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- 18.09.2011
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Guten Abend liebes Board.
Ich würde gerne den Zustand unserer Demokratie diskutieren. Es folgt mein persönlicher Standpunkt als Diskussionsangebot:
Mangelndes Vertrauen gegenüber dem Wähler
Ich habe grundsätzlich nicht das Gefühl, dass die Parteien gegenüber dem Wähler Vertrauen zeigen. Es werden Versprechungen aufgestellt, die nicht umgesetzt werden, was allerdings erst kurz nach der Wahl bekannt wird (ups, noch ein Haushaltsloch entdeckt). Statt also einem ehrlichen Programm, habe ich er das Gefühl, in den Programmen die Parteideale zu lesen, selbst wenn vorher schon klar ist, dass vieles nicht klappt. Beispiel:
FDP, Steuererleichterungen vor Wahl 2009
Grüne, Verhindern von S21
SPD, Koalition(sversuch) mit den Linken durch Andrea Ypsilanti
Hat man Angst, der Wähler würde einem bei der nächsten Umfrage weglaufen, wenn man mit der Wahrheit rausrückt?
Transparenz der Politik
Meiner Meinung nach kaum vorhanden. Man muss nur an die jüngeren "Wahlen" von Parteivorsitzenden oder ähnlichen Personen denken. Bei welcher Wahl hat man nur eine Person zu wählen? Alleine der Begriff Kampfkandidatur ist doch ein Unwort. Was ist denn das für eine Kandidatur ohne Gegner?
Das vermittelt stark das Gefühl, dass solche Sachen in sehr kleinen Kreisen ausgekugelt wird und die breite Allgemeinheit kriegt nur noch eine Pressemitteilung und die Erlaubnis "Ja" (im Falle der Parteimitglieder) zu einem einzigen Kandidaten zu sagen oder mit "nein" einen "Fehlstart" zu beschwören (Fehlstart = <9X% der Stimmen).
Ähnlich empfinde ich es des öfteren bei Parteipositionen. Eine Partei hat eine Position, von der Diskussion darüber und den sonst unter den Mitgliedern vorhandenen Meinungen kiegt man meist nichts mit (bei meinem Medienmix zumindest aus: Internetpräsenzen von Parteien, Phoenix, Tagesspiegel, Focus Online, Spiegel Online... Vermutlich so ungefähr der Standardmix). Wenn doch wird es als Rebellion dargestellt oder die Partei als zerstritten (wie haben wir es denn lieber? Gleichgeschaltet/Dressiert?). Wenn ich nicht mitkriege wie die Diskussion über einen Standpunkt läuft, was soll ich mir dann für eine Meinung von der Partei bilden oder von der Begründung bestimmter Standpunkte? Das, was an Begründungen nach außen geliefert wird, ist meistens sehr oberflächlich oder allgemein.
Kompetenz
Unser Wirtschaftsminister ist ein Arzt, viele andere Positionen sind von Juristen besetzt. Da fragt man sich manchmal, ob die Ministerplätze nach Beliebtheit/Bekanntheit und Stand in der Parteihierarchie vergeben werden. Oder anders: Es könnte der Verdacht aufkommen, dass die Minister nicht zwangsläufig danach gewählt werden, ob sie die kompetentesten Parteimitglieder für die betreffende Position sind (in Sache und Urteilskraft), sondern die, die am ehesten gut beim nächsten Politbarometer abschneiden.
"Gefälligkeiten"/Interessenskonflike
Schröder hat den Bau einer schicken Pipeline eingeleitet und jetzt sitzt er bei Gasprom. Fischers Karriere scheint ja auch nicht allzu unbefriedigend zu verlaufen. Es könnte der Veracht aufkommen, dass sie sich im Laufe der Amtszeit in einigen Detailfragen Gefälligkeiten verdient haben. Oder auf Konfrontationen mit ihren späteren Arbeitgebern tendenziell verzichtet haben, auch wenn es im Sinne des Volkes hätte sein können. Vielleicht auch etwas schnell in manchen Feilschfragen nachgegeben.
Ein gewisser Oberbürgermeister hat auf seinen Rücktritt verzichtet, als unter seiner Regentschaft die Durchführung der Loveparade in einer Katastrophe endete. Böse Stimmen erwähnten, welche Auswirkung ein verfrühter Rücktritt auf seine Rentenansprüche gehabt hätten.
Weitere Beispiele für Interessenskonflikte: Merkels zögern vor Wahlen in der Opelfrage (ich hoffe es war damals die Frage? Ich bin offen für Korrektur.)
