Naja, Bert, was soll ich dazu sagen? Wenn man ihn nicht im Kino gesehen hat, kann ich gut nachvollziehen, dass die Stimmung einfach nicht wirkt. Deswegen kann ich auch keine negative Kritik eines Zuschauers, der den jetzt nicht im Kino gesehen hat, für ernst nehmen. Mal als krasses Beispiel irgendeinen Roland Emmerich Film. Wer den damals nur als Raubkopie am Monitor gesehen hat, kann den eigentlich nur scheiße finden, weil das, was solche Filme eigentlich nur ausmachen, auf einem 15 Zoller mit Desktop Sound einfach nur verpufft.
Würde auch gerne mal wissen, warum die Gewalt als "unpassend" angesehen wird. Habe ich nicht nur hier schon mal gelesen. Ich fand sie an jenen Stellen immer bewusst richtig, kalt und kompromisslos eingesetzt. Ausser jener Szene im Fahrstuhl wurde jetzt doch keine "zelebriert". Und selbst für die im Lift gibt es meiner Meinung nach auch einen möglichen Grund, worauf ich gleich nochmal eingehe.
Ich war durchaus paarmal im Kino im Verlauf der letzten Jahre (3 Monate Sprachaufenthalt.. Imax aufm Nachhause weg, jeden Nachmittag frei ^^)... Und mir sagts einfach nicht sonderlich viel. Ich schau tonnenweise Filme aber geh so gut wie nie ins Kino weils für mich einfach nicht viel aus macht.
Da müsstn Film schon EXTREM von den Bildern/Musik leben als dass ich wirklich ins Kino "müsst".
Aber ja, wenn du nur nen 20 Zoller daheim hast, ists Kino warscheinlich wirklich die totale Offenbarung...
Eigentlich war meine Aussage jetzt auch nicht an dich gerichtet, denn du fandest ihn ja auch "zuhause" gut. Ich habe ihn in einem DTS-Kino in digitaler Qualität gesehen. Das Publikum war (Gott sei Dank) auch "intellektueller". Also halt nicht störend. Bei mir kenne ich sowas eigentlich eh nie, aber ich gehe eh meist in die "anspruchsvolleren" Filme, bzw die Akustik im Saal bei uns lässt die Stimmen anderer Gäste eher "verschwinden". Dann bist du halt einer der wenigen, die das Kino in seiner Art leider einfach nicht kennen und schätzen gelernt haben.

Und nein, ich habe keinen 20 Zoller zuhause stehen, oder hattest du anno 2000 einen 50 Zoll LCD in deinem Kinderzimmer? :P
Ich mache das beides mal zusammen, ist ja inhaltlich sehr ähnlich. Also generell finde ich es fragwürdig nach Methaphern in Filmen zu suchen und das vermeintliche Erkennen dieser Methaphern dann "cool" zu finden. Generell kann man nämlich so ziemlich alles als irgendeine Methapher betrachten und meistens liegt man damit ziemlich weit daneben. Ich kann auch behauptet, dass die Schweigsamkeit des Drivers eine Methapher auf die Unterdrückung der Frau im Rumänien des 19. Jahrhunderts ist. Ich halte es aber für fraglich, ob eine solche Betrachtungsweise den Film besser macht. Die Autometapher an sich finde ich aus verschieden Gründen fraglich. Zum einen "explodieren" die meisten Autos nicht in der Leistung sondern beschleunigen relativ gleichmäßig. Zum anderen ist ein Auto kontrolliert in der Bewegung, während der Driver eher stumpf und instinktiv draufdrischt (Hallo Fahrstuhlszene). Außerdem zeigt doch schon, dass man überhaupt so eine Methapher konstruieren kann, was für ein hölzerner und unglaubwürdiger Charakter der Driver ist. Sein Verhalten ist zu keinem Zeitpunkt des Films nachvollziehbar und das du ihn mit einem Auto vergleichst unterstreicht das Mechanische in seinem Verhalten. Interessanterweise wird ein Auto ja normalerweise von jemandem gefahren. Ist das beim Driver deiner Meinung nach dann auch so? Ich überinterpretiere hier bewusst, um die Grenzen dieser Methaphern und solcher Betrachtungsweisen allgemein aufzuzeigen.
