Sterben

[fN]Leichnam

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Sterben

Wenn du dich so wichtig nimmst, dir ernsthaft ein ewiges Leben zu wünschen, dann wirst du in dieser Welt nicht glücklich werden, denn hier gibt es kein ewiges Leben, nur ewigen Wandel.

Vergänglichkeit ist die unbedingte Kehrseite der Medaille, die sich Schönheit nennt. Genuss ist intensiver und gegenwärtiger mit dem Wissen vom Ende im Hinterkopf. Dass sich aber jede Faser des Körpers gegen das Sterben wehrt, ist natürlich und Kerninhalt des menschlichen Antriebs und der menschlichen Tragödie.

Leben mit dem Todesurteil. Das ist es, was wir seit jeher versuchen. Und je älter und reifer der einzelne wird, desto größer ist sein Vertrauen in und seine Liebe für eine Welt ohne „Ich“.
Vielmehr versteht der reife, zum Sterben bereite Mensch, dass Geist und Emotion, die Dinge, die „Ich“ ausmachen, unsterblich sind.

Jeder Mensch lebt mit seinem Innersten (das was du fühlst, wenn du „Ich“ denkst) ewig weiter, weil es schon immer existierte und existieren wird. Ich, das sind wir alle.

Sterben, die Welt den anderen überlassen, heißt nichts weiter, als sich selbst den anderen überlassen. Sterben - ein nobler Vorgang.
 
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Du drückst dich sehr schön aus.

Sterben ist jedoch nur ein Nobler Vorgang, wenn man etwas geschaffen hat.
Sterben muss jeder.
Bei den wenigsten ist es Nobel, eher unausweichliches Eintreffen.
Der Vorgang an sich ist nicht Nobel, nur was man daraus macht.
Die meisten Mensch waren, sind und werden für immer so Narzistisch sein, wie du es am Anfang beschreibst.
Der Tod ist für jene keine Absolution, er kommt, egal wann er kommt, viel zu Spät. (Aus ihrer Sicht natürlich zu Früh.)

"Leben mit dem Todesurteil. Das ist es, was wir seit jeher versuchen."

Eher nicht, die versuchenden würden keine Religion erschaffen, die sie vom Todesurteil befreit.
Wir sind die Angeklagten, der Tod ist der Richter, die Religion ist unser (fiktiver) Staranwalt der uns da Raus boxt.

"Vielmehr versteht der reife, zum Sterben bereite Mensch, dass Geist und Emotion, die Dinge, die „Ich“ ausmachen, unsterblich sind."

Eher nicht, der reife Mensch versteht, das er unbedeutend ist und das Sein Tod egal sein wird.
Der reife Mensch weiß, dass er unbedeutend ist.
Wer mit dem Glauben ans Ewige Ich lebt, nimmt sich viel zu wichtig, hat Angst, will nicht das alles zur Nichtigkeit verpufft.

Wer Seine Unbedeutenheit erkennt und damit klar kommt, ist der wahre reife.


"Jeder Mensch lebt mit seinem Innersten (das was du fühlst, wenn du „Ich“ denkst) ewig weiter, weil es schon immer existierte und existieren wird. Ich, das sind wir alle."

Sehr schön.
In unserem Spektrum der Existenz, ist das wirklich alles.
Wir Leben alle Unendlich lange und Leben seit Anbeginn der Zeit.
Denn seit wir Sind und bis wir Sein werden, ist alles was es gibt.
Jeder Lebt bis zum Endpunkt der kompletten Existenz.
Wenn man nicht mehr ist, ist nichts mehr.
Wir haben ewig Gelebt.
Bis zum Ende der Zeit.


Auch wenn ich Teilweise eine anderere Meinung als du hab, Mal ein dickes Lob von mir für dich.!
 
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Hm jo, ich finde es ein bisschen seltsam, wenn du mit einer unerschütterlichen Selbstsicherheit von dem sprichst, was 'jeder zum sterben bereite Mensch' denkt, und man gleichzeitig den Eindruck hast, dass du gerade damit anfängst dich mit dem Thema Tod auseinanderzusetzen.
 

[fN]Leichnam

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Hi Arj,

in diesem Punkt hast du natürlich vollkommen Recht. In meinem/unserem Alter beginnt man ernsthaft sich mit dem Thema auseinander zu setzen. Dass ich nicht die Lebensweisheit eines alten Hasen in mir trage, sollte klar sein.

Aber ich kann deinen Kritikpunkt verstehen und hatte auch selbst das Gefühl, mich an benannter Stelle ziemlich altklug anzuhören. Zumal ich weiß Gott nicht zum Sterben bereit bin..

Ich wollte mit obigem Text etwas Erbauliches zum Thema Tod und Sterben schreiben. Dass damit der Komplex nicht ausgeleuchtet, sondern nur dilletantisch angerissen ist, ist mir völlig klar.
 
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