fast 720 % zum nettogewinn des dows beigetragen, im gegensatz die ersten beiden jahre: 227%)
_wenn_ man bedacht und bestaendig handelt kann man mit der technischer analyse eintrittszeitpunkte optimieren. befolgen von kauf- bzw. verkaufsignalen, technisch abgedeckt, laesst einen fuer gewisse zeitraeume gewinne machen, die hoeher als die verluste sind (darum geht es eigentlich hauptsaechlich: gewinne muessen mehr einbringen, verluste minimiert werden. das ist wenn man so will die ganze kernessenz und 'kunst' des tradings. denn verlieren wird man regelmaeßig, das ist so sicher wie das amen in der kirche. alleine aus diesem grund schon ist uebrigens nicht jeder dafuer geeignet).
wenn man nur einen indikator testet, failt, paar verluste macht und dann die gesamte chartanalyse als humbug verwirft wird man der methodik nicht gerecht ...
der hauptkritikpunkt liegt ja meist dort, dass eine technik nicht immer hunderprozentig funktioniert (siehe cyklonus) und damit alles nutzlos ist. das eine vorgehensweise nicht immer, eigentlich nicht mal meistens, funktioniert ist kein brauchbares kriterium fuer dessen beurteilung. wenn man weiß, warum eine technik nicht immer funktioniert, kann man bedenken relativ einfach ueberwinden.
wenn man meint, technisches trading waere vom prinzip her vergleichbar mit dem blick in einen rueckspiegel, liegt man daneben. das hat mit der wissenschaft der vorhersage wenig gemein. vorhersagen nutzen infos aus vergangenem und werden dann mithilfe statistischer methoden mundgerecht gemacht. beim tech. trading kann es aber auch mal gegen die erwartungen laufen; zig faktoren haben einfluss aufs papier und man kann nicht alle abdecken. oder eben weil menschliches verhalten irrational sein kann. dennoch ... wenn mir der wetterheini bei der haelfte seiner vorhersagen bullshit erzaehlt hat, werd ich trotzdem nicht auf see mit meinem boot, wenn sturm vorausgesagt wurde.
aber raeume ich ein, dass die chartanalyse fuer sich genommen eklatante maengel aufweist (und damit als wissenschaft im prinzip flachfaellt). sie ist z.b. unfaehig historische wendepunkte vorherzusagen. auch beim normalen trading funktionieren die besten tools und indikatoren nicht immer. manchmal sogar zu weniger als 50%, wohlgemerkt unter normalen bedingungen! womit wir wieder bei den kritikern waehren aka "was soll der scheiß dann"? dem kann man nur entgegnen, zum einen: vorteile von risikomanagement blieben unbeachtet. zum anderen: es wird nicht die grenze der anwendung mathematischer methoden in einem eindeutig unwissenschaftlichen kontext gesehen. mathematik ist wissenschaftlich und objektiv, d.h. aber nicht, dass man damit immer geld machen kann.
letzlich bleibt (zumindest fuer mich) festzuhalten, dass sich technisches traden und wissen durchaus dazu eignet profitabel zu handeln, soalnge man alles in eine durchdachtes und vernuenftigs money/risk-management einbettet. die entwicklung dahin ist eine jahrelange und die materie eine komplexe. das ist wenn man so moechte der 'handwerkliche' faktor am trading und neben einer reihe anderer faktoren mit ein grund, weshalb ahnungslose und traeumer am markt i.d.R zerschellen, einige wenige aber regelmaeßig profitabel traden. mit glueck hat das nun wahrlich nichts mehr zu tun. der heilige gral ist und kann auch das technische traden nicht sein (und die fundamentalanalyse haben wir hier jetzt noch nicht mal behandelt
), eine große hilfe aber?! absolut!