Zur Immersion/Qualitätssache: Ja, Immersion ist wichtig. Allerdings wird die nicht durch Eyecandy erzeugt, sondern durch inhaltliche Qualität. Z.B. wäre ich neulich nach der Arbeit fast zu spät aus dem Bus gestieben, weil mein Buch so fesselnd war. Und das in einer lauten Umgebung voller Ablenkung ohne irgendwelche außergewöhnliche Optik. Filme die sowas brauchen (z.B. Transformer, Avatar etc.) sind einfach schlechte Filme, die versuchen ihre inhaltlichen Schwächen durch viel Kramwumm auszugleichen. Ein wirklich guter Film ist auch mit minimalen Mittlen noch fesselend, Dreck bleibt Dreck egal wieviel man poliert.
PS: Ich war im letzten Jahr mehrfach im Kino und das ohne Mutti. Wenn das Mercys Art von Kritik ist, bemitleide ich ihn und lache über sein simples Weltbild.
Warum ist es fragwürdig nach Metaphern in Filmen zu suchen? Verstehe ich nicht. Was machst du dann bei Filmen wie Tree of Life zum Beispiel? Und meistens sucht man sie nicht, sondern sie zeigen sich mehr oder weniger offensichtlich. Erst gestern in "The Artist" kam es mir nach dem Film in den Sinn, warum der Hund wohl der beste Freund von Valentin gewesen ist. Weil er nicht sprechen konnte und somit wahrscheinlich für den Stummfilmstar eine angenehme Gegenwart bot. Metaphern sind da, um sie in einer möglichen Erkenntnis im Film mit einzubeziehen, bzw. daraus einen neuen Denkanstoß zu gewinnen. Und gerade nach einem Film beim Abspann oder auf ein Bier danach ist das doch gerade das tolle, um den Abend mit Freunden/Verwandten ausklingen zu lassen. Das wäre für mich auch ein weiterer wichtiger Punkt, Filme in ihrer Erstaufführung "öffentlich" zu sehen. Das macht einen ganz anderen Flair aus und gibt viele weitere Denkanstöße, als wenn man einfach nur daheim auf das weiße X oben rechts klickt.
Dein "Gegenbeispiel" ist in der Hinsicht schon irrelevant, weil es keinen Kontext zum Film bietet oder kamen da jetzt irgendwelche Rumänen vor? Deine Argumentation mit dem Auto ist interessant, kann man aber auch aus einer anderen Sicht (ähnlich Albsteins) sehen. Ein Auto fährt nur so kontrolliert, wie es der Fahrer zulässt. Allein fährt es nun einmal nicht. Und im Film geht es nicht um irgendwelche Autos, sondern um einen PS-Boliden (glaube 300 PS aufwärts, aber kannst gerne noch mal bei deiner AVI-Datei zur Stelle vorspulen

) bzw. um Rennautos - die leider nicht zum Einsatz kommen. Man kann zwar auch bei denen nicht von einer "Explosion" sprechen, aber dennoch um einen durchaus lauten Motor etc. vor allem wenn man eben Gas gibt und die PS spielen lässt. Deswegen finde ich Albsteins Idee jetzt nicht so abwegig.