Wozu die Beispiele? Es sieht stark so aus, als hätten Interessenskonflikte zwischen: Persönlichen Finanzen eines Politikers und Entscheidungen durch sein Amt / Wahlergebnisse von regionalen Parteiverbänden und bundesweite Entscheidungen / etc. Einfluss auf die Politik, was natürlich nicht tolerierbar wäre.
Andere Beispiele gehen viel weiter. Bei der Unterstützung libyscher Rebellen hat man bei Sarkozy und Cameron ebenfalls innenpolitische Motive vermutet (ich selbst gebe zu der Entscheidung in Libyen gar keine Meinung ab). Hier würden Eingriffe in die Lebensumstände zahlloser Menschen durch die Kalküle von Politikern um die eigene Person verursacht werden.
Fazit für mich:
Ich kann eine Partei wählen, aber ich weiß nicht, was sie tun wird. Ich weiß nicht wirklich wieviele und welche Leute eine konkrete Entscheidung bestimmen und welche persönlichen Umstände sie dabei beeinflussen. Ich kann höchstens den Kreis der Personen bestimmen, in denen diese Entscheidungsträger sitzen und welche Grundsätze ihre Parteien haben (eher unbefriedigend). Ich sage nichtmal, dass ihnen diese Grundsätze nichts bedeuten würden, aber was letztlich aus meiner Stimme und Vertretung wird, ist für mich nicht durchschaubar.
Mir ist völlig klar, dass ein Wahlprogramm nicht immer umgesetzt werden kann, weil sich Umstände auch ändern können und Koalitionskompromisse eingeganben. Aber es gibt eben mehr Einflüsse als diese zwei, die ich mal als zulässig ansehe. Ich ziehe hier nochmal die FDP heran (von der ich viele Grundsätze super finde):
Von den Programmpunkten die mir zusagten hat die FDP nach 2009 nur Löschen statt Sperren ordentlich vertreten. Was ist aus Bürokratieabbau, Vereinfachung des Steuersystems (was ja nicht zwangsläufig Senkung heißen muss) und weiterem Ausbau von Freiheitsrechten der Bürger geworden? Ich sehe nur die scheinbar gekaufte Hotelsteuersenkung und gescheiterte Debatten über Steuersenkungen. Tolles Ergebnis der Wunschkoalition und des großartigen Wahlerfolges.
Über die Mitschuld von Presse und Wählern an der Misere habe ich auch Thesen, aber vielleicht bietet das hier erstmal einen Diskussionsansatz.
Wie schätzt ihr die Lage ein?
Ich würde gerne den Zustand unserer Demokratie diskutieren. Es folgt mein persönlicher Standpunkt als Diskussionsangebot:
Mangelndes Vertrauen gegenüber dem Wähler
Ich habe grundsätzlich nicht das Gefühl, dass die Parteien gegenüber dem Wähler Vertrauen zeigen. Es werden Versprechungen aufgestellt, die nicht umgesetzt werden, was allerdings erst kurz nach der Wahl bekannt wird (ups, noch ein Haushaltsloch entdeckt). Statt also einem ehrlichen Programm, habe ich er das Gefühl, in den Programmen die Parteideale zu lesen, selbst wenn vorher schon klar ist, dass vieles nicht klappt. Beispiel:
FDP, Steuererleichterungen vor Wahl 2009
Grüne, Verhindern von S21
SPD, Koalition(sversuch) mit den Linken durch Andrea Ypsilanti
Hat man Angst, der Wähler würde einem bei der nächsten Umfrage weglaufen, wenn man mit der Wahrheit rausrückt?
Transparenz der Politik
Meiner Meinung nach kaum vorhanden. Man muss nur an die jüngeren "Wahlen" von Parteivorsitzenden oder ähnlichen Personen denken. Bei welcher Wahl hat man nur eine Person zu wählen? Alleine der Begriff Kampfkandidatur ist doch ein Unwort. Was ist denn das für eine Kandidatur ohne Gegner?
Das vermittelt stark das Gefühl, dass solche Sachen in sehr kleinen Kreisen ausgekugelt wird und die breite Allgemeinheit kriegt nur noch eine Pressemitteilung und die Erlaubnis "Ja" (im Falle der Parteimitglieder) zu einem einzigen Kandidaten zu sagen oder mit "nein" einen "Fehlstart" zu beschwören (Fehlstart = <9X% der Stimmen).
Ähnlich empfinde ich es des öfteren bei Parteipositionen. Eine Partei hat eine Position, von der Diskussion darüber und den sonst unter den Mitgliedern vorhandenen Meinungen kiegt man meist nichts mit (bei meinem Medienmix zumindest aus: Internetpräsenzen von Parteien, Phoenix, Tagesspiegel, Focus Online, Spiegel Online... Vermutlich so ungefähr der Standardmix). Wenn doch wird es als Rebellion dargestellt oder die Partei als zerstritten (wie haben wir es denn lieber? Gleichgeschaltet/Dressiert?). Wenn ich nicht mitkriege wie die Diskussion über einen Standpunkt läuft, was soll ich mir dann für eine Meinung von der Partei bilden oder von der Begründung bestimmter Standpunkte? Das, was an Begründungen nach außen geliefert wird, ist meistens sehr oberflächlich oder allgemein.
