Ihr vermischt hier zwei grundsätzlich verschiedene fragen, nämlich zum einen die nach der erblichkeit von intelligenz, und zum anderen die nach den voraussetzungen, unter denen sich exzellenz entwickelt.
Man geht heute davon aus, dass der bereich, in dem sich die intelligenz eines menschen später mal bewegt, zu einem beträchtlichen teil bereits bei der geburt festliegt.
Ob man sich eher am unteren oder oberen ende dieses bereichs bewegt, ist jedoch stark vom umfeld abhängig.
Das führt zu starken verzerrungen bei kindern, weil deren umfeld von den eltern ausgesucht wird. Im erwachsenenalter relativiert sich das dann., weil die person sich selbst ein umfeld schafft, das ihren anlagen gemäß ist - soweit die theorie.
So beobachtet man zb bei adoptionsstudien, dass der iq der adoptivkinder noch stark mit dem iq der adoptiveltern korreliert. Diese korrelation nimmt im erwachsenenalter aber ab, während die korrelation mit dem iq der leiblichen eltern zunimmt.
Unsere intelligenz hängt also sehr von der ausstattung ab, die uns in die wiege gelegt wurde, soweit so gut.
Jetzt wird hier von einigen behauptet, dass man daraus bereits schlussfolgern könne, dass talent für den erfolg auf einem gebiet der maßgebliche faktor sei.
Genau dieser schluss ist aber falsch und er widerspricht den empirischen erkenntnissen der forschung. Die sagen nämlich das gegenteil: es gibt in den allermeisten(!) bereichen einen schwachen oder gar keinen(!) zusammenhang zwischen exzellenz und intelligenz jenseits einer gewissen schranke.
Das heißt: ein schwachsinniger wird es auf keinem gebiet zum experten bringen, aber sofern eine gewisse geistige grundausstattung vorhanden ist, kann es in den meisten feldern jeder zu etwas bringen und die chancen dazu sind sogar einigermaßen gleichverteilt - ausnahmen mag es immer geben, aber im allgemeinen ist die datenlage ziemlich eindeutig: fleiß, motivation und disziplin entscheiden über erfolg, nicht ein vermeindliches talent.
wieviele kids gibt es, die den ganzen tag nichts anderes machen als sc2 zu zocken? wer wird davon progamer? 1% oder weniger? die meisten kommen dann ab einem bestimmten level einfach nicht weiter.
etwas zu erlernen ist im übrigen etwas anderes als darin ein meister zu werden! natürlich kann man die meisten dinge mit bestimmten zeiteinsatz "erlernen", aber darum ging es gerade nicht.
Ich bin froh, dass du diesen punkt bringst, denn ich wollte es schon selbst ansprechen.
kingcools zeigt in die richtige richtung: es gibt einen großen unterschied zwischen "etwas den ganzen tag tun" und etwas gezielt üben. Im fachjargon spricht man auch von "dedicated practice".
Gemeint ist damit gezieltes training, bei dem die priorität darauf liegt, seine fähigkeiten im betreffenden bereich zu verbessern. Am effektivsten geschieht das natürlich unter anleitung eines trainers.
Es gibt viele menschen, die ihr ganzes leben einem hobby nachgehen und mit ihrem zeiteinsatz locker die berüchtigte 10.000-stunden- oder 10-jahres-grenze knacken, die zu exzellenz führt.
Warum sind das trotzdem keine profis? Weil sie zum spaß und zur erholung spielen und nicht in erster linie darauf hinarbeiten, sich ständig zu verbessern.
Nicht umsonst sagt man: qualität kommt von qual, fortschritt wird außerhalb der komfortzone gemacht, nicht darin.
Damit wird auch deutlicher, warum diese 10.000 stunden so schwer zu erreichen sind: sich hinsetzen und rumspielen bringt (fast) nichts. Man braucht konzentration, das bedeutet anstrengung. Davon kann man täglich nur ein paar stunden aufbringen. Darum dauert es in der regel auch 10 jahre oder mehr.