Warum muss hölzern und unglaubwürdig mit "nicht nachvollziehbar" in einen Schuh gesteckt werden? Ich gehe damit konform, dass sein Handeln nicht immer ganz nachvollziehbar ist, aber man muss eben auch etwas weiter denken. Der Driver ist ein mysteriöser Charakter. Zu keinem Zeitpunkt des Films wird klar, warum er eigentlich Fluchtfahrer ist. Sein Name wird nie erwähnt, er bleibt stets anonym und fing von heute auf morgen eine neue Arbeit an ohne Fragen zu stellen. Offenbar hatte er eine komplizierte Vergangenheit, durch die er anscheinend schon gezeichnet ist. Dass er wortkarg bleibt, ist eben sein daraus resultierender Charakter, was ich nachempfinden kann, was seiner Nachbarin anscheinend imponiert. Daraus resultieren wohl auch seine Gewaltausbrüche, die er ja nur gegen andere Gangster richtet. Gerade die Szene im Fahrstuhl zeigt doch die Zerrütetheit seiner Seele. Er will unbedingt eine Person um jeden Preis beschützen, die ihm anscheinend was bedeutet. Er will neuanfangen und deshalb aussteigen. Er will seine Vergangenheit einfach nur hinter sich lassen. Und dass er nun im Fahrstuhl austickt, könnte halt mit ein kleiner Rückfall gewesen sein.
Dass alles muss nicht stimmen und ist eben meine Sichtweise auf den Film, den ich mit einer Kollegin gesehen habe. Durch solche Dialoge bekommt man wie gesagt einen viel größeren Horizont für sowas. Davon muss nichts stimmen, macht es aber für mich schon logisch.
Und das mit der Immersion: Wer sagt das? Du? Nun gut, dass es nur deine Meinung ist. Zum "Eintauchen in eine künstliche Welt" gehört mehr als nur die Story. Da muss eben das Gesamtprodukt stimmen, und das ist eben die Qualität, die ausgemacht werden muss. Gerade Avatar als Gegenbeispiel nehmen, ist geradezu lächerlich, da man gerade in diesem Film in eine völlig andere Welt eintaucht. Sag bloß, den hast du nicht im Kino gesehen?
Um mal beim Thema zu bleiben, Drive bietet eben vor allem durch seinen nüchternen, aber eiskalten Stil in dieser Optik und vor allem den Sound so eine Art Noir-Ambiente, die absolut beraubend ist.
Und wenn du meinen überspitzt formulierten Kommentar nicht verstehst bezüglich Mutti und Kino tut es mir einfach nur für dich leid.
Hier noch ein passender Kommentar von Filmszene bezüglich des Drivers:
Weil wir den Fahrer so sehen, wie er selbst sich sieht, prallen auch Vorwürfe der oberflächlichen Darstellung ab, weil sie verkennen, was der Film zeigt: Die selbstgewählte Oberfläche seines Helden, und was passiert, wenn er sie für Emotionen durchbricht. Dementsprechend kann der Fahrer nicht zu genau analysiert werden, schon gar nicht von sich selbst, denn das würde sein Aus bedeuten.
Generell kann ich diese Review nur empfehlen, auch wenn ich 10/10 hochgestochen finde:
http://filmszene.de/filme/drive
Ich würde vielleicht 8,5/10 geben.
Und den OST werd ich mir auf jeden Fall auch besorgen und sofort einlegen, wenn es Frühling wird um erst ma geschmeidig gen Sonnenuntergang zu cruisen.
Ich habe ihn mir letzte Woche GEKAUFT. Bei solchen qualitativ hochwertigen Sachen unterstütze ich gerne solche Projekte.

Das Album ist echt spitze.
P.S. Irgendwie finde ich es auch paradox, dass gerade die nach "Wo ist die Story?" schreien, die anscheinend der Filmindustrie null Feedback geben (vor allem in Sachen Bezahlung von geleisteten Diensten). Sind es gerade solche "Raubkopierer", die der Industrie schaden, wodurch immer mehr Kürzungen im Budget stattfinden. Ich kann jetzt zwar keine Quelle nennen, aber ich glaube unbedeutende Drehbuchschreiber "leiden" sicher auch darunter.