Kompetenz
Unser Wirtschaftsminister ist ein Arzt, viele andere Positionen sind von Juristen besetzt. Da fragt man sich manchmal, ob die Ministerplätze nach Beliebtheit/Bekanntheit und Stand in der Parteihierarchie vergeben werden. Oder anders: Es könnte der Verdacht aufkommen, dass die Minister nicht zwangsläufig danach gewählt werden, ob sie die kompetentesten Parteimitglieder für die betreffende Position sind (in Sache und Urteilskraft), sondern die, die am ehesten gut beim nächsten Politbarometer abschneiden.
"Gefälligkeiten"/Interessenskonflike
Schröder hat den Bau einer schicken Pipeline eingeleitet und jetzt sitzt er bei Gasprom. Fischers Karriere scheint ja auch nicht allzu unbefriedigend zu verlaufen. Es könnte der Veracht aufkommen, dass sie sich im Laufe der Amtszeit in einigen Detailfragen Gefälligkeiten verdient haben. Oder auf Konfrontationen mit ihren späteren Arbeitgebern tendenziell verzichtet haben, auch wenn es im Sinne des Volkes hätte sein können. Vielleicht auch etwas schnell in manchen Feilschfragen nachgegeben.
Ein gewisser Oberbürgermeister hat auf seinen Rücktritt verzichtet, als unter seiner Regentschaft die Durchführung der Loveparade in einer Katastrophe endete. Böse Stimmen erwähnten, welche Auswirkung ein verfrühter Rücktritt auf seine Rentenansprüche gehabt hätten.
Weitere Beispiele für Interessenskonflikte: Merkels zögern vor Wahlen in der Opelfrage (ich hoffe es war damals die Frage? Ich bin offen für Korrektur.)
Wozu die Beispiele? Es sieht stark so aus, als hätten Interessenskonflikte zwischen: Persönlichen Finanzen eines Politikers und Entscheidungen durch sein Amt / Wahlergebnisse von regionalen Parteiverbänden und bundesweite Entscheidungen / etc. Einfluss auf die Politik, was natürlich nicht tolerierbar wäre.
Andere Beispiele gehen viel weiter. Bei der Unterstützung libyscher Rebellen hat man bei Sarkozy und Cameron ebenfalls innenpolitische Motive vermutet (ich selbst gebe zu der Entscheidung in Libyen gar keine Meinung ab). Hier würden Eingriffe in die Lebensumstände zahlloser Menschen durch die Kalküle von Politikern um die eigene Person verursacht werden.
Fazit für mich:
Ich kann eine Partei wählen, aber ich weiß nicht, was sie tun wird. Ich weiß nicht wirklich wieviele und welche Leute eine konkrete Entscheidung bestimmen und welche persönlichen Umstände sie dabei beeinflussen. Ich kann höchstens den Kreis der Personen bestimmen, in denen diese Entscheidungsträger sitzen und welche Grundsätze ihre Parteien haben (eher unbefriedigend). Ich sage nichtmal, dass ihnen diese Grundsätze nichts bedeuten würden, aber was letztlich aus meiner Stimme und Vertretung wird, ist für mich nicht durchschaubar.
Mir ist völlig klar, dass ein Wahlprogramm nicht immer umgesetzt werden kann, weil sich Umstände auch ändern können und Koalitionskompromisse eingeganben. Aber es gibt eben mehr Einflüsse als diese zwei, die ich mal als zulässig ansehe. Ich ziehe hier nochmal die FDP heran (von der ich viele Grundsätze super finde):
Von den Programmpunkten die mir zusagten hat die FDP nach 2009 nur Löschen statt Sperren ordentlich vertreten. Was ist aus Bürokratieabbau, Vereinfachung des Steuersystems (was ja nicht zwangsläufig Senkung heißen muss) und weiterem Ausbau von Freiheitsrechten der Bürger geworden? Ich sehe nur die scheinbar gekaufte Hotelsteuersenkung und gescheiterte Debatten über Steuersenkungen. Tolles Ergebnis der Wunschkoalition und des großartigen Wahlerfolges.
Über die Mitschuld von Presse und Wählern an der Misere habe ich auch Thesen, aber vielleicht bietet das hier erstmal einen Diskussionsansatz.
Wie schätzt ihr die Lage ein?