Wir sprechen doch gerade davon, dass dies durch die Bodenwertsteuer stattfände.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass 100% der Bodenwertsteuer weitergegeben wird, wenn wir unter der Marktmiete liegen, dann ist die Bilanz wie folgt:
1. Mieter mit Marktmiete gleich
2. Vermieter unter Marktmiete gleich
3. Vermieter an der Marktmiete schlechter, wegen der Steuerlast
4. Mieter unter der Marktmiete schlechter, wegen der Steuerlast
Dazu kommen aber die Steuereinnahmen. Mit denen kannst du bspw wiederum die untere Hälfte der Gesellschaft entlasten, oder sogar direkt subventionieren (bspw wenn du die Bodenwertsteuer wieder auszahlst).
Je höher die Bodenwertsteuer wäre, desto eher würden Vermieter den Löwenanteil der Nachteile tragen - und das konzentriert in Gegenden mit hohen Mietern (= hoher Bodenwert).
In Hamburg bspw ist der Bodenwert in den Spitzenlagen 10x höher als da, wo realistischerweise die "einfachen Leute" wohnen.
Wir haben nun einmal Marktmieten in Deutschland in den vielen Bereichen ohne Regulierung. Oder meinst du, dass Vermieter aufgrund reiner Herzensgüte nicht mehr verlangen als das sie es tun?
Mir kommt das so vor als ob du nur aus Prinzip dagegen argumentierst.
Ich sehe nicht wirklich, was der Vorteil sein soll. Du sorgst für größere Homogenität bei den Mieten, was prinzipiell für effizientere Verteilung des Wohnraums sorgt und Anreize setzt, Wohnraum zu schaffen.
So weit, so gut.
Das erreichst du aber durch ein race to the top bei den Mieten. Das ist prima facie ne schlechte Antwort darauf, dass die Mieten für viele jetzt schon zu hoch sind und zu schnell steigen.
An sich empfinde ich den Ansatz sogar charmant, weil er auf Mieterseite die am stärksten taxt, die von besonders niedrigen Mieten profitieren: Level the playing field und dann kann man teils gezielt nach Bedarf, teils pauschal umverteilen.
Ich bin allerdings skeptisch, weil ich keinen effizienten Weg sehe, diese Umverteilung sicherzustellen und damit die enormen negativen Effekte der Mietsteigerungen zu mitigieren. Wie soll das gehen?
Du sprichst von Entlastung. Das klingt für mich erstmal degressiv, weil du Haushalte mit geringer Steuer- und Abgabenlast per se weniger entlasten kannst. Du müsstest also am unteren Ende des Spektrums, wo wir über ALG2, Wohngeld usw. reden Transfers massiv erhöhen und ausweiten.
Das ist für die Betroffenen und die Verwaltung mit enormer Zusatzbelastung verbunden und vermutlich kaum administrierbar. Es ist imo auch vom Prinzip her nicht wünschenswert und hat für mich denselben Geruch wie mit Lohnsubventionen gegen Hungerlöhne anzugehen, statt einen Mindestlohn zu setzen.
Übrigens: Selbst wenn wir utopischerweise mal davon ausgehen, dass Administration perfekt funktionieren würde, hat dein Ansatz einen fundamentalen Denkfehler: Du tust so, als sei die Marktmiete konstant. Du willst aber durch Umverteilung der LVT die Zahlungsfähigkeit der Mieter erhöhen. Ob ich aber 9 EUR/qm zahle oder 18 EUR/qm und die Differenz über die LVT vom Staat zurückkriege, ist für mein Budget egal. D.h. sobald du das so machst, wird die Marktmiete steigen. Du hast als Mieter auf einem leergefegten Wohnungsmarkt einfach nicht die Möglichkeit zu sagen: Ne sorry, 18 EUR/qm wären ja noch ok, aber 22 ist Abzocke, ich ziehe aus.
Du bist als Mieter regelmäßig gezwungen dich bei der Miete bis zur absoluten Schmerzgrenze ausnehmen zu lassen, wenn du keine günstigere Wohnung findest und dein Regime sorgt gerade dafür, dass es solche Wohnungen noch weniger gibt.
Ich bleib dabei: Wenn der Staat keine Grenzen setzt, ist der Mieter in einem Vermietermarkt am Ende immer am Arsch.
Bei der Homogenisierung der Mieten bin ich voll dabei, bei LVT auch.
Aber du hast mir in keinem Satz erklären können, warum man gleichzeitig das race to the top zulassen sollte. Wie oben ausgeführt: Private bauen eh zu wenig und zu teuer. Wenn Mietenregulierung das abwürgt, kann der Staat das, wenn er will, zu hundert Prozent kompensieren.
Erkläre mir mal, warum es, wenn man politisch erschwingliche Mieten wünscht, effizient sein soll Mietwohnungen von privaten Bauherren errichten zu lassen, die einen begrenzten Zwithorizont haben, eine Rendite oben drauf wollen und noch motiviert sind Windfallgewinne über die ursprüngliche Kalkulation hinaus einzustecken, weil sie können?
Der Staat hat keine Renditeerwartung, kann sich konkurrenzlos günstig verschulden und ihm ist egal, ob sich seine Imvestition nach 20, 50 oder 100 Jahren amortisiert.
Wenn es die Möglichkeit gibt, privat profitabel zu bauen, nehm ich das gern mit. Aber schon jetzt betrifft das eigentlich nur das Luxussegment. Alles, was die breite Bevölkerung sich leisten kann, ist jetzt schon öffentlich finanziert oder durch absurde Förderung erkauft.
Meine Standpunkt ist: Wir sollten überhaupt nicht die Erwartung haben, dass privat Wohnungen gebaut werden, die sich eine durchschnittliche Familie leisten kann und die Realität zeigt, dass das auch quasi nicht passiert.
Weil das de facto eh so ist, hab ich wenig Verständnis für die Haltung, dass man durch tolle Renditeerwartungen dringend Bauen profitabel halten muss, um mehr Wohnraum zu schaffen.
Das muss man halt nicht. Deshalb kann man imo auch weitgehend gefahrlos Mieten regulieren.