Ich bin jedes Jahr immer wieder längere Zeit dort aber mir fehlt zumeist die Zeit für ausgedehntere Touren, aber da ich dort seit 30 Jahren hinfahre kenne ich mich aus.
Zuerst solltest du dich von dem Gedanken verabschieden, dass das Land touristisch nicht erschlossen ist, denn das ist es durchaus - an allen grösseren Sehenswürdigkeiten steht ein Mövenpick und es gibt das klassische Lächeln gegen Geld, inklusive dem abreiten auf Pferdchen durch den Siq zum Schatzhaus. Die Leute wissen das Touristen Geld bringen, sie wollen es, und es sind auch genug Touristen da.
Im September ist es vielleicht nicht mehr ganz so heiss aber allgemein empfehle ich eher im Frühjahr zu fahren, so März/April. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Was gibts also zu sehen:
Natürlich fällt einem zuerst Petra ein und das Wadi Rum, welches tatsächlich beeindruckend ist aber es gibt mehr als das. Es ist ein Land mit sehr viel Geschichte und Orten von denen jeder mal gehört hat.
Wenn ich mich in den Jeep setze und mal losfahre besuche ich gerne Umm Qais im Nordwesten des Landes, eine der alten Städte der Dekapolis die von den Römern auf einem Bergzug erbaut wurden von dem aus man linkerhand Israel und den See Genezareth sehen kann, die besetzten Golanhöhen direkt vor sich hat und zu seiner Rechten nach Syrien blickt und vor sich die Ausläufer des Yarmuktals hat welches in der islamischen Geschichte berühmt ist.
Umm Qais ist davon abgesehen interessant da es über ein komplett zugängliches Amphitheater verfügt und sich hier einiges an römischer Architektur in gut erhaltenem Zustand betrachten lässt.
Von Amman aus sind es vielleicht so 120km bis dahin aber ich fahre das immer wieder gerne, der Ausblick alleine lohnt sich.
Das Restaurant was direkt vor Ort in der Anlage an sich steht ist geniessbar, aber ich finde es stark deplatziert, doch das kannst du dann ja selber sehen.
Auf dem Weg hoch kann man einen Abstecher nach Adjlun machen, einer Festung die Saladin errichten liess und die von ihren Mauern ebenfalls einen schönen Blick um das umliegende hügelige Gelände gibt - überhaupt gibt es in Jordanien sehr viele alte Burgen.
Von Umm Qais dort aus fahre ich dann gerne runter zum Wadi Urdun, dem Jordantal an der Grenze zu Israel. Es ist eine lange Strasse die direkt gen Süden führt und die mit den vielen Dörfern durch die sie geht zu den mit dem meisten Flair gehört die ich kenne, aber das ist auch relativ. Sie führt bis ans tote Meer, daran vorbei bis nach Aqaba, aber ich biege meist vorher ab und fahre durch das Wadi Schuhaib nach Salt hoch, auch eine durchhaus attraktive Route und vertrete mir dann in Salt die Beine, eine alte Stadt von der man glaubt das sie von Alexander dem Großen gegründet wurde, aber das ist nicht gesichert. Sie ist laut, dreckig, und alt. Hat aber ihren eigenen Charme.
Wenn der Tag dann noch nicht um ist fahre ich weiter zum Berg Nebo wo Moses gestanden haben soll, der im Islam Musa genannt wird. Da gibt es nicht so sehr viel zu sehen aber vielleicht stehst du ja auf Moses oder derlei.
In Amman selbst gibt es nicht so viel zu sehen und ich bin auch nicht gerne dort ehrlich gesagt. Ist eine arabische Großstadt und damit irgendwo zwischen Tradition und Moderne verloren, ich finde das eher hässlich, aber das muss jeder selbst entscheiden - es ist allerdings eine der teuersten arabischen Hauptstädte, also sei vorgewarnt.
Welche Stationen gibt es noch:
Bei einem Besuch am toten Meer lohnt sich ein Abstecher in das Wadi Mudjib, das zwar nicht so bekannt ist wie das Wadi Rum aber auch durchaus seine hübschen Seiten hat. Nicht weit davon befinden sich die heissen Quellen von Hammamet Ma`in in denen man baden kann, aber das heiss ist nicht übertrieben und ich habs nie lang darin ausgehalten.
Das Mövenpick am toten Meer bietet sich hier als Operationsbasis an, prices starting bei nem hunni die nacht wenn ich mich recht erinnere, aber dafür ist es auch tatsächlich recht schee.
Die Mosaike von Madaba sind auch nicht allzu weit entfernt und für archäologisch interessierte sicherlich eine Reise wert.
Genauso Kerak, die alte Kreuzfahrerburg die sich im gleichnamigen Ort befindet und sich dort imposant aus den Felsen schält.
Für Taucher ist das rote Meer und Aqaba eine bekannte Adresse, Aqaba ist aber hypertouristisiert und ich bitte das zu bedenken. Einer der Gründe warum ich länger nicht da gewesen bin. Ich empfehle hier die Gesellschaft JETT (google das mal) die sehr gechillte Busreisen von Amman nach Aqaba anbietet die erschwinglich sind und die Möglichkeit bieten sich die ansprechende Landschaft unterwegs anzuschauen, denn die Strecke Amman Aqaba über den Kings highway bleibt einem im Gedächtnis. Ich weiss nicht ob sie die Route noch wirklich anbieten, die alternative führt am toten Meer vorbei, aber nachfragen lohnt sich da. Man begegnet dabei immer wieder dem Streckennetz der Hedschasbahn die unter Leitung eines Deutschen 1900 gebaut wurde.
Ich könnte viel und breit reden, für mich als Islamwissenschaftler der auch Archäologie studierte sind die Moscheen und Gräber von Prophetengefährten sehr interessant, für dich ist vielleicht wichtiger wo es ne hübsche Bar gibt - das ist schwer abzuschätzen.
Ich bin nicht als Tourist in dem Land, spreche fliessend Arabisch in verschiedenen Dialekten, kann lesen und schreiben und lebe dort anstatt es zu besuchen.
Orient light gibt es nicht, 2 Wochen da abchillen bedeutet nachher genervt wiederzukommen weil es doch so vertourt gewesen ist und überall alle nur Geld machen möchten und es so unecht war. Man ist angetiltet und ist enttäuscht. Tausendundeinenacht braucht Zeit.