naja, scheinbar ist bei ihr der leidensdruck nicht hoch genug. wollte sie unbedingt eine beziehung, hätte sie schon mehrere gehabt.
eigentlich ist hier schon das argument beendet, weil die prämisse falsch ist. nur weil man eine beziehung will, bekommt man keine. menschliche interaktion ist komplexer als ein lichtschalter. es gibt sauviele menschen da draußen, die, aus welchen gründen auch immer, überhaupt nicht in der lage sind, eine konversation mit einem fremden menschen zu beginnen, geschweige denn aufrechtzuerhalten. wie die durchs leben kommen? meistens dadurch, dass sie sich extrem enge und stabile umfelder suchen, in denen man die menschen, die ihnen nahe stehen, an einer hand abzählen kann. sexuell geht da selten bis nie etwas, weil die hemmungen zu krass kultiviert wurden.
anders gesagt: je höher der leidensdruck wird, desto unwahrscheinlicher wird eine beziehung. die angst vor zurückweisung ist irgendwann so stark, dass solche menschen sich komplett ins schneckenhaus zurückziehen. extrovertierte menschen nehmen solche leute meist überhaupt nicht wahr, weil sie z.b. auch bei parties nur stumm in ner ecke sitzen und am bier nippen.
folglich scheint sie zufrieden zu sein, auch wenn sie oberflächlich natürlich das gefühl hat, das was fehlt (aber das scheint ja eher externer natur zu sein, "oh, meine freudinnen haben alle wundgescheuerte muschis ..."). vielleicht ist sie ja wirklich asexuell.
ne freundin von mir ist relativ nah an der asexualität gebaut. hatte zwar schon sex, aber nach eigenaussage fand sie es unfassbar fad. emotionale zuneigung und auch körperliche nähe ist ihr aber trotzdem wichtig und sie hat auch nen menschen in ihrem leben, der ihr das gibt. sie ist auch sonst sozial sehr kompetent. will sagen: das eine hat mit dem anderen wenig zu tun. nur weil jemand z.b. ne sehr gering ausgeprägte libido hat, heißt das nicht, dass dieser mensch alleine am glücklichsten ist. normalerweise brauchen menschen menschen, ganz unabhängig vom sex. finde es auch befremdlich, dass diesbezüglich häufig noch immer so digital gedacht wird. ("entweder man hat eine beziehung oder nicht.") imho verlaufen die grenzen fließend und das beziehungsmodell ist ein überkommenes relikt aus früheren tagen.
triebe sind zwischen 15 und 25 der absolute hormoncocktail, wer da nicht vögelt wie ein karnickel, hat einfach keine chance dazu (fett/hässlich/whatever), oder will es einfach nicht.
aus persönlicher erfahrung: ich hatte, bis ich 20 war, kein ernsthaftes interesse an sex. danach ein bisschen, aber oberste priorität ist sex auch nach einigen längeren beziehungen nicht geworden. liegt aber auch daran, dass mir "normaler" sex noch nie sonderlich viel gegeben hat, kA warum.
bin nicht sonderlich attraktiv, aber auch kein fettzombie mit eiterbeulen. meine erfahrung hat mich gelehrt, dass das wichtigste beim aufbau von beziehungen (und auf dem weg zum sex) ehrlich gezeigtes interesse am gegenüber ist.
jemand, der sich jahrelang runtermacht und isoliert, kriegt das nicht hin. der steht dann verkniffen vor dem mann / der frau seines interesses und kann nicht mal augenkontakt halten, weil er angst vor zurückweisung hat. das menschliche hirn ist ein erstaunlich unvergessliches ding, wenn es um das selbstbild geht.
wäre schön, wenn du nicht von dir und deiner erfahrung verallgemeinern würdest.