Original geschrieben von K a
Nun ja, so ganz offensichtlich ist die Erkenntnis ja scheinbar nicht.
Für einen Psychologen scheinbar nicht, ja. Woran das liegt, darüber mag man spekulieren, dazu kenn ich mich auf diesem Feld zu wenig aus.
Aber wenn ich Sätze lese wie:
Über diese Frage zerbrechen sich Philosophen schon seit langer Zeit die Köpfe. Eine im wahrsten Sinn naheliegende Erklärung geben sie allerdings selten: dass Freunde Personen sind, die praktischerweise gerade in der Nähe waren, als man sie kennenlernte.
dann drängt sich mir schon die Frage auf, wo Psychologen außerhalb ihrer "Labors" eigentlich ihre Augen haben, obwohl sie doch eigentlich die Experten in Bezug auf menschliches Verhalten sein müssten.
Denn eigentlich braucht man sich doch nur einmal gut umzuschauen und stellt fest: Die meisten (es gibt hier durchaus viele Ausnahmen) zwischenmenschlichen Beziehungen basieren weder auf gegenseitig erkannten charakterlichen Vorzügen noch sonst irgendwelchen messbaren Eigenschaften, sondern sind halt irgendwie mal zustande gekommen.
In Wahrheit können die meisten Menschen auf die Frage, warum sie denn gerade mit dieser Person befreundet seien, nicht mal gescheit antworten. Klar, es bringt einen auch in eine gewisse Verlegenheit: Man gesteht sich ungern ein, dass die Menschen, die man mag und womögliche Freunde nennt, sich objektiv so gut wie gar nicht von anderen unterscheiden.
Noch ein paar Sätze hierzu:
Warum aber fühlen wir uns zu Menschen hingezogen, die zufällig neben uns sitzen oder in der Nachbarschaft wohnen? Psychologen vermuten, dass es sich dabei um eine subtile Form von Selbstverliebtheit handeln könnte. Eine Vielzahl von Experimenten hat offenbart, dass man Dinge bevorzugt, die eine Beziehung zur eigenen Person haben; Zahlen, die im Geburtsdatum vorkommen, oder die Buchstaben der eigenen Initialen.
Diese Interpretation möchte ich mal ganz stark anzweifeln.
Dass Ähnlichkeit instinktiv positiv wahrgenommen wird, stimmt zwar. Aber man wird mir wohl darin zustimmen, dass wir jemanden nicht als sympathisch empfinden, nur weil er neben uns sitzt.
Vielmehr ist es so, dass uns die Tatsache, dass er neben uns sitzt, überhaupt erst die Möglichkeit gibt, ihn sympathisch zu finden bzw. kennenzulernen.
Anders ausgedrückt: Zwar braucht man bei potentieller Sympathie trotzdem die zufällige Gelegenheit, damit sich die Freundschaft materialisiert. Das bedeutet aber keineswegs, dass zufällige Nähe selbst einen schon zu Menschen hinzieht.
Man sollte hier auch nicht die Aussagekraft des Experiments überspannen. Es lag eine spezielle Situation vor: Uni, erste Vorlesung.
Menschen sind nun mal Opportunisten und sie sind soziale Tiere, die nach sozialem Anschluss suchen, wo sie ihn finden können.
Da ist man gerade in solchen Situationen besonders darauf bedacht, einen guten ersten Eindruck zu erwecken und erste Bekanntschaften zu schließen, um nicht allein zu sein.
Das setzt sich dann fort: Man sieht sich am zweiten Tag um und sucht nach Anschluss und hält sich an denen, zu denen man schon eine gewisse Verbindung geknüpft hat, nämlich den Bekanntschaften (Sitznachbarn) des ersten Tages.
Dann kommt es daran, die ersten Arbeits- und Lerngruppen zu bilden und wieder greift man auf die Leute zurück, die man schon am besten kennt.
Schließlich sehen sich die meisten Menschen nicht dauerhaft nach "besseren" Bekanntschaften um. Sie wünschen sie sich zwar und sind, wenn sie die Gelegenheit bekommen, in der Regel sehr schnell bereit, alte Bekanntschaften den neuen, besseren Optionen unterzuordnen. Aber das sind für die Mehrzahl der Menschen eher passive Operationen.
Sie suchen nicht wirklich aktiv danach, ihre aktuellen Bekanntschaften durch neue, bessere zu ersetzen, sondern lassen das eher auf sich zukommen und greifen hier und da (meist unbewusst) ein, um dem ganzen eine Richtung zu geben.
Original geschrieben von Clawg
Kommt wohl darauf an, wie man Freundschaften definiert. Offensichtlich sind die ortsgebundenen Freundschaften Zweckfreundschaften. Einzige Gemeinsamkeit, falls der Zweck wegfällt, ist das durch das Zusammenleben gewonnene Vertrauen.
Welche ist denn bitte keine Zweckfreundschaft, eine Freundschaft, die keinem Zweck dient?
Und wozu sollte ich so eine Freundschaften haben?
Jede Freundschaft dient einem Zweck. Was wir tun können, ist, nach höheren und niederen Zwecken zu unterscheiden.
Nun impliziert der Begriff der Zweckfreundschaft im alltäglichen Sprachgebrauch wohl eher die niederen Zwecke.