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Die Wände sind weiss, das gesamte Mobiliar ist weiss, die Bilderrahmen sind weiss, die Gesichter der Porzellanpuppen die von dem weissen Regal auf mich herunterschauen sind auch weiss. Die verschiedenen Weisstöne sind ausbalanciert und harmonieren sicherlich. Das Fakeparkettlaminat macht sich wahrscheinlich gut als kleiner Kontrast. Um das Ganze nicht zu steril erscheinen zu lassen verliert sich ein Gummiefeu an der Wand entlang hinter dem Schreibtisch. Ein paar genauso tote Pflanzen stehen auf der Fensterbank, für immer grün. Die Literatur auf dem Nachttisch ist ausgewählt und offiziell anspruchsvoll, alles soll den Eindruck vermitteln das hier ein kultivierter Mensch mit Geschmack wohnt. Es riecht nach einem teuren aber achtsam dezent aufgetragenen Duft, der Weiblichkeit unterstreichen will. Der frischgewaschene Geruch der tiefroten Seidenbettwäsche hält dem Duft nicht stand. Tiefrote Seide, also nicht nur kultiviert, klassisch, weiblich sondern auch sinnlich. Zuviele begehrte Attribute um echt zu sein.

Ich ficke sie, sie schreit, versucht sich in mein Fleisch zu krallen um ihre Extase zu verdeutlichen. Ich mache es nicht nett, nicht zärtlich, so wie sie es sich in ihren Träumen wünscht, es aber nicht aussprechen könnte. Meine Hand schliesst sich um ihren Hals, drückt zu. Sie wird immer geiler, läuft aus, wimmert in ihr Kopfkissen.

All das Gerede über Literatur, der Charme und der Esprit, all die Optionen derer man sich kunstvoll bedient hat, zielen hierauf ab, das ist der Lohn. Aus der hochgebildeten gepflegten Schönheit ist Fleisch geworden das darum bettelt Sperma schlucken zu dürfen.

Ich vergleiche sie mit mir und fühle mich schmutzig. Ich könnte genausogut einen Stein oder ein Tier ficken. Alles um mich herum ist tot, der Efeu, Ich, die zwei Fliegen unter dem Nachttisch, mein Schwanz. Nur sie nicht. Sie fühlt sich gerade sehr lebendig und geniesst es. Der Kontrast ist beinahe betäubend stark.
Sie ist nicht steril, nicht authentisch, weder weiss wie ihre Wohnung noch so rot wie ihr Bett. Trotz ihres Alters nur ein kleines Kind das von mir gefickt wird - ich ekle mich.

Sie schmiegt sich an mich, möchte jetzt Nähe. Das gehört zu dem Ritual dazu, eine emotionale Bindung vorzutäuschen obwohl sie bei keinem von beiden existiert. Konditionierung. Ihre Berührungen sind unangenehm, ich halte still und schliesse meine Augen. Wenn ich meine Augen schliesse ist es so als wäre ich nicht da. Sie erzählt irgendwelche Geschichten aus ihrem Leben, ihrem Freundeskreis - das übliche Blabla, immer gleich, immer ermüdend. Am Ende ihres Monologs kann ich es mit einer Floskel kommentieren und mich verabschieden. Da fällt mir eine Möglichkeit ein vielleicht doch noch etwas Spass zu haben während sie mit ihrem Kopf auf meinem Bauch liegt und sich meinen Schwanz anschaut.
"Wie geht es deinem Freund?"
Sie erzählt ohne eine Pause und ohne Verwunderung darüber was für ein guter Mensch er ist, was für ein Beispiel an Integrität und Prinzipientreue und von der bedigungslosen Liebe die er für sie empfindet. Dann fasst sie meinen Schwanz an.

Meine Augen öffnen sich, ich lächle.
 
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Sprachlich sehr solide, wenn auch kleine Undeutlichkeiten, wie z.B. hier: "Ich mache es nicht nett, nicht zärtlich, so wie sie es sich in ihren Träumen wünscht, es aber nicht aussprechen könnte". Da fehlt mir ein 'sondern', aber immerhin ist diese etwas merkwuerdige Art zu Schreiben konsequent durchgezogen.
Kleine Wackler auch bei der Rechtschreibung (... Eindruck vermitteln ,dass hier), sonst haette es im sprachlichen Bereich durchaus Hoechstnoten gegeben, so habe ich die Geschichte ins obere Mittelfeld gesetzt, also hinter den drei Oberklassetexte von Haschisch, Leichnam und kanzlerbruder.
6/10 gabs fuer die Story, weil ich erstens mit dem Thema nicht soviel anfangen kann, und zweitens, weil ich das Ende nicht mag, da haette man imho mehr rausholen koennen, evtl. mit einem richtig perversen/ordinaeren Kracher am Schluss.
 

Green Monkey

Lyric-Contest Sieger 2009, Lyric-Contest Sieger 20
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Mal aus Neugier, hattest du keine Überschrift, wolltest du keine oder sollte es wirklich ~ sein? Ich finde die Überschrift ist schon auch ein wichtiger Teil, wenn man ne richtig geile hat, dann bringt das irgendwie schon was. Ich würde ja fast behaupten die macht 10% vom Text aus.
 

[fN]Leichnam

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homer:

Tja wie soll man es beschreiben? Safran halt^^
Inhalt: 7/10, eigentlich schon ein Punkt zu viel, aber ich finde die Story erschreckend sympathisch
Ausdruck: 7/10, gewohnter Safran Style, unterhaltend ist er allemal
Allgemeine Umsetzung: 7/10, nach dem wall of text von Revenger Aspirin für die Augen

noel:

Den üblichen Safran - Beitrag im LSZ gibts nun also auch in Kurzgeschichtenform. Der Inhalt ist hinlänglich bekannt, ermüdend und mittlerweile etwa so spannend wie Regen im Herbst.



An der Ausdrucksweise gibts relativ wenig zu merken. Die rechte raue Sprache passt gut zum Geisteszustand des Aut...ähm Erzählers.
 
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